Montag, 12. August 2019

Wieder im Heimathafen Grauhöft in Kappeln angekommen


Nachdem ich nun schon fast eine Woche wieder zu Hause bin, ist es an der Zeit, die restlichen Etappen im Blog nachzutragen!

Samstag, 3. August 2019    Langör – Ballen/Samsö



Nach erfolgreicher Schiffsinnenreinigung kommt wider Erwarten doch ein bisschen Wind auf. Ob das bis Ballen reicht? Die Kreuz zwischen Langör und Vejrö ist mühsam, zumal auch noch Gegenstrom steht. Ich gebe mich nach einigen Kreuzschlägen geschlagen und starte die Maschine und nehme die Segel runter, weil es tatsächlich genau gegenan geht. Kurzfristig lebt der Wind noch mal auf und es reicht für immerhin 4,5 kn. Um 18:50 Uhr ist dann aber wirklich der Wind weg. Nach 20 Minuten Motorfahrt laufe ich in den vollen Hafen von Ballen ein. Ich kann mich nicht so recht entschließen, ins Päckchen zu gehen und fahre wieder raus, um zwischen den draußen bereits vor Anker liegenden Booten noch einen Platz zu finden. Kurze Zeit später fällt der Anker auf bequemen 3,70 m Wassertiefe und hält in dem lt. Seekarte sandigen Grund auch sofort.







Sonntag, 4. August 2019   Ballen – Svendborg



Morgens gibt es erst mal ein erfrischendes und belebendes Bad in der Ostsee. Da kommen die Segler vom dänischen Nachbarschiff mit ihrem Schlauchboot auf mich zu und fragen mich, ob ich auch mit an Land möchte, z. B. um Brötchen zu holen. Eine tolle Geste, hab ich so bisher auch noch nicht erlebt. Es tut mir fast leid, dieses Angebot auszuschlagen, aber

das Frühstück ist bereits fast fertig und die Aufbackbrötchen schon im Backofen.

Bereits um 10 Uhr heißt es „Anker auf“ und 10 Minuten sopäter stehen auch schon die Segel. Es gibt den angekündigten Westwind mit 3 – 4 Windstärken und zügig geht es nach Süden. Die Insel Romsö iste nach gut 3 Stunden erreicht, die Große Belt-Brücke knappe zwei Stunden später passiert. Die Verlockung, nach Nyborg zu segeln, ist unbestritten groß, aber bei dem herrlichen Wind sollte auch Svendborg noch gut machbar sein. Der ablandige Westwind kommt gewohnt böig, beschert uns aber eine rasche Fahrt, wobei das Sumlog nicht selten mehr als 7 kn anzeigt.
Passieren der Große Belt-Brücke Vesterrende


Ab der Südtonne Thurö Rev geht es hoch an den Wind und zum Schluss eine Kreuz in den Svendborgsund – gutes Training für Silverrudder.

Der Hafen in Svendborg ist ziemlich voll, jedoch gibt es noch freie Plätze, die zwar für die Nutzer der DockSpot-App reserviert sind, aber da wohl um 20.30 Uhr kaum noch davon auszugehen ist, dass noch einer kommt, bin ich so frei und lege mit Heckboje dort an.

Es war ein toller Segeltag, der viel Spaß gemacht hat, wobei am Ende 56 Meilen auf der Logge sind.

Leider ist es nach Aufklaren des Schiffes für eine Burger im Café Torvet zu spät. Also gibt es mal wieder nur noch ein Brot und Käse und Rotwein, der allerdings auch schon langsam wieder zur Neige geht.





Montag, 4. August   Svendborg – Sonderborg



Der Wind ist morgens noch recht mau und natürlich gibt es mal wieder Gegenstrom – im Svendborgsund gefühlt eigentlich fast immer. Bis zur Untiefentonne geht es infolgedessen erst mal unter Motor. Bei der folgenden Kreuz mit kurzen Schlägen kommen natürlich wieder die Fähren ins Spiel. Erst die aus Svndborg Richtung Ärö, kurze Zeit später die von Ärö nach Svendborg. Jeweils mal kurz etwas anluven, Fahrt rausnehmen, danach geht es weiter.

Kurz hinter Ballen an Steuerbord raumt der Wind. Reicht das für den Blister? Ja – es reicht, und es beschert uns immerhin um 5 kn Fahrt durchs Wasser – Strom ist immer noch gegenan. Leider schralt der Wind aber nach knapp einer Stunde schon wieder, so dass der Blister nicht mehr so recht stehen will. Aber wir sind ja auch schon in der Mitte von Avernakö und danach heißt es ohnehin anluven.

