Mittwoch, 9. September 2020

Die letzten Etappen - von Ystad nach Kappeln

Meine Lieblingsbäckerei in Ystad – Marie Cafeet – macht leider erst um neun Uhr auf. Also wird es nur der schnelle Einkauf incl. Brötchen beim Coop. Heute soll es nach Klintholm auf Mön gehen. Schlagartig wird mir bewusst, dass das dieses Jahr der letzte Hafen in Schweden war!

Es wird am Ende wieder 10:20 Uhr, als ich die Leinen löse. Was macht der eigentlich immer so lange? War doch zumindest schon vor 9 Uhr in der Stadt! Also, das ist leicht und schnell erklärt: Erst mal in Ruhe frühstücken, für mich die wichtigste Mahlzeit des Tages, die ja häufig mit Ausnahme eines kleinen Snacks auch durchaus schon mal bis zum Abend im nächsten Hafen halten muss. Dann die übliche Bordroutine: Abwaschen, Abtrocknen, Wegstauen, Segelpersenninge ab, Stromkabel einholen, Cockpittasche mit Handy, Fotoapparat, Segelhandschuhen, Sonnencreme und Lifeline klar machen. Ach ja, und dann war da noch was mit 00. Da ich meistens nichts davon wegdelegieren kann, es sei denn, ich stelle mich vor den Spiegel und sag „jetzt bist du aber mal dran mit abwaschen etc.“ wird ein Punkt nach dem nächsten abgearbeitet.

Dafür stehen aber auch schon 10 Minuten nach dem Ablegen die Segel. Bei einem ENE-Wind mit ca. 4 – 5 Windstärken geht es gleich sehr zügig voran. Zwischen 6,5 und manchmal auch mehr als 7 kn, im Surf die Welle runter auch schon mal mit der 8 auf der Anzeige rauschen wir entlang der Küste von Skåne (Schonen). Schnell kommt der Leuchtturm Kuillagrund vor Trelleborg in Sicht; die Fähren von und nach Trelleborg sind schon länger zu sehen. Schon bald darauf kommen voraus zunächst mal komisch erscheinende Gebilde in Sicht. Es dauert etwas, bis ich realisiere, dass das die Sockel der Windgeneratoren für den neuen im Bau befindlichen Windpark mit über 100 Mühlen sein müssen. Und schon stellt sich die Frage: „Muss ich da komplett drum herum segeln? Oder kann ich auch da zwischendurch?“ Von den Abständen zwischen den Sockeln problemlos machbar, Warngebietstonnen liegen hier keine, Arbeitsschiffe sind zumindest in dem Bereich, in dem ich durchfahren möchte, auch nicht in Sicht. Also durchfahren! Weit in Lee von mir werden mit einem Kabelleger Kabel verlegt. Ansonsten ist alles ruhig.


Erfreulicherweise hat sich der Wind nach kurzer Schwächephase schnell wieder zurück gemeldet. Inzwischen ist Möns Klint in Sicht und leuchtet auch mit der abendlichen Beleuchtung aus Westen bezaubernd. Weit an Steuerbord geht noch mal eine deftige Regenschauer nieder, die uns aber verschont. Dafür gibt es dann zum Schluss noch mal einen Regenbogen, den ich in dieser Intensität sehr selten mal erlebt habe. Wow! Leider kann man das mit der Kamera nicht einfangen…

Möns Klint vor dem Abendhimmel


Regenbogen vor Klintholm

Nach 9 ½ Stunden und knapp 56 sm (ca. 104 km) liegt Motivatie am Steg in Klintholm, das wie auch schon die anderen Häfen vorher vergleichsweise wenig Boote beherbergt.



