Samstag, 24. Juni 2017

Ventspils (ehemals Windau) in Lettland an der Mündung der Venta


Dienstag, 20. Juni 2017


Nach dem gestrigen langen Tag lassen wir uns mit dem Aufstehen Zeit. Die Duschen im Jahtu Osta sind überraschen gut und neu und machen den verwahrlosten Eindruck des sicherlich noch aus der russischen Okkupation rührenden Gebäudekomplexes mehr als wett.
Jahtu Osta Ventspils (Jachthafen Ventspils)
Wir können auch zwei Fahrräder bekommen und machen uns auf den Weg in die noch unbekannte Stadt. Dies Straßen und Wege sind schon neu gemacht und in einem prima Zustand. Unser Weg führt entlang eines schönen Parks, der bestens gepflegt ist. Die Gebäude hingegen sind von ganz schlecht und verwahrlost bis hin zu recht chic gemachten Neubauten zu kategorisieren. Hierzu später sicher noch mehr. Im Zentrum der Altstadt kommen wir am Markt vorbei und finden schließlich in den Ratsstuben ein nettes Restaurant, ebenfalls renoviert und mit neuer Innenausstattung versehen.


Frühstück bekommen wir zwar nicht mehr, da es inzwischen 11:30 Uhr durch sind. Wir haben halt die für das Baltikum geltende zusätzliche Stunde Zeitverschiebung wohl doch noch nicht auf dem Schirm. Die junge und engagierte und gleichzeitig freundliche und zuvorkommende Bedienung verspricht, für uns in der Küche etwas Passendes zu zwei Spiegeleiern zaubern zu lassen. Inzwischen lassen wir uns einen hervorragenden Kaffee schmecken, der nach dem in Schweden üblichen Gebräu eine echte Wohltat ist. Wenige Minuten später serviert sie uns zuerst mal geröstete Brotscheiben mit pürierten und überbackenen Tomaten, dann kommt sie auch schon mit zwei Tellern mit Spiegeleiern, nett angerichtet mit Tomaten, Salat, Schnittlauch, Gurken, Salat und zwei undefinierbaren, aber sehr leckeren Klößchen, die in gewisser Weise an die Markklößchen meiner Oma erinnern. Das ganze gibt es incl. 5 Tassen Kaffee für € 25,00!

Beim anschließenden Bummel über den Marktplatz und durch die Markthallen, wo es u.a. noch zwei Metzger gibt, die Schweinefleisch nach herkömmlicher Art und Weise verkaufen, d.h. auch ganze Schweinsköpfe, Pfötchen, Haxen, Schwänzchen, viel fettige Schwarte aber natürlich auch Schnitzel, Kotelett und Co. Auf dem Marktplatz erstehen wir an einem Obststand eine Schale Erdbeeren (1 kg für 5 €). In einem kleinen Supermarkt, den wir auf dem Weg zum Jachthafen zufällig entdecken, kaufen wir ein wenig Sahne. Wir sind überrascht über das reichhaltige Angebot an unterschiedlichsten Biersorten, Weinen, Sekt (u.a. natürlich auch Krimsekt) und insbesondere Spirituosen (Wodka verschiedener Hersteller, aber auch Whisky, Rum, Gin, Cognac etc.). Und das Ganze zu irre günstigen Preisen!

An Bord wird erst mal Sahne geschlagen, natürlich von Hand und mit dem Kilo Erdbeeren verputzt.
Spätnachmittags fahren wir mit unseren Leihfahrrädern noch mal los, um den Ort weiter zu erkunden. Direkt gegenüber vom Jachthafen liegt der Strand, der dem der niederländischen Strände in punkto Ausstattung und Sauberkeit und ganz feinem Sand in nichts nachsteht.
Am Strand von Ventspils - hier nur ein kleiner Ausschnitt
Wir wollen aber weiter in den Park, um dem im Reiseführer beschriebenen Ankerpark zu folgen. In der Tat sind dort wohl um die 30 tonnenschweren Anker unterschiedlichster Form und Herkunft mit jeweils ein paar Meter Ankerkette aufgestellt. Einer davon trägt sogar noch gut sichtbar ein Hakenkreuz. Auch ansonsten ist der Park sehr schön angelegt und mit diversen Attraktionen für Kinder ausgestattet. Hierbei kommen wir zufällig auch am Fischerei- und Freilichtmuseum vorbei, in dem u.a  auch diverse historische Fischerboote ausgestellt sind. Bei € 2,80 Eintritt (für zwei Personen) können wir nicht widerstehen und gehen rein. In diversen Hütten und Häusern wird das Leben und Arbeiten in den früheren Jahrhunderten gezeigt. Schade nur, dass wir das meiste nur in lettischer Sprache beschriebene nicht verstehen.
Auch eine Windmühle, in der u.a.alte deutsche Getreidebearbeitungsmaschinen und sogar eine alte Schmalspureisenbahn mit eigenem kleinen Bahnhof fehlen nicht.
Einer von den 36 Ankern
Ein weiteres Exemplar - der hier wiegt 4.500 kg!
Eines der "neueren" Fischereifahrzeuge - immerhin schon mit Motor!
Zum Abendessen kehren wir im Hotel "Juras Brize" ein und werden für € 25,00 incl. Getränke rundum satt. Es ist wohltuend, wie sehr sich die zumeist jungen Leute im Service sich bemühen, ihren Gästen den Aufenthalt angenehm zu machen trotzdem versuchen, auch ihr Angebot an den Mann bzw. die Frau zu bringen.

Mittwoch, 21. Juni 2017

Aufgrund der immer noch strammen Windstärke wollen wir heute noch in Ventspils bleiben, zumal die Stadt der Blumen und Brunnen noch viel Unentdecktes zu bieten hat. 
Frühstück leisten wir uns aufgrund der Erfahrung vom Vorabend im „Juras Brize“. Ein Bauernfrühstück kostet € 3,00! Nachdem wir das verputzt haben, werden wir so nett gefragt, ob wir nicht noch etwas Süßes hinterher haben möchten, dass wir einfach nicht nein sagen können. Das Ergebnis sehen wir hier:
Gut gestärkt besichtigen wir die Südmole, wo neben einem alten Schiff aus Sowjetbeständen ein überdimensionaler Stuhl einigen Metern alter Ankerketten eine neue Daseinsberechtigung gewährt.


Auf dem Weg in die Stadt machen wir einen Abstecher in den Bezirk Ostgals. Da dieser Bereich zu versanden drohte, zwangen die sowjetischen Besatzungsmächte Anfang des 20. Jahrhunderts die Bauern, sich dort anzusiedeln und damit der Versandung entgegenzuwirken. Heute befinden sich dort immer noch die vor gut 100 Jahren errichteten Holzhäuser, die zwar vielleicht nicht mehr so ärmlich wirken, trotzdem aber vom heutigen Standard noch weit entfernt sind.


alte Holzhäuser im Bezirk Ostgals
Diese beiden Objekte befinden sich allerdings in unmittelbarer Nähe des Altstadtzentrums



In unmittelbarer Hafennähe besichtigen wir die Ordensburg des livonischen Ordens, der als strukturell eigenständiger Teil des Deutschritterordens im Baltikum bezeichnet wird. Die Burg stammt wohl aus dem 11. Jahrhundert und ist architektonisch auf den ersten Blick nicht besonders reizvoll, entpuppt sich aber in ihrem Inneren mit mehreren Etagen, Innenhof und Turm als für damalige Verhältnisse ausgeklügelt angelegt.
Burg des Livonischen Ordens in Ventspils


Auf eine Besichtigung des Olympiazentrums, auf das Ventspils ganz stolz  ist, haben wir verzichtet. Hier zumindest ein Hinweis auf die Bobaktivitäten:



Allerdings fanden wir den Besuch des erst 2016 fertiggestellten Brunnens in Form der Fregatte „Walfisch“ ganz interessant. 



Nebenbei entdeckten wir den Brunnen des Schiffsbeobachters und eines weiteren Brunnens mit Schiffsbezug in einem Park in der neuen Stadt. 


Der Schiffsbeobachter - für den nicht Eingeweihten nicht sofort verständlich!

Ganz zufällig kommen wir an der orthodoxen Basilika vorbei, wobei uns ein Besuch aufgrund eines dort wohl gerade stattfindenden Trauergottesdienstes verwehrt wird. 


Am Abend dieses erlebnisreichen Tages und quasi zum Abschluss unseres Ventspils-Aufenthaltes gönnen wir uns noch mal ein Abendessen im Juras Brize, denn am nächsten Morgen soll es zeitig weitergehen. Ziel ist erst mal Kuressaare im Süden der Insel Saaremaa, von wo wir aus dann weiter nach Süden Richtung Riga wollen.


Gegrilltes Schweinesteak mit Beilagen - € 8.50!!!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen