Samstag, 7. August 2021

Noch mal ein bisschen Kalmarsund runter und wieder rauf

 Samstag, 24. Juli 2021

 

Renates Geburtstag beginnen wir mit einer Flaggenparade, bestehend aus den Flaggen der bisher besuchten Länder. Leider reichen sie immer noch nicht ganz bis in den Masttopp.

Nach dem ausgedehnten Frühstück machen wir eine kleine Wanderung zur Schlossruine von Borgholm.

Die 1572 errichtete Burg mit ihren gewaltigen Dimensionen ist im Jahre 1806 einem Brand zum Opfer gefallen. Auf einen Wiederaufbau hat man verzichtet, weil es Unsummen verschlungen hätte, zum anderen gab es für eine Vereidungsanlage dieses Ausmaßes keine Verwendung mehr. Dennoch ist es ein mehr als beachtliches Bauwerk mit seinen drei Etagen, mehreren Flügeln sowie Bastionen und Türmen. 

In der Ruine ist in einem der Ecktürme hat man aus Messingplatten eine Art Herrscherthron installiert – passender hätte es zu Renates Geburtstag nicht sein können. Nachdem ich von ihr mit dem imaginären Zepter und dem Reichsapfel ein paar Aufnahmen gemacht habe, darf ich auch mal drauf, obwohl es heute eigentlich nicht mein Tag ist. In einem der anderen Ecktürme ist ein großes Herz aus gebogenen Stahlstangen (vermutlich von dem Künstler Prütz, der auch in Byxelkrok seine Werke ausstellt und verkauft) aufgebaut, was zu weiteren  Fotos animiert. 

 

Im Museumsshop entdecken wir in einer Fensternische einen Bodenleuchter des gleichen Künstlers, ebenfalls in Herzform, an dem wir nicht vorbeikommen. So habe ich doch noch ein passendes Geburtstagsgeschenk!

Zurück an Bord stoßen wir erst mal mit einem Glas Champagner auf Renates Geburtstag an. Auswärts essen zu gehen haben wir beide keine große Lust, zumal alles sehr voll ist und man bestimmt vorher hätte reservieren müssen. Also zaubere ich an Bord etwas zum Abendessen.

Vorher genießen wir die Abkühlung im Meer vom Badesteg aus, der direkt von der Hafenmole in die Bucht mit dem Kaltbadehaus führt. Wir genießen unser Abendessen an Bord und haben zum Ausklang des Tages mal wieder einen wunderbaren Sonnenuntergang, den auch viele Touristen von der Mole aus bestaunen.



Sonntag, 25 Juli 2021

Ostwind – gut für einen Schlag Richtung Süden. Wir haben zwar noch etwas Zeit, weil Renate eigentlich erst am Freitag aufbrechen müsste, aber wer weiß, was uns da in den nächsten Tagen windtechnisch erwartet. Wir wollen nach Kalmar und werden dort voraussichtlich Andreas und Angelika aus Dresden mit ihrer „Emma“ treffen. Die beiden hatte ich im letzten Jahr in Sandhamn kennen gelernt.

Wir genießen es, mal nicht mit Brassfahrt oder Motor unterwegs sein zu müssen, sondern mit einem handigen Wind aus Ost um 3 Bf. mit guten 6 kn durch den nördlichen Kalmarsund zu segeln. Eigentlich viel zu schnell ist die Ölandsbroen, die das Festland mit Öland verbindet, passiert. Kurz darauf bergen wir die Segel und biegen in den Hafen ein. „Unsere“ Heckboje Nr. 44 ist noch frei, an der wir bereits um 13.20 Uhr festmachen. „Emma“ haben wir schon bei der Einfahrt längsseits liegen sehen. Nachdem das Schiff aufgeklart ist, Stromkabel liegt, Hafengebühren bezahlt sind, statten wir den beiden, die im Bistro direkt neben ihrem Boot an einem der Außentische einen kleinen Snack zu sich genommen haben, ab. Beide sind sehr erfreut, mich wieder zu sehen und Renate kennen zu lernen.

Gemeinsam machen wir einen Spaziergang zum Schloss, wollen es allerdings nicht innen besichtigen, sondern nur ein wenig auf der Wallanlage spazieren. Das ist allerdings erst nach 18 Uhr ohne Eintrittskarte möglich. Also spazieren wir über den Friedhof bis zum öffentlichen Badestrand, wo sich noch viele Badegäste tummeln. Offensichtlich hat hier auch ein Sandskulpturenwettbewerb stattgefunden, denn einige der künstlerischen Sandgebilde stehen noch. Mit einem abschließenden Bummel über die Wallanlagen des Schlosses und des Schlosshofes und dem Weg zurück durch den Park mit seltenen Bäumen beenden wir unseren Spaziergang. 