Sonnenuntergang im Hafen von Klintholm

Da für den nächsten Tag wieder ein langer Schlag von knapp 60 sm durch den Storström und das Smalands Fahrwasser bis nach Omö geplant ist, fällt das touristische Landprogramm denkbar knapp aus: kurzer Spaziergang zu Bezahlautomaten und wieder zurück – das wars! Ich bin gespannt, ob die Windvorhersage recht behält. Anfangs soll es W – WNW-Wind geben, der dann später auf SW drehen soll, was für die Fahrt durch das Smalands Fahrwasser natürlich perfekt wäre.

Und tatsächlich: Von Klintholm geht es mit dem angesagten Westwind bis vor die Einfahrt zum Grönsund und bereits vor Harbölle, von wo aus man fast westlichen Kurs steuern muss, dreht der Wind – vermutlich durch die Landmassen abgelenkt – auf Südwest, so dass ich ohne Probleme und zusätzliche Kreuzschläge Stubbeköbing passieren und die Brücke ansteuern kann. Für die Nichtsegler: Wenn man kreuzen muss, d. h. gegen den Wind segeln, verdoppelt sich die zurückzulegende Distanz bzw. die Zielgeschwindigkeit halbiert sich.




Brücke Farö - Seeland

Nach dem Passieren der zweiten Brücke, der Stor Strömsbroen, weitet sich das Fahrtgebiet – könnte man meinen!


Kombinierte Straßen- und Eisenbahnbrücke Storströms Broen

In der Tat muss man sich streng an die betonne Fahrrinne halten, weil es doch einige flache Stellen gibt, die mit dem 1,70 m betragenden Tiefgang der Motivatie kritisch werden können. Hier legt der Wind – nicht ganz unerwartet – auch wieder zu, dreht aber gleichzeitig sogar noch etwas weiter auf SSW, was für meinen zu segelnden Kurs günstig ist. In den Böen legt sich das Schiff inzwischen so stark auf die Seite, dass wir die Fußreling durchs Wasser ziehen. Zeit für ein Reff. Gerade rechtzeitig ist es eingebunden, als der Wind wiederum nochmals eine Schüppe drauflegt. Motivatie rast jetzt mit permanent über 7,5 kn durchs Smalandsfahrwasser, das jetzt auch beachtliche Wellen aufweist, nachdem die Landabdeckung durch die kleinen Inseln wie Femö, Fejö und Veijrö nicht mehr gegeben ist. Zu allem Überfluss fallen kräftige Schauerböen über uns her. Die schon in Sichtweite liegenden Inseln Omö und Agersö sind wieder verschwunden. In einer besonders heftigen Bö nehme ich das Großsegel ganz weg und laufe nur mit der Fock trotzdem immer  noch fast genau so schnell. Der Wind fegt jetzt mit geschätzt 7 Windstärken, in Böen auch schon mal mehr, über uns hinweg. Wenigstens der Regen hat jetzt aufgehört. Von Steuerbord taucht die Fähre von Agersö nach Omö auf. Vor der Ansteuerung der Hafeneinfahrt nach Omö muss die Fock dann runter, die letzten 20 Minuten geht es nur unter Motor, den Wind genau von vorne, langsam gegenan.

Auch der Hafen von Omö ist ziemlich leer. Gut für mich, den so kann ich längsseits am Steg anlegen, ohne ein komplizierteres Anlagemanöver mit Seitenwind und Ausbringen der Heckleinen auf zwei Pfähle fahren zu müssen. Das Landgangsprogramm nach gut 10 Stunden und gut 58 sm ähnelt dem von Klintholm: Gang zum Kassenautomaten, der gerade mal 150 m entfernt ist und zurück an Bord. Zum Abendessen gibt es Bratkartoffeln mit einem Stück Entrecote. Wie gut, dass ich noch bereits fertig gekochte Kartoffeln in Bratkartoffelgröße habe. So geht es einigermaßen schnell, denn außer einem Apfel, einer auf die Schnell geschmierten Stulle und ein paar Keksen gab es unterwegs keine Verpflegung. 




Trocknen der nassen Plünnen. Wie gut, dass ich eine Heizung hab!



Und schon wieder kommt die Fähre!


