Dienstag, 20. Juni 2017

Aufbruch ins unbekannte Baltikum

Mittwoch, 14. Juni 2017

Heute wollen wir auf jeden Fall nach Byxelkrok, einem urigen Hafen im Norden Ölands, den wir schon von unseren Törns in den beiden Vorjahren kennen. Außerdem eignet er sich als idealer Absprunghafen für die Überfahrt nach Gotland. Schon zeitig verlassen wir den Hafen, setzen Segel und müssen feststellen: das reicht nicht, um bis Byxelkrok zu kommen. Es hilft alles nichts, der Motor muss  mal wieder helfen. Als wir Blå Jungrun passiert haben, setzt leichter Wind ein, der zunächst aus Ost, später nach kurzer Atempause aus Süden kommt. So ist es uns vergönnt, zumindest die letzten 4 sm unter Segeln zurückzulegen. 

Hafenkulisse Byxelkrok
 Donnerstag, 15. Juni 2017

Schon wieder flau! Wir mieten uns Fahrräder und machen eine Radtour in den Norden. Öland norra udde, der Lång Erik (Ölands Leuchtturm im Norden), rund um die Bucht Grankullaviken und dann zum Trollskogen, einem Wald mit sehr bizarr geformten Bäumen, der uns von der Verkäuferin im Keramikshop im Solliden als sehenswert empfohlen worden war.

Leuchtturm Langer Erik auf Ölands Nordspitze "norra udde"
Baum im Trollwald bei Grankullavik
Zurück geht es durch den Wald über einen gut beschilderten Radweg. Natürlich kommen wir an der einen oder anderen Windmühle vorbei. Steinmauern gibt es auch zuhauf. Die kennen wir aber ja auch schon von unserem Ölandbesuch während unseres Törns 2015.
Rund 30 km haben wir so bei bestem Wetter zurückgelegt. Zur „Belohnung“ gibt es am Abend im kleinen Restaurant direkt am Hafen eine Pizza.

Freitag, 16. Juni 2017

Um 6 Uhr morgens schmeißen wir die Leinen los. Obwohl der Wind noch recht schlapp ist, setzen wir vor dem Hafen Segel und schleichen mit 3 kn Richtung Nordspitze Ölands. Immerhin haben wir um 07:15 Uhr den Leuchtturm passiert. Einige Zeit später brist es dann erfreulicherweise auf. So kommen wir mit halbem Wind sehr gut voran. Um die Mittagszeit gibt es eine kleine Schwächephase, vermutlich die übliche Mittagspause, die aber auch nicht allzu lange andauert. Um 14:15 Uhr bergen wir vor der Einfahrt in den Hafen die Segel und liegen bereits um 14:30 Uhr im Visby Gaesthamn, der überraschend leer ist, vor Heckboje mit dem Bug am Steg.

Nach dem Besuch beim Hamnkontor machen wir natürlich einen Bummel durch die Stadt. Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist es auch dort relativ ruhig, obwohl im Hafen ein Kreuzfahrtschiff liegt. Natürlich geht es nicht ohne Besuch in der Eisdiele ab, von deren Terrasse man einen tollen Blick über die Dächer der Stadt und auf die Ostsee hat.

Blick über die Dächer der Stadt Visby auf Gotland
Am großen Marktplatz gönnen wir uns in einem der Straßencafés ein Glas Wein und schauen dem Treiben rund um den Marktplatz zu.
Für den nächsten Tag ist auch mal wieder nicht mit gescheitem Wind zu rechnen. Wir beschließen daher, noch einen Tag in Visby zu verbringen.

Samstag, 17. Juni 2017

Bestes Wetter, strahlender Sonnenschein. Die Beschaffung von frischen Brötchen gerät zur Stadtbesichtigung, weil die uns empfohlene Bäckerei leider geschlossen ist. Allerdings auch mal interessant, eine derartige Stadt zu erkunden, in der das Leben so langsam erwacht.
Nach dem Frühstück beschließen wir spontan, uns noch mal ein Mietauto zu leisten, um damit einen Ausflug auf den Nordteil der Insel zu unternehmen.

Wir statten dem Fischerdorf Själtsö einen kurzen Besuch ab, wobei wir die alten Fischerhäuschen, die als solche allerdings nicht mehr alle genutzt werden, besonders reizvoll finden.

Fischerhütten in Själtsö

Kleiner Fischkutter in Själtsö

Bei Hallshuk wagen wir uns bis an die Kante des hohen Kliffs, das dort um die 40 m senkrecht nach unten geht.

Hallshuk
Noch spektakulärer ist allerdings Högklint im Süden von Visby mit seiner 48 m hohen Steilwand.



Getvältaren ist die Bezeichnung für die bis vor ca. 30 Jahren dort noch vorhandenen Ziegenweiden. Manche Ziegen schafften es, geschickt auf die tiefer liegenden Absätze mit vermeintlich besonders leckeren Gräsern zu springen, nicht ahnend, dass sie damit ihr Todesschicksal besiegelt hatten, denn für sie gab es keinen Weg mehr zurück.


Interessant ist auch die Höhle, in der der Räuber Lilja sich im Steilhang vor seinen Verfolgern versteckt hat.

Den Tag beschließen wir mit einem Bummel über die Uferpromenade entlang der Stadtmauer und durch die Gassen der Stadt zurück zum Hafen.



Sonntag, 18. Juni 2017
                         
Heute bläst es anständig aus Süd, für uns aus der richtigen Richtung, um eine schnelle Überfahrt zum 38 sm entfernten Fårösund zu gewährleisten. Es macht richtig Spass, unter Großsegel und ausgebaumter Fock entlang der Küste, die wir am Vortag noch teilweise auf unserer Autotour von der Landseite kennengelernt haben, vorbeizusegeln.


Motivatie gibt auch ihr bestes. Auf Höhe Kappelshamn gibt es eine laute Detonation, die uns wirklich erschreckt. Weiter draußen auf See gibt es schließlich ein Schießgebiet, in dem allerdings laut Aushang im Hafen bis auf weiteres keine Schießübungen stattfinden. Aber man weiß ja nie! Vermutlich war es dann doch eine Sprengung in den rund um Kappelshamn liegenden Steinbrüchen? Sonntags? Na ja, wir werden wohl nicht mehr dahinter kommen, was es wirklich war.
Wir setzen unsere Fahrt fort und passieren den roten Leuchtturm vor der Einfahrt in den Fårösund, der am Ende einer Reihe von knapp unter Wasser, teils aber auch die Wasseroberfläche durchbrechenden Granitbrocken markiert. Die Ansteuerung ist bei den guten Sichtverhältnissen recht einfach. Allerdings gibt es hier doch einige Böen, die das Boot bei dem jetzigen Halbwindkurs recht kräftig krängen lassen, dafür aber auch mit über 7 kn in die enge, von dicht beieinander liegenden Bojen markierten Durchfahrt schießen lassen. Als wir wieder abfallen können und es so richtig Spass macht, müssen wir leiden schon die Segel bergen, denn Farösund Marina liegt direkt hinter der Fährverbindung Fårösund nach Fårö. Der Hafen ist bis auf ein Segelboot und ein kleines Motorboot leer und macht auch einen etwas verwahrlosten Eindruck. Die 300 Kronen Hafengebühr, die man uns dort abknöpft, sind nun wirklich nicht gerechtfertigt. Aber wir wollen ja am nächsten Morgen ganz zeitig los und den Sprung ins 85 sm entfernte Ventspils in Lettland wagen.

Montag, 19. Juni 2017

Abfahrt ist um 04:45 Uhr! Nur unter Großsegel passieren wir vor dem Wind die enge Passage vor der vorgelagerten Insel Bungeör, danach wird die Fock dazugesetzt und ausgebaumt. 80 sm liegen so bis zur Ansteuerung Ventspils vor uns.


                                                             Wechsel der Gastlandflagge

Um die Mittagszeit wird es mal wieder schwierig, den Kurs platt vor dem Wind bei der jetzt doch recht beträchtlichen und ziemlich konfus durcheinander laufenden Welle mit gescheiter Fahrt zu halten. Letztlich müssen wir dem Wind mal wieder mit 2.500 Umdrehungen unseres Dieselmotors zu Hilfe kommen. Leider für die kompletten restlichen 35 sm.
Kurz vor der Hafeneinfahrt absolvieren wir die laut Beschreibung im Hafenhandbuch obligatorische Anmeldung bei der Hafenbehörde. Ventspils Vessels Traffic scheint allerdings über unsere Anmeldung ein klein wenig verwundert zu sein, heißt uns jedoch in gutem Deutsch herzlich in Ventspils willkommen.
Um 20:40 Uhr liegen wir schließlich nach 87 sm und nicht ganz 16 Stunden vor Heckboje an der renovierten Jaht Osta (Yachthafen) Ventspils und werden von einem sehr freundlichen Hafenmeister begrüßt. 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen