Donnerstag, 29. Juni 2017

Saaremaa bis Riga

Sonntag, 25. Juni 2017


Es bläst immer noch aus allen Rohren. An Auslaufen ist nicht zu denken, heute noch weniger als gestern, aber es ist wenigstens trocken und sogar ein wenig sonnig. Mit den Fahrrädern fahren wir zur Arensburg, deren erste Anfänge auf 1398 zurückgehen und als Bischofsburg errichtet wurde. Die heute nur noch in Teilen erhaltene Burg zeigt aber die auch aus anderen Festungsstädten typische sternförmige Anordnung von Festungsmauern und den umgebenden Wassergräben. Im in der Burg beheimateten Museum lernen wir ein wenig über die wechselvolle Geschichte kennen. Mal dänisch, dann auch schwedisch und 1710 erstmals auch russisch. Der ursprünglich deutsche Einfluss Deutschlands auf Saaremaa ist allerdings auch heute noch zu erkennen.


Arensburg in Kuressaare


Die außerhalb der Burgmauern errichteten Häuser für den Besuch
Der Weg zurück zum Hafen gegen den Wind ist mit den Fahrrädern herausfordernd, zumal bei einem der beiden Drahtesel die Gangschaltung defekt ist und beim Schalten immer die Kette abspringt.

Montag, 26. Juni 2017

Auf einem der Boote im Hafen, einer Westerly Storm aus England, werden die Fahrräder eingepackt. Wollen die etwa los? Dabei hat der Wind gegenüber gestern und vorgestern sogar nochmals zugelegt. 
Nein, sie wollen nur einen Ausflug mit dem Bus nach Kaali machen. Dort gibt es einen Meteoritenkrater zu besichtigen, der auf einen Meteoriteneinschlag vor mehreren Jahrtausenden zurückzuführen ist. Es soll angeblich der achtgrößte Meteoritenkrater weltweit sein. Wir wollen uns den beiden anschließen und treffen uns kurz vor der Abfahrt des Busses nach Kuressaare an der Haltestelle. Die Fahrt nach Kuressaare mit dem Kleinbus kostet sage und schreibe € 0,55 pro Person. Leider weist der Fahrer uns an der in Busbahnhofnähe gelegenen Haltestelle nicht darauf hin, dass wir hier aussteigen sollten, um den Bus um 13:00 Uhr nach Kaali zu bekommen. Erst einige Haltestellen später erfahren wir von einer freundlichen Mitfahrerin, dass wir besser an der Haltestelle aussteigen und zum Busbahnhof zurücklaufen sollten. Im Schweinsgalopp geht es zurück zum Busbahnhof; just in time entern wir den Bus, zahlen unsere € 1,10 pro Ticket und schon geht es los. Nach 20 Minuten Fahrzeit erreichen wir Kaali. Direkt an der Bushaltestelle ist der 250 m betragende Fußweg zum Krater ausgeschildert.
Der Krater ist wirklich kreisrund, hat einen Durchmesser von 110 m, die vom Einschlag aufgetürmten Erd- und Gesteinsmassen ca. 20 m hoch. Rund um den Krater verläuft eine Steinmauer, die auf die Nutzung als heidnische Kultstätte hinweist.
In der näheren Umgebung finden sich noch 7 weitere, jedoch deutlich kleinere Krater, die aber nicht so spektakulär aussehen. Einen der kleineren suchen wir auch noch auf, die restlichen sparen wir uns, zumal es jetzt auch heftig zu regnen beginnt. Die Wartezeit bis zum Eintreffen des Busses für die Rückreise überbrücken wir mit Kaffeetrinken und Besuch eines Handarbeitsshops. Schlussendlich erreichen wir gegen 17:20 Uhr wieder den Hafen. 
Meteoritenkrater in Kaali

Der kleine Krater mit unseren beiden Mitreisenden aus Portsmouth

Dienstag, 27. Juni 2017

Für heute sind moderate Windstärken um 4 – 5, in Böen ggfs. auch mal 6 Windstärken aus West vorhergesagt. Wir wollen in einem Rutsch von Roomassaare bis Riga durchfahren, ein Schlag von ca. 90 sm. Um 5 Uhr stehen wir auf und legen um 5:40 Uhr ab. Unsere englischen Nachbarn, die in nördliche Richtung wollten, sind schon weg. Nach dem Passieren des recht engen Fahrwassers können wir Segel setzen und machen schon recht flotte Fahrt. Tut echt gut, mal wieder unter Segeln unterwegs zu sein. Schon bald kommt die Insel Ruhnu in Sicht, die zumeist als Zwischenstopp gewählt wird. Da aber für Mittwoch mal wieder Schwachwind angesagt ist, sparen wir uns den, zumal dort außer Natur nichts zu sehen ist. 
Inzwischen hat es kräftig aufgebrist, ein Reff ist fällig. Danach geht es mit unverminderter Fahrt, d.h. immer knapp unter 7 kn weiter, aber deutlich ruhiger. Von achtern kommt ein Frachter auf, der aber dankenswerterweise seinen Kurs nach Backbord ändert und wir daher nicht massiv abfallen müssen.
Leider setzt – nicht ganz unerwartet – heftiger Regen ein, der nicht nur die nicht unbeträchtliche Welle erst mal platt drückt, sondern auch meine alte Musto Salopette, die nicht mehr dicht ist, durchnässt. Nach der ersten Schauer ist daher Wechsel der Ölzeughose einschl. der darunter liegenden Lagen angesagt.
Die neue Musto Salopette erweist sich erfreulicherweise als wasserdicht! Bei den Regenmassen auch wirklich nötig!

Am Nachmittag lässt dann auf einmal der Wind stark nach. Bei der inzwischen gut 1,50 m hoch laufenden Welle ist bei 3 kn kein gescheites Fortkommen. Also Motor an! Ist das die Belohnung für die ertragenen hunderte von Litern Regenwasser? Es ist zum Ko…
Mein Wutausbruch scheint Rasmus bewogen zu haben, doch mal wieder tätig zu werden. Nach einer Stunde Motorfahrt, inzwischen geborgenen Segeln, setzt der Wind wieder ein. Also Segel wieder hoch, Motor aus, und schon geht es wieder mit flotter Fahrt weiter. Vom Passieren der Molenköpfe um 19:20 Uhr dauert es dann aber doch noch mal fast 1 ½ Stunden über die Daugava, bis wir im Jachthafen Andrejosta die Leinen fest haben. Die letzten 2 sm bis zum Hafen legen wir unter Motor zurück, ansonsten ließ sich das alles sehr gut unter Segeln zurücklegen. 90,4 sm am Stück in knapp 15 Stunden. Geschafft! Wir gönnen uns noch ein Anlegerbier im direkt am Hafen gelegenen "Terase Muusu".  
Das Anlegerbier haben wir uns redlich verdient


Aida Cara liegt auch schon am Kreuzfahrtterminal
Aida Cara - kleinstes und ältestes Aida-Schiff
Mittwoch, 28. Juni 2017

Vorab nur mal ein paar Fotos von Riga als erster Eindruck!

die zwei schöneren von den drei Gebrüdern

eines von ca. 800 Jugendstilhäusern

Das Katzenhaus - siehe die beiden Figuren auf den Türmchen
der Dom

 
Schwarzhäupterhaus - Versammlungsstätte der Vereinigung unverheirateter Kaufleute - Pendant zu den Schwarzhäuptern in Bremen
Nationalbibliothek


Swedbank - wie die Nationalbibliothek am gegenüberliegenden Ufer der Daugava. In Köln würde man wohl sagen: de schääl Sick

Das Rigaer Schloss - Sitz des lettischen Parlaments

Stadtrundfahrt mit einem schon historischen, umgebauten MAN Standardlinienbus


Samstag, 24. Juni 2017

Saaremaa - estnische Insel im Rigaischen Meerbusen

Donnerstag, 22. Juni 2017

Windvorhersage für heute: West, um 8 m/s, in Böen ab und an etwas mehr, gegen Nachmittag nachlassend. Signal für uns: wir müssen zeitig los!

Um 06:35 Uhr lokaler Zeit wird abgelegt, um 06:50 Uhr passieren wir die Molenköpfe. Wir müssen leider noch ein Stück motoren, können erst hinter der zweiten roten Tonne die Segel setzen. Zwanzig Minuten später ist es dann soweit, erst das Großsegel, dann die Fock hoch!

Zwischen zwei Ankerreeden geht es mit 20 ° am Kompass nach Norden. Es läuft gut mit immer über 6 kn, manchmal kratzen wir an der 7. So macht das Segeln wieder Spass. Nach gut zwei Stunden stehen wir an der Einfahrt zur Irbes Strait. Im AIS (Automatic Identification System) können wir beobachten, welche Schiffe unterwegs sind. Ein Frachter ist weit vor uns schon durch, ansonsten können wir die Positionen von „Amelia“ und „Heimdall“, die ebenfalls im Jachthafen von Ventspils lagen und nach uns ausgelaufen sind, beobachten.

Leider beginnt der Wind ein wenig zu schwächeln, außerdem müssen wir um 20 Grad abfallen und sehen uns gezwungen, den Motor zu Hilfe zu nehmen.


Nach der üblichen Mittagspause brist es wieder leicht auf. Der Kurs passt für den Blister, der diesmal ohne Hakeln nach oben geht. Schnell haben wir gute 5 kn Fahrt. Die können wir auch gut gebrauchen, schließlich liegen ja noch über 30 sm vor uns. 

Kuressaare - wir kommen!
Leider erwischen wir einen Rechtsdreher, so dass der Blister nicht mehr steht. Also runter mit dem Ding, Fock hoch. Es hat mit dem Dreher wieder etwas aufgefrischt, recht flott haben wir die Ansteuerung von Kuressaare erreicht. Leider finden wir die auf unserer Karte verzeichneten Tonnen nicht. Mit Hilfe der Navionics App auf dem iPad ist die Ansteuerung aber problemlos und um 18.00 Uhr liegen wir im Jachthaven von Roomassaare (vor dem eigentlichen Ort Kuressaare) am Steg und werden von einem freundlichen Hafenmeister auf deutsch begrüßt. 64 sm liegen hinter uns, in Summe jetzt 610.

Am Schwimmsteg in Roomassaare - Motivatie ganz rechts

Modernes Hafengebäude von Roomassaare Sadam, rechts das Restaurant
Parallel zur Hafeneinfahrt befindet sich die Einflugschneise des Flughafens von Saaremaa. Kurz nach unserer Ankunft kommt eine kleine zweimotorige Maschine an (schätzungsweise 6- oder 8-sitzig), aber zu unserer Überraschung verlässt auch eine zweistrahlige Verkehrsmaschine den Flughafen.
Beim Hafenmeister reservieren wir uns Fahrräder für den nächsten Tag, denn jetzt ist uns erst mal nach etwas essbarem, das wir aber im nebenan gelegenen Restaurant preiswert (wenn auch nicht ganz so wie in Ventspils) bekommen.


Freitag, 23. Juni 2017

Heute ist der Tag aller Tage in Estland: Mittsommernachtsfeier, Johannisfeuer und gleichzeitig Siegesfeier nach der Schlacht im Jahre 1918 gegen die unter deutschem Kommando stehende baltische Landeswehr und Unabhängigkeit von Sowjetrussland.
Schon bei unserer Radtour ins 5 km entfernte Kuressaare sehen wir den vorbereiteten Holzstapel, wollen jedoch erst einmal den Ort in Augenschein nehmen. Auch hier ist der sowjetische Einfluss noch sichtbar, wenn auch nicht so ausgeprägt wie in Ventspils. Die Tatsache, dass Kuressaare wohl immer schon Kurort war, hat durchaus ihre positiven Auswirkungen, allerdings auch preistreibenden Charakter. So sind hier die Preise im Restaurant mit denen in Ventspils kaum vergleichbar, was uns allerdings nicht davon abhält, im Café Mosaiik einen Salat und ein Glas Weißwein zu genehmigen. 

Historische Bauten in Kuressaare

Kleine Pause auf der Terrasse des Café Mosaiik auf der Tallinna
Nach dem Abendessen im Restaurant am Jachthafen Roomessaare, das dieses Mal leider ein Reinfall war, machen wir uns mit den Rädern wieder auf den Weg nach Kuressaare, um das Johannisfeuer und die Feierlichkeiten zu erleben. Moderiert von zwei jungen Männern werden verschiedene Spiele, zu denen sich das Publikum melden kann, durchgeführt. Nach Abschluss dieser Spiele und anschließender Preisverleihung wird das Johannisfeuer entzündet. Innerhalb kürzester Zeit steht die gesamte Holzpyramide in Flammen und sorg auch bei gehörigem Abstand für angenehme Temperaturen. Eine 3-Mann-Combo gibt auf der Bühne ihr bestes, um die Stimmung anzuheizen, was nach einiger Zeit auch gelingt. Auf der Rasenfläche wird getanzt und geschunkelt. Auch die kleinsten sind mit Begeisterung dabei.

Johannisfeuer in Kuressaare

Als es schon langsam dunkel wird, machen wir uns wieder auf den Rückweg zum Hafen. Der Fahrradweg führt zum Schluss an großen Wacholderbüschen vorbei. Auf einer Lichtung entdecken wir auf einmal ein größeres Tier. Für ein Reh ist es zu groß, Kühe oder Pferde haben wir auf dem Hinweg dort nicht gesehen. Bei näherem Hinsehen entpuppt es sich doch tatsächlich als Elch und steht ruhig und völlig unaufgeregt auf der Lichtung und wundert sich wohl, wieso er von uns so angestarrt wird. Der Hafenmeister bestätigt uns am nächsten Morgen, dass es hier tatsächlich Elche gibt und die sich bei Einbruch der Dunkelheit auch gerne mal aus dem Dickicht wagen und auf der Lichtung äsen.


Samstag, 24. Juni 2017

Über den heutigen Tag gibt es nicht viel zu berichten. Es regnet fast den ganzen Tag und bläst kräftig aus südlichen Richtungen – wie angekündigt. Zeit für die Blogpflege! Erst gegen Abend klart es auf und gibt uns die Chance für einen kurzen Spaziergang auf die Mole. Hoffen wir, dass es morgen besser wird und wir zumindest noch einiges in Kuressaare zu sehen bekommen.



Ventspils (ehemals Windau) in Lettland an der Mündung der Venta


Dienstag, 20. Juni 2017


Nach dem gestrigen langen Tag lassen wir uns mit dem Aufstehen Zeit. Die Duschen im Jahtu Osta sind überraschen gut und neu und machen den verwahrlosten Eindruck des sicherlich noch aus der russischen Okkupation rührenden Gebäudekomplexes mehr als wett.
Jahtu Osta Ventspils (Jachthafen Ventspils)
Wir können auch zwei Fahrräder bekommen und machen uns auf den Weg in die noch unbekannte Stadt. Dies Straßen und Wege sind schon neu gemacht und in einem prima Zustand. Unser Weg führt entlang eines schönen Parks, der bestens gepflegt ist. Die Gebäude hingegen sind von ganz schlecht und verwahrlost bis hin zu recht chic gemachten Neubauten zu kategorisieren. Hierzu später sicher noch mehr. Im Zentrum der Altstadt kommen wir am Markt vorbei und finden schließlich in den Ratsstuben ein nettes Restaurant, ebenfalls renoviert und mit neuer Innenausstattung versehen.


Frühstück bekommen wir zwar nicht mehr, da es inzwischen 11:30 Uhr durch sind. Wir haben halt die für das Baltikum geltende zusätzliche Stunde Zeitverschiebung wohl doch noch nicht auf dem Schirm. Die junge und engagierte und gleichzeitig freundliche und zuvorkommende Bedienung verspricht, für uns in der Küche etwas Passendes zu zwei Spiegeleiern zaubern zu lassen. Inzwischen lassen wir uns einen hervorragenden Kaffee schmecken, der nach dem in Schweden üblichen Gebräu eine echte Wohltat ist. Wenige Minuten später serviert sie uns zuerst mal geröstete Brotscheiben mit pürierten und überbackenen Tomaten, dann kommt sie auch schon mit zwei Tellern mit Spiegeleiern, nett angerichtet mit Tomaten, Salat, Schnittlauch, Gurken, Salat und zwei undefinierbaren, aber sehr leckeren Klößchen, die in gewisser Weise an die Markklößchen meiner Oma erinnern. Das ganze gibt es incl. 5 Tassen Kaffee für € 25,00!

Beim anschließenden Bummel über den Marktplatz und durch die Markthallen, wo es u.a. noch zwei Metzger gibt, die Schweinefleisch nach herkömmlicher Art und Weise verkaufen, d.h. auch ganze Schweinsköpfe, Pfötchen, Haxen, Schwänzchen, viel fettige Schwarte aber natürlich auch Schnitzel, Kotelett und Co. Auf dem Marktplatz erstehen wir an einem Obststand eine Schale Erdbeeren (1 kg für 5 €). In einem kleinen Supermarkt, den wir auf dem Weg zum Jachthafen zufällig entdecken, kaufen wir ein wenig Sahne. Wir sind überrascht über das reichhaltige Angebot an unterschiedlichsten Biersorten, Weinen, Sekt (u.a. natürlich auch Krimsekt) und insbesondere Spirituosen (Wodka verschiedener Hersteller, aber auch Whisky, Rum, Gin, Cognac etc.). Und das Ganze zu irre günstigen Preisen!

An Bord wird erst mal Sahne geschlagen, natürlich von Hand und mit dem Kilo Erdbeeren verputzt.
Spätnachmittags fahren wir mit unseren Leihfahrrädern noch mal los, um den Ort weiter zu erkunden. Direkt gegenüber vom Jachthafen liegt der Strand, der dem der niederländischen Strände in punkto Ausstattung und Sauberkeit und ganz feinem Sand in nichts nachsteht.
Am Strand von Ventspils - hier nur ein kleiner Ausschnitt
Wir wollen aber weiter in den Park, um dem im Reiseführer beschriebenen Ankerpark zu folgen. In der Tat sind dort wohl um die 30 tonnenschweren Anker unterschiedlichster Form und Herkunft mit jeweils ein paar Meter Ankerkette aufgestellt. Einer davon trägt sogar noch gut sichtbar ein Hakenkreuz. Auch ansonsten ist der Park sehr schön angelegt und mit diversen Attraktionen für Kinder ausgestattet. Hierbei kommen wir zufällig auch am Fischerei- und Freilichtmuseum vorbei, in dem u.a  auch diverse historische Fischerboote ausgestellt sind. Bei € 2,80 Eintritt (für zwei Personen) können wir nicht widerstehen und gehen rein. In diversen Hütten und Häusern wird das Leben und Arbeiten in den früheren Jahrhunderten gezeigt. Schade nur, dass wir das meiste nur in lettischer Sprache beschriebene nicht verstehen.
Auch eine Windmühle, in der u.a.alte deutsche Getreidebearbeitungsmaschinen und sogar eine alte Schmalspureisenbahn mit eigenem kleinen Bahnhof fehlen nicht.
Einer von den 36 Ankern
Ein weiteres Exemplar - der hier wiegt 4.500 kg!
Eines der "neueren" Fischereifahrzeuge - immerhin schon mit Motor!
Zum Abendessen kehren wir im Hotel "Juras Brize" ein und werden für € 25,00 incl. Getränke rundum satt. Es ist wohltuend, wie sehr sich die zumeist jungen Leute im Service sich bemühen, ihren Gästen den Aufenthalt angenehm zu machen trotzdem versuchen, auch ihr Angebot an den Mann bzw. die Frau zu bringen.

Mittwoch, 21. Juni 2017

Aufgrund der immer noch strammen Windstärke wollen wir heute noch in Ventspils bleiben, zumal die Stadt der Blumen und Brunnen noch viel Unentdecktes zu bieten hat. 
Frühstück leisten wir uns aufgrund der Erfahrung vom Vorabend im „Juras Brize“. Ein Bauernfrühstück kostet € 3,00! Nachdem wir das verputzt haben, werden wir so nett gefragt, ob wir nicht noch etwas Süßes hinterher haben möchten, dass wir einfach nicht nein sagen können. Das Ergebnis sehen wir hier:
Gut gestärkt besichtigen wir die Südmole, wo neben einem alten Schiff aus Sowjetbeständen ein überdimensionaler Stuhl einigen Metern alter Ankerketten eine neue Daseinsberechtigung gewährt.


Auf dem Weg in die Stadt machen wir einen Abstecher in den Bezirk Ostgals. Da dieser Bereich zu versanden drohte, zwangen die sowjetischen Besatzungsmächte Anfang des 20. Jahrhunderts die Bauern, sich dort anzusiedeln und damit der Versandung entgegenzuwirken. Heute befinden sich dort immer noch die vor gut 100 Jahren errichteten Holzhäuser, die zwar vielleicht nicht mehr so ärmlich wirken, trotzdem aber vom heutigen Standard noch weit entfernt sind.


alte Holzhäuser im Bezirk Ostgals
Diese beiden Objekte befinden sich allerdings in unmittelbarer Nähe des Altstadtzentrums



In unmittelbarer Hafennähe besichtigen wir die Ordensburg des livonischen Ordens, der als strukturell eigenständiger Teil des Deutschritterordens im Baltikum bezeichnet wird. Die Burg stammt wohl aus dem 11. Jahrhundert und ist architektonisch auf den ersten Blick nicht besonders reizvoll, entpuppt sich aber in ihrem Inneren mit mehreren Etagen, Innenhof und Turm als für damalige Verhältnisse ausgeklügelt angelegt.
Burg des Livonischen Ordens in Ventspils


Auf eine Besichtigung des Olympiazentrums, auf das Ventspils ganz stolz  ist, haben wir verzichtet. Hier zumindest ein Hinweis auf die Bobaktivitäten:



Allerdings fanden wir den Besuch des erst 2016 fertiggestellten Brunnens in Form der Fregatte „Walfisch“ ganz interessant. 



Nebenbei entdeckten wir den Brunnen des Schiffsbeobachters und eines weiteren Brunnens mit Schiffsbezug in einem Park in der neuen Stadt. 


Der Schiffsbeobachter - für den nicht Eingeweihten nicht sofort verständlich!

Ganz zufällig kommen wir an der orthodoxen Basilika vorbei, wobei uns ein Besuch aufgrund eines dort wohl gerade stattfindenden Trauergottesdienstes verwehrt wird. 


Am Abend dieses erlebnisreichen Tages und quasi zum Abschluss unseres Ventspils-Aufenthaltes gönnen wir uns noch mal ein Abendessen im Juras Brize, denn am nächsten Morgen soll es zeitig weitergehen. Ziel ist erst mal Kuressaare im Süden der Insel Saaremaa, von wo wir aus dann weiter nach Süden Richtung Riga wollen.


Gegrilltes Schweinesteak mit Beilagen - € 8.50!!!

Dienstag, 20. Juni 2017

Aufbruch ins unbekannte Baltikum

Mittwoch, 14. Juni 2017

Heute wollen wir auf jeden Fall nach Byxelkrok, einem urigen Hafen im Norden Ölands, den wir schon von unseren Törns in den beiden Vorjahren kennen. Außerdem eignet er sich als idealer Absprunghafen für die Überfahrt nach Gotland. Schon zeitig verlassen wir den Hafen, setzen Segel und müssen feststellen: das reicht nicht, um bis Byxelkrok zu kommen. Es hilft alles nichts, der Motor muss  mal wieder helfen. Als wir Blå Jungrun passiert haben, setzt leichter Wind ein, der zunächst aus Ost, später nach kurzer Atempause aus Süden kommt. So ist es uns vergönnt, zumindest die letzten 4 sm unter Segeln zurückzulegen. 

Hafenkulisse Byxelkrok
 Donnerstag, 15. Juni 2017

Schon wieder flau! Wir mieten uns Fahrräder und machen eine Radtour in den Norden. Öland norra udde, der Lång Erik (Ölands Leuchtturm im Norden), rund um die Bucht Grankullaviken und dann zum Trollskogen, einem Wald mit sehr bizarr geformten Bäumen, der uns von der Verkäuferin im Keramikshop im Solliden als sehenswert empfohlen worden war.

Leuchtturm Langer Erik auf Ölands Nordspitze "norra udde"
Baum im Trollwald bei Grankullavik
Zurück geht es durch den Wald über einen gut beschilderten Radweg. Natürlich kommen wir an der einen oder anderen Windmühle vorbei. Steinmauern gibt es auch zuhauf. Die kennen wir aber ja auch schon von unserem Ölandbesuch während unseres Törns 2015.
Rund 30 km haben wir so bei bestem Wetter zurückgelegt. Zur „Belohnung“ gibt es am Abend im kleinen Restaurant direkt am Hafen eine Pizza.

Freitag, 16. Juni 2017

Um 6 Uhr morgens schmeißen wir die Leinen los. Obwohl der Wind noch recht schlapp ist, setzen wir vor dem Hafen Segel und schleichen mit 3 kn Richtung Nordspitze Ölands. Immerhin haben wir um 07:15 Uhr den Leuchtturm passiert. Einige Zeit später brist es dann erfreulicherweise auf. So kommen wir mit halbem Wind sehr gut voran. Um die Mittagszeit gibt es eine kleine Schwächephase, vermutlich die übliche Mittagspause, die aber auch nicht allzu lange andauert. Um 14:15 Uhr bergen wir vor der Einfahrt in den Hafen die Segel und liegen bereits um 14:30 Uhr im Visby Gaesthamn, der überraschend leer ist, vor Heckboje mit dem Bug am Steg.

Nach dem Besuch beim Hamnkontor machen wir natürlich einen Bummel durch die Stadt. Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist es auch dort relativ ruhig, obwohl im Hafen ein Kreuzfahrtschiff liegt. Natürlich geht es nicht ohne Besuch in der Eisdiele ab, von deren Terrasse man einen tollen Blick über die Dächer der Stadt und auf die Ostsee hat.

Blick über die Dächer der Stadt Visby auf Gotland
Am großen Marktplatz gönnen wir uns in einem der Straßencafés ein Glas Wein und schauen dem Treiben rund um den Marktplatz zu.
Für den nächsten Tag ist auch mal wieder nicht mit gescheitem Wind zu rechnen. Wir beschließen daher, noch einen Tag in Visby zu verbringen.

Samstag, 17. Juni 2017

Bestes Wetter, strahlender Sonnenschein. Die Beschaffung von frischen Brötchen gerät zur Stadtbesichtigung, weil die uns empfohlene Bäckerei leider geschlossen ist. Allerdings auch mal interessant, eine derartige Stadt zu erkunden, in der das Leben so langsam erwacht.
Nach dem Frühstück beschließen wir spontan, uns noch mal ein Mietauto zu leisten, um damit einen Ausflug auf den Nordteil der Insel zu unternehmen.

Wir statten dem Fischerdorf Själtsö einen kurzen Besuch ab, wobei wir die alten Fischerhäuschen, die als solche allerdings nicht mehr alle genutzt werden, besonders reizvoll finden.

Fischerhütten in Själtsö

Kleiner Fischkutter in Själtsö

Bei Hallshuk wagen wir uns bis an die Kante des hohen Kliffs, das dort um die 40 m senkrecht nach unten geht.

Hallshuk
Noch spektakulärer ist allerdings Högklint im Süden von Visby mit seiner 48 m hohen Steilwand.



Getvältaren ist die Bezeichnung für die bis vor ca. 30 Jahren dort noch vorhandenen Ziegenweiden. Manche Ziegen schafften es, geschickt auf die tiefer liegenden Absätze mit vermeintlich besonders leckeren Gräsern zu springen, nicht ahnend, dass sie damit ihr Todesschicksal besiegelt hatten, denn für sie gab es keinen Weg mehr zurück.