Türkisfarbenes Wasser vor dem Hafen - sieht schön aus, ist aber gefährlich, weil sehr flach!

Auch der nächste Tag wird wieder ein Segeltag nach meinem Geschmack. Zwar sind nur knapp 35 sm sind bis Svendborg zurückzulegen, aber mit Vorsegelwechsel, Reffen des Großsegels und einer Zielkreuz in den Svendborgsund  (Training für die Regatta Silverrudder!) trotzdem herausfordernd und spannend, aber mit Spaßfaktor!

In Svendborg treffe ich Samer und Trixi, die ich vor zwei Jahren beim Silverrudder kennen gelernt habe. Sie haben ihre „Big Lebowski“ schon mal vorsorglich nach Svendborg gesegelt, nachdem ihnen der Wind im vergangenen Jahr die Teilnahme an der Regatta vermasselt hatte. Die Freude auf beiden Seiten war entsprechend groß. Bei einem Kaffee und Kuchen bei mir an Bord lassen wir die Erinnerungen an das Silverrudder 2018 noch einmal aufleben. Zum anderen erzählt mir Samer von seiner Teilnahme an der Transquadra, einer Transatlantikregatta mit zwei Etappen. Die erste Etappe von Lorient nach Madeira und die zweite von Madeira nach Martinique. Das ganze zu zweit auf einer JPK 960, also geringfügig größer als meine Motivatie, aber natürlich viel schneller.

Dagegen ist Silverrudder ja ein gemütlicher Nachmittags-Kaffeetörn!




Samstag in Svendborg: Live Jazz im Café Rouge. Das lädt doch ein, mal zu verweilen und zuzuhören. und dazu ein leckeres Grimbergen. Da kommen Erinnerungen an die Zeit in Kamperland und Veere auf!



Worauf trinke ich? Einen geglückten Törn, der bald zu Ende geht!?



"Motivatie" in Svendborg von der Aussichtsplattform fotografiert

 

Und schon ist er da, der letzte Tag meines Sommersegeltörns nach Gotland. Bei einem frischen Westwind heißt es, aus dem Svendborgsund zu kreuzen, bis man dann entweder vor oder nach Avernakö nach Süden abbiegen kann und dann einen schnellen Kurs mit Windeinfall um die 60 Grad einschlagen kann. Die Svendborgsundbrücke wird noch unter Motor passiert, doch kurz danach gegen die Segel hoch und die Kreuz beginnt. Es läuft sehr gut, zumal ich am Samstag in Svendborg die Oberwanten nochmals nachgespannt habe. Nachdem das Fahrwasser etwas weiter geworden ist und der Trichtereffekt sich gelegt hat, wird die kleinere Arbeitsfock erst mal gegen die High Aspect-Fock gewechselt. Danach läuft es auch gleich noch mal besser. Entgegen meiner üblichen Route vor Avernakö durch ein schmales Fahrwasser nach Südwesten zu steuern, entschließe ich mich, die Kreuz bis hinter Avernakö durchzuziehen und dann zwischen Avernakö und Lyö nach Süden auf einen Kurs von ca. 210 ° abzufallen. Das ist insofern m. E. günstiger, als der Windeinfallswinkel dann günstiger ist und bei dem Westwind ist die Welle zwischen Avernakö und Ärö doch sehr beachtlich. Nach immerhin 16 Wenden kann ich endlich ein wenig abfallen und schon geht die Post ab. Fast permanent 6,5 kn auf der Logge zieht Motivatie Richtung Kegnäs. Kurz vorher wird dann doch wieder ein Reff fällig, zumal man erfahrungsgemäß vor der Flensburger Förde bei Wind aus West auf einiges gefasst sein muss. Bis kurz vor Schleimünde geht es mit durchgängig 7 kn und mehr dem Ziel entgegen. Fast schon wieder schade, als ich nach 7 Stunden die Segel bergen muss, denn in die Schlei geht es bei Westwind wirklich nur unter Motor. Die Schlei scheint gerade mal wieder leer zu laufen. Ich habe mit massivem Gegenstrom zu kämpfen. So dauert es von der Einfahrt bis zum Hafen von Henningsen und Steckmest fast eine Stunde! Aber schließlich ist es geschafft. Motivatie liegt nach knapp 8 Stunden und 48 sm wohlbehalten am Steg.

 

Und nun noch die unvermeidliche Statistik:

Genau 49 Tage, d.h. 7 Wochen war ich unterwegs. Davon gab es 32 Segeltage, d.h. zwei Drittel Segelzeit, was ich nicht schlecht finde. Zurückgelegt habe ich 1.127,6 sm. Dies entspricht 2.088 km. Der längste Tagestörn war der von Burgtiefe/Fehmarn nach Rönne/Bornholm mit 139,3 sm in 22 h 45 min. Der kürzeste mit 9 sm war von Karlskrona nach Norra Bollö. Viele Häfen waren bekannt, aber es gab auch insgesamt 14 neue Häfen bzw. Ankerplätze oder sonstige Anlegemöglichkeiten.

Viel wichtiger als die zurückgelegten Seemeilen waren die Eindrücke und Erfahrungen während der Reise und insbesondere Begegnungen mit vielen netten Seglern. An erster Stelle sind hier Gerd und Anke von der „Emaloca“ zu nennen, die mich während der Umrundung von Gotland immerhin fast zwei Wochen begleitet haben, wofür ich sehr dankbar bin. Sehr nett fand ich Ernst (Ankes Cousin) mit seiner Frau Ingrid, die ich in Lickershamn kennenernen durfte. Interessant war die Begegnung mit Rune in Rönne, ebenfalls Silverrudder-Teilnehmer, auf den ich mich jetzt schon freue, ihn in Svendborg in wenigen Tagen wiederzusehen. Unerwartet war ebenso das Treffen von Franz und Mareike von der „Holly Golightly“, die aus meinem Heimathafen in Kappeln kommen. Ebenso Andreas und Angelika mit ihrer „Emma“, einer Hornet 32 mit Liegeplatz ursprünglich in Maasholm. Hinzu kommen ungezählte Begegnungen mit namentlich nicht bekannten Seglern aus Deutschland, Schweden, Dänemark und den Niederlanden (die trifft man ja auch wirklich überall).

Und dann gab es noch das finnische Ehepaar mit ihrer Baltic 43, die in Lickershamn neben mir lagen. Er erzählt mir von einem guten Freund, der nach langer Abstinenz und einem unerwarteten Todesfall in der Familie letztlich die Zustimmung seiner Frau bekam, sich doch endlich wieder ein Segelboot zuzulegen. Und was hat er gekauft? Eine Winner 9.50! Ich frage ihn, wie lange das denn so her wäre. Evtl. 5 – 6 Jahre? Ja, ja, könnte so sein, wieso? Und dann erzähle ich ihm von einer Begebenheit im Juli 2014 auf Terschelling. Dort lief ein Segler immer auf Höhe unseres Bootes den Steg auf und ab und fasst sich endlich ein Herz und fragt mich, wie zufrieden ich denn mit meiner Winner wäre und will noch so einige Details erfahren. Er hat sich nämlich gerade eine gebrauchte Winner 9.50 auf der Werft in Enkhuizen gekauft. Es ist die „Windekind“ mit hellblauem Rumpf und er ist gerade mit seinem Schwager auf Überführungstörn nach Kiel, von wo aus er anschließend weiter nach Finnland segeln wird.

Meinem Nachbarn klappt die Kinnlade runter und er bestätigt mir, dass es genau diese Winner ist, die ich beschrieben habe. Und als ich ihm erzähle, dass ich vor zwei Jahren im dänischen Bogense rein zufällig auch noch den Schwager getroffen habe, der mir erzählt, dass sein Schwager ebenfalls eine Winner besitzt, die allerdings in Finnland liegt, und ich ihm die gleiche Story von der Begebenheit auf Terschelling erzähle, kommt er aus den Staunen überhaupt nicht mehr raus und stammelt mehrfach „unbeleivable“. Ob er denn ein Bild von mir und meinem Boot machen dürfe, das er seinem Freund schicken möchte.

Manchmal frage ich mich, wie glaubwürdig diese Geschichte auf den außenstehenden wirkt. Und noch mehr frage ich mich: Wieso triffst ausgerechnet du auf solche Leute, und wieso gerade hier? Es wird wohl ein Rätsel bleiben, zeigt aber, wie klein die Welt manchmal sein kann.

Manchmal frage ich mich, wie glaubwürdig diese Geschichte auf den außenstehenden wirkt. Und noch mehr frage ich mich: Wieso triffst ausgerechnet du auf solche Leute, und wieso gerade hier? Es wird wohl ein Rätsel bleiben, zeigt aber, wie klein die Welt manchmal sein kann!

Und last but not least: Ich habe die sieben Wochen quasi unbeeinflusst von CoVid19 genießen können. Abstand ja, Maske nein! Und an Bord sowieso immer von frischer Luft umgeben und der nächste Segler meterweit entfernt, auf See hunderte Meter.

Es verdeutlicht einmal mehr, wie groß die Freiheit auf See wirklich ist. Gleichzeitig werden in dieser von Corona geprägten Zeit aber auch die Grenzen der Freiheit klar aufgezeigt, wo es z. B. heißt, dass man nach Lettland und Estland nicht einreisen darf, wenn man vorher in Schweden war!

Mittwoch, 2. September 2020

Von Kalmar bis Ystad


Schnelle Fahrt von Kalmar nach Sandhamn - bei Böen von bis zu 7 Windstärken rast Motivatie teilweise mit über 8 kn durch den Kalmarsund



Der Hafenführer über den Hafen von Sandhamn: Dieser Hafen hat keine Atmosphäre. Stimmt!



Karlskrona hat dafür umso mehr! Hier das Vollschiff "Jarramas" im Marinemusem. Es ist wohl das kleinste jemals gebaute Vollschiff und wurde ausschließlich als Schulschiff genutzt 




Moderne Kunst am Marinemuseum



Alte und halb verfallene Steinpier an der Insel Norra Bollö



Hier die einzigen Inselbewohner







Der Leuchtturm von Hanö, einer wunderbaren Insel in der Hanöbucht, bei der Annäherung von Osten


Auf Hanö leben z. Zt. noch rund 30 Einwohner - und so ca. 100 Stück Rotwild, die bei einer Wanderung zum Leuchtturm regelmäßig vor mir Reißaus nehmen



Am Leuchtturm 
1906 erbaut, Höhe 16 m, Höhe über dem Meeresspiegel 74 m, Reichweite - dank Fresnel'scher Linse 20 sm 



hier die besagte Fresnel'sche Linse




Die Abendsonne lässt die roten Häuser am Hafen noch mal besonders schön aufleuchten



Wie immer auf den Bildern ist nicht zu erkennen, dass es hier gerade mit 7 Windstärken bläst und Motivatie mit immerhin 8 kn dahinrast



