Donnerstag, 9. Juli 2015

Regen, Sturm und konzentriertes Segeln in den Schären

6.-7. Juli 2015

Hafentag in Nävekvarn

Bei Windstärke 7 und in Böen teils mehr muss man nicht wirklich den Hafen verlassen. Zwar bläst uns der Westwind von achtern ins Schiff und die selbst im Hafen vernehmliche Welle platscht uns immer wieder unters Heck. Der Wind ruckt an den Festmachern. Die Nacht war sehr unruhig, der Tag vergeht u.a. mit Sicherung der Nachbarschiffe durch zusätzliche Leinen, zurechtrücken der Fender usw.
Blick über den Hafen von Nävekvarn auf den Braviken

 Der Wind lässt uns auch am nächsten Tag noch nicht aufs Wasser. Mit dem Bus machen wir einen Ausflug ins ca.30 km entfernte Nyköping. Ein kleine Provinzstadt mit allerdings weit zurückreichender Historie mit teils interessanten alten Häusern, Manufakturen und einer Brauerei, die fast ausschließlich von Künstlern und Galeristen genutzt wird. Nyköping verfügt mit dem Flughafen Skavsta, einem ehemaligen Militärflughafen über den drittgrößten Flughafen von Schweden und dem zehntgrößten Skandinaviens, was unseren Schiffsnachbarn Ulrike und Herrmann aus Hagen genutzt haben, um Ulrike einen Heimaturlaub beim Enkelkind zu ermöglichen.
Alte Mühle in Nyköping
Spaziergang am Ufer der Nyköpingsaan

Historisches Hamnkontor
An der neu gestalteten Hafenpromenade mit alten Speicherhäusern spazieren wir entlang und nutzen die Gelegenheit zu einem typisch schwedischen Mittagessen im alten „Magasinhuset“, wo man drei Schollenfilets mit Kartoffen, Dillsauce m. Krabben, einem Salat und einer Flasche Lättöl (2,2 %!!!) für 95,00 Kronor bekommt. Gestärkt setzen wir unseren Bummel durch die City fort und erstehen beide ein paar Shorts (meine mussten wirklich mal dringend aussortiert werden). Der Sommer kann jetzt kommen! Mal sehen, ob er das auch tut.

8. Juli 2015

Trotz suboptimaler Wetterlage entschließen wir uns zum Auslaufen, weil wir einfach mal weiter wollen und die Vorhersage für die kommenden Tage eher noch schlechter wird.
Völlig unbeeindruckt vom Erwerb neuer Shorts schüttet es kurze Zeit nach dem Ablegen aus Kübeln. Sogar mein Ölzeug ist nicht mehr ganz dicht und Sitzen auf den überfluteten Cockpitbänken führt unweigerlich zu einem nassen AR….Allerwertesten.
Der Sommer kommt. Bestimmt. Später.




Irgendwann ist die Schauerbö endlich durch, die Sonne kommt zum Vorschein und beschert uns quasi als Entschädigung eine wunderschöne Fahrt durch das enge Schärenfahrwasser. Manchmal passiert man die Felsen in nur 10 m Abstand und hat trotzdem 30 m Wasser unter dem Kiel.
Beeindruckend ist die Passage von Stendörren, wo man durch eine Enge von 20 m muß, bei der zu allem Überfluss in der Mitte auch noch ein paar Felsen liegen, die es zu umschiffen gilt. Hierzu fehlen natürlich die Bilder, weil Fotografieren neben aufmerksamem Steuern, Dichtholen von Großsegel und Fock nicht auch noch möglich war.


  
Kurz nach dem Passieren einer weiteren engen Durchfahrt ….



… ereilt uns das Schicksal in einer weiteren Regenschauer, die sich mit einer heftigen Böenwalze ankündigt. Schnell eben das Großsegel noch runter – wie immer „just in time“ – leider zu spät für das Einsetzen der Steckschotts. Der waagerecht vom Wind gepeitschte Regen erreicht sogar die Backbordpolster im Salon – tja, so iss et. Bilder wollen (und müssen) wir euch ersparen – dafür blieb einfach keine Zeit mehr.
Leicht angetrocknet und angesäuert erreichen wir nach 8 ½ Stunden und 42 sm konzentrierter Schärensegelei das an einer Flussmündung (der Å) liegende Örtchen Troså, wo wir nach einiger Suche im Päckchen neben wenig hilfsbereiten Schweden festmachen.
Heizung an, feuchte Klamotten trocknen, Hamnafgift bezahlen, der Empfehlung der schwedischen Nachbarn zum Besuch des Restaurants „Ågården“ folgen – das ist das Programm des restlichen Abends. Jawoll!

9. Juli 2015

Für heute steht etwas leichtere Segelkost auf dem Programm: „nur“ 25 sm durch die Schären bei mittlerem zumeist achterlichem Wind nach Södertälje, dem letzten Hafen vor Stockholm.
Heute haben wir zweimal richtig Glück: eine Regenwolke entlädt sich weit vor uns, die nächste nach dem Anlegen und Besuch des Hamnkontors. Wir genießen die trockene Kajüte, trockene Klamotten, trockenen Rotwein und leckere Lammcarrees à la Motivatie. Dank Landstrom steckt auch noch ein Espresso drin.
Begegnung mit der schwedischen Marine vor der Regenwolke


Waldsterben auf Schwedisch - die Vögel stört es kaum



Zur Abwechslung mal wieder eine Brücke: Eisenbahnbrücke  über den Södertäljekanal



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