Montag, 3. Juli 2017

Riga

Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Als allererstes haben wir  uns auf der Terrasse Muusu direkt am Hafen ein Anlegerbier gegönnt. Wenn wir allerdings erwartet hatten, dass die Preise ähnlich wären wie in Ventspils: vertan, vertan! Der Hauptstadtzuschlag hier ist heftig: € 4,50 pro Bier, was isoliert betrachtet sicherlich ok ist.

Unser erster Ausflug am nächsten Morgen führt uns in die Altstadt, vorbei am Schloss, das als Parlamentsgebäude dient. Nach ein paar Ecken erreichen wir die drei Gebrüder, ein Ensemble aus drei alten Häusern, von denen das ganz recht als ältestes Steinhaus von Riga gilt und das Architekturmuseum beherbergt. Noch ein paar Schritte weiter sind wir schon auf dem Domplatz mit dem prächtigen Gebäude der Börse, das viele Elemente der Häuser an der Piazza San Marco in Venedig mit seinem sprichwörtlichen Reichtum erinnert. Heute ist dort allerdings das Kunstmuseum untergebracht. Zur Erinnerung an Venedig hat man im Foyer des Kunstmuseums eine in Teile zerlegte venezianische Gondel vertikal aufgehängt.
Die drei Gebrüder

Rigaer Dom

Börse am Domplatz
Auf dem Weg zu den Gildehäusern sehen wir auch die ersten prächtigen Jugendstilhäuser, aber auch das Katzenhaus, das von einem lettischen Kaufmann errichtet wurde. Allerdings wurde sein Gesuch, in die Gilde aufgenommen zu werden, abschlägig beschieden. Angeblich ließ er aus diesem Grund auf den beiden Türmen zwei buckelnde Katzen aufstellen, deren Hinterteil auf die beiden Gildehäuser zeigte. Nach einem von der Gilde angestrengten Prozess musste er allerdings auf richterliche Anordnung die Katzen umdrehen und diese den Anblick der Gildehäuser ertragen lassen. Soweit die Geschichte…
Das Katzenhaus - man beachte die Figuren auf den beiden Türmen
Die beiden gegenüberliegenden Gildehäuser finden wir persönlich neben all den anderen sehenswürdigen Bauten gar nicht mehr so interessant.
Auf dem Domplatz genehmigen wir uns einen Salat mit Rigaer Sprotten, eine der hiesigen Spezialitäten. Dazu natürlich ein Bier (Mezpils, wobei der Wortteil „pils“ nichts mit Pils zu tun hat, sondern Schloss bedeutet).
Am Rathausplatz bewundern wir das Schwarzhäupterhaus, früher Versammlungs- und Vergnügungsstätte unverheirateter Kaufleute, die in Bremen im übrigen ihr Pendant hat. Das erklärt auch die Rolandsstatue auf dem Rathausplatz und die moderne Version der Bronzestatue der Bremer Stadtmusikanten.
Schwarzhäupterhaus am Rathausplatz

Um die Ecke liegt die Kirche St. Peter, die mit ihrem 123 m hohen Kirchturm alle anderen Gebäude der Stadt überragt. Da dort gerade ein Gottesdienst stattfindet, können wir sie leider nicht von innen besichtigen. Stattdessen lassen wir uns zu einer Stadtrundfahrt in einem zum Open-top-Bus umgebauten Standardlinienbus der Marke MAN animieren. Die Tour führt zu allen außerhalb der Altstadt liegenden Sehenswürdigkeiten. Während der Tour erfährt man nicht nur das wichtigste zu den einzelnen Punkten, sondern lernt auch einiges über die Geschichte Rigas und Lettlands.
Lettische Nationalbibliothek
Rigaer Schloss - heute Sitz des Parlaments
Freiheitsdenkmal
Mit einem Abstecher in die imposanten Hallen des Zentralmarktes, wo man neben Fisch, Fleisch, Geflügel, Obst, Gemüse und Käse auch alle möglichen anderen Dinge kaufen kann, beenden wir unseren ersten Besichtigungstag und kehren zum Hafen zurück. Interessant an den Hallen des Zentralmarktes ist noch, dass sie aus vier großen Zeppelinhangars bestehen, die man 1937 von Deutschland erworben hatte.




Für den nächsten Tag ist schlechteres Wetter angesagt. Wir wollen daher dem Museum für Rigaer Stadtgeschichte und Navigation einen Besuch abstatten. Wir erfahren nachmals Vieles über die Historie und sind am Ende überrascht, dort fast drei Stunden verbracht zu haben. Wir brauchen jetzt erst mal etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen. Schräg gegenüber vom Domportal finden wir ein kleines Restaurant, wo wir uns verwöhnen lassen. U.a. gibt es dort als Aperitif einen Likör, der mit einem Schuss Rigaer Balsam, einer weiteren Rigaer Spezialität bedeckt ist. Sehr interessanter Geschmack! Wir sind von den Eindrücken echt erschlagen und bummeln durch die Altstadt zurück zum Jachthafen Andrejosta. 

Wir wollen uns heute die Jugendstilbauten insbesondere an der Elizabetes Iela und Alberta Iela ansehen, die als besonders prächtig gelten und und inzwischen hervorragend restauriert sind. Außerdem gibt es dort ein Jugendstilmuseum, das in einem der Häuser des als ausgesprochen produktiven Architekten K. Pestkens untergebracht ist. Dieser Architekt hat in Riga 250 Jugendstilhäuser errichtet und nochmals weitere ca. 180 Holzbauten. Die Wendeltreppe soll in dieser Form in allen bekannten Jugendstilhäusern wohl einmalig sein.



Hier das wohl bekannteste Jugendstilhaus, das vom bekanntesten Jugendstilarchitekten Mihail Eisenstein errichtet wurde. Vorweg noch schnell die Straßenbahn Baujahr 1901, die in die gleiche Epoche fällt.




Das wars erst mal wieder für heute. Die weiteren ca. 799 Jugenstilhäuser in Riga wollen wir euch denn doch nicht antun! 


2 Kommentare:

  1. Das Baltikum ist ja wirklich einen Besuch wert.
    Nur eisenbahntechnisch habt Ihr noch nichts berichtet, obwohl die Hauptbahnhöfe meines Wissens auch imposant sind. Immerhin fährt sie alte Tram dort noch. ;-)
    Gruß
    Jürgen

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  2. ... und das erste Bild mit dem Anlegerbier...
    Hatten wir das nicht am 26. Juni auch schon einmal??
    Ich glaube ja, da oben gibt's gar kein Bier mehr!! ;-)

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