Für den Abend laden uns die beiden zu sich an Bord zu einem Glas Wein ein, was wir gerne annehmen. Der Abend war recht unterhaltsam. Dadurch, dass Renate sich mit Angelika unterhalten konnte, kam Angelika auch mal zu Wort, was bei Andreas Redefluss gelegentlich schwierig ist. Zum Abschied verabreden wir uns für den Vormittag zu einem Stadtbummel.

Montag, 26. Juli 2021

Wie versprochen begeben wir uns nach Frühstück auf einen gemeinsamen Stadtbummel. Renate ergattert im Second-Hand-Shop einige wirklich schöne und völlig neu aussehende Stücke zum Schnäppchenpreis, während Angelika vergeblich sucht. Wir spazieren durch die Fußgängerzone, wandern am Wasserturm vorbei, der heute zu komfortablen Wohnungen umgebaut ist. Er liegt an einem kleinen Gewässer, dem ehemals eigentlichen Handelshafen von Kalmar. Über den großen Marktplatz mit seiner Kathedrale, der wir einen kurzen Besuch abstatten, gehen wir zurück zum Boot. Wir wollen den unverändert günstigen Ostwind nutzen, um noch ein Stück weiter Richtung Karlskrona zu segeln. Wir verabschieden uns von den beiden, die uns das Versprechen abnehmen, sie in Dresden mal besuchen zu kommen und uns gerne ihre Gästezimmer zur Verfügung stellen. Toll!

Nachdem die Segel bereits im Hafen gesetzt sind, läuft es draußen mal wieder wie geschmiert. Nach fünf Stunden sind die 29,7 sm zurückgelegt. In Kristianopel angekommen lade ich uns im Hafenrestaurant zu einem Räksmörgas (Krabbenbrot) und Mariestads Bier ein. Jede Portion besteht aus gefühlt einem Pfund Krabben! Ich schaffe meine Portion mit Mühe, aber Renate gerade mal die Hälfte. Die andere Hälfte wird uns gerne eingepackt, was hier offensichtlich gang und gäbe ist. So haben wir noch mal Krabben, die wir gerne mit Bratkartoffeln und Rührei genießen. 



Im Vergleich zu vor unserem Besuch von 10 Tagen ist der Hafen geradezu leer

Dienstag, 27. Juli 2021

Heute wollen wir nach Karlskrona zurück, denn für die kommenden Tage sind stärkerer Wind und Gewitter angesagt. Außerdem kann Renate dann früher den Heimweg über Damp antreten, um damit dem für das kommende Wochenende zu erwartenden erhöhten Verkehrsaufkommen zu entgehen. Bei dem leichten Südsüdost schaffen wir gerade mal 3,5 kn, Tendenz abnehmend. Durch das enge Fahrwasser hinter Torhamns Udde wollen wir ohnehin motoren. Teils segelnd, teils motorend legen wir das Fahrwasser hinter der Seilfähre entlang Senoren zurück. Kurz hinter der Brücke nehmen wir die Segel runter und eine Stunde später haben wir den Hafen von Karlskrona durch das gut betonnte Fahrwasser, das wir inzwischen recht gut kennen, erreicht.

Viel zu schnell sind die nicht einmal zwei Wochen verflogen, die wir gemeinsam an Bord verbracht haben. 278 sm haben wir zurückgelegt und dabei bis auf zwei Ausnahmen Orte besucht, die wir bei unserem ersten Schwedentörn auch schon besucht haben. Es wäre schön gewesen, noch mehr Zeit in den Schären verbringen zu können, aber der Wind in den ersten Tagen hat hier einen Strich durch die Rechnung gemacht. Und soweit wie möglich nördlich mit dem Boot und zurück nach Karlskrona mit Bus oder Bahn war von vorneherein keine Option. Und so war es für uns beide auch entspannender und hatte auch für Renate einen Erholungswert – trotz der nicht unbeträchtlichen Hin- und Rückfahrt

 

Mittwoch, 28. Juli 2021

Nach dem Frühstück packt Renate ihre sieben Sachen zusammen. Gemeinsam gehen wir das im Parkhaus abgestellte Auto holen und beginnen mit dem Einladen. Da wir bequemlichkeitshalber den letzten der Besucherparkplätze der direkt am Hafen gelegenen Handelsbanken belegt haben, kommt es wie nicht anders zu erwarten: Gerade, als Renate noch mal zum Boot zurück ist, kommen zwei Damen, die einen Termin bei der Bank haben und natürlich darauf hinweisen, dass dies ein Besucherparkplatz für Bankbesucher sei. Gerade als Renate wieder eintrudelt, wird aber auch ein anderer Besucherparkplatz frei. Wir versetzen das Auto doch auf einen anderen Platz, so dass ich dort in Ruhe die arg verdreckten Scheiben reinigen kann.

