Montag, 12. August 2019

Wieder im Heimathafen Grauhöft in Kappeln angekommen


Nachdem ich nun schon fast eine Woche wieder zu Hause bin, ist es an der Zeit, die restlichen Etappen im Blog nachzutragen!

Samstag, 3. August 2019    Langör – Ballen/Samsö



Nach erfolgreicher Schiffsinnenreinigung kommt wider Erwarten doch ein bisschen Wind auf. Ob das bis Ballen reicht? Die Kreuz zwischen Langör und Vejrö ist mühsam, zumal auch noch Gegenstrom steht. Ich gebe mich nach einigen Kreuzschlägen geschlagen und starte die Maschine und nehme die Segel runter, weil es tatsächlich genau gegenan geht. Kurzfristig lebt der Wind noch mal auf und es reicht für immerhin 4,5 kn. Um 18:50 Uhr ist dann aber wirklich der Wind weg. Nach 20 Minuten Motorfahrt laufe ich in den vollen Hafen von Ballen ein. Ich kann mich nicht so recht entschließen, ins Päckchen zu gehen und fahre wieder raus, um zwischen den draußen bereits vor Anker liegenden Booten noch einen Platz zu finden. Kurze Zeit später fällt der Anker auf bequemen 3,70 m Wassertiefe und hält in dem lt. Seekarte sandigen Grund auch sofort.







Sonntag, 4. August 2019   Ballen – Svendborg



Morgens gibt es erst mal ein erfrischendes und belebendes Bad in der Ostsee. Da kommen die Segler vom dänischen Nachbarschiff mit ihrem Schlauchboot auf mich zu und fragen mich, ob ich auch mit an Land möchte, z. B. um Brötchen zu holen. Eine tolle Geste, hab ich so bisher auch noch nicht erlebt. Es tut mir fast leid, dieses Angebot auszuschlagen, aber

das Frühstück ist bereits fast fertig und die Aufbackbrötchen schon im Backofen.

Bereits um 10 Uhr heißt es „Anker auf“ und 10 Minuten sopäter stehen auch schon die Segel. Es gibt den angekündigten Westwind mit 3 – 4 Windstärken und zügig geht es nach Süden. Die Insel Romsö iste nach gut 3 Stunden erreicht, die Große Belt-Brücke knappe zwei Stunden später passiert. Die Verlockung, nach Nyborg zu segeln, ist unbestritten groß, aber bei dem herrlichen Wind sollte auch Svendborg noch gut machbar sein. Der ablandige Westwind kommt gewohnt böig, beschert uns aber eine rasche Fahrt, wobei das Sumlog nicht selten mehr als 7 kn anzeigt.
Passieren der Große Belt-Brücke Vesterrende


Ab der Südtonne Thurö Rev geht es hoch an den Wind und zum Schluss eine Kreuz in den Svendborgsund – gutes Training für Silverrudder.

Der Hafen in Svendborg ist ziemlich voll, jedoch gibt es noch freie Plätze, die zwar für die Nutzer der DockSpot-App reserviert sind, aber da wohl um 20.30 Uhr kaum noch davon auszugehen ist, dass noch einer kommt, bin ich so frei und lege mit Heckboje dort an.

Es war ein toller Segeltag, der viel Spaß gemacht hat, wobei am Ende 56 Meilen auf der Logge sind.

Leider ist es nach Aufklaren des Schiffes für eine Burger im Café Torvet zu spät. Also gibt es mal wieder nur noch ein Brot und Käse und Rotwein, der allerdings auch schon langsam wieder zur Neige geht.





Montag, 4. August   Svendborg – Sonderborg



Der Wind ist morgens noch recht mau und natürlich gibt es mal wieder Gegenstrom – im Svendborgsund gefühlt eigentlich fast immer. Bis zur Untiefentonne geht es infolgedessen erst mal unter Motor. Bei der folgenden Kreuz mit kurzen Schlägen kommen natürlich wieder die Fähren ins Spiel. Erst die aus Svndborg Richtung Ärö, kurze Zeit später die von Ärö nach Svendborg. Jeweils mal kurz etwas anluven, Fahrt rausnehmen, danach geht es weiter.

Kurz hinter Ballen an Steuerbord raumt der Wind. Reicht das für den Blister? Ja – es reicht, und es beschert uns immerhin um 5 kn Fahrt durchs Wasser – Strom ist immer noch gegenan. Leider schralt der Wind aber nach knapp einer Stunde schon wieder, so dass der Blister nicht mehr so recht stehen will. Aber wir sind ja auch schon in der Mitte von Avernakö und danach heißt es ohnehin anluven.