 Der Abendsonne entgegen Richtung Ystad


Die Fahrt von Kalmar nach Sandhamn, ein Hafen, der lt. Hafenführer keinerlei Atmosphäre aufweist, verläuft rasant. Der Spinnaker muss schnell runter, weil von hinten eine Front aufzieht, in der jede Menge Wind zu stecken scheint. Gerade rechtzeitig ist der Spi unten und die Fock oben, als Böen mit 7 Windstärken über den südlichen Kalmarsund fegen und uns eine rasante Fahrt mit max. 8,7 kn!!! bescheren. 
Der Hafen von Sandhamn bieten wirklich keine Atmosphäre! Trotzdem bleibe ich einen vollen Tag dort, weil es fast ohne Unterlass vom Himmel hoch regnet. Zwischenzeitliche Versuche, doch mal etwas von der Umgebung aufzunehmen, scheitern schnell, weil schon die nächste Regenschauer heranrauscht.
Am nächsten Tag bin ich froh, diesen Hafen verlassen zu können. Bei bestem Wetter, allerdings zunächst ohne Wind, geht es unter Motor durch ein wunderschönes und sehr enges Schärenfahrwasser entlang der Insel Senoren. Hinter der Brücke, die mit 18 m Durchfahrthöhe problemlos zu passieren ist, gehen die Segel noch und die letzten paar Seemeilen bis Karlskrona kann ich hoch am Wind bei glattem Wasser genießen. 
Der Hafen von Karlskrona ist wie schon bei der Hinfahrt ziemlich leer. Überrascht bin ich, als auch Emaloca von Gerd und Anke am Steg liegt. Und auch die "Bonnature" mit dem niederländischen Pärchen, mit denen ich auf der Hinfahrt eine kurze Unterhaltung hatte, liegt auch wieder dort.
Der Ort bietet neben hervorragenden Einkaufsmöglichkeiten, die ich zum Wiederauffüllen der Vorräte gerne nutze, ein vielfältiges Angebot an Besichtigungsmöglichkeiten. An allererster Stelle steht natürlich das weltweit in dieser Vielfalt an Exponaten wohl führende Marinemuseum, das ich allerdings schon vor fünf Jahren ausgiebig besichtigt habe. Ein Besuch des Blekinge-Museums kommt nicht in Frage, da es am Samstag bereits geschlossen ist und ich am Sonntag das gute Wetter für die Weiterfahrt nutzen möchte. Trotzdem gibt es natürlich einen kurzen Abstecher zum Marinemuseum zu den dort draußen liegenden Schiff n, wovon mich die "Jarramas", ein Minivollschiff, das lediglich als Schulschiff fungierte, natürlich am meisten interessiert
Zum Tagesabschluss laden mir Gerd und Anke noch auf einen Sundowner an Bord ihrer Emaloca ein. Ich genieße ihre Gesellschaft sehr und die Zeit vergeht wie im Flug. Zeit, Abschied zu nehmen, denn die beiden wollen noch ein wenig durch die Schären der Hanöbucht tingeln.
Für den Sonntag ist nur ein kurzer Trip bis nach Norra Bollö, einer kleinen Schäre südwestlich von Karlskrona geplant. Leider ist der einzige Felsen, an dem man mit dem Segelboot anlegen kann, bereits besetzt. Nach zwei Fehlversuchen an anderen Stellen bleibt wohl doch nur die halb verfallene Steinpier als Anlegemöglichkeit, allerdings auch mit Heckanker, da seitlich bereits jeweils ein Boot liegt und das Wasser dahinter schnell flach wird. 
Leider dreht der Wind auf Nord und ich kann hier nicht liegen bleiben. Also los und einen Ankerplatz gesucht. Der Ankere hält auf Anhieb und trotz Wind und einigermaßen Welle verbringe ich eine ruhige Nacht mit erholsamem Schlaf vor Anker. Am frühen Morgen stelle ich allerdings fest, dass bei zunehmendem Wind der Anker slippt. Also heißt es Anker auf, was sich aber als sehr schwierig herausstellt, da gefühlt mindestens ein Kubikmeter Seegras an der Kette und am Anker hängen, was wohl auch der Grund dafür ist, dass der Anker nicht mehr hielt. Mit halb aufgeholtem Anker erreiche ich mit voller Motorleistung die vom Schwedischen Kreuzerklub (SXK) ausgelegte Mooringtonne, wo ich mit dem Heck anlege und dann erst mal Stück für Stück die Ankerkette vom Seegras befreie und anschließend auch den Anker, an dem ein komplettes Seegrasbüschel samt Wurzeln hängt. 
