Freitag, 7. Juni 2019
bis Sonntag, 9. Juni 2019
Hafen von Anholt |
Motivatie mittendrin |
Morgens regnet es erst
mal, also kein Grund, zeitig aufzustehen. Nach dem Frühstück erkunde ich erst
mal die nähere Umgebung des Hafens und leihe mir ein Fahrrad für die nächsten
24 Stunden. Das Dorf ist doch gute 3 km vom Hafen entfernt und wenn man ein
wenig mehr von der Insel sehen möchte, deren Umfang immerhin 26 km beträgt, ist
man eh auf eine Drahtesel angewiesen. Die Tour zum Köbmand in den Ort ist erst
mal vergeblich, weil man dort noch eine anständige Mittagspause von 12 bis 14
Uhr macht. Der Ort, der immerhin 218 Einwohner zählt, ist urig. Es gibt eine
kleine Inselkirche, ein schnuckeliges Bed &
Breakfast namens Tanternes Hus, ein Museum und nur unbefestigte Wege. Der
Weg führt weiter in den Süden der Insel und ich folge dem zum 39 m hohen Sönderbjerg
ausgeschilderten Weg. Zwischendurch gibt es mal einen steilen Anstieg, bei dem
sogar das Fahrradschieben anstrengend ist. Danach geht es dann aber moderat
weiter bis zu einer Stelle, wo nur noch ein Trampelpfad weiter auf den Gipfel führt.
Von dort oben hat man eine herrliche Aussicht über das gesamte Ostende der
Insel und den Südstrand und natürlich die Ostsee. Der gesamte flache Osten wird
in der Anholtkarte, die es im Hafenbüro gab, als Örkenen, zu deutsch Wüste,
bezeichnet. Die Vegetation besteht weitestgehend aus Flechten, Moosen, Besenheide,
niedrigen Wacholderbüschen, Ginster und kleinen weißen und violetten Blümchen.
Ab und zu eine vom Wind flachgedrückte Krüppelkiefer und natürlich jede Menge
Sand. Die Küste ist gesäumt von Dünen, der Strand teilweise steinig.
Aussicht vom Sönderbjerg |
Die Insel erinnert vom
Charakter her einerseits ein wenig an Vlieland mit seiner Dünenlandschaft und
ausgedehnten Stränden, andererseits aber auch an Saarema mit seinen
Wacholderbüschen, Krüppelkiefern und Birken.
Später am Nachmittag
erkunde ich auch noch den noch 10 m höheren Nordbjerg und folge einem
Trampelpfad, der einmal fast um den Berg herum führt. Der Blick auf den
Nordstrand, der sich bis an das östliche Ende mit seinem Leuchtturm zieht, ist
schon einmalig. Ohne den Tipp des freundlichen Seglerpaares, mit denen ich auf
dem Sönderbjerg geklönt hatte, wäre mir dieser Weg bestimmt verborgen
geblieben.
Reste einer üppigen Möwemahlzeit |
Da es noch recht früh
am Nachmittag ist, setze ich den Weg fort und folge dem Vesterstrandsvejen. Am
Fuße einer höheren Düne setze ich das Fahrrad ab. Der Blick von der Düne über
den menschenleeren Strand, das klare Wasser und die sommerlichen Temperaturen
fordern förmlich zur Eröffnung der Badesaison heraus. Ich bin überrascht, dass
das Wasser doch nicht soooo kalt ist wie erwartet. Nach ein paar Mal eintauchen
und einigen Schwimmzügen reicht es mir dann allerdings doch schon. So früh im
Jahr habe ich die Ostsee noch nicht für ein Bad genutzt.
Auf dem Weg zum
Südstrand passiert man einen vergleichsweise ausgedehnten Kiefernwald und
entdeckt erstaunlicherweise immer wieder mal Sommerhäuser, die z.Zt. zwar nicht
bewohnt erscheinen, aber größtenteils in einem guten Unterhaltungszustand sind.
Allerdings hat auch hier der heiße Sommer 2018 und der ausgebliebene Regen
seine Spuren hinterlassen. Viele der Krüppelkiefern sind einfach vertrocknet
und liegen teilweise schon gefällt zum Abtransport bzw. zur weiteren Verwendung
als Feuerholz bereit.