Abendhimmel über der Flensburger Förde - jetzt ist es nicht mehr weit bis Sonderborg
Es läuft so einigermaßen, aber in Höhe des Leuchtturms Gammel Pöl am Südostende von Alsen reicht es nur noch für 2 kn unter Segeln. Also doch wieder Motor an – bis Sonderborg, das ich gegen 21 Uhr erreiche. Der Hafen ist voll, erst in der vierten Steggasse finde ich auf der Steuerbordseite den vorletzten Platz, der ein grünes Schild aufweist. Und ist passenderweise 3,20 m breit. Hier in Sonderborg wird nämlich nicht nach Schiffs- oder Boxenlänge, sondern nach Boxenbreite bezahlt!





Dienstag, 5. August 2019   Sonderborg – Kappeln/Grauhöft



Heute gibt es zur Abwechslung mal wieder gescheiten Wind: 4 Windstärken aus West. Bevor es auf die letzte – allerdings kurze – Etappe geht, wird noch mal der Dieseltank gefüllt. Interessanterweise gibt es hier biofreien Diesel, allerdings nicht abgabenfrei wie beim letzten Auftanken in Risör in Norwegen. Knapp 28 l gehen rein. Also habe ich auf der gesamten Tour etwas mehr als 110 l Diesel verbraucht. Den restlichen Antrieb hat Rasmus quasi frei Haus geliefert!

Mit Rauschefahrt geht es Richtung Leuchtturm Kalkgrund, mit Ausnahme einer kurzen Schwächephase meist mit gut 6 kn, mal auch knapp 7. Am Ende geht es mal wieder viel zu schnell. Nach gut 2 ½ Stunden heißt es ein letztes Mal bauf diesem Törn die Segel zu bergen. Bei dem Westwind geht es natürlich in die Schlei nur unter Motor und was haben wir? Mal wieder Gegenstrom! Nach einer weiteren ¾ Stunde laufe ich in den Heimathafen in Grauhöft ein und mache nach 74 Tagen wieder in Box 146 fest.

Die Gastlandflaggen der besuchten Länder unter der Steuerbordsaling laufe ich in die Schlei ein

Laut Logge hat Motivatie mich 1.404,8 sm durch die dänischen, schwedischen und norwegischen Gewässer getragen. Einmal gab es eine leichte Grundberührung beim Ankern – bei minimaler Fahrt von etwas über 1 kn – unkritisch also. 21 Hafentage gab es – zumeist geplant, weil es so viel zu sehen gab, 53 Tage unterwegs, die meisten davon unter Segeln. Die längste Tagesetappe war mit 66,9 sm die von Gottskär nach Anholt, die kürzeste mit 3,5 sm von Stora Kornö nach Malmön.

Die Navigation in den Schären mit Seekarte und nur gelegentlicher Unterstützung durch das iPad hat viel Spaß gemacht, war aber gleichwohl auch anspruchsvoll. Es war dann in der Regel sehr konzentriertes Segeln mit der Karte immer im Blick, wenn nicht gar in der Hand.

Und Lust auf noch mehr Norwegen? Eindeutig ja!


Samstag, 3. August 2019

Zurück in dänischen Gewässern




Dienstag, 30. Juli 2019   Gottskär – Anholt

Heute soll es ganz guten Wind geben, wovon allerdings morgens noch nichts zu spüren ist. Nachdem die Segel erst mal oben sind, geht es gemächlich mit 4 kn Richtung Leuchtturm Fjordskär. Schon vor Erreichen des Leuchtturms schwächelt Rasmus und der japanische Wind muss mal wieder herhalten. Dann doch nur nach Varberg, wo ich auf der Hintour schon war? Ist zwar ein recht nettes Städtchen mit dem Kaltbadehaus in orientalischem Stil und der Festung, aber der Hafen direkt am Fähranleger war ja nicht so der Hit.

Der Wind meldet sich nach kurzer Zeit zurück und frischt schnell auf und zwar so, dass ich nach kurzer Zeit das Groß runter nehme und nur unter Fock weiter fahre. Der Wind dreht dabei so, dass Varberg genau in Luv liegt. Bei der inzwischen beträchtlichen Welle gegenan motoren? Hab ich nicht so richtig Bock drauf.

Der Wind wäre allerdings gut für Anholt. Kurz entschlossen wird das Groß mit einem Reff wieder nach oben gezerrt und Kurs auf Anholt genommen. Motivatie rast auch gleich gut mit 7 kn durchs Wasser los. Die Welle nimmt sukzessive zu, im Surf geht es auch schon mal auf die 8 kn. Etwa auf halber Strecke gibt es ein Flach mit zwar immerhin 7 m Wassertiefe. Aber von knapp 60 m Wassertiefe abrupt ansteigend kann es hier bei der ohnehin inzwischen auf 2 m angestiegenen Welle schnell eklig werden. Für ca. 2,5 sm muss ich ca. um 25 Grad anluven. Nachdem die Osttonne passiert ist, kann ich wieder auf 210 Grad abfallen und liege damit die vor der Ostspitze von Anholt liegende Osttonne an, wobei vorher noch das direkt an Anholt vorbeilaufende Verkehrstrennungsgebiet zu passieren ist. Hier ist auch einiges an Frachtern unterwegs, wobei sich jedoch für mich passende eine recht große Lücke auftut, bevor der nächste Frachter mit immerhin knapp 18 kn heranrauscht. Rauschen tut es bei mir auch, und zwar kräftig. Nicht nur der Wind, sondern auch die Welle hat noch mal gut zugelegt. Wir schießen jetzt mit durchweg 8 – 8,5 kn durch die Welle, im Surf in der Spitze bis 10,3 kn. 















Nachdem der Traffic Separation Sector hinter mir liegt, nehme ich das Großsegel ganz runter. Allein unter Fock läuft es immer noch mit 7,5 kn. Ich war versucht, die Insel an Backbord liegen zu lassen, um die Landabdeckung zu nutzen. Das hätte aber am Ende der Insel bedeutet, um die Untiefe herum gut 4 sm gegenan fahren zu müssen, um die Hafeneinfahrt zu erreichen. Also bleibt Anholt doch an Steuerbord. Leider hat der anfänglich leichte Nieselregen sich zu einem kräften Regen gemausert und damit auch die Sicht drastisch verschlechtert. Die Konturen von Anholt werden erst erkennbar, als ich auch den Leuchtturm an der Ostseite ausmachen kann.  

Jetzt sollte es eigentlich recht schnell gehen. Aber die Insel ist doch verdammt lang. Von der Osttonne bis zur Südtonne, die die Untiefen an der Südwestseite markiert, sind es immerhin gut 14,5 sm. Ich kürze ein wenig ab und schifte bereits eine Meile vor der Südtonne die Fock und gehe auf Nordkurs. Nachdem die Hafeneinfahrt endlich etwas achterlicher als querab an Steuerbord liegt, geht die Fock runter. Der Motor läuft schon seit einer guten Viertelstunde mit, um sicherzugehen, dass nicht irgendwelche durch die Schaukelei aufgewirbelten Wasserpartikel, die eigentlich im Dieseltank nichts zu suchen haben, den Motor an der uneingeschränkten Leistungsbereitschaft hindern. Aber nichts dergleichen störendes ist festzustellen. Um 21.10 Uhr liegt die Hafeneinfahrt direkt vor mir. Fender und Leinen werden erst jetzt im ruhigen Vorhafen angebracht. Erfreulicherweise finde ich schnell einen Liegeplatz am ersten Steg, wo ich sogar längsseits anlegen kann. Es sind zwar nur 30 cm zum Heck des Vordermannes und 50 cm zum Hintermann, aber das reicht ja. Der etwas besorgte, aber sehr freundliche Eigner des vorderen Schiffes aus Gilleleje hilft bei der Vorleine, und schon liegt Motivatie nach 66 – weitestgehend anspruchsvollen – sm am Steg fest. Den Anlegerwein hab ich mir jetzt aber redlich verdient. Persenning auf den Segeln erübrigt sich heute wohl – sie sind pladdernass und es regnet unaufhörlich.

Mittwoch/Donnerstag, 31. Juli/1. August 2019   Anholt

Der Mittwoch bleibt weitestgehend regnerisch. In einer Regenpause verlege ich auf Anordnung des Hafenmeisters an eine Heckboje. Damit sind die Outdoor-Aktivitäten des Tages auch schon erschöpft. Ausreichend Zeit und gute Gelegenheit für die Blog-Pflege, da hier das WLAN-Netz des Hafens tatsächlich so weit reicht, dass ich auch Bilder an Bord hochladen kann. Als ich nach einem Einkauf im Minisupermarkt im Hafen am Steg ankomme, liegt fast direkt gegenüber der „Motivatie“ die „Katja“ von Karla und Hagbart, den dänischen Seglern, die ich bereits in Göteborg kennen gelernt habe. Hagbart ist gerade dabei, die Großsegelpersenning zu befestigen. Er freut sich richtig, als er mich erkennt und lädt mich für den Abend, wenn auch der Rest der Familie, die sich nach der anstrengenden und für die beiden Mädels nicht ganz fischfutterfreien Überfahrt von Varberg erst mal an Land akklimatisieren müssen, zurückgekehrt ist zu einem Bier an Bord ein.

Nachdem am Mittwoch am späten Nachmittag der Regen aufgehört hat, scheint der Donnerstag wieder ganz passabel zu werden. Ausnahme: Wind gibt es nicht so wirklich gescheiten.

Also bleibe ich – wie auch die meisten anderen – im Hafen. Der vergeht trotzdem recht schnell. Ein Ausflug zum direkt neben dem Hafen gelegenen Strand incl. Bad in der jetzt recht angenehm temperierten Ostsee, ein Spaziergang von gut 6 km über den Nordberg und nochmals ein Einkauf im Supermarkt.

Prominenter Besuch im Hafen von Anholt: die Peter von Seestermühe - gekommen von Lillesand

Und gleich noch ein Hingucker: dänische Jagt im Colin Archer-Stil

Wanderung um den Nordbjerg


Hagbart und Karla wollen mit ihren Kindern Astrid und Anker sowie den beiden Gästen an Land grillen. Spontan lädt Hagbart mich ein: wir haben Würstchen ohne Ende und Kartoffelsalat. Ich sage natürlich nicht nein und trage mit einem Eisbergsalat sowie vorgebratenen Kartoffeln, Chili-Ketchup und einem Rotwein zum Gelingen des Abends bei. Der Hafen verfügt über einen großzügigen Grillplatz mit zwei runden Grills mit je 1,50 m Durchmesser. Dazu stehen die in Dänemark üblichen Tisch-/Bank-Kombinationen, die Platz für gut und gerne 100 Leute bieten, bereit. Es wird ein lustiger und geselliger Abend. Zu uns an den Tisch gesellt sich noch ein dänisches Ehepaar aus Olbo. Olbo? Ach ja, „Aalborg“!

Es geht mit einem Kauderwelsch aus dänisch, einer lustig klingenden Sprache, von der ich allerdings so gut wie nichts verstehe, englisch und deutsch durcheinander. Aber irgendwie versteht jeder jeden!

Bei Karla und Hagbart wird diskutiert, wie man denn weiterfährt, denn am Samstag müssen sie in Seeland (dänisch: Sjaelland, gesprochen Schällan!) zur Einweihung des Ateliers einer befreundeten Künstlerin, dessen Innenausbau Hagbart als ehemaliger Schreiner erstellt hat, sein.

Auf Seekrankheit hat keiner mehr Lust, auf die Tortur mit Fähre nach Grenaa, Bus nach Arhus, Zug nach Sonderborg etc. allerdings auch keiner. Also heißt es: Wir fahren gleich los! Glattes Wasser, kein Wind, nur Motorfahrt. Wir verabschieden uns wie gute Freunde, tauschen noch die Kontaktdaten aus mit dem Versprechen: Wir sehen uns bald mal wieder! Und dann fahren sie auch schon los.


Freitag, 2. August 2019   Anholt – Langör/Samsö

Für heute ist Nordwind in passabler Stärke angesagt. Ich will in einem Rutsch bis Langör auf Samsö, ein Schlag von rd. 60 sm. Also zeitig hoch und raus. Um 8:30 Uhr habe ich schon die Hafenausfahrt hinter mir und nach kurzer Zeit geht es unter Groß und Fock anfangs auch recht zügig los. Kurs ca. 210 Grad. Ein  perfekter Kurs für den Blister. Der geht dann nach ein bisschen Enttüddeln auch um 9:30 Uhr hoch und lässt das Speedometer anfangs auf 6,5 kn steigen. Nur allzu schnell hat Rasmus mal wieder einen seiner Schwächeanfälle und beschert uns nur noch 4,5 kn Fahrt – Tendenz abnehmend. 

Eben noch Blister, kurze Zeit später Spinnaker

Vor Grenaa wird es dann richtig mühsam. Fahrt durchs Wasser mit Mühe mal 4 kn, aber Gegenstrom zwischen 0,5 und 1 kn. So wird das heute nichts mehr mit Langör. Nach Grenaa rein hab ich aber auch keine Lust. Da fahren die ganzen Fähren hin. Die da zum Beispiel, die gleich die Windmühlen umzufahren scheint.