Abendhimmel über der Flensburger Förde - jetzt ist es nicht mehr weit bis Sonderborg
Es läuft so einigermaßen, aber in Höhe des Leuchtturms Gammel Pöl am Südostende von Alsen reicht es nur noch für 2 kn unter Segeln. Also doch wieder Motor an – bis Sonderborg, das ich gegen 21 Uhr erreiche. Der Hafen ist voll, erst in der vierten Steggasse finde ich auf der Steuerbordseite den vorletzten Platz, der ein grünes Schild aufweist. Und ist passenderweise 3,20 m breit. Hier in Sonderborg wird nämlich nicht nach Schiffs- oder Boxenlänge, sondern nach Boxenbreite bezahlt!





Dienstag, 5. August 2019   Sonderborg – Kappeln/Grauhöft



Heute gibt es zur Abwechslung mal wieder gescheiten Wind: 4 Windstärken aus West. Bevor es auf die letzte – allerdings kurze – Etappe geht, wird noch mal der Dieseltank gefüllt. Interessanterweise gibt es hier biofreien Diesel, allerdings nicht abgabenfrei wie beim letzten Auftanken in Risör in Norwegen. Knapp 28 l gehen rein. Also habe ich auf der gesamten Tour etwas mehr als 110 l Diesel verbraucht. Den restlichen Antrieb hat Rasmus quasi frei Haus geliefert!

Mit Rauschefahrt geht es Richtung Leuchtturm Kalkgrund, mit Ausnahme einer kurzen Schwächephase meist mit gut 6 kn, mal auch knapp 7. Am Ende geht es mal wieder viel zu schnell. Nach gut 2 ½ Stunden heißt es ein letztes Mal bauf diesem Törn die Segel zu bergen. Bei dem Westwind geht es natürlich in die Schlei nur unter Motor und was haben wir? Mal wieder Gegenstrom! Nach einer weiteren ¾ Stunde laufe ich in den Heimathafen in Grauhöft ein und mache nach 74 Tagen wieder in Box 146 fest.

Die Gastlandflaggen der besuchten Länder unter der Steuerbordsaling laufe ich in die Schlei ein

Laut Logge hat Motivatie mich 1.404,8 sm durch die dänischen, schwedischen und norwegischen Gewässer getragen. Einmal gab es eine leichte Grundberührung beim Ankern – bei minimaler Fahrt von etwas über 1 kn – unkritisch also. 21 Hafentage gab es – zumeist geplant, weil es so viel zu sehen gab, 53 Tage unterwegs, die meisten davon unter Segeln. Die längste Tagesetappe war mit 66,9 sm die von Gottskär nach Anholt, die kürzeste mit 3,5 sm von Stora Kornö nach Malmön.

Die Navigation in den Schären mit Seekarte und nur gelegentlicher Unterstützung durch das iPad hat viel Spaß gemacht, war aber gleichwohl auch anspruchsvoll. Es war dann in der Regel sehr konzentriertes Segeln mit der Karte immer im Blick, wenn nicht gar in der Hand.

Und Lust auf noch mehr Norwegen? Eindeutig ja!


Samstag, 3. August 2019

Zurück in dänischen Gewässern




Dienstag, 30. Juli 2019   Gottskär – Anholt

Heute soll es ganz guten Wind geben, wovon allerdings morgens noch nichts zu spüren ist. Nachdem die Segel erst mal oben sind, geht es gemächlich mit 4 kn Richtung Leuchtturm Fjordskär. Schon vor Erreichen des Leuchtturms schwächelt Rasmus und der japanische Wind muss mal wieder herhalten. Dann doch nur nach Varberg, wo ich auf der Hintour schon war? Ist zwar ein recht nettes Städtchen mit dem Kaltbadehaus in orientalischem Stil und der Festung, aber der Hafen direkt am Fähranleger war ja nicht so der Hit.

Der Wind meldet sich nach kurzer Zeit zurück und frischt schnell auf und zwar so, dass ich nach kurzer Zeit das Groß runter nehme und nur unter Fock weiter fahre. Der Wind dreht dabei so, dass Varberg genau in Luv liegt. Bei der inzwischen beträchtlichen Welle gegenan motoren? Hab ich nicht so richtig Bock drauf.

Der Wind wäre allerdings gut für Anholt. Kurz entschlossen wird das Groß mit einem Reff wieder nach oben gezerrt und Kurs auf Anholt genommen. Motivatie rast auch gleich gut mit 7 kn durchs Wasser los. Die Welle nimmt sukzessive zu, im Surf geht es auch schon mal auf die 8 kn. Etwa auf halber Strecke gibt es ein Flach mit zwar immerhin 7 m Wassertiefe. Aber von knapp 60 m Wassertiefe abrupt ansteigend kann es hier bei der ohnehin inzwischen auf 2 m angestiegenen Welle schnell eklig werden. Für ca. 2,5 sm muss ich ca. um 25 Grad anluven. Nachdem die Osttonne passiert ist, kann ich wieder auf 210 Grad abfallen und liege damit die vor der Ostspitze von Anholt liegende Osttonne an, wobei vorher noch das direkt an Anholt vorbeilaufende Verkehrstrennungsgebiet zu passieren ist. Hier ist auch einiges an Frachtern unterwegs, wobei sich jedoch für mich passende eine recht große Lücke auftut, bevor der nächste Frachter mit immerhin knapp 18 kn heranrauscht. Rauschen tut es bei mir auch, und zwar kräftig. Nicht nur der Wind, sondern auch die Welle hat noch mal gut zugelegt. Wir schießen jetzt mit durchweg 8 – 8,5 kn durch die Welle, im Surf in der Spitze bis 10,3 kn. 















