Freitag, 30. Juli 2021

Von Rönne bis Kalmar

Freitag, 9. Juli 2021

Heute bläst es recht kräftig mit gut 5 Windstärken aus Nord. Statt noch einen Tag im Hafen zu verbringen, will ich einen kleinen Schlag entweder nach Hasle oder Hammerhavnen, beides in nördlicher Richtung, machen. Also gegenan. Ist wahrscheinlich nicht so schlimm, wie es sich im Hafen anhört. Nach Passieren der Hafenausfahrt setze ich zunächst das Großsegel, anschließend die Fock. Auf Backbordbug geht es zunächst nach Nordwesten. In einer Wende passiert es dann: ein lauter Knall, die Großschot hängt in Lee, das Großsegel knattert im inzwischen recht kräftig aufgefrischten Wind. Was ist passiert? Vom Bügel auf dem Großschottraveller, der den Patentschäkel der Großschot hält, hat sich einer der beiden Bolzen verabschiedet und durch den einseitigen Zug hat sich der Bügel kräftig verbogen. Also schnell erst mal das Großsegel runter und unter Fock zurück nach Rönne, diesmal in den Hafen Nörrekas, den ich bisher noch nicht kenne. Boxen sind alle besetzt, aber ich finde einen Platz am Kopfsteg und erhalte – wie so oft – tatkräftige Hilfe beim Anlegen.

Um an den abgerissenen Bolzen auf dem Großschotschlitten zu kommen, muss ich erst mal  Schrauben von der Travellerschiene lösen, was erfreulicherweise dank Behandlung der Schrauben mit Vaseline bei der letzten Demontage vor ein paar Jahren problemlos und dank Einsatz des Akkuschraubers auch zügig geht.

Während ich so vor mich hinwerkele, erscheint der Hafenmeister und fragt, ob ich denn auch schon bezahlt hätte. Ich verweise auf die Reparatur, komme aber trotzdem sofort mit und erhalte von ihm wertvolle Tipps, wo ich eventuell erforderliche Ersatzteile bekomme, nämlich am Handelshafen, und dass ich für den Weg dorthin kostenlos eines der Fahrräder benutzen kann. Einen Lageplan, auf dem er den Zubehörladen noch extra markiert, gibt es auch noch.

Man hätte sogar vorher anrufen können. Dann hätte man sich den Weg auch gut sparen können und wäre erst am Samstagmorgen hingefahren!

Der Übeltäter

Samstag, 10. Juli 2021

Der Zubehörladen macht um 9.00 Uhr auf. Wenige Minuten danach stehe ich mit meinen gesammel-ten Einzelteilen an der Ladentheke und erkläre mein Anliegen. Eine halbe Stunde später ist wieder alles fertig, der neue Bügel musste noch geringfügig angepasst werden, was aber dank der gut ausgestatteten Werkstatt kein Problem war. Die Montage an Bord war dann unproblematisch und dank Akku-Schrauber waren auch die 19 Schrauben der Travellerschiene schnell wieder an Ort und Stelle.

Und was lernt man aus der ganzen Geschichte? Das eine oder andere Bauteil bei einem inzwischen 30 Jahre alten Schiff kritisch zu betrachten und auch mal zu ersetzen, bevor es zum Bruch kommt!

Da es heute hier aus allen Rohren bläst und auch immer mal wieder schüttet: Hafentag!

Sonntag, 11. Juli 2021

Der Regen hat sich verzogen – der Wind leider auch – weitestgehend. Trotzdem mache ich mich nach einem Stopp an der im Hafen vorhandenen Dieseltankstelle auf den Weg Richtung Allinge. Teils unter Segel, teils Motor arbeite ich mich nach Norden. Der Wind hat inzwischen von Süd über NNE auf NNW gedreht und lässt mit 3 Windstärken entspanntes Segeln zu. Noch ein kurzer Holeschlag, dann mit einem langen Anlieger nach Allinge. Der Hafen ist gut voll, aber ich finde noch einen Platz längsseits bei netten Dänen im inneren Hafen, der bei Sturm durch ein Tor verschlossen werden kann.

In der Allinge Rögeri gönne ich mir einen geräucherten Bornholmer Hering und kommemal wieder zu dem Ergebnis: zwar lecker aber viel Gräten und zu teuer – aber das Bier dazu war gut!


Wanderung über den Steg entlang der Granitbrocken


Montag, 12. Juli 2021

Für heute ist Ostwind mit 4 – 5 Windstärken angesagt. Perfekt für den Trip nach Schweden. Utklippan, die ehemalige Lotseninsel, soll mein Tagesziel lauten. Bei mir hat noch ein Pärchen mit einer Albin Vega angelegt. Sie wollen nur kurz noch etwas für ihr Frühstück einkaufen. Da ich noch nicht ganz fertig bin zum Ablegen, lasse ich sie erst noch gehen. Ein Fehler, wie sich herausstellt. Nach mehr als einer Stunde trudeln sie wieder ein. Sie verholen zwar sofort, aber damit komme ich gut eine Stunde später weg als beabsichtigt. Ich bin gerade eine gute Stunde unterwegs, da wird das erste Reff fällig. Es läuft dafür aber auch sehr gut.