Stena Nautica vor dem Anholt Windpark mit 111 Mühlen

Dann noch eher motoren und hoffen, dass sich zwischendurch noch mal der Wind berappelt. Macht er aber nicht. Also nach überlasse ich das Steuern meinem Gustav. Und schwupps: 4 ½ Stunden später stehen wir vor der Nordtonne als Ansteuerung von Langör. In der Bucht vor dem Hafen liegen schon so an die 30 Schiffe. Bin gespannt, wie es im Hafen aussieht. Und siehe da: eine freie Box, wo ich dann zwischen einem Kölner und einem Mönchengladbacher liege.
Langör hat sich- mit Ausnahme von neuen Stegbrettern – in den letzten 31 Jahren wohl so gut wie nicht geändert. Vieles ist noch so, wie ich es in Erinnerung habe.
Jetzt bleibt nur abzuwarten, ob es morgen ausreichend Wind zum Weitersegeln gibt. Die Aussichten sind eher mau, aber Sonntag soll es passablen Westwind geben. Dann sehen wir weiter.

Sonnenuntergang im Stavns Fjord bei Langör


Mittwoch, 31. Juli 2019

Die Rückfahrt ab Kristiansand



Die ursprüngliche Idee, von Kristiansand in einem langen Schlag nach Skagen oder evtl. sogar nach Laesö zu segeln, hatte ich aufgrund der Wettterlage und der Windvorhersage, die am Ende eine lange Kreuz hätte bedeuten können, aufgegeben. Es hört sich ein bisschen nach Kneifen an. Aber: Norwegen hat mich einfach nicht losgelassen. Und das liegt nicht nur an dem wunderschönen Land und der Natür und den Schären mit ihren zahlreichen Wasserwegen, sondern an den Menschen, die ich als sehr freundlich, offen und gastfreundlich kennen gelernt habe. Zudem gab es viele, die sich regelrecht freuten, mal wieder deutsch sprechen zu können, sei es, weil sie früher für eine deutsche Firma beruflich tätig waren oder einfach, weil sie es als zweite Fremdsprache in der Schule gelernt hatten.
Begegnung mit einer Express-Fähre im Sund vor Kristiansand. Express = 31,9 kn!

Also ging es in Etappen entlang der südnorwegischen Küste über Grimstad, Risör, eine Ankerbucht bei Skokleöya in der Nähe von Langesund als letzte Station in Norwegen nach Ekenäs auf den Kosterinseln und damit zurück nach Schweden. Versüßt wurde der Tag mit einem herrlichen Wind, bei dem Motivatie mal wieder zeigen konnte, was in ihr steckt. Der Südwest blies mit geschätzten 5 Windstärken, ggfs. zeitweise auch mal mehr, so dass häufig das Speedometer die 7 kn überstieg. So waren die 44 sm in etwas mehr als 7 Stunden abgesegelt.


Grimstad hat die zweitgrößte Holzkirche Norwegens mit 1190 Sitzplätzen. Sieht von außen gar nicht so riesig aus!
Grimstad von der Wasserseite - der Hafen liegt links davon