Irgendwann sind dann alle Sachen im Auto verstaut und nehmen Abschied von einander.  Ihre Enkelkinder rufen und ich will noch ein wenig weiter nördlich segeln. 

Donnerstag/Freitag, 29./30. Juli 2021

Hafentage in Karlskrona mit Starkwind, Regen, leichten Gewittern. Die beiden Tage vergehen mit Boot auf- und umräumen, putzen, Einkaufen in Karlskrona. Am Nachmittag ist das Wetter wieder passabel und lädt zu einem größeren Spaziergang ein. Statt in das Zentrum, wandere ich zum Anleger für die Schärenboote und erkunde von dort die Inseln Stakholmen, Ekholmen und Sältö, von wo man einen wunderbaren Blick auf die kleinen, zumeist roten Holzhäuschen auf Dragsö hat, und kehre über Björkholmen über den großen Marktplatz zum Hafen zurück.

Auch am Freitag ist unverändert Starkwind. Am Spätnachmittag statte ich noch mal den außen am Marinemuseum liegenden Schiffen einen Besuch ab, wandere weiter an der Bastion Aurora vorbei und sehe von weitem in dem für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Marinehafen tatsächlich drei U-Boote und vier Fregatten liegen.




Anlegesteg der Schärenboote



Bick auf die Häuser von Dragsö

Stor Torget mit der Kathedrale

Beeindruckendes ehemaliges Schulschiff der schwedischen Marine - auch wenn es das kleinste Europas ist




Bastion auf Björkholmen



U-Boot der schwedischen Marine im für die Öffentlichkeit gesperrten Marinehafen. Gleich drei Stück lagen dort, neben vier Fregatten


Gebäude der Förskvarsmakten (Verteidigungsmacht) - hier natürlich nur die Marine


Klockstapelen 


Samstag, 31. Juli – Samstag, 7. August 2021

 

Am Samstag kann ich endlich weitersegeln. Allerdings hat Rasmus noch etwas von den beiden Vortagen aufbewahrt und lässt den anfänglich zahmen SSE nochmals aufbrausen. Vom ursprünglichen Plan, entweder Mörbylånga auf der Ölandseite oder Kalmar anzulaufen, bleibt nach einer heftigen Bö, die uns trotz Backstagsbrise in den Wind schießen lässt, nicht viel über. Es ging in der letzten Stunde aber auch zunehmen heftiger zur Sache: permanent 7 kn und mehr, im Surf die Welle runter auch schon mal an der 10 gekratzt – da wird es leicht unkontrollierbar. Also runter mit dem Großsegel und nur unter Fock weiter – und trotzdem immer noch 7 kn! Der nächste Hafen Bergkvara ist meiner!

Der Wind hat sich am nächsten Tag wieder beruhigt, ca. 4 Windstärken aus West lassen wieder ein angenehmes und gleichzeitig zügiges weitersegeln erwarten. Motivatie stürmt förmlich Richtung Norden und kurz vor Kalmar, wo sich das Fahrwasser verengt, hilft noch der durch Winddrift entstehende Strom zusätzlich. Hinter der Karlmarsundbrücke ist mal wieder total glattes Wasser. Die Idee, Stora Rör auf der Ölandseite anzulaufen, wird nach einem Blick in den Hafenführer verworfen. Starker Westwind lässt den Schwell in den Hafen stehen und tatsächlich kann ich im Vorbeifahren die schwankenden Masten erkennen. Außerdem ist es noch viel zu früh für einen Hafen. Also dann doch in einem Rutsch bis Borgholm, das ich nach gut 6 Stunden und 39 sm erreiche.

