Montag, 3. August 2020


Dienstag, 28. Juli 2020

 

Für heute Spätnachmittag und die beiden folgenden Tage ist viel Wind vorhergesagt, mit Böen bis hoch in die 30 kn. Spitzenböen sogar bis 38 kn. Deshalb will ich wieder zurück nach Bornholm und zwar nach Gudhjem, von wo aus man sicherlich einiges an den beiden windreichen Tagen an Land unternehmen kann. Ich bin schon zeitig auf und bereits 9:00 Uhr ist Motivatie segelklar.Ich warte noch kurz den Durchzug einer kräftigen Bö ab, aber um 9:15 Uhr lege ich ab, wobei mein freundlicher Nachbar die an Land belegte Vorleine übernimmt. Draußen empfängt mich heftiger Schwell. Das Einholen der Leinen und Fender dauert länger als gewohnt. Nachdem alles in der Backskiste verstaut ist, wird das Großsegel, gleich mit einem Reff versehen, gesetzt. Sofort werden die Bewegungen angenehmer, die stabilisierende Wirkung des Großsegels macht aus der vorher bockenden Motivatie wieder ein gescheit segelndes Boot. Jetzt noch mal kurz über Stag gehen, damit ich die an Backbord liegende Fock setzen kann, wobei das insofern praktischer ist, weil ich so das Fall auf der Steuerbordseite und somit von der Luvseite bedienen kann. Nachdem die Fock steht, wir wieder gewendet haben und jetzt auf Steuerbordbug mit 210 ° Kompasskurs Richtung Gudhjem unterwegs sind, rauscht Motivatie mit gut 6 kn und sicherlich 20 ° Schräglage los. 


Das Reff im Großsegel war schon mal eine gute Idee

Der Kurs ist zwar eigentlich etwas zu hoch, aber ich erwarte, dass der Südostwind kurz vor Erreichen der Küste etwas nach rechts dreht und ich dann die Reservehöhe gut gebrauchen kann. Nicht ganz unerwartet fallen etwa 2 sm vor der Küste heftige Böen ein, die thermisch bedingt sein dürften und tatsächlich dreht der Wind recht. Das Großsegel geht schnell runter und nur unter Fock laufe ich mit unverminderter Geschwindigkeit auf den Hafen zu. Etwa 500 m vor der Hafeneinfahrt wird auch die Fock geborgen, Leinen und Fender ausgebracht und mit Brassfahrt geht es in die nicht gerade üppig breite Hafeneinfahrt, die zudem vorher noch mit Granitbrocken rechts und links gespickt ist. Als ich nach Backbord in das Hafenbecken eindrehe, steht schon ein junger Kerl auf und bedeutet mir, dass neben ihm noch Platz ist. Es ist eine junge schwedische Crew mit einer X 99. Einer nimmt meine Vorleinen an, der nächste reicht mir die Mooringleine rüber und der dritte stellt mir eine Büchse Bier als Willkommensgruß an Deck. Einfach Klasse! Die drei sind aus Lomma, etwas nördlich von Malmö und studieren wohl alle in Lund, einer bekannten schwedischen Universitätsstadt. Wir unterhalten uns kurz über das woher und wohin, dann werden die drei von einer ihrer Familien, die wohl auf Bornholm Urlaub machen, abgeholt.

Nach Aufklarieren des Bootes mache ich mich auf zu einem Bummel durch das belebte Gudhjem, genehmige mir ein leckeres Eis genieße die Aussicht von den schnell erklommenen Felsen auf die vor mir liegende Ostsee mit Christiansö am Horizont.


                                          Blick auf den Hafen von der Klippe

Über den Dächern von Gudhjem 


Zwei der alten stillgelegten Räuchereien von Gudhjem. Hier gab es mal 25! Jetzt nur noch eine!


Mittwoch, 9. Juli 2020

Schon am vorangegangenen Nachmittag hat es beständig weiter aufgebrist, und seit heute Morgen in der Frühe hat der Wind ankündigungsgemäß noch weiter zugelegt. Außerdem gibt es immer mal wieder eine Regenschauer, so dass ich weitestgehend an Bord bleibe. Erst gegen 13 Uhr klart es auf, der Regen hört auf und die Sonne setzt sich allmählich durch. Ich schlendere ohne konkreten Plan ein wenig durch die Straßen und Gassen, gehe hier und da mal in ein interessant anmutendes Geschäft bzw. eine Galerie und lande dann am nordwestlichen Ortsrand, wo es noch einen weiteren, sehr kleinen Hafen gibt, in dem aber nur kleinere Fischereiboote und zwei private Segelboote von Einheimischen liegen. Ein wenig weiter weist ein Schild auf den „Kuststi“, den Küstenwanderweg, hin. Ich folge dem Weg ein Stück und entdecke ein Schild „Helligdomsklipperne“, das leider keine lesbare Entfernungsangabe mehr aufweist. Ist vielleicht auch ganz gut so, denn ansonsten wäre ich wahrscheinlich nicht weitergegangen. Der Weg führt fast immer durch den Wald, allerdings ein beständiges auf und ab. Mal ist an direkt auf Meeresniveau, wie z. B. bei Salene, wo einer der größten Geröllstrände vorzufinden ist. Mal auch wieder am hohen Steilufer, das hier stellenweise mehr als 30 m hoch aufragt.

Nach gut 5 km Wanderung taucht rechts ein Café auf, der „Gamle Strandfoged“. Ich widerstehe der Versuchung, dort einzukehren und mir einen Kaffee zu genehmigen, denn dann wäre ich anschließend möglicherweise nicht bis zu den Helligdoms Klipperne gekommen. Und außerdem komme ich auf dem Rückweg ja auch noch mal hier vorbei.

Bis zu den Klippen sind es noch mal gut 2 km. Natürlich muss ich die endlos langen Treppen bis unten, über die Steine klettern und auch noch die Leiter hinab bis zum Eingang der Felsspalte, in die man ca. 50 m hinein kein (muss ich aber auch nicht haben!).









Auf dem Rückweg gibt es dann natürlich in Gamle Strandfoged, das interessanterweise von einem deutschen Ehepaar betrieben wird, einen Kaffee mit einem Stück selbst gebackenem Birnenkuchen. Interessant finde ich, dass hier regelmäßig unterschiedliche Märchenerzähler auftreten und dem interessierten Publikum Märchen erzählen (nicht vorlesen!).


Obelix war auch schon hier!


Am Ende sind es laut meiner App 20.487 Schritte, 14 km und 85 Stockwerke geworden.

Das heißt für mich am nächsten Tag: nur kleine kurze Ausflüge, und in Anbetracht des immer noch heftigen Windes auch keine Fahrradtour. Stattdessen einen kurzen Ausflug in die Klippen nach Osten. Interessant, was die Flora in den Felsen so bietet. 






Gott sei Dank ist es bis zum Hafen nicht sehr weit


Was wäre ein Aufenthalt auf Bornholm, ohne einen der bekannten "Bornholmer", den geräucherten Hering genossen zu haben?

Freitag, 31. Juli 2020

Heute soll der Wind im Laufe des Vormittages bereits abnehmen Zeit, die Leinen mal wieder los zu werfen und weiter zu fahren. Utklippan ist das Tagesziel, ein ehemaliger Fischer- und Lotsenschutzhafen vor der Küste von Blekinge in Schweden, quasi der Südostecke. Um 10:20 Uhr geht es los, aber erst mal nur zum Wassertanken, wofür ich gegenüber noch mal kurz anlegen muss. Eine Viertelstunde später passiere ich die Hafenausfahrt. Nach dem üblichen Prozedere mit Leinen und Fendern wegstauen gehen im immer noch beträchtlichen Seegang die Segel hoch und ab geht die Post. Mit knapp 7 kn rauscht Motivatie dahin. Es wäre schön, wenn das so bliebe, aber die Windvorhersage spricht eine deutlich andere Sprache. Aber ich will nicht meckern. Bis kurz vor 8 Uhr läuft es immer noch einigermaßen mit mehr als 4 kn, die dann aber doch schnell abnehmen auf 3,5  und weniger. Es sind noch ca. 8 sm bis Utklippan. Also heißt es am Ende doch wieder Motor an, um sich für die restlichen Meilen nicht zu lange zu quälen. Um 19:10 Uhr passiere ich die westliche Zufahrt und nach weiteren 5 Minuten sind die Leinen als zweites Boot im Päckchen neben einer deutschen Dehler 35 CWS fest. Beim Betrachten des Nachbarbootes geht mir auf, wie innovativ Dehler mit dem „central winch system“ damals schon war, bevor viele andere Werften erst Jahre später die Fallen und Schoten auf eine für den Rudergänger gut erreichbare Winsch legten. Und Dehler hat damals schon auf die Elektrowinsch gesetzt!