Hier in Grimstad hat Ibsen mal gewohnt


Auf dem Weg von Risör im inneren Schärenfahrwasser hinter Kragerö





Liegeplatz für eine Nacht an einem einsamen Steg bei Skokleöya

Für den folgenden Tag gab es dann mal wieder weniger Wind. Im Slalom ging es durch die Schären, wobei ich für die Nacht eine Ankerbucht aufsuchen wollte. Beim ersten Versuch vor der Insel Lökholmen auf 8 m Wassertiefe wollte der Anker partout nicht so recht halten. Also wieder weiter. Bei Veddö sollte es auch eine Ankerbucht geben, wo auch einige tatsächlich bereits vor Anker lagen. Auf gut 4,50 m sollte es eigentlich ganz gut gehen. Mit Schleichfahrt um 1 kn macht es auf einmal rums, und ich hatte tatsächlich einen Felsen, der in der Karte zwar eingezeichnet war, mir beim iPad aber nicht angezeigt wurde, getroffen. Da es nur ganz langsam ging, kann eigentlich nichts nennenswertes passiert sein. Ich hatte trotzdem die Nase voll und wollte nach Fjällbacka in den Hafen, zumal der Ort ganz nett sein sollte. Mitten in einer Inselpassage passierte dann noch folgendes: Ein Motorboot kam vorbei, wie üblich mit full speed, und durch den heftigen Schwell löst sich der Anker aus seiner Halterung und die gesamte Kette mit 35 m Länge rauscht aus, dazu noch einige Meter Ankertau! So ein Sch….!
Also schnell nach vorn, Handschuhe an und dann Hand über Hand die Kette im Eiltempo nach oben gewuchtet. Schuld war ich natürlich eigentlich selbst: ich hatte das Sicherungsbändsel, das neben dem verschlossenen Ankerlukendeckel den Anker in seiner Halterung hält, noch nicht wieder angebracht und auch die Lukendeckelsicherung war nicht drin. Naja, der Abend wurde dann aber noch gerettet. Ich lag am Außensteg des Hafens von Fjällbacka neben einem Schiff mit norwegischer Flagge. Als die Mannschaft an Bord zurückkehrte, fragte ich vorsichtshalber, ob das mit dem Päckchenliegen ok wäre. Na selbstverständlich, war die Antwort des Skippers. Und aus dem Niedergang heraus kam dann noch eine Einladung zum Abendessen. Es würde noch etwas dauern, bis das späte Dinner fertig sei, aber ich sei herzlich eingeladen, mit bei ihnen an Bord zu essen. Das konnte ich natürlich nicht ausschlagen. Es wurde ein vergnüglicher Abend, in dessen Verlauf sich herausstellte, dass sie aus Tönsberg kamen, wo ich ja auch den Nachbau des Osebergschiffes gesehen hatte. Und als ich dann erzählte, dass ich aus Tönisvorst komme, was ja so ähnlich ist, trug das zur allgemeinen Erheiterung bei.





 Fjällbacka in der Abendsonne



 Die andere Seite von Fjällbacka am nächsten Morgen

Der folgende Tag, übrigens Renates Geburtstag, mal wieder bei leichtem Wind und Supersonne in Badehose durch die Schärenfahrwasser gekreuzt, was riesig Spass gemacht hat. Nach einem Stück über offenes Wasser vor Smögen dann wieder in die Schären, zum Schluss allerdings unter Motor. Eine Nase nach Kungshamn reingesteckt, das aber heiß, laut und voll war. Also schnell wieder raus. Das Ankermanöver in einer Bucht bei Langöbaden hinter Smögen klappt dann auf Anhieb. Jetzt gibt es nur eins: Badeleiter runter und ab ins Wasser, das inzwischen angenehme 20 Grad aufweist und damit auch für einen Nicht-Skandinavier (ich Weichei!!!) zum Baden geeignet ist.
Nach einer kleinen Privatregatta mit einer chicen Grand Soleil 34 aus Deutschland, bei der mal der eine, mal der andere die Nase vorne hat, geht es am nächsten Tag mal wieder in einen Hafen – nach Gullholmen. Hier ist es erwartungsgemäß auch wieder rappelvoll. Ich erwische aber mal wieder einen interessanten Nachbarn, bei dem ich als drittes Schiff ins Päckchen gehe. Der dänische Eigner spricht perfekt deutsch und erzählt, dass er das ehemalige  Match Racing Boot mit immerhin 37 Fuß seiner restlichen Regattatruppe abgekauft hat und so leidlich ausgebaut hat, dass er damit auch mal ein paar Tage mit seiner schwedischen Frau drauf leben kann. Die Segel sind einfach Spitze, aber auch ganz neu. Motor? Fehlanzeige! Ist spannend, wie er zugibt. Im nächsten Jahr soll wohl einer montiert werden.
Bei der Hitze im Moment gibt es erst mal wieder ein kühlendes Bad. Inzwischen sind auch die kleinen roten Quallen verschwunden. Mein Nachbar erklärt mir, dass die nur in kälterem Wasser überleben können. Ab etwas 20 Grad verschwinden sie dann. Mit soll’s recht sein.
Kurze Zeit später kriege ich auch noch Nachbarn. Nach dem üblichen woher und wohin bekomme ich den Tipp, ich solle auf dem Rückweg doch auch mal Gottskär anlaufen. Ich erkläre, dass ich auf dem Hinweg schon dort war, insbesondere weil Jens dort vor ein paar Jahren an der Contender-Meisterschaft teilgenommen hat. Sie ist total überrascht und erzählt mir, dass sie in Gottskär wohnt und im Segelklub Mitglied des Organisationskomitees ist und auch bei der Contender-Meisterschaft mitgewirkt hat und Catherine heißt. Und als ich erwähne, dass Jens quasi der PR-Manager der deutschen Contender-Vereinigung ist, meint sie sogar, sich an ihn erinnern zu können. We seem to live in a really small world!