In Borgholm erstehe ich am nächsten Tag in dem Geschäft, in dem wir in der vergangenen Woche ein paar schöne Keramikteller gesehen hatten, vier Teller, die man als Frühstücksteller und gleichzeitig Essteller verwenden kann sowie 4 dazu passende Becher. Am frühen Nachmittag heißt es wieder Leinen los. Quasi beim Ablegen komme ich mit meinen Nachbarn mit einer Malö ins Gespräch, die erst am nächsten Tag weiter wollen. Sie sind auf dem Heimweg nach Orth auf Fehmarn. Orth? Da liegen doch auf Gerd und Anke mit ihrer Malö 40 „Emaloca“. Kennt ihr die zufällig? Na klar, wir stehen im Winterlager doch nebeneinander!

Mit dem Auftrag, Grüße zu bestellen, verabschiede ich mich von den beiden. In einer kurzen Regenschauer dreht der Nordwestwind mal kurz auf NNW, dreht aber bald zurück und lässt zunehmend nach. Mit 2,5 kn weiter bis Byxelkrok? No way! Also dann ab ins nahe gelegene Sandvik. Die Nacht dort wird sehr unruhig, weil starker Schwell in die nur 10 m neben mir liegende Einfahrt steht.

Der Wind hat sich über Nacht ziemlich verausgabt. Schon nach knapp zwei Stunden muss ich dem schwindenden NW mit meinem Yanmar beispringen. Die Idee, die Schären anzusteuern, kann ich getrost knicken. Nach gut 3 Stunden nervigen Motorens liegt die Hafeneinfahrt von Byxelkrok vor uns und wenig später hängt Motivatie mal wieder an einer der Heckbojen im neuen Hafenteil, das jetzt im Vergleich zu noch vor gut einer Woche deutlich leerer geworden ist. 



Kaltbadeanstalt in Borgholm

Bei dem angenehm sonnigen Wetter reizt eine kleine Wanderung zu Neptuni åkrar im Norden des Hafens. Man muss nur dem Fahrradweg knapp einen Kilometer folgen und erreicht dann hinter den 5 roten Hütten ein riesiges Geröllfeld am Ufer des Kalmarsunds, das vom Inlandeis der letzten Eiszeit gebildet und über Jahrtausende von den Wellen geschliffen und zur Geröllbank geformt wurde. Direkt am Wasser befinden sich ebenfalls ausgedehnt Kalksteinplatten, die förmlich von Fossilien übersät sind. Teilweise armdicke Abdrücke von Röhrenmuscheln sind hier zu finden.

Während ich so schaue, kommt von Norden ein Segler mit ziemlicher Geschwindigkeit hoch am Wind vorbei. Wie immer interessiert mich natürlich der Bootstyp und die Größe. Kamera raus, ranzoomen, Foto machen und anschließend auf dem Kameradisplay vergrößern bringen die Erkenntnis: eine X 46, zwar nicht allerneuester Bauart, aber dafür mit von mir noch als schön bezeichneten Linien. Sie machen sogar noch einen Schlag auf Backbordbug auf die Hafeneinfahrt zu, bevor die Segel weggenommen werden.

Wieder im Hafen angekommen, sehe ich das Schiff längsseits am Steg liegen. Zu meiner großen Überraschung und Freude ist es die „Oeding“, das Klubschiff des Segelklubs Bayer Uerdingen, von dem ich aufgrund einer kurzen Info von Jens wusste, dass die in diesen Gewässern unterwegs sind. Skipper ist Frank Suchanek, 1. Vorsitzender des SKBUe und mir noch aus den Kindertagen vom De Witt-See bekannt. Na, da muss ich wohl doch mal anklopfen!

Als ich dann an die Bordwand klopfe, ernte ich erst mal verwunderte Blicke. Frank erkennt mich aber sofort und fragt völlig verwundert: „Hans, wat machst du denn hier? Komm an Bord, trink doch ein Bier mit uns!“ Seinen fünf Mitseglern erklärt er schnell, wer ich bin und woher wir uns kennen. Der Abend vergeht wie im Nu. Und obwohl seit unserem letzten Treffen gefühlt bestimmt 30 Jahre vergangen sind, ist es so, als hätten wir uns letzte Woche noch gesehen. Ich erfahre einiges über den aktuellen Törn, der von Stralsund über Stockholm und Visby nach Byxelkrok geführt hat und über Zwischenstation in Kalmar in Karlskrona endet, wo eine neue Crew das Schiff übernimmt. Über die verschiedenen Törns die sie gemacht haben und was ich so zu erzählen haben, kommen Frank und Karsten (für mich bis dato Dr. Idel!) zu der Erkenntnis, dass ich wohl ganz gut in ihrem Crew passen könnte und ob ich nicht Lust hätte, auch mal mit so einem großen Schiff zu segeln. Der Reiz ist enorm! Es ist schon eine Menge Schiff, was man so vor sich hat, wenn man hinten am Ruder steht. Aber Frank meint, am Ende ist es egal ob das Schiff jetzt noch mal zwei Meter länger wäre, auch damit käme man gut klar. Letztlich sind die Abläufe doch immer wieder die gleichen!