Bedenklich sieht dafür häufig das Wasser aus. Die See vor Bornholm ist durchzogen von bis zu 20 m breiten gelben Streifen, als hätte jemand eine überdimensionale Senftube im Meer ausgedrückt. Oder waren es etwa die Schweden, die in alter Rivalität zu den Dänen „ihren Senf“ zur Niederlage der Dänen im Halbfinale in der Fußball-EM zutun mussten?

Aber nein, es sind Blaualgen, die sich hier pestartig verbreiten und bei den außergewähnlich hohen Wassertemperaturen vermehren. Manchmal sind sie so konzentrieret, dass das Echlolot zu spinnen beginnt und trotz 80m Wassertiefe nur noch 3 m anzeigt. Scheinbar ist die Konzentration so hoch, dass sie das Echolotsignal reflektieren.

Im Verkehrstrennungsgebiet, das ich überqueren muss, ist gut Betrieb. Durch rechtzeitiges Wenden signalisiere ich den Steuerleuten auf der Brücke der Frachter und Fähren, dass ich Platz mache.

Gegen 16:30 Uhr habe ich den Tiefwasserweg überquert. Und auch die Blaualgen sind verschwunden. Gegen Abend lässt der Wind ein wenig nach, so dass ich das Reff im Großsegel wieder rausnehmen kann. Langsam schälen sich auch die Küstenkonturen von Schweden heraus. Allerdings bin ich für Utklippan aufgrund des weiter nach Nordost gedrehten Windes etwas weit westlich. Bis nach Utklippan wären es noch gut 8 sm, und da ich ohnehin kurz vor der Ansteuerung von Karlskrona stehe, das nur minimal weiter weg ist, lasse ich Utklippan aus und fahre direkt nach Karlskrona, wo Renate am 14.7. eintreffen wird.

Vor der Einfahrt zwischen den Inseln Aspö und Tjurkö liegt die Küstenwache mit ihrem riesigen in Karlskrona stationierten Küstenwachboot. 

Die Einfahrt durch die Schären ist abends viel einfacher als tagsüber. Richtfeuer, der weiße Sektor des Leuchtturms und Leuchttonnen an den kritischen Stellen weisen den Weg. Kurz vor dem Fährhafen nehme ich die Segel runter. Der Weg in den Hafen ist ebenfalls wieder durch Richtfeuer und Leuchttonnen markiert. Nach 13 Stunden und 70 sm Amwindkurs sind die Leinen am Steg der Stadtmarina fest. Jetzt nur noch ein Glas Wein und ab in die Koje!



Mitten auf'm Teich - keine weiteren Boote in Sicht



Sonnenuntergang bei Annäherung an die schwedische Küste vor Karlskrona

Mittwoch, 14. Juli 2021

Gestern ist Renate eingetrudelt. Nachdem das Auto ausgeladen und im nahen Parkhaus für die nächsten 14 Tage abgestellt ist (im übrigen zum Schnäppchenpreis von 400 SEK = ca. € 40,00 für 4 Wochen), genießen wir beide ein kühles Bad im Hafen. Verständlicherweise verspürt Renate nach der langen Autofahrt kein Verlangen nach größeren Aktionen. Da es ohnehin schon später Nachmittag ist, verschieben wir die Abfahrt auf morgen und lassen den Tag mit einem Glas Wein ausklingen.

Donnerstag, 15. Juli 2021

Heute soll es losgehen. Unser Tagesziel ist das ca. 30 sm entfernte Kristianopel, das uns beiden sehr gut gefällt. Bei dem Ostwind müssen wir zwar durch das Schärenfahrwasser Östrafjärden unter Motor, aber zum Eingewöhnen ist das ja vielleicht gar nicht so verkehrt. 


Nachdem wir die Brücke bei Senoren hinte uns haben, erreichen wir wieder die Engstelle, wo die Seilfähre das Festland von Blekinge mit der Insel Hästholmen verbindet.

Hinter dem letzten Tonnenpaar des engen Fahrwassers von Langören setzen wir Segel. Der Wind hat inzwischen abgenommen und auf SW gedreht. Die Welle passt so gar nicht und wir werden fürchterlich durchgeschüttelt und kommen kaum von der Stelle. Wir laufen daher kurzerhand Sandhamn (nicht das berühmte in den Stockholmer Außenschären, sondern das in Blekinge) an. Gegenüber dem Vorjahr hat man versucht, den Hafen etwas attraktiver zu gestalten und vielleicht sieht es durch das hervorragende, sommerliche Wetter auch alles freundlicher aus als im letzten Jahr, als es hier fürchterlich geregnet hat.