Hier steht wenigstens noch ein Kummel drauf


Gullholmen in der Abendsonne




 Schärenpanorama vor Gullholmen



Alte Lotsenstation auf Gullholmen


Regenbogen nach dem Gewitter in Gottskär






Donnerstag, 18. Juli 2019

Von Lillesand nach Kristiansand durch die Blindleia - und danach?

Hafenfront in Lillesand
Repräsentatives Domizil direkt am Hafen von Lillesand
Motivatie im Gästehafen von Lillesand


Class 40 "Red" aus Kappeln


Zunächst ist mal nachzutragen, dass Lillesand mir noch viel besser gefallen hat als Risör. Wahrscheinlich lag es aber nicht nur am Ort, sondern auch an den sonstigen Umständen. Es begann damit, dass ein freundlicher norwegischer Segler bei dem ansonsten vollen Gästehafen anbot, bei ihm ins Päckchen zu gehen und auch gleich tatkräftig bei der Befestigung der Leinen und Ausbringen des Kabels für den Landstrom half. Auf Vorschlag der Hafenmeisterassistentin habe ich zwar anschließend noch mal verholt, lag dann aber auch viel ruhiger auf der Innenseite des Betonschwimmsteges. Und direkt hinter mir, wie auf einmal feststellte, die Class 40 "Red" - ebenfalls aus Kappeln.
Von Jun, besagtem norwegischen Segler, erhielt ich bei einem Glas Wein noch diverse Tipps, wo man gut anlegen kann, alternative Häfen in Oslo und auch Kristiansand und eine sehr empfehlenswerte Route von Lillesand nach Kristiansand durch das innere Schärenfahrwasser. "Stunning views" versprach er. Und er sollte Recht behalten.
Anfangs noch völlig harmlos gab es später Passagen, wo man erst mal den vor dem Wind ankommenden Gegenverkehr passieren lassen musste, bevor man weiterfahren konnte. So eng waren die Durchfahrten manchmal. Es begann schon mit der Brücke kurz hinter Lillesand. Hier waren sogar auf beiden Seiten der Brücke auf beiden Seiten des Fahrwassers nochmals Kummel als Baken errichtet. Und manchmal konnte man mit dem ausgestrecken Arm fast die Felsen berühren und hatte trotzdem noch 20 m Wassertiefe! Auf den Bildern kommt das leider nur sehr begrenzt zum Ausdruck!







Nachdem ich mich von einem norwegischen Segler habe verleiten lassen, ihm in der Annahme, dass er auch nach Kristiansand will, zu folgen, stehe ich irgendwann vor einer Brücke mit nur 12 m Durchfahrthöhe. Reicht An den Wellen kann man den Atem der Nordsee schon deutlich spüren. Es ist eine angenehme, lange Dünung, die natürlich trotzdem von den Wellen, verursacht durch den inzwischen recht kräftigen Westsüdwest, überlagert wird. Der Wind frischt weiter auf, ein Reff wird fällig. Mit gut 6 kn an der Kreuz bin ich mit meinem Speed recht zufrieden.
Nach zwei langen Schlägen folgt noch einmal ein kurzer Holeschlag, dann kann ich den Leuchtturm Grönningen, der die Ansteuerung von Kristiansand markiert, anliegen. Mit einem deutlichen Schrick in den Schoten düst Motivatie mit durchweg knapp 7 kn Kristiansand entgegen. Wie so häufig, geht es am Ende wieder viel zu schnell. Segel bergen, Leinen und Fender klar machen, Liegeplatzsuche im Gästehafen sind gewohnte Routine.
Blick aus dem Cockpit auf die alte Festung

Kristiansand präsentiert sich von der Wasserseite als moderne Stadt, hat aber auch einen alten Kern. Sehenswert sind die liebevoll gepflegten Holzhäuser der Altstadt Poseby, das alte Rathaus (das sich innen als modernes Gebäude entpuppt) und natürlich die Domkirche mit ihrem interessanten Holzgewölbe und einer imposanten Orgel mit über 4.500 Pfeifen, die übrigens vom renommierten Orgelbauer Klais in Bonn gebaut und 2013 eingeweiht wurde.



