Mittwoch, 12. August 2015

Renate als Galionsfigur?

Donnerstag, 6. August 2015 

Der Ostwind gestern hätte uns für unseren Weg nach Westen gutgetan, allerdings nicht in dieser Stärke. So müssen wir heute mit einem leichten SSW-Wind um 3 Windstärken zufrieden geben. Durch das Schärenfahrwasser stoßen wir südlich von Sottunga (übrigens mit 151 Einwohnern die kleinste Gemeinde Europas) auf das Hauptfahrwasser, das auch die Fähren nutzen. Allerdings ist auch dies streckenweise so eng, dass wir bei Wind von vorne die Kolbensegel einsetzen.


In Degerby auf Föglö legen wir kurz an, um im direkt am Anleger liegenden Coop einzukaufen. Leider gibt es kein Campinggaz – hoffentlich hält die Reserveflasche durch!
Der Hafen in Degerby als auch die Marina Föglö sind allerdings nicht sonderlich attraktiv. Außerdem haben wir ausreichend vorgesorgt und können problemlos 2 Nächte vor Anker oder am Felsen verbringen, was wir dann auch tun. In Möholmen an der Südspitze von Föglo finden wir eine gegen alle Windrichtungen gut geschützte Bucht, in der wir – oh Wunder – natürlich nicht alleine sind. Dafür werden unsere Vorleinen von freundlichen Dänen angenommen, der Heckanker ist schon 3 Schiffslängen vorher gefallen.

Und wieder kommt der Grill zum Einsatz! Hier das Ergebnis:



Freitag, 7. August 2015

Bei wunderschönem Wetter und leichtem SW-Wind brechen wir zeitig auf, um den Sprung an die schwedische Küste Richtung Idö zu machen. Gegen Mittag brist es auf, so dass wir ein Reff einbinden. Die Sonne ist inzwischen auch verschwunden, einzelne Wolken scheinen die Mastspitze zu streifen. Wir denken noch, dass das kein gutes Zeichen ist und wenige Minuten später naht dann von die Nebelwand. Innerhalb von Sekunden ist die Sicht weg, weniger als 50 m.


Rund um uns hören wir das Getute der Frachter und Fähren, denn wir sind inzwischen nah an der Hauptschifffahrtsroute. Als sich der Nebel einmal kurz lichtet, sehen wir knapp 100 m hinter unserem Heck schemenhaft einen Frachter vorbeiziehen, der aber gleich wieder vom Nebel verschluckt wird. Auf unserem AIS (Automatic Identification System) sehen wir, dass er kurz darauf auf Parallelkurs zu uns geht. Wieder einmal Glück gehabt – er hat uns wohl auf dem Radar gesehen und ein Ausweichmanöver gefahren.
Wir stehen ca. 5 sm vor der Küste und brettern zeitweise mit 7,5 kn durch die Suppe, nicht wissend, wen oder was wir möglicherweise treffen. Deshalb ändern wir unseren Kurs, um uns entlang der Küste langsam Richtung Schärengürtel zu nähern in der Annahme, dass die über den Inseln höhere Temperatur den Nebel auflöst. Erfreulicherweise geht unsere Spekulation auf und wir landen wieder in unserer Ankerbucht in Arholma Österhamn. Der Anker fällt ziemlich genau an der selben Stelle wie vor 3 Wochen, als wir zu den Alandinseln aufgebrochen sind.

Samstag, 8. August 2015

Schon wieder SSW um 3. Die Namen der vielen Inseln und Schären ersparen wir euch; sie sind in den normalen Karten ohnehin kaum wieder zu finden. Renate erweist sich ohnehin  als Erfinderin neuer Namen für die vielen Inseln: so wird auch Föglö schon mal Fögly, aus Bomarsund Burmasund usw.    
Unser Zielhafen Langviken auf Möja mit 15 Gastplätzen ist bereits voll, der Coop hat zu und die Tankstelle auch. Wir suchen uns eine Ankerbucht weiter südlich und finden zwischen Bockö und Lökaö eine geeignete Stelle, die uns so gut gefällt, dass wir gleich den Sonntag auch noch dableiben. Hintergrund hierfür ist unser Plan, nach Sandhamn, das schwedische Segler-Mekka zu gehen. Da an diesem Wochenende die Urlaubssaison in Schweden endet, gehen wir davon aus, dass es besser ist, dort am Montag zeitig einzulaufen, statt im ohnehin immer vollen Hafen am Sonntag einen Platz suchen zu müssen.
Die Zeit  nutzen wir zum Schwimmer (!), Schlauchboot aufbauen, Exkursionen zum Land und dank Schlauchboot die dringende Reinigung des Wasserpasses, der im Laufe der Wochen inzwischen ziemlich siffig geworden war.






Zum krönenden Abschluss des schönen sommerlichen Wochenendes kommt noch mal der Grill zum Einsatz.

Montag, 10. August 20156

Bei schönstem Wetter, nach morgendlichem Bad in unserer Bucht brechen wir zeitig auf und sind bereits um 11 Uhr in Sandhamn. Offensichtlich eine gute Zeit, man kann sich die Liegeplätze noch aussuchen, hat die Unterstützung der Hafencrew, die die Vorleinen annehmen und die Mooringleine (noch ein Novum für uns) übergeben, die dann anschließend auf der Achterklampe belegt wird.


Sandhamn, das Segler-Mekka und „die“ Urlaubsinsel hat einen ganz eigenen Charme. Pinienwälder, lauschige schwedische Sommerhäuser, kein Autoverkehr lassen eine sehr gelassene Urlaubsstimmung aufkommen, obwohl diverse Fähren in regelmäßigem Abstand Tagesgäste ausspucken, die die Cafès und Restaurants bevölkern, um nach zwei bis drei Stunden wieder mit der Fähre wieder zurückfahren. Die Zeit scheint hier ein wenig stehen geblieben zu sein. Altertümliche Transportmittel, die Häuser mit einem Hauch Nostalgie. Die Kinder aus Bullerbü und Michel aus Lönneberga könnten gleich um die Ecke kommen.
Aber auch hier werden spätestens Ende der Woche die meisten Restaurants schließen, da die Urlaubssaison der Schweden zu Ende geht und die Schule wieder beginnt.





Dienstag, 11. August 2015

Nach dem Trubel brauchen wir wieder eine stille Ankerbucht für uns und sind der Meinung, dass wir jetzt nach Saisonende die Buchten für uns alleine haben. Falsch gedacht. Bereits 10 Boote liegen teils vor Anker, teils an den Felsen festgemacht. Wir finden trotzdem noch ein Plätzchen für uns. Eine ideal auf Freibordhöhe liegende Stufe im Felsen und ein roter Ring für die Vorleine sagen uns: hier müssen wir hin! Gesagt, getan. Renate geht an Land, rutscht aber auf der vom Regen nassen Felsnase ab und hängt wie ein Klammeraffe am Bugkorb. „Fahr vorwärts, weiter an Land, ich komme hier nicht hoch!“ Trotz loser Heckankerleine und kräftig Vorwärts bewegt sich das Boot nicht. Wir sitzen mit dem Kiel offensichtlich vor dem Felsvorsprung und kommen nicht weiter. Renate versucht sich runterzuhangeln, landet mit den Beinen aber trotzdem auf einem Vorsprung im Wasser und krabbelt die Felsen wieder hoch. Ergebnis: Hose nach, Schuhe nass, leichte Schürfwunde an der linken Hand.
Endergebnis:
  1. Ein Dasein als Galionsfigur scheint wohl doch nicht das richtige zu sein
  2. Wir holen den Heckanker wieder hoch und ankern stattdessen mit dem Buganker auf 7 m Wassertiefe
  3. Die um uns herum liegenden Schweden haben sicherlich ihren Spass gehabt, verkneifen sich aber jegliche Kommentare und es gibt auch keine „standing ovations“
  4. Jetzt ist der „Rabenvater“ alle, denn auf den Schreck gab es erst mal einen Schnaps



"So hing ich am Bugkorb, und du fährst nicht nach vorne!"



Mittwoch, 12. August 2015

Das Wetter ist trübe, leichter Regen, Motorfahrt bei wenig Wind von vorn nach Nynäshamn. Ein belebter Fährhafen mit großer Marina und guten Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe. Hier gibt es sogar eine Ersatzflasche für unser Campinggaz: gold- bis platingerändert, 499,00 Kronen! Und das nur, weil die Schweden ein eigenes System haben, bei dem die gleiche Menge Gas nicht mal ein Drittel kostet. Obwohl wir eigentlich keine Bewertungen der sanitären Anlagen vornehmen wollten, hier mal eine Ausnahme: Duschen und Toiletten in ausreichender Zahl, Sauna und das alles auch noch relativ neu und in einem gepflegten Zustand.

Für morgen ist Nordwind angesagt – gut für unseren Weg nach Süden. Vielleicht schaffen wir es ja doch noch, nach Gotland zu segeln.

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