Gefragt, was man denn hier noch so unternehmen kann, empfehle ich den Besuch von Neptuni åkrar. Auch für Kalmar und Karlskrona entlocken sie mir noch ein paar Informationen, bevor ich mich verabschiede. War ein toller Abend!

Ich bin Jens nochmals dankbar, dass er mir die Info gegeben hat, dass die Oeding in diesen Gewässern unterwegs ist!



Mittlere Betriebsamkeit an den Sjöboden in Byxelkrok


Spaziergang zum Neptuni akrar, dem Geröllstand nördlich von Byxelkrok und zu den Kalksteinplartten mit unzähligen Versteinesrungen










Da kommt was schnittiges angesegelt und man kann erkennen, dass die Besatzung mit ihr umgehen kann. Später im Hafen stellt sich heraus: es ist die "Oeding", größtes Klubschiff des Segelklub Bayer Uerdingen  mit Frank Suchanek als Skipper


Am nächsten Tag, dem 4. August, ist mal wieder so gut wie kein Wind. Erst ab 14 Uhr ist mit etwas Regung aus Süd zu rechnen. Obwohl es schon eigentlich zu spät ist, breche ich doch noch um 16 Uhr auf. Vielleicht reicht es ja bis Vippholmen, was nur ca. 18 sm entfernt ist. Draußen wird meine Illusion schnell zerstört! Bei gerade mal etwas mehr als 2 kn würde ich ja noch 9 Stunden brauchen! Also Umschaltung auf Plan B. Zurück nach Byxelkrok wäre keine Option, aber im Norden Ölands lockt Grankullavik, wo man jederzeit wunderbar ankern kann. Zwei Stunden später haben wir die Einfahrt hinter uns und nach weiteren 20 Minuten fällt der Anker auf 5,20 m Wassertiefe. Die letzte grüne Tonne und der Leuchtturm bieten eine gute Peilmöglichkeit, aber bei dem ruhigen Wetter ist das auch nur eine routinemäßige Sicherheitsmaßnahme.

Die Nacht war erwartungsgemäß ruhig, am Morgen regt sich auch erst gegen 9 Uhr ein Lüftchen. In der Vorhersage war zu sehen, dass es um die Mittagszeit eine flaue Periode geben wird, nach der der Wind anschließend auf nordöstliche Richtungen drehen soll. Ein bisschen planlos verlasse ich die Ankerbucht. Ab in die Schären? Selbst unter Spinnaker geht es nur mit schlappen 3,5 kn voran. Also mal runter mit dem Ding und mal probieren, was bei einem Kurs von 70 ° - d. h. nach Visby – geht. Es reicht für 5 kn, das geht ja einigermaßen. Mal segelnd, mal motorend rücken wir Gotland langsam näher. Fähren und Frachter kreuzen unseren Weg im Verkehrstrenningsgebiet, ohne uns allerdings nahe zu kommen. Die von Oskarshamn kommende Fähre düst hier mit 24 kn durch!

Kurz vor 18 Uhr kommt richtig guter Wind auf, mit dem wir hoch am Wind locker 6 kn machen. Das blöde daran ist nur: er kommt ziemlich genau aus 80 ° - und genau da will ich hin! Eine schnelle Kalkulation unter Berücksichtigung des momentanen Standortes ergibt, dass ich dann erst um 23 Uhr vor Visby bin. So’n Schiet! Es hilft alles nichts. Der Yanmar muss ran, erst noch mit stehendem Großsegel, das aber auch schon bald runter kommt, weil es nur noch im Wind killt.

Der Rest ist schnell erzählt: nach zwei Stunden liegt die Hafeneinfahrt vor mir, begleitet von einem wiederum phantastischen Sonnenuntergang. Im Yachthafen sind viele Plätze als reserviert markiert, aber ich ergattere einen freien Platz direkt am Kai. Freundliche Segler aus Stade nehmen meine Vorleinen an. Nach einem kleinen Snack aus Rotwein, Brot und Käse falle ich mit freudiger Erwartung des kommenden Tages in Visby in die Koje.

Von Karlskrona bis hier liegen 170 sm im Kielwasser, zusammen immerhin jetzt schon 789.

 

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