Ganz modern und architektonisch wiederum eine Augenweide ist das Konzerthaus direkt am alten Kai. Störend wirkt im Moment noch das alte Industriegebäude mit großen Silos und einem alten Kran, was aber noch etwas aufgehübscht werden soll.

Die Silhouette der Glasfassade soll an die vor der Küste liegenden Schären erinnern. Die schräg verlaufende Holzvertäfelung setzt sich im Gebäudeinneren nahtlos fort und lässt die Form der Besucherränge erahnen. 


Mit Kristiansand habe ich den westlichsten Punkt meines Norwegentörns erreicht. Von hier aus geht es jetzt zurück. Aber wie? Die eigentliche Idee war, von hier aus einen langen Schlag von rd. 98 sm nach Skagen oder evtl. sogar etwas über 120 sm nach Laesö zu machen. Das macht aber bei der derzeitigen Windvorhersage keinen Sinn. Bei südlichen Winden kann das eine üble Kreuz über das Skagerrak werden. Oder doch erste mal wieder ein Stück entlang der norwegischen Küste zurück Richtung Norden? Damit hätte man zum einen die Option, doch noch nach Skagen zu segeln, wenn der Wind entsprechend dreht oder aber von Larvik aus mit einem Schlag nach Strömstad in Schweden zu gehen. Von dort aus hat man wiederum die Option Laesö oder die Schärenküste des Bohuslän.
Vermutlich kann die Antwort mal wieder nur der Wind geben!

Montag, 15. Juli 2019

Bildernachlese zm letzten Post





Oskarshall

Kein Leuchtturm (mehr), sondern Sternerestaurant - ist auf Wochen ausgebucht!

Ankerbucht auf der Höhe von Dröbak












Asgardstrand 
Nachbau des Osebergschiffes - historisches vor moderner Kulisse in Tönsberg
Ehemalige Festung in Tönsberg


alte Holzboote in Stavern bei Larvik

Hafen von Kragerö

Hafenmeile mit Restaurant in Kragerö
P
Parkplatznot mal anders vor der Kneipenfront

ehemaliges dänisches Vizekonsulat in Kragerö




Risör - die weiße Stadt am Skagerrak

Lyngör - eine urige kleine Insel

alte Segelmacherei auf Lyngör


Motivatie mal wieder at the rocks in Bukkholmen hinter Lyngör

Von dort ging es - leider nur unter Motor - durch den Tromöysundet entlang der Insel Tromoy nach Arendal, wo es aber im Gästehafen keine freien Plätze mehr gab, was ich allerdings nicht schlimm fang, da der Ort auf mich irgendwie nicht sonderlich attraktiv wirkte. In eine ruhigen Ankerbucht auf der seewärtigen Seite von Tromöy fiel dann auf 6 m Wassertiefe der Anker. 
Heute ließ sich dann wieder die Sonne blicken und vor allem: es gab mal wieder gescheiten Wind! Anfangs gute 3 Windstärken aus Nordost, die dann später auf 4 - 5 auffrischten und Motivatie mal wieder so richtig laufen ließen. 6,5 kn waren Standard, manchmal war es auch noch mal ein Knoten mehr. Und die Tide lief auch noch mit. Eigentlich viel zu schnell war die Ansteuerung von Lillesand, das ich mir aber auch nicht entgehen lassen wollte, erreicht.
Im Hafen gab es dann auch noch einen Platz auf der Innenseite, allerdings erst, nachdem ich bei freundlichen Norwegern im Päckchen gelegen hatte. Und es gab gleich noch drei weitere Überraschungen:

1. Die Class 40 "Red" von , die ebenfalls in Kappeln ihren Liegeplatz hat und auf die ich von unserem Stegplatz immer rüberschaue, liegt gleich hinter mir.
2. Der junge Hafenmeister spricht gutes Deutsch (war zuletzt 5 Monate in Berlin)
3. Ich war ei einem Friseur, was auch wirklich nötig war. Und: die türkischstämmige Friseurin hat in Flensburg gelernt und dort 17 Jahre gearbeitet und sprach auch perfektes Deutsch (viel besser als englisch).

Viel weiter nach Westen geht es jetzt nicht mehr. Kristiansand ist wohl der letzte Hafen, denn weiter reichen meine aktuellen Karten von Norwegen auch nicht.
Es wird schwer fallen, sich von diesem wunderschönen Land und seinen freundlichen Menschen, so wie ich sie jedenfalls kennen gelernt habe, zu verabschieden.