 Noch läuft es supergut!


Wechsel der Gastlandflagge! Schweden, wir kommen!

Utklippan kurz vor der Ankunft




Mit dem Ruderkahn geht es zur Nachbarinsel, auf der der Leuchtturm steht. Und natürlich auch hoch bis oben - Stufen wurden ausnahmsweise mal nicht gezählt.


Die berühmte "Fresnelsche Linse"


Blick von oben über die Insel auf den Hafen

Der Sonnenuntergang kündigt sich schon mal an



Blick auf den kleinen Hafen

Der nächste Tag bringt wenig bis gar keinen Wind. Von ausgiebigen Spaziergängen auf der Insel kann natürlich nicht wirklich die Rede sein. Ich erzähle meinen Nachbarn, dass ich mal zu den Klippen bin und Steine zählen will. Als ich zurückkomme, werde ich natürlich gefragt, wie viele es dann waren. „Leider hab ich mich verzählt, ich muss wohl noch mal von vorne anfangen“ ist meine Antwort, die bei den beiden herzhaftes Gelächter hervorruft. Aber die beiden sind ohnehin lustig drauf und immer für einen Scherz zu haben.

Bei der zweiten Tour gehen meine Aquarellsachen mit und es entsteht ein Aquarell von den mich immer wieder aufs Neue faszinierenden Granitbrocken. Auf einmal steht ein Pärchen bei mir, sie sind aus Polen, und schauen voller Bewunderung auf mein Bild. Ob ich das professionell mache? Nein, nur aus Hobby. Der Pole will es unbedingt kaufen. Es stellt sich heraus, dass seine Freundin gestern Geburtstag hatte. Natürlich bekommt er bzw. sie es als Geburtstagsgeschenk von mir. Aber sie wollen unbedingt meine Signatur noch auf dem Bild und sie wollen wissen, ob ich eine Internetseite habe. Habe ich zwar nicht, aber immerhin ein Blog mit vielen meiner Bilder. Auf einem kleinen Zettel wird dieser notiert, und sie erzählen mir im Gegenzug, dass sie alte Glühbirnen mit Blüten füllen, nachdem das Innenleben entfernt wurde, und diese dann als Girlanden genutzt werden können. Schon faszinierend, auf welche Art und Weise man interessante Leute kennenlernt.

Sonntag, 2. August 2020

Heute geht es weiter, möglichst bis Kristianopel. Der Wind ist ziemlich mau, aber trotzdem setze ich die Segel. Überraschenderweise läuft es eine Zeit lang ganz gut mit knapp 6 kn, so dass die unerwartet hohe Welle mit bis zu 1 m Wellenhöhe ganz gut zu verkraften ist. Leider wird um 12:00 Uhr ganz abrupt das Gebläse abgestellt. Völlig nutzlos schlagen Fock und Großsegel heftig hin und her. So bis Kristianopel weiter? Auf keinen Fall! Also erst mal Segel runter nehmen und zurück nach Westen, Richtung Karlskrona – natürlich unter Motor. Nach gut einer Stunde, während der ich inzwischen die Südspitze von Utlängan passiert habe, kommt wieder leichter Wind auf. Da dieser aus Süden kommt, sollte der wohl ausreichend sein, um auch unter Segeln wieder einigerma´ßen von der Stelle zu kommen. Es ist zwar nicht berauschend, aber es geht. Selbst als wir an der grünen Tonne des nach Karlskrona führenden Fahrwassers auf einen Vormwindkurs abfallen müssen, bleibt genug Fahrt im Schiff. Leider ist es voraus sehr diesig, fast sogar neblig geworden, so dass man die Fahrwassertonnen gerade eben noch so ausmachen kann. Später löst sich die neblige Brühe auch wieder auf, Tonnen und die diversen kleinen Inseln und Felsbrocken vor Karlskrona sind gut auszumachen. Am Ende wird es sogar wieder eine rasche Fahrt, aber kurz hinter dem Schifffahrtsmuseum müssen die Segel doch runter, denn von dort ist es nicht mehr weit bis zum Gästehafen von Karlskrona, der mir von den vorhergehenden Besuchen in den letzten Jahren noch in guter Erinnerung ist.