Nur eines und dazu ein recht bescheidenes Exemplar von Sommerhaus |
Örken - zu deutsch Wüste |
und hier noch mal vom Gipfel des Sönderbjergs |
Morgens werde ich von
Gerd, der bereits bei meiner Ankunft meine Vorleinen ngenommen hat und mit dem ich mit seiner Frau
Anke bereits auf dem Südberg ins Gespräch gekommen war, gefragt, ob ich
Jumfruhummaren kenne und mag. Kennen tun ich ihn nicht, mögen bestimmt.
Jumfruhummaren, erklärt mir Gerd, ist ein Minihummer, ähnlich den Langostinos, der
allerdings aufgrund der besonderen Wasserqualität rund um Anholt und Läsö
gedeiht – und natürlich auch gefangen wird. Er hat beim Fischer eine
ordentliche Portion ergattert und prompt werde ich für den Abend zum
Jumfruhummaren eingeladen.
Gerd hat den Hummer
perfekt zubereitet in einem Sud mit Wurzelgemüse, dazu gibt es
Schwenkkartoffeln und Salat. Der essbare Teil ist ca. 5 cm lang und ist
ausgesprochen zart und sehr lecker. Der Rest ist leider Abfall! Der erwartete
Eiweißschock tritt zwar nicht ein, aber trotzdem kann es ja nicht verkehrt
sein, mal prophylaktisch ein Gläschen Anholt-Gin, den ich nachmittags beim
„GinTasting“ im Café Dörken ergattert habe, nachzuschütten. Und lecker ist er
auch noch. Es ist ein schöner Abend und ich bin den beiden sehr dankbar, dass
sie mich eingeladen haben und ich diese tolle Erfahrung machen durfte.
Im Laufe des Abends
brist es ankündigungsgemäß mächtig auf. Böen bis 20 m/s sind keine Seltenheit.
Das scheint ja eine unruhige Nacht zu werden. Die Heckbojen machen aber einen
soliden Eindruck und so gehe ich beruhigt in die Koje.
Am nächsten Morgen
geht es zunächst unvermindert weiter. Das Schiff ist salz- und vom direkt
nebenan gelegenen Strand auch sandverkrustet. Auf dem Weg vom Sanitärgebäude
zum Steg muss man die Augen vor dem vom Stand herüberwehenden Sand schützen.
Im Laufe des Mittags
lässt es aber nach und einige Boote verlassen den Hafen. Ich bin mir
unschlüssig, ob ich nicht auch den Schlag zur schwedischen Küste machen soll.
Aber draußen ist es immer noch unruhig, und irgendwann ist es dann auch zu
spät, um noch zu halbwegs normaler Zeit in Varberg einzutreffen.
Montag, 10. Juni 2019
Heute geht es weiter!
Kurz bevor ich losfahren möchte, bieten Gerd und Anke mir an, mich bei dem
jetzt sehr ruhigen Wetter in den Mast zu ziehen, damit ich mein Spifall, das
mir nach oben gerauscht ist, wieder runterzuholen. Da kann und will ich nicht
nein sagen. Mit vereinten Kräften, d.h. Gerd an der Großfallwinsch und Anke zum
Durchholen des Falls und zur Sicherung per Fockfall, werde ich in den Mast
gehievt. Schnell ist das Fall nach unten geführt, natürlich mit dem Handy noch
schnell zwei Fotos von oben gemacht, und dann bin ich auch schon wieder unten.
Kurz aufklarieren, Bootsmannsstuhl wieder verstauen, und schon kann es losgehen.
Bereits im Vorhafen steht das Groß, die Fock folgt wenig später. Bei dem sehr
ruhigen Wetter kann ich es riskieren, die Durchfahrt zwischen den beiden vor
dem Hafen liegenden Untiefen zu kreuzen. Mit Hilfe der Navionics Software auf
dem iPad kein Problem. Aber wirklich auch nur, weil es sehr ruhiges Wetter ist.
Bei dem NE-Wind mache
ich danach erst mal einen langen Schlag nach Norden. Es läuft ganz anständig
mit rund 5 kn, manchmal auch mehr. Ich spekuliere darauf, dass der Wind später
ankündigungsgemäß weiter auf Nord dreht und ich nach Varberg, das leicht
nordöstlich von Anholt liegt, nicht weiter aufkreuzen muss. Nach ca. 10 sm in
nördlicher Richtung wird gewendet, danach kann icn ca. 80 Grad anliegen.
