Sonntag, 30. Juni 2019

Grebbestad - Oslo


Dienstag, 25. Juni 2019   Grebbestad – Kostersundet



Heute gibt es so den richtigen Wind, um in Ruhe und trotzdem einigermaßen Fahrt im Schiff das Segeln um und zwischen den Schären, Inselchen und Felsbrocken zu genießen. Das erste Stück ist einfaches Dahersegeln mit reichlich Platz. Vor dem Havstesundet wird es allerdings immer enger und der Wind macht die übliche Mittagspause. Durch den Sund ist sowieso Motoren angesagt, da der Wind dem Sundverlauf folgend genau von vorn kommt. An der engsten Stelle ragen die Felsen auf beiden Seiten recht steil auf. Auf der Steuerbordseite markiert nachts ein Leuchtturm mit seinen verschiedenen Sektoren die freie Durchfahrt. Damit man ihn auch tagsüber gut erkennt, ist nicht nur der Leuchtturm weiß gestrichen, sondern der umgebende Felsen auch noch mal, zusätzlich mit einem schwarzen Rand versehen. Am Ende des Sundes weitet sich das Fahrwasser zwar etwas, aber erst nachdem man Resö und die Inseln Stora Snart und Bissen passiert hat, kann es unter Segeln Richtung Kosterinseln weitergehen. Es ist zwar eine Kreuz, aber die macht sogar richtig Spaß. Relativ glattes Wasser, Wassertiefen durchweg über 100 m, der Wind reicht durchweg für 5 – 5,5 kn. Doch was ist das? Nur noch 4,70 m Wassertiefe? Hier sollten es doch laut Karte min. 80 m sein, mal abgesehen von einer flachen Stelle mit 2,40 m, die aber weiter südlich liegen müsste. Sicherheitshalber instinktmäßig erst mal genau auf Gegenkurs und beiliegen – da war ja nichts. Nochmalige Kontrolle der Position und dann geht mir auch ein Licht auf: das Echolot hat bei größeren Wassertiefen häufig das Problem, dass es sich selbst nicht glaubt und vorsichtshalber noch mal „von vorne anfängt zu zählen“. Deshalb die 4,7 m! Also weiterfahren! An Steuerbord passiert eine große X, sicherlich über 40 Fuß, namens Xenia – aber unter Motor?! Muss man nicht verstehen. Nach ein paar Kreuzschlägen kann ich abfallen und in den Sund zwischen Nord- und Südkoster einbiegen. Wohin aber jetzt? Nach Ekenäs oder Klostersundet? Ich entschließe mich für letzteres, segle aber trotzdem einmal den kompletten Sund runter. Dort ist auch ausreichend Platz, die Segel zu bergen und in Ruhe aufzutuchen. In Klostersundet finde ich einen Platz als 3. Boot im Päckchen neben einem dänischen Schiff aus Bogense – die sind gleich mit 3 Booten hier – und innenliegend einer relativ neuen Linjett 34. Schönes Schiff!

Beim Gang zum Hamnkontor werde ich von Skipper der „Xenia“, einer X 442 angesprochen: „Hast schön gesegelt, sah richtig toll aus!“ Auf die Frage, warum sie denn nicht auch gesegelt sind, kriege ich zur Antwort, dass die Hälfte der aus vier Männern bestehenden Besatzung am Pennen war und außer dem Skipper keiner Bock hatte, das Großsegel auszupacken und zu setzen!

Buntes Sammelsurium in Kostersundet




Mittwoch, 26. Juni 2019   Klostersundet – Östre Bolaerne



Nach dem Frühstück und Aufklaren der Pantry gibt es erst mal einen Spaziergang Richtung Lotsenbeobachtungsstation und den beiden Leuchttürmen. Nach dem Regen am Morgen ist alles feucht und bei der jetzt aufkommenden Sonne entwickelt sich eine saunaartige Luft. Der Weg führt durch den Wald, bestehend aus Kiefern, Eichen, Eschen und Birken, dazwischen hier und da auch mal ein Wacholderbusch. Auf einer Wiese steht eine „Maistang“, die statt der üblichen einzelnen Querstange und zwei Kränzen eine zweite Querstange und zwei zusätzliche Kränze aufweist. Daneben liegt ein inzwischen verwelkter Blumenkranz, den in Schweden zu Midsommarafton fast alle tragen.

Leuchtturm auf Nordkoster
Lotsenbeobachtungsstation auf Nordkoster


Vom Leuchtturm hat man eine phantastische Aussicht auf die Inselwelt und den Sund. Mit einem Pärchen, das sich von gemeinsam vor dem Leuchtturm ablichten lässt, erfahre ich im Gespräch, dass sie mit dem Wohnmobil unterwegs sind und von hier an auf dem Rückweg sind, da sie das Ding zu einem bestimmten Termin in der Nähe von Unna abgeben müssen. „Ach“, sage ich, „in der Nähe von Unna wohnen auch Freunde von mir, in Fröndenberg.“ „Ja, genau da müssen wir das WoMo abgeben, dort bin in zur Schule gegangen!“ Die Welt ist klein, und natürlich sagt ihm der Name Andreas Hennemann, der in Dellwig ja bekannt ist wie ein bunter Hund, auch etwas!

Inzwischen ist auch der Wind erwacht, wenn auch noch etwaw müde Trotzdem – ich will weiter! Es ist zwar NNW, aber Gott sei Dank muss ich ja Richtung Norden, also da geht hoch am Wind sicherlich was. Zwischendurch schwächelt er zwar mal wieder, aber ich will ihn auch nicht gleich gänzlich mit dem Yanmar Zeit vertreiben. Meine Geduld wird belohnt, und nach einer geschätzten halben Stunde kommt er zurück und dreht zudem entgegenkommenderweise weiter westlich bis südwestlich, do dass ich sogar den Leuchtturm Tristenene fast anliegen kann. Ein kleiner Holeschlag, den ich aber nur zur Sicherheit mache, lässt das Leuchtfeuer gut an Steuerborg liegen. Dort liegen auch die ganze Zeit schon interessant aussehende Inseln und Inselchen, aber jetzt reizt der Oslofjord zu sehr, um mich davon noch einmal aufhalten zu lassen.

Ja, es war schon eine interessante, faszinierende und in navigatorischer Hinsicht ab und an auch herausfordernde Inselwelt im Bohuslän, von der ich sicherlich nur gerade mal die Oberfläche angekratzt habe. Aber hier könnte man ja auch vermutlich jahrelang segeln, ohne eine einzige Insel bzw. Schäre ein zweites Mal ansteuern zu müssen.

Zeit für den Wechsel der Gastlandflagge


Kurz hinter Tristenene kann ich ein wenig Schrick in die Schoten geben und erfreue ich, wie Motivatie bei gleichzeitig leicht zunehmendem Wind gute 6,5 kn Fahrt durchs Wasser macht. Leichter Gegenstrom reduziert leider unsere Geschwindigkeit über Grund. Die ersten Inseln im Oslofjord bleiben an Steuerbord: Söndre Söster, Nordre Söster und Struten mit seinem Leuchtturm scheinen jeden Neuankömmling zu begrüßen. Es ist jetzt total entspanntes Segeln, tiefes Wasser, guter Wind und erst mal keine Hindernisse. Wenn es so weiterginge, möchte man am liebsten bis Oslo durchsegeln. Aber das sind noch über 50 Meilen.

Ankunft im Oslofjord - Struten mit seinem markanten Leuchtturm und Nebengebäuden


An backbord kommt gleich die kleine Inselgruppe mit Östre, Mellem und Vestre Bolaerne. Ich folge Emalocas Spuren und segle bis kurz vor Östre Bolaerne, um dort die Nacht zu verbringen. Emaloca heißt das Schiff von Gerd und Anke, die ich auf Anholt kennen gelernt hatte und die mir diesen Tipp gegeben hatten.

Nach 32 Meilen – seit längerem mal wieder eine gescheite Etappe – sind die Leinen fest; diesmal die Komfortlösung mit Seitensteg.





Donnerstag, 27 Juni 2019   Östre Bolaerne – Moss



Die Insel war früher militärisches Sperrgebiet und wurde Mitte der siebziger Jahre als Festungsinsel ausgebaut. Diverse Bunker, Geschütztürme und Beobachtungsposten sind museumsmäßig hergerichtet und wer möchte, kann auch eine geführte Besichtigungstour unternehmen. Zufällig komme ich mit einem Mann ins Gespräch, der mit seiner Frau und seinen Enkelkindern unterwegs ist. Er hat selbst vor 40 Jahren seinen Militärdienst auf dieser Insel absolviert und könnte mit Sicherheit einiges erzählen. Wir sind uns jedoch beide insoweit einig, dass wir froh und dankbar sein dürfen, dass derartige Einrichtungen in den letzten mehr als 70 Jahren nur der Abschreckung gedient haben und alle hoffen, dass die Donalds, Vladimirs und Kims nicht erneut eine Situation heraufbeschwören, die derartige Dinge wieder notwendig macht.

Der Hafen von Östre Bolaerne


Geschützturm der ehemaligen Befestigung - heute nur noch museales Ausstellungsstück

Die Weiterfahrt in den Oslofjord gestaltet sich heute etwas schwierig. Der anfänglich halbwegs passable Wind aus NE dreht recht bald auf N-NW und nimmt dann auch noch ab. Letztlich muss dann doch wieder der japanische Wind namens Yanmar ran und es soll nach Moss gehen. Das Hafenhandbuch weist den Hafenkanal als Gästehafen aus. Dort liegt kein einziges Boot und das Fährterminal für die Fähre nach Horten auf der gegenüberliegenden Seite ist nur 50 m entfernt.

Ich will dann doch mal versuchen, im Vereinshafen, den ich bei der Einfahrt an der Backbordseite gesehen hatte, einen Platz zu bekommen, was sich dann auch als völlig problemlos herausstellt. Problematischer ist dann schon die Entrichtung der Hafengebühr: hier ist Cash noch King. Also heißt es dann erst mal einen Gang in den Ort anzutreten. Bei der DNB (Den Norske Bank) bekomme ich am Automaten entsprechend bares. Gerade noch rechtzeitig kam mir der Gedanke, am besten NOK 1.200,00 abzuheben, damit ich dann wenigstens passende Scheine hatte, um die Hafengebühr von 200,00 Kronen per Briefumschlag in den Kasten werfen zu können.

Meine Nachbarn, ein älteres norwegisches Ehepaar, verfolgen gespannt das Finale der Frauenfußball-WM: Norwegen gegen England, was dann leider Norwegen verliert. Ist nicht so schlimm, meine ich, Deutschland hat das Finale erst gar nicht erreicht! Von den beiden erfahre ich, dass sie Düsseldorf sehr gut kennen, weil ihr Schwiegersohn 10 Jahre als Profi-Eishockeyspieler bei der DEG gespielt hat und ihre Tochter dort studiert hat und demzufolge fließend Deutsch spricht. Immer wieder interessant, wie klein die Welt doch manchmal ist.





Freitag, 28. Juni 2019



Heute soll es nach Oslo gehen! Wind: null. Ich stelle mich schon mal auf eine Motortour mit ca. 35 sm ein und lasse – ganz entgegen der sonstigen Gewohnheit – auch die Persenninge drauf. Ich bin noch nicht ganz draußen und stelle fest: es gibt doch Wind! Also runter mit dem blauen Tuch, Segel hoch. Und siehe da: es reicht4 für knapp 5 kn! Nicht ganz unerwartet lässt es dann später wieder nach, aber nur vorübergehend. Während der Passage unter Motor kommt eine Comfortina 39 aus Deutschland langsam auf und kommt auf ca. 3 m ran. Ob ich auch nach Oslo will und wenn ja, in welchen Hafen. Ich hatte gerade vorher telefonisch beim Frognerkilen Batforening 1860 einen Liegeplatz reserviert, was sehr ratsam ist, und diesen Tipp einschl. Telefonnummer weitergegeben.

Kurze Zeit später kehrt auch der Wind zurück. Diesmal aus Süd, also genau von achtern. Probeweise geht das Großsegel hoch. Tatsächlich, es reicht, um vorwärts zu kommen. Die Fock folgt und wird an Backbord ausgebaumt. Der Gedanke, den Blister als Spinnaker zu fahren, verwerfe ich schnell wieder, weil es spätestens bei Dröbak sehr eng wird und dann ist man mit der Fock doch etwas besser manövrierfähig. Und es reicht auch so für bis zu 5,5 kn! Auf der Comfortina voraus wird der Spinnaker gesetzt. Das AIS verrät mir aber, dass sie auch nicht viel schneller sind. Außerdem habe ich so mehr Muße, die Fahrt in den Fjord zu genießen. Dröbak mit seiner interessanten Bebauung wird schnell passiert. Immer wieder sind an den Hängen wirklich tolle Häuser, teils villenartig, mal altertümlich, mal modern, zu betrachten. Ja, die Norweger scheinen teils doch über beträchtliches Vermögen zu verfügen!

Dröbak im Oslofjord


Schnell habe ich sich vor Oslo öffnende weite Bucht erreicht. Hier nimmt der Bootsverkehr natürlich noch mehr zu. Es ist ein ziemliches Gekabbel, was die vielen Motorboot, Fähren und sonstigen Schiffe verursachen. Die Fock geht kurz dem Leuchtturm, der auf der Miniinsel Dyna steht, runter. Das Großsegel bleibt aber oben. Im Frognerkilen ist mehr als ausreichend Platz und deutlich ruhigeres Wasser, um das Großsegel runterzunehmen und die Fender und Leinen anzubringen.

Mein zugewiesener Platz ist Nr. 42 an Brücke 2. Aber welche Seite? Vor der Brücke liegt einer mit einem Schlauchboot. In der Annahme, es ist der Hafenmeister, frage ich mal, auf welcher Seite die denn ist. Er zuckt die Achseln, fährt aber los, um mal nachzuschauen und winkt mir zu und zeigt auf die freie Box. Da die Boxengasse recht eng ist, fahre ich rückwärts rein, um dann vorwärts gegen den Wind in die Box eindrehen zu können. Fertig – Leinen fest!

Frognerkilen Batförening 1860 - mein Liegeplatz für die Zeit in Oslo


Das Navi würde jetzt sagen: Sie haben Ihr Ziel erreicht!

Nach dem Bezahlen der Hafengebühr gibt es erst mal ein Anlegerbier und dann schauen wir weiter.

Bis Oslo sind jetzt lt. Logge 600,6 sm zurückgelegt, davon seit Kopenhagen 425,3 sm.

Es war schon ein erhebendes Gefühl, einmal auf eigenem Kiel in den Oslofjord einzufahren. Und auch der ganze Törn hat sehr viel Spaß gemacht. Ja, es war manchmal anstrengend, so konzentriert zu segeln, insbesondere in den Schärenfahrwassern, wo ich permanent die Seekarte im Blick, wenn nicht sogar in der Hand hatte, um Karte und Realität miteinander abzugleichen. Der Blick auf die GPS-Koordinaten oder manchmal auch aufs iPad mit der Navionics-Software war dann zusätzlich häufig sehr hilfreich!

Weitere Berichte und Bilder des bisherigen Törns werden im neuen Blog "motivatie2norway.segelnblogs.de""
zu finden sein

Montag, 24. Juni 2019

Björholmen bis Grebbestad

leider gibt es mal wieder kein WLAN, daher erst mal ohne Bilder


Donnerstag, 20. Juni 2019    Käringön - Henan
Eindrücke aus Käringön





Wie so oft, regnet es morgens mal wieder. Und mal wieder nicht unangekündigt. Wenn schon Dusche, dann auch für mich! Der nach Duschen und Frühstück nur noch leichte Regen hält mich nicht davon ab, noch mal einen Spaziergang zu machen. Die Beschreibung in Claussens Schwe denführer fordert auch geradezu heraus, der kleinen Inselkirche noch einen Besuch abzustatten. Diese ist wohl erst relativ spät auf der Insel errichtet worden, weil die nächstgelegene Nachbargemeinde, bei der man allerdings für den Kirchgang die beschwerliche und nicht ungefährliche Fahrt mit dem Ruderboot auf die große Nachbarinsel Orust auf sich nehmen musste, die Errichtung einer eigenen Kirche aufgrund des drohenden Verlustes der Kirchgänger und ihrer Spendenbereitschaft dies zu verhindern suchte – allerdings vergeblich. 




Einer der Pfarrer verpflichtete die Einwohner Käringöns dazu, bei jedem Besuch der Nachbarinsel ein Säckchen Muttererde, die er für die Anlage des Pfarreigartens dringend benötigte, mitzubringen.

Die Kirche spiegelt die bescheidenen Verhältnisse wider, ist aber mit ihrem grünen Tonnengewölbe und einigen Ausstattungsgegenständen nicht uninteressant. Natürlich dürfen hier auch einige Votivschiffe, wenn auch recht bescheiden, nicht fehlen.