Wir genießen ein Bad im Hafen, wobei das Wasser so warm ist, dass es nicht mal eine deutliche Abkühlung bringt. Auf einen ausgedehnten Landgang haben wir keine Lust, so dass wir nur faul auf dem Boot sitzen und das Hafenkino und den Blick auf  die Bucht mit ihren am Wasser grasenden Kühen genießen.

Freitag, 16. Juli 2021

Heute wollen wir weiter nach Kristianopel. Der Wind kommt zwar aus Nord und ist bisher noch recht schwach, soll aber später ein wenig zunehmen. Da wir bis zur grünen Tonne, die als Ansteuerung von Sandhamn etwas weiter draußen liegt, ohnehin motoren müssen stört uns das nicht weiter. 

Etwa eine Stunde später setzt der Wind ein, 3 -4 Windstärken aus NNW. Es läuft prima, der Wind legt weiter zu. 



Nach 40 Minuten ist ein Reff fällig, eine weitere Viertelstunde später das zweite Reff! Den Wind hatte keiner der Wetterfrösche auf dem Schirm. Zusätzlich hat sich innerhalb kürzester Zeit eine beachtliche Welle aufgebaut. Wir schieben immer noch mächtig Schräglage und knallen bei unserem Amwindkurs immer wieder heftig in die Welle. Keine 20 Minuten nach dem zweiten Reff nehme ich die Fock runter. Wir versuchen noch eine Weile, nur unter dem doppelt gerefften Großsegel aufzukreuzen, aber nach einer halben Stunde sehen wir ein, dass das wohl nicht viel bringt.

Also drehen wir um und laufen vor dem Wind ab, zurück nach Sandhamn.

Im Hafen ist der Hafenmeister schwer beschäftigt und weist sowohl uns als auch den nach uns kommenden Booten die jeweils passenden Liegeplätze zu. Wir liegen in Lee der breiten, ehemals von Fischern genutzten Kaianlage und sind froh, wieder im Hafen, der sich zusehends mit Booten füllt,  zu sein.

Wir helfen noch dem einen oder anderen Ankömmling beim Anlegen. Im Gespräch mit einem Dänen meint der, dass er zwischenzeitlich mal über 30 kn Wind auf seiner Anzeige hatte, aber das hätte auch kein Wetterbericht vorhergesagt. 

Samstag, 17. Juli 2021

Am nächsten Tag ist vom gestrigen Wind mal wieder nicht viel übrig geblieben. Es dauert bis Mittag, ehe sich überhaupt etwas regt. Na ja, bis Kristianopel sind ja nur knapp 15 Meilen; also lassen wir uns Zeit. Es wird eh eine Motortour, weil das bisschen auch noch von achtern kommt. Für eine halbe Stunde langt es aber trotzdem, wenn auch nicht gerade überragend. So ist es halt mit uns Seglern: mal ist es zu viel, dann wieder zu wenig….

Wir nutzen das schöne Wetter, von der Steinmole am Hafen uns noch mal im Wasser zu tummeln und abzukühlen. Später begeben wir uns dann doch auf die den Ort ursprünglich mal ganz umschließende Wehrmauer.  die aber heute etwa auf Höhe der Kirche aufhört.


Hafenkulisse von Kristianopel - immer wieder schön

Die instand gesetzte Blüse am der Wehrmauer

Abendstimmung im vollen Hafen von Kristianopel

Der nette Laden "Sköna ting" hat offensichtlich auch eine neue Bleibe gefunden 

Sonntag, 18. Juli 2021

Heute soll es mal gescheiten Segelwind geben. 4 Windstärken aus West. Es muss zwar mit eine gewissen Böigkeit gerechnet werden, aber zumindest haben wir auch glattes Wasser. Wir haben den Hafen gerade verlassen, da sind auch schon die Segel oben. Mit deutlich mehr als 6 kn rauschen wir nordwärts. Die Böen nehmen im Laufe der Zeit an Heftigkeit zu und halten auch schon mal länger an, so dass wir uns zu einem Reff im Groß entschließen, was unseren Speed nicht beeinträchtigt, aber das Steuern erleichtert. Nach knapp 4 ½ Stunden und 29 sm laufen wir unter Segel in den großzügigen Vorhafen ein, nehmen die Segel runter, Fender und Leinen werden ausgebracht und wenig später machen wir an Heckboje Nr. 44 fest. Das hat Laune gemacht! Alles gut geklappt, perfektes Anlegemanöver. Da hat man sich den Anlegerschluck auch verdient.


Prüfender Blick nach achtern - alles richtig, Skipper?



Blick auf Schloss Kalmar


Fortsetzung folgt kurzfristig!

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