Interessant ist auch die Höhle, in der der Räuber Lilja sich im Steilhang vor seinen Verfolgern versteckt hat.

Den Tag beschließen wir mit einem Bummel über die Uferpromenade entlang der Stadtmauer und durch die Gassen der Stadt zurück zum Hafen.



Sonntag, 18. Juni 2017
                         
Heute bläst es anständig aus Süd, für uns aus der richtigen Richtung, um eine schnelle Überfahrt zum 38 sm entfernten Fårösund zu gewährleisten. Es macht richtig Spass, unter Großsegel und ausgebaumter Fock entlang der Küste, die wir am Vortag noch teilweise auf unserer Autotour von der Landseite kennengelernt haben, vorbeizusegeln.


Motivatie gibt auch ihr bestes. Auf Höhe Kappelshamn gibt es eine laute Detonation, die uns wirklich erschreckt. Weiter draußen auf See gibt es schließlich ein Schießgebiet, in dem allerdings laut Aushang im Hafen bis auf weiteres keine Schießübungen stattfinden. Aber man weiß ja nie! Vermutlich war es dann doch eine Sprengung in den rund um Kappelshamn liegenden Steinbrüchen? Sonntags? Na ja, wir werden wohl nicht mehr dahinter kommen, was es wirklich war.
Wir setzen unsere Fahrt fort und passieren den roten Leuchtturm vor der Einfahrt in den Fårösund, der am Ende einer Reihe von knapp unter Wasser, teils aber auch die Wasseroberfläche durchbrechenden Granitbrocken markiert. Die Ansteuerung ist bei den guten Sichtverhältnissen recht einfach. Allerdings gibt es hier doch einige Böen, die das Boot bei dem jetzigen Halbwindkurs recht kräftig krängen lassen, dafür aber auch mit über 7 kn in die enge, von dicht beieinander liegenden Bojen markierten Durchfahrt schießen lassen. Als wir wieder abfallen können und es so richtig Spass macht, müssen wir leiden schon die Segel bergen, denn Farösund Marina liegt direkt hinter der Fährverbindung Fårösund nach Fårö. Der Hafen ist bis auf ein Segelboot und ein kleines Motorboot leer und macht auch einen etwas verwahrlosten Eindruck. Die 300 Kronen Hafengebühr, die man uns dort abknöpft, sind nun wirklich nicht gerechtfertigt. Aber wir wollen ja am nächsten Morgen ganz zeitig los und den Sprung ins 85 sm entfernte Ventspils in Lettland wagen.

Montag, 19. Juni 2017

Abfahrt ist um 04:45 Uhr! Nur unter Großsegel passieren wir vor dem Wind die enge Passage vor der vorgelagerten Insel Bungeör, danach wird die Fock dazugesetzt und ausgebaumt. 80 sm liegen so bis zur Ansteuerung Ventspils vor uns.


                                                             Wechsel der Gastlandflagge

Um die Mittagszeit wird es mal wieder schwierig, den Kurs platt vor dem Wind bei der jetzt doch recht beträchtlichen und ziemlich konfus durcheinander laufenden Welle mit gescheiter Fahrt zu halten. Letztlich müssen wir dem Wind mal wieder mit 2.500 Umdrehungen unseres Dieselmotors zu Hilfe kommen. Leider für die kompletten restlichen 35 sm.
Kurz vor der Hafeneinfahrt absolvieren wir die laut Beschreibung im Hafenhandbuch obligatorische Anmeldung bei der Hafenbehörde. Ventspils Vessels Traffic scheint allerdings über unsere Anmeldung ein klein wenig verwundert zu sein, heißt uns jedoch in gutem Deutsch herzlich in Ventspils willkommen.
Um 20:40 Uhr liegen wir schließlich nach 87 sm und nicht ganz 16 Stunden vor Heckboje an der renovierten Jaht Osta (Yachthafen) Ventspils und werden von einem sehr freundlichen Hafenmeister begrüßt.