Karlskrona war über Jahrhunderte Standort der schwedischen Marine und nicht nur das, sondern auch Werftstandort für Schiffe aller Art. Es gibt zwar noch einen kleinen, aber recht unbedeutenden Garnisonsstandort, jedoch ist die militärische Prägung und Präsenz fast verschwunden. Geblieben sind viele alte Gebäude und insbesondere das Schifffahrtsmuseum, das mit seiner Vielzahl an Exponaten zu einem der weltgrößten Schifffahrtsmuseen zählt.  

 


Deutsche Kirche in Karlskrona



Taufbecken in Schiffsform und imposante Orgel (natürlich von einem deutschen Orgelbauer) in der deutschen Kirche



Gerichtsgebäude und Admiralitätskirche


Montag, 3. August 2020

Die Stadt bietet natürlich hervorragende Einkaufsmöglichkeiten und somit eine gute Gelegenheit, die zur Neige gehenden Vorräte aufzufüllen. Und auch einen Systembolaget gibt es hier, den ich gerne nutze, um noch mal einen Karton Weißwein und einen Gin zu bunkern.

Über die beiden Einkaufstouren und dazwischen mal Frühstück ist es 12 Uhr geworden. Einkäufe verstauen und Schiff segelklar machen nehmen noch mal fast eine halbe Stunde in Anspruch. Es ist 12:30 Uhr, als ich den Hafen verlasse und direkt davor die Segel setze. Inzwischen ist wenigstens etwas Wind aufgekommen. In östlicher Richtung geht es mit netter Backstagsbrise durch die Östra Fjärden, vorbei am Fähranleger und den diversen kleinen Inselchen. Das Fahrwasser ist gut betonnt, zusätzlich weisen Baken im Wasser auf knapp unter der Wasserlinie liegende Felsen hin. Kurz nach Passieren der Brücke nach Senoren muss ich leider die Segel runternehmen, weil die folgende Passage sehre eng ist und wir den Wind genau von vorne haben. Zudem kommt noch eine Stelle mit einer Seilfähre, die üblicherweise genau passend zum verkehrten Zeitpunkt ablegt. Nach einer Stunde Motorfahrt liegt aber auch das enge Fahrwasser im Kielwasser und nach Passieren des letzten Tonnenpaares hinter Langören gehen die Segel wieder hoch. 

                                                      Smakkejolle vor Langören

Vor dem Wind geht es Richtung Kalmarsund. Fock an Backbord ausgebaumt und trotz der nur moderaten Brise reicht es für 5 kn. Nach rund drei Stunden ist die Ansteuerungstonne von Kristianopel erreicht. Hier müssen die Segel wieder geborgen werden, weil das Fahrwasser recht eng ist und der Hafen keinen ausreichenden Raum für Segelmanöver bietet.

Der Hafen ist noch nicht mal bis zur Hälfte gefüllt. Bis gestern lagen nach Angabe meines Bootsnachbarn sogar nur vier Boote hier. Entsprechend ruhig geht es zu. 



Kristianopel: oben die Häuschen am Hafen, unten die auch direkt am Hafen gelegene Kirche mit ihrem Treppengiebel







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