Irgendwann ist es dann soweit - es ist geschafft. Jetzt erst mal frühstücken und danach geht es dann auch endlich weiter Richtung Hanö. Der Wind ist passabel, es läuft prima. Nur zum Schluss wird es dann vorübergehend schwächer, aber da bin ich auch schon an dem Steinhaufen Malkvarn, der kurz vor Hanö liegt  Kurze Zeit später muss ich schon die Segel bergen und kann in den Hafen einlaufen, wo ich problemlos einen Platz längsseits der Pier einnehmen kann. Im Gegensatz zu vor ein paar Jahren, wo der Hafen quasi komplett voll war, liegen jetzt hier nur 4 Boote!
Die Hafenmeisterin ist unverändert die selbe. Und immer noch sind die sanitären Anlagen in einem perfekt gepflegten Zustand und selbst die Blümchen auf Toilette und Dusche fehlen nicht!
Noch vor dem Abendessen gibt es einen Rundgang über die Insel, d. h. zumindest mal bis zum Leuchtturm hoch. Unterwegs sehe ich jede Menge Rotwild, Hirsche und auch Rehe, geschätzt so etwa 80 Stück. Natürlich nehmen sie Reißaus, sobald sie die Witterung aufgenommen haben. 
Vom 1906 erbauten Leuchtturm, der mit seinen 16 m Höhe 74 m über dem Meeresspiegel sein Lichtsignal, das 20 sm weit zu sehen ist, aussendet, hat man eine phantastische Aussicht. Nach dem Abendessen genehmige ich mir mit Andreas noch einen Gin. Danach verabschieden wir uns, denn sie wollen am nächsten Morgen zeitig los, ggfs. in einem Rutsch bis auf die deutsche Seite. Ehrgeizige Pläne.
Ich selbst will nach Ystad - immerhin auch gut 60 sm. Da passt der angesagte Nordostwind natürlich perfekt. 
Nach dem Frühstück heißt es Leinen los - ich bin mal wieder der letzte. Gleich nach dem Großsegel geht der Spi hoch, denn es ist nicht so viel Wind wie erwartet. Leider hält auch der nicht durch, so dass nach 1 3/4 Stunde schon der Yanmar-Wind helfen muss. Nach zwei Stunden kommt er allerdings zurück. Das Großsegel, das ich während der Motorfahrt geborgen hatte, weil es in der Dünung so furchtbar schlug, geht wieder hoch. Leider ist der Spi vertüddelt und lässt sich nicht klarieren. Also wieder runter damit und statt dessen die Fock hoch. Der Wind frischt schnell auf, so dass Motivatie mit gut 6 kn durchs Wasser zieht. Auf der Höhe von Simrishamn hat es so weit aufgebrist, dass ich beschließe, noch weiter zu fahren. Auch Skillinge, etwa 6 sm weiter, bleibt an Steuerbord liegen. Der Wind ist so gut, dass ich doch bis Ystad durchfahren kann. Der Wind hat sukzessive weiter zugenommen, die Wellen zeigen durchgehend Schaumkronen und manchmal erscheint auf dem Speedometer die 8, im Surf auch schon mal mehr. An der Ecke von Kaseberga, wo man wunderschön die Schiffssetzung oben auf dem Kliff erkennen kann, legt der Wind noch mal zu. Zudem muss ich etwas anluven auf Westkurs. Das Speedometer zeigt durchgängig 7 kn und mehr an. Entgegen der Erwartung bin ich doch noch kurz vor 20 Uhr, d.h. vor dem Sonnenuntergang vor der Hafeneinfahrt. und um 20:10 Uhr sind die Leinen am Steg im Gästhamn, wo nur wenige Boote liegen, fest. 60,7 sm in 10 Stunden - und das bei zeitweise deutlich geringerer Fahrt als der Schnitt von 6 kn. Ich bin mit mir und Motivaties Leistungen sehr zufrieden. 
Der Blogeintrag ist dann trotz angehängter Nachtschicht nicht mehr fertig geworden, sondern wird jetzt hier - in Klintholm inzwischen - vervollständigt.