Dienstag, 18. Juni 2019

Von Göteborg durch die Schären nach Björholmen


Samstag, 15. Juni 2019



Am Morgen herrscht im Hafen wochenendmäßige Betriebsamkeit. Karren mit Gepäck werden über die Stege geschoben, Boote beladen und eines nach dem nächsten verlässt den Hafen. Es ist nur schwach windig, also lasse ich mir Zeit mit dem Ablegen.

Kurze Zeit vor mir verlassen zwei der drei Elan 310, die hier als Ausbildungsschiffe genutzt werden, den Hafen. Zwischen zwei Inseln durch geht es gemächlich vor dem Wind in den North Channel, über den ich bereits reingekommen bin, verlasse diesen aber bereits an der nächsten Bake und biege ab in das an den kritischen Stellen gut betonnte Nebenfahrwasser Richtung Varholmen ab. Bei Stora Varholmen wird das Fahrwasser richtig eng, aber man kann dort problemlos bis auf 10 m an die Felsen fahren und hat doch noch mehr als 10 m Wassertiefe. Danach öffnet sich der Björköfjorden in Richtung Norden. Leider verkrümelt sich der ohnehin schon schwache Wind immer mehr, so dass sogar das aus dem Björlanda Kilen kommende Regattafeld, das bis eben unter Spinnaker noch ziemlich flott unterwegs war, nur noch dahindümpelt. Es hilft alles nichts: Segel runter, Motor an.

Rörö als Hafen sieht eigentlich ganz viel versprechend aus. Als ich dort ankommen, stelle erst mal fest, dass viele andere auch dieser Meinung waren. Der Hafen ist dicht gepackt, keine einzige Lücke zu entdecken. Hier sind also all die Schiffe aus Göteborg hin!

Südlich von Rörö locken die Dujsandshomarna, eine Miniinselgruppe, die eine wunderschöne Ankerbucht geformt haben und zudem auch Möglichkeiten zum Anlegen am Felsen haben. Wie nicht anders zu erwarten, sind die Plätze am Felsen allesamt belegt, in der Bucht ankert bereits eine große Najad aus Flensburg. 

Djupsandsholmarna
Obwohl nicht ganz optimal, fällt der Anker auf 4 m Wassertiefe von einem durch die Inseln führenden Kanal, durch den der jetrzt wieder leicht auflebende Wind pustet. Als einer der Plätze am Felsen frei wird, geht die Najad Anker auf und nimmt diesen in Beschlag. Schade, hätte ich auch gerne genommen. Der Wind legt wieder weiter zu und ich stelle fest, dass der Anker slipt. Also Maschine an, Anker auf und ins zwei Meilen entfernte Björkö, wo ich einen Platz am Y-bommar mit Heck zum Steg und Bug im Wind ergattere.



Hafen von Björkö

Nach dem frühen Abendessen gibt es einen Spaziergang in den Ort, wo ich ein weißes Holzschild mit dem Hinweis “Utsiktsplats“ entdecke. Also hoch! Nachdem ich die aus gepflegten Holzhäusern bestehende Bebauung hinter mir gelassen habe, verliert sich auch der „Weg“ immer mehr und ichklettere einfach auf den Felsen weiter hoch. Nach kurzer Zeit bin ich sicherlich auf gut 40 m über Wasser und genieße die Aussicht auf den Fjord, die umliegenden Inseln und natürlich den Hafen.

Sonntag, 16. Juni 2019

Vormittags nieselt es leicht. Mal sehen, ob der ICA auf hat. Hat er! Es gibt frische Brötchen und auch die ansonsten erforderliche Aufstockung der Vorräte ist hier problemlos möglich. Zum Frühstück gibt es somit auch mal wieder ein Frühstücksei. Wie sagte Gerd von der Emaloca auf Anholt kürzlich: Sonntags gibt es bei uns immer ein Frühstückse. Da merken wir wenigstens, dass Sonntag ist!

Nach den üblichen Arbeiten hat sich der Nieselregen auch verzogen. Es ist zwar noch bedeckt, aber der aus WNW mit ca. 4 Windstärken einsetzende Wind reizt zur Weiterfahrt.

Großsegel und Arbeitsfock, die bei den gewundenen Fahrwassern einfach handiger ist als die High Aspect Fock, sind schnell gesetzt und schon rast „Motivatie“ mit 6,5 – 7 kn an Björkö vorbei. Diverse Ö’s werden passiert, dann stehe ich schon von Instön und bin damit schon an der Einfahrt in den nach Marstrand führenden Albrektsundskanal vorbei. 

Also Wende und zurück – nur eine halbe Meile. Da im Kanal der Wind frontal von vorne kommen dürfte, nehme ich die Lappen runter. Langsam tuckere ich in den Kanal, der an der engsten Stelle vielleicht gerade mal 15 m breit ist. 

Natürlich kommt mir dort eine dicke Hallberg Rassy unter Segeln entgegen. Macht aber nichts, man kann bis auf 2 m problemlos an den senkrecht abfallenden Felsen ran und hat trotzdem noch 10 m Wasser unter dem Kiel! 