Irgendwann setzt dann der erwartete Dreher ein. Der Wind geht immer weiter
nördlich rum und ich kann Varberg sogar mit einem leichten Schrick in den
Schoten anliegen. Es wird aber immer noch besser, der Wind nimmt leicht zu und
dreht sogar auf nordwestliche Richtung, so dass ich am Ende mit ca. 60 Grad
Einfallswinkel und gut 6,5 kn Fahrt auf Varberg zurausche. Am Ende ist es schon
fast wieder schade, die Segel runternehmen zu müssen. Im Innenhafen finde ich
eine Liegeplatz, wo ich längsseits mit dem Bug im Wind problemlos anlegen kann.
Das gleiche macht die Fähre kurze Zeit darauf und 50 m von mir entfernt auch.
Es dauert ca. eine Stunde, dann sind alle PKW und LKW entladen und auch die
neuen schon an Bord, ablegen – weg ist sie wieder.
Kaltbadhuset in Varberg |
Festung von Varberg - hoch über der Ostsee gelegen |
Abendhimmel über den Schären vor Varberg |
Das letzte Licht nutze
ich für einen kurzen Spaziergang zur Festung hoch, von der aus man wirklich
einen phantastischen Ausblick auf die Ostsee und die vor Varberg liegende
Schärenwelt genießen kann.
Dienstag, 11. Juni
2019
Morgens um 6 Uhr:
Wieder ein Lärm! Was ist los? Die Fähre ist schon wieder da und spuckt ihre
Fracht, teilweise PKW, teilweise LKW oder Busse, an Land, um kurze Zeit später
wieder neue an Bord zu nehmen. Nach einer Stunde ist der Lärm passé. Es
regnet und ich kann weiter schlafen.
Nach dem Frühstück
unternehme ich noch einen kurzen Ausflug in den Ort, der sich hübscher als
erwartet herausstellt. Eine typische, mittlere schwedische Stadt mit einigen
interessanten Geschäften und Gebäuden. Mein Weg führt mich zum ICA, um einige
Lebensmittelvorräte wieder aufzufüllen. Zurück an Bord geht es auch gleich an
die Vorbereitungen zum Ablegen und kurz darauf bin ich auch schon unterwegs. Es
bläst immer noch ganz anständig aus Ost. Nur mit der kleinen Fock segele ich
durch das betonnte Fahrwasser nach draußen. Bei der Ausfahrt ist die Südtonne
natürlich zu runden, sonst macht der Kiel unliebsame Bekanntschaft mit den
dahinter liegenden Flachs.
Kurze Zeit später
setze ich dann doch das einmal gereffte Großsegel dazu und schon geht es
ausgewogener und mit gut 6,5-kn weiter Richtung Norden. Heute soll es nur ca.
20 sm weiter bis Gottskär gehen, wo Jens vor einigen Jahren an der
Contender-Europameisterschaft teilgenommen hat.
Zwischen der Huk und
der davor gelagerten Insel Malö passiere ich die gut betonnte und ausreichend
breite Durchfahrt und lasse die ersten Schären an meiner Steuerbordseite.
Später nimmt der Wind noch mal etwas zu und dreht ein wenig nördlicher.
Trotzdem kann ich die Einfahrt in den Kungsbacka Fjord problemlos unter Segeln
zurücklegen. Kurz vor Gottskär brist es noch mal kräftig auf, r dann muss ich
die Segel ohnehin schon runternehmen. Erst das Großsegel, dann auch die Fock.
Im Hafen finde ich
problemlos einen Liegeplatz an y-Bommar. Zu meiner Freude entdecke ich eine
andere Winner, eine Winner 900, im Hafen. Einer der beiden Männer an Bord kommt
rüber und nimmt meine Vorleinen war, was bei den Y-Bommar auch immer ein wenig
tricky ist. Aber dank des Einsatzes von Hook & Moor ist auch das kein
Problem.
Gottskär scheint schon
zum Speckgürtel von Göteborg zu gehören. Großzügige bis pompöse Häuser auf
solider Basis, d. h. Granitbrocken zeugen von einem gewissen Wohlstand und die
davor stehenden Autos sprechen eine deutliche Sprache.
Firma "Horch und Lausch" scheint auch vertreten zu sein - allerdings weiter draußen |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen