Sonntag, 9. Juni 2019

Kopenhagen bis Anholt


Mittwoch, 5. Juni 2019



Heute geht es weiter! Erst jedoch noch eine kleine private Hafenrundfahrt, danach zum Margareteholm Havn zum Tanken. 31 l GTL-Diesel, d.h. synthetischer und bio-freier Diesel, der problemlos mit dem anderen gemischt werden kann und angeblich keinerlei Grundlage für die berüchtigte Dieselpest bietet, passen rein. Trotzdem gibt es rein prophylaktisch den obligatorischen Schnaps „Grotamar“ dazu.

Nachdem ich den Hafen wieder verlassen habe, werden Großsegel und Fock gezogen und anfangs läuft es auch ganz anständig mit gut 5 kn. Kurz vor Mittag schwächelt Rasmus aber schon wieder und ich drohe mit dem Blister. Das hilft dann noch mal gut zwei Stunden weiter, danach stirbt auch die letzte, zudem von achtern kommende Brise. Es ist inzwischen so warm, dass man problemlos nur mit Badehose bekleidet segeln kann und trotzdem noch dabei schwitzt. Die letzten zwei Stunden bis Helsingör muss dann wieder der Yanmar ran – jetzt mit vollem Tank natürlich kein Problem mehr. Unmittelbar nach Passieren von Kronborg Slot kommt auch schon die Hafeneinfahrt und nach einer Viertelstunde sind die Leinen fest. Am direkt neben dem Yachthafen liegenden Strand ist auch der Hochsommer ausgebrochen. Der Strand ist gut belegt und viele sind auch tatsächlich im Wasser.

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Jetzt kommt noch eine kleine Aufgabe: die Nylon U-Scheiben im Lümmellager sind fast durchgescheuert und bei dem durch den neuen Easy-Kick entstehenden zusätzlichen Druck knackt es jedes Mal unangenehm, wenn Motivatie in die Wellen einsetzt. Also Großsegel am Baum abschlagen, am Mast werden die Rutscher mit einem Zeising gesichert und mit dem Großfall einfach nach oben gezogen. Nach ein bisschen Frickelei ist auch der Kicker entfernt und damit das Lösen des Lümmellagers kein Problem mehr. Leider ist aufgrund eines Feiertages der Zubehörladen geschlossen und es gibt keinen Ersatz. Ich kann jedoch aus abgelaufenen Kreditkarten einen Notbehelf basteln und eine intakte Scheibe vom Kicker verwenden. Dank der Hilfe des hilfsbereiten Nachbarn (im übrigen ein alter OK-Dinghy und 505-Segler) ist auch der Baum schnell wieder angebracht, der Rest ist nur noch ein bisschen Fleißarbeit.

Als ich gerade fertig bin, laufen die ersten Boote für die obligatorische Mittwochabend-Regatta aus, und zwar allesamt bereits unter Segel, was allerdings bei der nicht sonderlich starken Brise auch gar kein Problem darstellt.

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Donnerstag, 6. Juni 2019



Das heutige Tagesziel lautet Anholt, ca. 55 sm entfernt und mitten im Kattegat gelegen. Es muss ja nach den vielen Beschreibungen zu urteilen eine wahre Perle sein.

Morgens bläst es ganz anständig mit geschätzten 4 Windstärken, wass auch der Vorhersage des DMI (DansK maritimt Institutet) und auch der anderen üblichen Vorhersagequellen entspricht. Bleibt zu hoffen, dass der auch anhält, weil der genau achterlich kommt. Mit Großsegel und ausgebaumter Fock läuft es mit viel versprechenden 6 kn und macht einfach nur Spass. Das Verkehrstrennungsgebiet, das bei der mit knapp 2 sm breiten Enge zwischen Helsingör und Helsingborg auf der schwedischen Seite auch von den ganz dicken Pötten befahren wird, ist natürlich zu meiden und bleibt an Steuerbord. Hier ziehen Frachter in unterschiedlicher Größe, aber auch zwei deftige Kreuzfahrtschiffe durch. Da ist es gut, wenn man reichlich Abstand hält.

Leuchtturm Kullen auf der schwedischen Seite ist um 12.18 Uhr weit an Steuerbord querab. Parallel mit mir segelt eine Bavaria und ein weiteres Schiff in etwa gleicher Größe, wobei der Abstand sich nur minimal langsam vergrößert. Gegen 14 Uhr kriegt Rasmus dann schon wieder einen Schwächeanfall – hoffentlich nur temporär. Der erste Versuch, den Blister zu setzen misslingt, weil sich die Leine des Bergeschlauches verheddert hat und den Blister einschnürt, dass er als Eieruhr am Vorstag hängt. Also alles wieder komplett runter, enttüddeln und anschließend wieder hoch, was dann dank größerer Umsicht auch problemlos klappt. Auf der Bavaria passiert zeitgleich fast das gleiche. Und überraschenderweise haben die sogar exakt die gleichen Farben wie meiner: rot, weiß und hellgrau, nur triradial geschnitten. Eine Zeitlang geht das ganz ok, wenn auch nach 2 ½ Stunden schon wieder nachlassend, dass man gerade mal 3 kn macht. Zudem fällt der Wind jetzt etwas spitzer ein und lässt weiter nach. Also wieder runter mit dem Ding, die Fock hoch und etwas später auch Motor an. Bei gerade mal 2 kn käme ich sonst ja erst um Mitternacht auf Anholt an.

Gegen 19:30 Uhr stelle ich auf einmal fest: da ist doch wieder Wind! Diesmal aus Nordwest, was eigentlich erst für den nächsten Tag angesagt war. Macht nix! Also Segel wieder hoch, Motor aus. Leider kann ich auf Steuerbordbug die Höhe, die ich bräuchte, um die vor der Insel liegenden Flachs gefahrlos zu passieren, nicht ganz halten. Also doch noch mal einen Holeschlag von rd. einer Meile, dann passt es. Um 20:45 Uhr stehe ich vor der Hafeneinfahrt, Segel runter, Fender und Festmacher dran und rein in den Hafen. Hier gibt es noch reichlich freie Liegeplätze, erfreulicherweise mit Heckboje, was einige Segler ob des reichlich verfügbaren Platzes aber ignoriert haben und sich längsseits an die Stege gelegt haben. Ich finde aber problemlos einen passenden Platz, Bojenhaken in die Öse und Leine über die Winsch und dann kontrolliert mit wenig Fahrt vorwärts an den Steg, wo ein freundlicher Segler bereits steht, um meine Vorleinen anzunehmen.

53,6 sm zeigt die Logge, Navionics hat 55,2 sm über Grund ermittelt. Gerade rechtzeitig vor dem einsetzenden Regen sind die Segel abgedeckt und das Boot aufgeklart. Ich bin mit der heutigen Tagesleistung sehr zufrieden und hab mir das Glas Weißwein als Anlegerschluck redlich verdient.

Bilder krieg ich im Moment nicht weiter hochgeladen - Kapazität wahrscheinlich erschöpft!

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