Um 14 Uhr mache ich mich auf den Weg, nachdem ich vorher beschlossen habe, dass der Regen jetzt vorbei ist – zur großen Belustigung meines norwegischen Nachbarn.

Bei recht schwachem Wind geht es Richtung Orust – vor dem Wind, deshalb auch recht langsam. Gullholmen, das eigentlich auch lt. Handbuch zum Verweilen einlädt, bleibt an Backbord liegen. Hinter Gullholmen biege ich nach Osten an und kann etwas anluven und die „Werftentour“ starten. Als erstes kommt an Steuerbord Ellös, Heimat der Hallberg Rassy-Yachten. Ich fahre allerdings nicht ganz bis in die Bucht, sondern drehe vorher ab. Es folgt eine enge Passage, bevor sich der Lökskären Fjord öffnet. An Steuerbord passiere ich Kungsviken, wo die Malö’s gebaut werden. Gegenüber ist die Einfahrt Richtung Bassholmen, aber das soll morgen erst dran sein. Am Ende biege ich in den Hafen von Henan ein. Dort wurden die Najad-Yachten gebaut. Nach Verlagerung der Produktion der Rümpfe nach Amal erfolgt in Henan jetzt noch der Innenausbau und die Montage.

Soweit die Werften-Tour.

Beim Anlegen (mit Heckboje) drückt stark quer setzender Strom den Bug immer weiter nach Steuerbord, so dass ich gar nicht an den Steg komme. Ein freundlicher Nachbar nimmt aber meine Vorleinen an und zieht mich rum. Er selber hat wohl die gleiche Erfahrung gemacht.

Zum Bezahlen der Hafengebühr ist es schon zu spät. Bo, der auf seiner Spaekhugger an seinem Yamaha-Außenborder werkelt, nennt mir aber freundlicherweise den Code für die Sanitäranlagen.





Freitag, 21. Juni 2019    Henan – Stora Kornö



Der Morgen beginnt mit einem Schrecken. Die Elektroanlage scheint nicht mehr zu funktionieren. Es kommt kein Strom an. Sollte etwa der FI-Schalter mal wieder überempfindlich sein. Der wird kurzerhand rausgenommen, das Ergebnis ist trotzdem unverändert. Das Ladegerät zeigt einmal 0 Spannung und 0 Ladestrom an, bevor es ausgeht. Mit dem langen Stromkabel geht es direkt an dias Ladegerät, ohne das Bordnetz anzusprechen. Ergebnis: das Gleiche.

Sollte etwa die Steckdose am Steg nicht in Ordnung sein? Ich probiere mehrere Steckdosen aus. Jedes Mal das selbe Prozedere. An Land – umstöpseln - an Bord – testen – wieder zurück an Land….Die Kletterei nervt. Ich nehme mir den Wasserkocher mit an Land. Da kann ich gleich feststellen, ob Strom da ist oder nicht. Erst bei der letzten Säule in der dritten Steckdose funktioniert es. Also Stecker wieder an die Steckdose im Ankerkasten, den ganzen Kladderadatsch im Stromkasten wieder ordnungsgemäß verkabeln. Hat gut eine Stunde Zeit gekostet. Jetzt erst mal duschen. Geht auch nicht, weil kein warmes Wasser kommt. Auf kalt Duschen hab ich jetzt aber erst recht keine Lust.

Und jetzt erst mal Frühstück. Solche Aktionen wie mit dem Strom vor dem Frühstück können sich bei mir ganz schnell zum Killer des Tages entpuppen. Danach bin ich schon wieder etwas gnädiger gestimmt. Bo von der Spaekhugger ist gerade dabei, seine Segel anzuschlagen und zeigt auf seine neue Fock von North Sails – 3DL-Qualität. Ich soll mir das doch mal ansehen. Ist wirklich interessant. Ich helfe ihm kurz beim Anschlagen der Fock, wofür er sich sehr bedankt. Als ich von Bord gehe, fragt er, ob ich noch bleibe oder auch weiter will. Ob ich evt. bereit wäre, ihn aus dem Hafen zu schleppen, bis er Segel setzen kann. Seinen Motor hat er nicht ans Laufen bekommen. Und bis zu seinem Sommerhaus könne er bequem segeln. Natürlich sage ich ihm den Schleppdienst zu .Schon kurz darauf hängt er hinter mir. In Lee der vorgelagerten Insel will er Segel setzen und ich fahre genau gegen den Wind, damit er das in Ruhe machen kann. Er setzt das voll Großsegel, ziemlich happig für den strammen Wind. Als er das Segel oben hat, schmeiße ich die Schleppleine los und setze auch Segel, das Groß allerdings mit einem Reff, weil ich auch noch die High Aspect Fock angeschlagen habe.

Der Wind ist schon nett. Ich bin froh, dass ich das Reff drin habe. Bo mit seiner Spaekhugger mit vollem Groß und Fock hat gut zu kämpfen, sucht dann aber auch in Lee einer Insel etwas Windschutz, um ein Reff ins Groß zu machen. Danach klappt es besser. Trotzdem ziehe ich ihm mühelos weg.

Gegenüber von Kungsviken ist es Zeit, die Segel zu bergen. Dort geht es in das enge Schärenfahrwasser an Bassholmen vorbei. Das kann man – zumindest bei der jetzigen Windrichtung – nicht segeln. Das gewundene Fahrwasser schlängelt sich durch die Schären. An manchen Stellen ist man echt froh, dass kein anderes Boot entgegenkommt. In Bassholmen, wo es ein kleines Schiffbaumuseum gibt und eine Werft noch nach den alten Methoden arbeitet, ist leider alles dicht voll gepackt mit Booten. Nicht ansatzweise eine Chance, noch einen Platz zu ergattern. Schade, das hätte ich mir doch gerne mal angesehen.

Bassholmen - leider alles voll


Also geht es weiter. Nach Passieren der Brücke im Getevikssund mit 15,4 m Durchfahrtshöhe (also gerade mal 70 cm höher als die Mastspitze incl. Antenne) kann ich die Fock setzen. Mit ein paar Schlägen unter Fock geht es an Lysekil vorbei. Schon bald taucht an Backbord Stora Kornö auf, wo ich die Mittsommernacht verbringen möchte. Tatsächlich ist auch noch ein Platz an der Außenmole frei. Ein freundlicher Schwede winkt mich heran, so dass ich mir mit ihm die Heckboje teile. Vom anderen Nachbarschiff nimmt jemand meine Vorleine. Gleichzeitig bekomme ich die Info, dass heute Abend auf der Mole Midsommarafton gefeiert wird und Musik gibt es auch. Ein kurzer Rundblick zeigt mir, dass ich der einzige Nicht-Schwede im Hafen bin.










Das ehemalige Fischerdorf duckt sich mit seinen Häusern in die umliegenden und teils hoch aufragenden Felsen. Am Hafen die üblichen Fischerbuden, teilweise als unbehandelte Blockbohlen, teilweise im üblichen Schwedenrot.

Am Fähranleger hat inzwischen ein toller traditioneller Zweimaster, den ich bei meiner Ankunft vor Lysekil mit vollen Segeln und eine Wahnsinnsfahrt nach Norden habe segeln sehen, angelegt.

Um 20.00 Uhr ist es soweit – Musik! Ein Gitarrist, eine ältere Dame mit Akkordeon und eine jüngere mit Violine spielen Live. „Trubadurunderhallning för Midsommarafton pa Stora Kornö“ könnte das Programm auf schwedisch lauten. Das Repertoire ist vielseitig. Bekannte Walzermelodien mit schwedischen Texten, dann auch mal moderneres (z.B. Creedance Clearwater Revival), dann Tango! Einige wagen auch ein paar Tanzschritte, die auf dem asphaltierten Hafengelände natürlich beschwerlich ausfallen. Und um 23.00 Uhr ist dann auch alles vorbei. Man feiert vielleicht noch in den Häusern bzw. auf den Booten weiter, aber zu hören ist nichts mehr.



















Samstag, 22. Juni 2019    Stora Kornö - Malmön



Nach einer unruhigen Nacht bläst es morgens unverändert weiter. Der Steinbock will auf die Felsen! Immer wieder erstaunt mich die Faszination, die für mich von diesen Granitbrocken ausgeht. Wahnsinn, dass es die schon gab, bevor die Menschheit überhaupt den Planeten besiedelte. Hier kann ich auch nicht normal gehen, sondern springe von einem Stein auf den anderen. Auf der anderen Seite der Insel treffe ich eine ältere Frau, die etwas zu sammeln scheint. In einer kleinen Dose hat sie eine Handvoll Beeren, die wie Mini-Erdbeeren aussehen. Sie sagt, dass diese ein viel intensiveres Aroma als die normalen Erdbeeren haben und sie nennt mir auch den Namen: Mjultron – habe ich im Langenscheidt allerdings nicht finden können. Von ihr erfahre ich auch, dass es so gut wie keine Dauerbewohner, die das ganze Jahr über auf Stora Kornö wohnen, mehr gibt. Es sind viel mehr fast ausschließlich Sommerhäuser, die nur eine begrenzte Zeit während der Sommermonate genutzt werden. Danach ist die Insel quasi ausgestorben.

Am späteren Nachmittag scheint es abzuflauen, viele Boote verlassen den Hafen. Auch meine Nachbarn legen ab. Das ist praktisch, kann ich doch dann beim Ablegen einfach den Bug rumschwenken lassen und dann in Ruhe die Achterleine mit dem Bojenhaken einholen.

Nur unter Fock fahre ich nur weiter zum nächsten Hafen, Malmön, wo es eine Marina mit allen erdenklichen Einrichtungen gibt. Eine gute Gelegenheit, mal wieder zu waschen. In den letzten drei Wochen hat sich doch einiges angesammelt.





Sonntag, 23. Juni 2019   Malmön – Trinisla



Unter Motor lege ich die 5 sm bis Smögen zurück, das man mal besucht haben muss. Sehen und gesehen werden ist hier das Motto. Ich fahre einmal den Hafenkanal rein und wieder raus und finde den Rummel eigentlich nur schrecklich. Zu viele Leute, Geschäfte, Restaurants, Bars, Diskothek. Schnell weg hier.

Ich will weiter nach Norden, entweder außen vorbei und anschließend Richtung Hamburgsund oder innen durch den Sotekanalen. Ich finde, bei dem jetzt anständigen Wind muss ich mal wieder etwas mehr Wasser um mich rum haben. Also Segel hoch und erst mal ein Stück rauskreuzen. Später kann ich dann etwas abfallen. Motivatie beschert mir fast 7 kn Fahrt, und dank mitlaufendem Strom sind es über Grund sogar knapp 8 kn.

Nach einer Weile – bei Uggenabben – geht es zurück in die Schären. Die Insel Hamburgö lasse ich an Steuerbord liegen und umrunde sie von Norden und fahre einmal in den Hamburgsund rein. Tolle Häuser auf beiden Seiten säumen den Fjord, überall am Ufer Bootshäuser. Der Versuch, in Hamburgsund anzulegen, scheitert, weil alle Gastplätze belegt sind.

Im Hafenführer von Claussen habe ich eine kleine Insel nicht weit weg entdeckt, die sich prima eignet, um mit dem Bug am Felsen und vor Heckanker anzulegen. Mit ganz langsamer Fahrt unter Motor taste ich mich an den Felsen, den ich mir zum Anlegen ausgesucht habe. Prima, keine Steine im Weg. Dann erst mal wieder zurück, um ca. 25 m vor dem Felsen den Heckanker fallen zu lassen. Jetzt drückt der Wind den Bug wieder weg, so dass ich nicht an den Felsen komme. Also nochmals zurück, neuer Anlauf mit mehr Spielraum von der Ankerleine und dann komme ich auch den Felsen. Erst mal nur eine Vorleine, dann wieder Ankerleine dichtholen und eine zweite lange Vorleine an Land, wo der schwedische Kreuzerklub dankenswerterweise eine ganze Reihe von Festmacheraugen platziert hat. Also können Felsnägel und Fäustel in der Backskiste bleiben.


Dienstag, 18. Juni 2019

Von Göteborg durch die Schären nach Björholmen


Samstag, 15. Juni 2019



Am Morgen herrscht im Hafen wochenendmäßige Betriebsamkeit. Karren mit Gepäck werden über die Stege geschoben, Boote beladen und eines nach dem nächsten verlässt den Hafen. Es ist nur schwach windig, also lasse ich mir Zeit mit dem Ablegen.

Kurze Zeit vor mir verlassen zwei der drei Elan 310, die hier als Ausbildungsschiffe genutzt werden, den Hafen. Zwischen zwei Inseln durch geht es gemächlich vor dem Wind in den North Channel, über den ich bereits reingekommen bin, verlasse diesen aber bereits an der nächsten Bake und biege ab in das an den kritischen Stellen gut betonnte Nebenfahrwasser Richtung Varholmen ab. Bei Stora Varholmen wird das Fahrwasser richtig eng, aber man kann dort problemlos bis auf 10 m an die Felsen fahren und hat doch noch mehr als 10 m Wassertiefe. Danach öffnet sich der Björköfjorden in Richtung Norden. Leider verkrümelt sich der ohnehin schon schwache Wind immer mehr, so dass sogar das aus dem Björlanda Kilen kommende Regattafeld, das bis eben unter Spinnaker noch ziemlich flott unterwegs war, nur noch dahindümpelt. Es hilft alles nichts: Segel runter, Motor an.

Rörö als Hafen sieht eigentlich ganz viel versprechend aus. Als ich dort ankommen, stelle erst mal fest, dass viele andere auch dieser Meinung waren. Der Hafen ist dicht gepackt, keine einzige Lücke zu entdecken. Hier sind also all die Schiffe aus Göteborg hin!

Südlich von Rörö locken die Dujsandshomarna, eine Miniinselgruppe, die eine wunderschöne Ankerbucht geformt haben und zudem auch Möglichkeiten zum Anlegen am Felsen haben. Wie nicht anders zu erwarten, sind die Plätze am Felsen allesamt belegt, in der Bucht ankert bereits eine große Najad aus Flensburg. 

Djupsandsholmarna
Obwohl nicht ganz optimal, fällt der Anker auf 4 m Wassertiefe von einem durch die Inseln führenden Kanal, durch den der jetrzt wieder leicht auflebende Wind pustet. Als einer der Plätze am Felsen frei wird, geht die Najad Anker auf und nimmt diesen in Beschlag. Schade, hätte ich auch gerne genommen. Der Wind legt wieder weiter zu und ich stelle fest, dass der Anker slipt. Also Maschine an, Anker auf und ins zwei Meilen entfernte Björkö, wo ich einen Platz am Y-bommar mit Heck zum Steg und Bug im Wind ergattere.



Hafen von Björkö

Nach dem frühen Abendessen gibt es einen Spaziergang in den Ort, wo ich ein weißes Holzschild mit dem Hinweis “Utsiktsplats“ entdecke. Also hoch! Nachdem ich die aus gepflegten Holzhäusern bestehende Bebauung hinter mir gelassen habe, verliert sich auch der „Weg“ immer mehr und ichklettere einfach auf den Felsen weiter hoch. Nach kurzer Zeit bin ich sicherlich auf gut 40 m über Wasser und genieße die Aussicht auf den Fjord, die umliegenden Inseln und natürlich den Hafen.

Sonntag, 16. Juni 2019

Vormittags nieselt es leicht. Mal sehen, ob der ICA auf hat. Hat er! Es gibt frische Brötchen und auch die ansonsten erforderliche Aufstockung der Vorräte ist hier problemlos möglich. Zum Frühstück gibt es somit auch mal wieder ein Frühstücksei. Wie sagte Gerd von der Emaloca auf Anholt kürzlich: Sonntags gibt es bei uns immer ein Frühstückse. Da merken wir wenigstens, dass Sonntag ist!

Nach den üblichen Arbeiten hat sich der Nieselregen auch verzogen. Es ist zwar noch bedeckt, aber der aus WNW mit ca. 4 Windstärken einsetzende Wind reizt zur Weiterfahrt.

Großsegel und Arbeitsfock, die bei den gewundenen Fahrwassern einfach handiger ist als die High Aspect Fock, sind schnell gesetzt und schon rast „Motivatie“ mit 6,5 – 7 kn an Björkö vorbei. Diverse Ö’s werden passiert, dann stehe ich schon von Instön und bin damit schon an der Einfahrt in den nach Marstrand führenden Albrektsundskanal vorbei. 

Also Wende und zurück – nur eine halbe Meile. Da im Kanal der Wind frontal von vorne kommen dürfte, nehme ich die Lappen runter. Langsam tuckere ich in den Kanal, der an der engsten Stelle vielleicht gerade mal 15 m breit ist. 

Natürlich kommt mir dort eine dicke Hallberg Rassy unter Segeln entgegen. Macht aber nichts, man kann bis auf 2 m problemlos an den senkrecht abfallenden Felsen ran und hat trotzdem noch 10 m Wasser unter dem Kiel! 

Nach etwa 1,5 sm öffnet sich das Fahrwasser und Marstrand mit seiner dominierenden Festung Carlsten liegt direkt vor einem. Ich fahre erst mal an Marstrand vorbei und kann es dann aber doch nicht lassen, hier zu verweilen. 


Im Gästhamn hat man die Auswahl zwischen Anlegen mit einem tatsächlich begehbaren Seitensteg oder Mooringleinen. Der Bequemlichkeit halber wähle ich die Version Seitensteg und bin ein paar Minuten später fest.

Heute habe ich gleich zwei Rekorde gebrochen:

  1. kürzeste Tagesstrecke mit immerhin 12 sm
  2. höchste Hafengebühr mit SEK 307,00!

Vermutlich wäre die Mooringvariante günstiger gewesen?!

Ein kurzer Ausflug in den Ort und zur Festung hoch sind ein Muss. Die Waterfront ist natürlich vom Segelsport geprägt. Diverse Zubehörgeschäfte, eine Niederlassung des Göteborger Königlichen Segelklubs GKSS und sogar Pantaenius und eine reichliche Auswahl an Restaurants sind vorzufinden.


Von meinen Nachbarn, einem schwedischen Ehepaar in meinem Alter, werde ich auf ein Bier an Bord eingeladen und bekomme wieder ein paar Tipps für Häfen und Ankerplätze, die lohnenswert sind. Außerdem erzählen sie mir, dass sie auf einer kleinen Schäre gegenüber von Bassholmen wohnen. Das sollte ich mir doch auf jeden Fall auch anschauen. 


Montag, 17. Juni 2019


Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg mit der Fähre „Lasse Maja“ auf die gegenüberliegende Seite, um mich mit einer Reserveflasche Gas zu versorgen. Man hatte mit erzählt, dass man dort mit großer Wahrscheinlichkeit auch Campinggaz bekommt, was in Schweden immer ein Problem darstellt.

So ist es auch hier. Allerdings kann ich einen Adapter, mit dem die schwedischen blauen Gasflaschen mit dem Druckminderungsventil von Campinggaz verbunden werden können bekommen und natürlich auch die passende Gasflasche. So bin ich auf jeden Fall gewappnet, wenn meine Campinggaz-Vorräte aufgebraucht sind.

Während der Hinweg mit der Fähre ohne Ticket ging, muss ich natürlich für die Rückfahrt ein Ticket lösen – ansonsten kein Zugang!


Bevor ich weiterfahre, will ich aber noch den von meinen schwedischen Nachbarn empfohlenen Rundwanderweg laufen, der immer am Wasser über die Felsen verläuft. Man hat dort wirklich eine tolle Aussicht. Allerdings biege ich nach einer guten halben Stunde doch nach rechts in Richtung Festung ab. Ansonsten wäre ich wahrscheinlich gut zwei Stunden unterwegs, aber ich will ja auch heute noch weiter.








Mit schönem Südwestwind geht es wieder in die Inselwelt. Ich will an der Insel Tjörnö entlangsegeln und dann mal sehen, in welche Richtung es weitergeht. Durch den Älgöfjorden nach Nordosten geht es in den recht breiten Hakefjord. Einigermaßen übererascht bin ich, als auf einmal ein ziemlich großer Frachter von achtern aufkommt und mich überholt und an der Steuerbordseite ein noch größerer vor Anker liegt. Später sehe ich auf der Backbordseite den Bestimmungshafen Wallhamn, der sich auf der bewaldeten Insel Tjörnö wie ein Fremdkörper ausnimmt. Mit achterlichem Wind geht es ziemlich flott durch den Fjord. Am Ende liegt Stenungssund an Steuerbord. Das reizt mich aber überhaupt nicht, denn dort verunstalten sogar einige Hochhäuser die Landschaft. Also biege ich nach der engen Durchfahrt bei Brättgrundet und Passieren der 43 m hohen Tjörnbron nach Backbord in ein enges, gewundenes Fahrwasser, das sich aber trotzdem prima segeln lässt, ein. An einigen Stellen passiert man Fischzuchtanlagen, danach öffnet sich der Stigfjorden, auf dem ich mit zwei Kreuzschlägen durchkomme.

Windmühlen gibt es hier auch!

Dieses Badehuschen scheint wohl anlehnungsbedürftig zu sein!

Törn um Tjörn

Tjörnbron - üppige 43 m Durchfahrtshöhe

Die Idee ist eigentlich, eine Nacht am Felsen, vor Anker oder an einer Mooringtonne zu verbringen. Die passende Bucht zum Anlegen am Felsen bei Kälkerön ist leider auch schon wieder besetzt, ebenso die beiden Mooringtonnen kurz danach im Yttre kilen. Also wird es doch wohl wieder ein Hafen. Bis Björholmen sind es nur noch zwei Meilen, also lohnt es nicht mehr, die Segel zu setzen. Nach zwanzig Minuten ist festgemacht, diesmal mit einer Mooringleine. Neben mir liegt eine Hanse, die ich auch schon in Göteborg und in Marstrand gesehen habe. Irgendwie trifft man sich doch immer mal wieder. Die beiden sind ganz erstaunt, dass man auch innen durch segeln konnte.

Göteborg



Mittwoch, 12. Juni bis Freitag 14. juni 2019   -   Göteborg

Bevor ich überhaupt anfange, eine Abhandlung über Göteborg zu schreiben, verweise ich auf Wikipedia und einschlägige Reiseführer. Die können das auch viel besser als ich.

Mit der Straßenbahn geht es vom Yachthafen Långedrag in die Innenstadt. Tickets muss man bei 7 Eleven (eine Kioskkette) kaufen. Also erst mal wieder schwarz fahren.von einem älteren Herren, der neben mir Platz nimmt, erfahre ich, dass das ganz normal sei und meistens auch keine Probleme gibt. Kontrolliert wird hier so gut wie nie. Und ich soll auf meine Geldbörse aufpassen, viele Trick- und Taschendiebe!

An der Haltestelle Hagakirka steige ich aus. Das ist die älteste Kirche im Ort und Haga ist quasi die Keimzelle von Göteborg. Entsprechend voll sind die Straßen mit Kreuzfahrttouristen. So einige auch im Reiseführer erwähnte Läden sehe ich. Z.B. Café Kringlan (Brezel), das jetzt aber auch in türkischer Hand ist. Da muss ich jetzt auch keinen Kanelbullar kaufen!

Café Kringlan im Hagaviertel



Interessanter sind schon die Gebäude, halt typisch schwedisch mit meist einem Steinsockel und dem restlichen Aufbau in Holz.

Typischer Straßenzug mit gepflegten Wohnhäusern im Hagaviertel


Das Viertel ist schnell durchwandert und so geht es am Järntorget auf die andere Seite, wo von weitem schon die Silhouette der Fischkirche (Feskekörka) lockt. Hier wird natürlich nicht gebetet, sondern Fisch und alle möglichen Sorten Seafood verkauft.im Prinzip sind es nur 3 Geschäfte und 2 Restaurants. Der angebotene Fisch (runder Fisch, d.h. noch mit allem) sieht natürlich schon interessant und lecker aus, Muscheln jeglicher Art und natürlich die diversen Schalentiere vom Hummer über Krabben bis Seekrebs. Da ich aber noch keinen Hunger verspüre, bleibt es beim Betrachten.

Feskekörka - die Fischkirche


Jede Menge runder Fisch - und garantiert frisch!
Kajütan - Restaurant in der Feskekörka




Die Innenstadt bietet neben den üblichen Geschäften einige interessante Dinge. Auffallend sind die Grünanlagen, die sich an einem Wassergraben, vermutlich ein Teil der ehemaligen Stadtbefestigung hinziehen. Überall liegen Leute, die sich ein Sonnenbad gönnen, dabei teilweise auch für ihr Studium mit irgendwelchen Unterlagen beschäftigt sind, Familien mit ihren Kindern, Jugendliche und junge Erwachsene, natürlich auch dunkelhäutige Immigranten, jedoch ohne auffälliges Verhalten. Es macht so den Eindruck, als wenn jeder jeden akzeptiert und sein Ding machen lässt.

In der Innenstadt fallen die vielen Blumengeschäfte auf und - Sushiläden. 


An Sehenswürdigkeiten sind zu erwähnen die Salühall (eine kleinere Ausgabe der Salühall in Stockholm), Theater, Dom, diverse Denkmäler und monumentale Gebäude, die man besser im Reiseführer beschrieben findet. 

Salühall in Göteborg - kleine Ausgrabe von der in Stockholm


Interessant ist noch der Skansen Kronan Turm, der an strategisch günstiger Stelle auf einem Hügel platziert einen Überblick über die gesamte Stadt und die Seeseite bietet, so dass Feinde keinerlei Chance auf eine unentdeckte Annäherung hatten. Der Aufstieg über die 200 Stufen zählende Treppe hat sich auch für mich gelohnt.
Skansen Kronan



Natürlich ist der Gang zum Hafen Lilla Bommen, direkt an der Oper gelegen, Pflicht. Hier liegt man zwar sehr zentral, aber auch sehr laut, weil hier eine riesige Baustelle entsprechenden Lärm verursacht. In der ganzen Stadt verteilt gibt es einige Großbaustellen, vermutlich in Vorbereitung auf die 400-Jahr-Feier der Stadt im Jahre 2021. 


Oper - im Vordergrund eine stählerne Skulptur in Form eines Krebsschwanzes


Hinter der modernen Oper, die zwar sicherlich einem Vergleich mit der von Kopenhagen nicht standhalten kann, jedoch architektonisch auch durchaus ihre Reize hat, geht es weiter mit dem Marittiman Museum mit diversen alten Schiffen. Neben einem Dreimaster und einem alten Frachter gibt es einige Kriegsschiffe - darunter auch ein U-Boot - zu sehen. An Land gibt es die üblichen dazu gehörigen Gebäude wie z.B. die Zollkammer und den auf dem Gebäude der Hafenverwaltung errichteten Semaphorturm, von dem früher mit Bällen und Windrichtung und -Stärke angezeigt wurde. Ein großer runder Ball in der Mitte sollte einen heranziehenden Sturm signalisieren. Treffenderweise wurde er in deutschen Gebieten auch als „Schietappel“ bezeichnet.

Semaphorturm mit Schietappel - jetzt unten






Dreimaster im Marittiman Museum vor Lilla Bommen 




Alte Schiffe im Museum - teilweise aber noch fahrtüchtig


Ich habe irgendwann genug Stadt und schwinge mich in die nächste Straßenbahn der Linie 11 - inzwischen mit gültigem Tagesticket - und nach einer knappen halben Stunde Fahrzeit steige ich an der Haltestelle Långedrag aus und bin innerhalb von 3 Minuten wieder im Hafen. Bemerkenswert ist, dass die sicher an die 50 Jahre alten Bahnen und Anhänger, die sogar noch über eine separate Schaffnerkabine verfügen, immer noch in Betrieb sind. Und das Zeichen für den Fahrer, dass man an der nächsten Haltestelle aussteigen möchte, gibt man wie in alten Zeiten über einen auf beiden Seiten des Waggons verlaufenden Seilzug!

Abendstimmung in Langedrag - Optitraining ist auch zu Ende