Nach etwa 1,5 sm öffnet sich das Fahrwasser und Marstrand mit seiner dominierenden Festung Carlsten liegt direkt vor einem. Ich fahre erst mal an Marstrand vorbei und kann es dann aber doch nicht lassen, hier zu verweilen. 


Im Gästhamn hat man die Auswahl zwischen Anlegen mit einem tatsächlich begehbaren Seitensteg oder Mooringleinen. Der Bequemlichkeit halber wähle ich die Version Seitensteg und bin ein paar Minuten später fest.

Heute habe ich gleich zwei Rekorde gebrochen:

  1. kürzeste Tagesstrecke mit immerhin 12 sm
  2. höchste Hafengebühr mit SEK 307,00!

Vermutlich wäre die Mooringvariante günstiger gewesen?!

Ein kurzer Ausflug in den Ort und zur Festung hoch sind ein Muss. Die Waterfront ist natürlich vom Segelsport geprägt. Diverse Zubehörgeschäfte, eine Niederlassung des Göteborger Königlichen Segelklubs GKSS und sogar Pantaenius und eine reichliche Auswahl an Restaurants sind vorzufinden.


Von meinen Nachbarn, einem schwedischen Ehepaar in meinem Alter, werde ich auf ein Bier an Bord eingeladen und bekomme wieder ein paar Tipps für Häfen und Ankerplätze, die lohnenswert sind. Außerdem erzählen sie mir, dass sie auf einer kleinen Schäre gegenüber von Bassholmen wohnen. Das sollte ich mir doch auf jeden Fall auch anschauen. 


Montag, 17. Juni 2019


Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg mit der Fähre „Lasse Maja“ auf die gegenüberliegende Seite, um mich mit einer Reserveflasche Gas zu versorgen. Man hatte mit erzählt, dass man dort mit großer Wahrscheinlichkeit auch Campinggaz bekommt, was in Schweden immer ein Problem darstellt.

So ist es auch hier. Allerdings kann ich einen Adapter, mit dem die schwedischen blauen Gasflaschen mit dem Druckminderungsventil von Campinggaz verbunden werden können bekommen und natürlich auch die passende Gasflasche. So bin ich auf jeden Fall gewappnet, wenn meine Campinggaz-Vorräte aufgebraucht sind.

Während der Hinweg mit der Fähre ohne Ticket ging, muss ich natürlich für die Rückfahrt ein Ticket lösen – ansonsten kein Zugang!


Bevor ich weiterfahre, will ich aber noch den von meinen schwedischen Nachbarn empfohlenen Rundwanderweg laufen, der immer am Wasser über die Felsen verläuft. Man hat dort wirklich eine tolle Aussicht. Allerdings biege ich nach einer guten halben Stunde doch nach rechts in Richtung Festung ab. Ansonsten wäre ich wahrscheinlich gut zwei Stunden unterwegs, aber ich will ja auch heute noch weiter.








Mit schönem Südwestwind geht es wieder in die Inselwelt. Ich will an der Insel Tjörnö entlangsegeln und dann mal sehen, in welche Richtung es weitergeht. Durch den Älgöfjorden nach Nordosten geht es in den recht breiten Hakefjord. Einigermaßen übererascht bin ich, als auf einmal ein ziemlich großer Frachter von achtern aufkommt und mich überholt und an der Steuerbordseite ein noch größerer vor Anker liegt. Später sehe ich auf der Backbordseite den Bestimmungshafen Wallhamn, der sich auf der bewaldeten Insel Tjörnö wie ein Fremdkörper ausnimmt. Mit achterlichem Wind geht es ziemlich flott durch den Fjord. Am Ende liegt Stenungssund an Steuerbord. Das reizt mich aber überhaupt nicht, denn dort verunstalten sogar einige Hochhäuser die Landschaft. Also biege ich nach der engen Durchfahrt bei Brättgrundet und Passieren der 43 m hohen Tjörnbron nach Backbord in ein enges, gewundenes Fahrwasser, das sich aber trotzdem prima segeln lässt, ein. An einigen Stellen passiert man Fischzuchtanlagen, danach öffnet sich der Stigfjorden, auf dem ich mit zwei Kreuzschlägen durchkomme.

Windmühlen gibt es hier auch!

Dieses Badehuschen scheint wohl anlehnungsbedürftig zu sein!

Törn um Tjörn

Tjörnbron - üppige 43 m Durchfahrtshöhe

Die Idee ist eigentlich, eine Nacht am Felsen, vor Anker oder an einer Mooringtonne zu verbringen. Die passende Bucht zum Anlegen am Felsen bei Kälkerön ist leider auch schon wieder besetzt, ebenso die beiden Mooringtonnen kurz danach im Yttre kilen. Also wird es doch wohl wieder ein Hafen. Bis Björholmen sind es nur noch zwei Meilen, also lohnt es nicht mehr, die Segel zu setzen. Nach zwanzig Minuten ist festgemacht, diesmal mit einer Mooringleine. Neben mir liegt eine Hanse, die ich auch schon in Göteborg und in Marstrand gesehen habe. Irgendwie trifft man sich doch immer mal wieder. Die beiden sind ganz erstaunt, dass man auch innen durch segeln konnte.

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