Nachdem der Traffic Separation Sector hinter mir liegt, nehme ich das Großsegel ganz runter. Allein unter Fock läuft es immer noch mit 7,5 kn. Ich war versucht, die Insel an Backbord liegen zu lassen, um die Landabdeckung zu nutzen. Das hätte aber am Ende der Insel bedeutet, um die Untiefe herum gut 4 sm gegenan fahren zu müssen, um die Hafeneinfahrt zu erreichen. Also bleibt Anholt doch an Steuerbord. Leider hat der anfänglich leichte Nieselregen sich zu einem kräften Regen gemausert und damit auch die Sicht drastisch verschlechtert. Die Konturen von Anholt werden erst erkennbar, als ich auch den Leuchtturm an der Ostseite ausmachen kann.  

Jetzt sollte es eigentlich recht schnell gehen. Aber die Insel ist doch verdammt lang. Von der Osttonne bis zur Südtonne, die die Untiefen an der Südwestseite markiert, sind es immerhin gut 14,5 sm. Ich kürze ein wenig ab und schifte bereits eine Meile vor der Südtonne die Fock und gehe auf Nordkurs. Nachdem die Hafeneinfahrt endlich etwas achterlicher als querab an Steuerbord liegt, geht die Fock runter. Der Motor läuft schon seit einer guten Viertelstunde mit, um sicherzugehen, dass nicht irgendwelche durch die Schaukelei aufgewirbelten Wasserpartikel, die eigentlich im Dieseltank nichts zu suchen haben, den Motor an der uneingeschränkten Leistungsbereitschaft hindern. Aber nichts dergleichen störendes ist festzustellen. Um 21.10 Uhr liegt die Hafeneinfahrt direkt vor mir. Fender und Leinen werden erst jetzt im ruhigen Vorhafen angebracht. Erfreulicherweise finde ich schnell einen Liegeplatz am ersten Steg, wo ich sogar längsseits anlegen kann. Es sind zwar nur 30 cm zum Heck des Vordermannes und 50 cm zum Hintermann, aber das reicht ja. Der etwas besorgte, aber sehr freundliche Eigner des vorderen Schiffes aus Gilleleje hilft bei der Vorleine, und schon liegt Motivatie nach 66 – weitestgehend anspruchsvollen – sm am Steg fest. Den Anlegerwein hab ich mir jetzt aber redlich verdient. Persenning auf den Segeln erübrigt sich heute wohl – sie sind pladdernass und es regnet unaufhörlich.

Mittwoch/Donnerstag, 31. Juli/1. August 2019   Anholt

Der Mittwoch bleibt weitestgehend regnerisch. In einer Regenpause verlege ich auf Anordnung des Hafenmeisters an eine Heckboje. Damit sind die Outdoor-Aktivitäten des Tages auch schon erschöpft. Ausreichend Zeit und gute Gelegenheit für die Blog-Pflege, da hier das WLAN-Netz des Hafens tatsächlich so weit reicht, dass ich auch Bilder an Bord hochladen kann. Als ich nach einem Einkauf im Minisupermarkt im Hafen am Steg ankomme, liegt fast direkt gegenüber der „Motivatie“ die „Katja“ von Karla und Hagbart, den dänischen Seglern, die ich bereits in Göteborg kennen gelernt habe. Hagbart ist gerade dabei, die Großsegelpersenning zu befestigen. Er freut sich richtig, als er mich erkennt und lädt mich für den Abend, wenn auch der Rest der Familie, die sich nach der anstrengenden und für die beiden Mädels nicht ganz fischfutterfreien Überfahrt von Varberg erst mal an Land akklimatisieren müssen, zurückgekehrt ist zu einem Bier an Bord ein.

Nachdem am Mittwoch am späten Nachmittag der Regen aufgehört hat, scheint der Donnerstag wieder ganz passabel zu werden. Ausnahme: Wind gibt es nicht so wirklich gescheiten.

Also bleibe ich – wie auch die meisten anderen – im Hafen. Der vergeht trotzdem recht schnell. Ein Ausflug zum direkt neben dem Hafen gelegenen Strand incl. Bad in der jetzt recht angenehm temperierten Ostsee, ein Spaziergang von gut 6 km über den Nordberg und nochmals ein Einkauf im Supermarkt.

Prominenter Besuch im Hafen von Anholt: die Peter von Seestermühe - gekommen von Lillesand

Und gleich noch ein Hingucker: dänische Jagt im Colin Archer-Stil

Wanderung um den Nordbjerg


Hagbart und Karla wollen mit ihren Kindern Astrid und Anker sowie den beiden Gästen an Land grillen. Spontan lädt Hagbart mich ein: wir haben Würstchen ohne Ende und Kartoffelsalat. Ich sage natürlich nicht nein und trage mit einem Eisbergsalat sowie vorgebratenen Kartoffeln, Chili-Ketchup und einem Rotwein zum Gelingen des Abends bei. Der Hafen verfügt über einen großzügigen Grillplatz mit zwei runden Grills mit je 1,50 m Durchmesser. Dazu stehen die in Dänemark üblichen Tisch-/Bank-Kombinationen, die Platz für gut und gerne 100 Leute bieten, bereit. Es wird ein lustiger und geselliger Abend. Zu uns an den Tisch gesellt sich noch ein dänisches Ehepaar aus Olbo. Olbo? Ach ja, „Aalborg“!

Es geht mit einem Kauderwelsch aus dänisch, einer lustig klingenden Sprache, von der ich allerdings so gut wie nichts verstehe, englisch und deutsch durcheinander. Aber irgendwie versteht jeder jeden!

Bei Karla und Hagbart wird diskutiert, wie man denn weiterfährt, denn am Samstag müssen sie in Seeland (dänisch: Sjaelland, gesprochen Schällan!) zur Einweihung des Ateliers einer befreundeten Künstlerin, dessen Innenausbau Hagbart als ehemaliger Schreiner erstellt hat, sein.

Auf Seekrankheit hat keiner mehr Lust, auf die Tortur mit Fähre nach Grenaa, Bus nach Arhus, Zug nach Sonderborg etc. allerdings auch keiner. Also heißt es: Wir fahren gleich los! Glattes Wasser, kein Wind, nur Motorfahrt. Wir verabschieden uns wie gute Freunde, tauschen noch die Kontaktdaten aus mit dem Versprechen: Wir sehen uns bald mal wieder! Und dann fahren sie auch schon los.


Freitag, 2. August 2019   Anholt – Langör/Samsö

Für heute ist Nordwind in passabler Stärke angesagt. Ich will in einem Rutsch bis Langör auf Samsö, ein Schlag von rd. 60 sm. Also zeitig hoch und raus. Um 8:30 Uhr habe ich schon die Hafenausfahrt hinter mir und nach kurzer Zeit geht es unter Groß und Fock anfangs auch recht zügig los. Kurs ca. 210 Grad. Ein  perfekter Kurs für den Blister. Der geht dann nach ein bisschen Enttüddeln auch um 9:30 Uhr hoch und lässt das Speedometer anfangs auf 6,5 kn steigen. Nur allzu schnell hat Rasmus mal wieder einen seiner Schwächeanfälle und beschert uns nur noch 4,5 kn Fahrt – Tendenz abnehmend. 

Eben noch Blister, kurze Zeit später Spinnaker

Vor Grenaa wird es dann richtig mühsam. Fahrt durchs Wasser mit Mühe mal 4 kn, aber Gegenstrom zwischen 0,5 und 1 kn. So wird das heute nichts mehr mit Langör. Nach Grenaa rein hab ich aber auch keine Lust. Da fahren die ganzen Fähren hin. Die da zum Beispiel, die gleich die Windmühlen umzufahren scheint.

Stena Nautica vor dem Anholt Windpark mit 111 Mühlen

Dann noch eher motoren und hoffen, dass sich zwischendurch noch mal der Wind berappelt. Macht er aber nicht. Also nach überlasse ich das Steuern meinem Gustav. Und schwupps: 4 ½ Stunden später stehen wir vor der Nordtonne als Ansteuerung von Langör. In der Bucht vor dem Hafen liegen schon so an die 30 Schiffe. Bin gespannt, wie es im Hafen aussieht. Und siehe da: eine freie Box, wo ich dann zwischen einem Kölner und einem Mönchengladbacher liege.
Langör hat sich- mit Ausnahme von neuen Stegbrettern – in den letzten 31 Jahren wohl so gut wie nicht geändert. Vieles ist noch so, wie ich es in Erinnerung habe.
Jetzt bleibt nur abzuwarten, ob es morgen ausreichend Wind zum Weitersegeln gibt. Die Aussichten sind eher mau, aber Sonntag soll es passablen Westwind geben. Dann sehen wir weiter.

Sonnenuntergang im Stavns Fjord bei Langör