Mittwoch, 5. Juni 2019
Heute geht es weiter!
Erst jedoch noch eine kleine private Hafenrundfahrt, danach zum Margareteholm Havn
zum Tanken. 31 l GTL-Diesel, d.h. synthetischer und bio-freier Diesel, der
problemlos mit dem anderen gemischt werden kann und angeblich keinerlei
Grundlage für die berüchtigte Dieselpest bietet, passen rein. Trotzdem gibt es
rein prophylaktisch den obligatorischen Schnaps „Grotamar“ dazu.
Nachdem ich den Hafen
wieder verlassen habe, werden Großsegel und Fock gezogen und anfangs läuft es
auch ganz anständig mit gut 5 kn. Kurz vor Mittag schwächelt Rasmus aber schon
wieder und ich drohe mit dem Blister. Das hilft dann noch mal gut zwei Stunden
weiter, danach stirbt auch die letzte, zudem von achtern kommende Brise. Es ist
inzwischen so warm, dass man problemlos nur mit Badehose bekleidet segeln kann
und trotzdem noch dabei schwitzt. Die letzten zwei Stunden bis Helsingör muss
dann wieder der Yanmar ran – jetzt mit vollem Tank natürlich kein Problem mehr.
Unmittelbar nach Passieren von Kronborg Slot kommt auch schon die Hafeneinfahrt
und nach einer Viertelstunde sind die Leinen fest. Am direkt neben dem Yachthafen
liegenden Strand ist auch der Hochsommer ausgebrochen. Der Strand ist gut
belegt und viele sind auch tatsächlich im Wasser.
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Jetzt kommt noch eine
kleine Aufgabe: die Nylon U-Scheiben im Lümmellager sind fast durchgescheuert
und bei dem durch den neuen Easy-Kick entstehenden zusätzlichen Druck knackt es
jedes Mal unangenehm, wenn Motivatie in die Wellen einsetzt. Also Großsegel am
Baum abschlagen, am Mast werden die Rutscher mit einem Zeising gesichert und
mit dem Großfall einfach nach oben gezogen. Nach ein bisschen Frickelei ist
auch der Kicker entfernt und damit das Lösen des Lümmellagers kein Problem
mehr. Leider ist aufgrund eines Feiertages der Zubehörladen geschlossen und es
gibt keinen Ersatz. Ich kann jedoch aus abgelaufenen Kreditkarten einen
Notbehelf basteln und eine intakte Scheibe vom Kicker verwenden. Dank der Hilfe
des hilfsbereiten Nachbarn (im übrigen ein alter OK-Dinghy und 505-Segler) ist
auch der Baum schnell wieder angebracht, der Rest ist nur noch ein bisschen
Fleißarbeit.
Als ich gerade fertig
bin, laufen die ersten Boote für die obligatorische Mittwochabend-Regatta aus,
und zwar allesamt bereits unter Segel, was allerdings bei der nicht sonderlich
starken Brise auch gar kein Problem darstellt.
+
Donnerstag, 6. Juni 2019
Das heutige Tagesziel
lautet Anholt, ca. 55 sm entfernt und mitten im Kattegat gelegen. Es muss ja
nach den vielen Beschreibungen zu urteilen eine wahre Perle sein.
Morgens bläst es ganz
anständig mit geschätzten 4 Windstärken, wass auch der Vorhersage des DMI
(DansK maritimt Institutet) und auch der anderen üblichen Vorhersagequellen
entspricht. Bleibt zu hoffen, dass der auch anhält, weil der genau achterlich
kommt. Mit Großsegel und ausgebaumter Fock läuft es mit viel versprechenden 6
kn und macht einfach nur Spass. Das Verkehrstrennungsgebiet, das bei der mit
knapp 2 sm breiten Enge zwischen Helsingör und Helsingborg auf der schwedischen
Seite auch von den ganz dicken Pötten befahren wird, ist natürlich zu meiden
und bleibt an Steuerbord. Hier ziehen Frachter in unterschiedlicher Größe, aber
auch zwei deftige Kreuzfahrtschiffe durch. Da ist es gut, wenn man reichlich
Abstand hält.
Leuchtturm Kullen auf
der schwedischen Seite ist um 12.18 Uhr weit an Steuerbord querab. Parallel mit
mir segelt eine Bavaria und ein weiteres Schiff in etwa gleicher Größe, wobei
der Abstand sich nur minimal langsam vergrößert. Gegen 14 Uhr kriegt Rasmus
dann schon wieder einen Schwächeanfall – hoffentlich nur temporär. Der erste
Versuch, den Blister zu setzen misslingt, weil sich die Leine des
Bergeschlauches verheddert hat und den Blister einschnürt, dass er als Eieruhr
am Vorstag hängt. Also alles wieder komplett runter, enttüddeln und
anschließend wieder hoch, was dann dank größerer Umsicht auch problemlos
klappt. Auf der Bavaria passiert zeitgleich fast das gleiche. Und
überraschenderweise haben die sogar exakt die gleichen Farben wie meiner: rot,
weiß und hellgrau, nur triradial geschnitten. Eine Zeitlang geht das ganz ok,
wenn auch nach 2 ½ Stunden schon wieder nachlassend, dass man gerade mal 3 kn
macht. Zudem fällt der Wind jetzt etwas spitzer ein und lässt weiter nach. Also
wieder runter mit dem Ding, die Fock hoch und etwas später auch Motor an. Bei
gerade mal 2 kn käme ich sonst ja erst um Mitternacht auf Anholt an.
Gegen 19:30 Uhr stelle
ich auf einmal fest: da ist doch wieder Wind! Diesmal aus Nordwest, was eigentlich
erst für den nächsten Tag angesagt war. Macht nix! Also Segel wieder hoch,
Motor aus. Leider kann ich auf Steuerbordbug die Höhe, die ich bräuchte, um die
vor der Insel liegenden Flachs gefahrlos zu passieren, nicht ganz halten. Also
doch noch mal einen Holeschlag von rd. einer Meile, dann passt es. Um 20:45 Uhr
stehe ich vor der Hafeneinfahrt, Segel runter, Fender und Festmacher dran und
rein in den Hafen. Hier gibt es noch reichlich freie Liegeplätze,
erfreulicherweise mit Heckboje, was einige Segler ob des reichlich verfügbaren
Platzes aber ignoriert haben und sich längsseits an die Stege gelegt haben. Ich
finde aber problemlos einen passenden Platz, Bojenhaken in die Öse und Leine
über die Winsch und dann kontrolliert mit wenig Fahrt vorwärts an den Steg, wo
ein freundlicher Segler bereits steht, um meine Vorleinen anzunehmen.
53,6 sm zeigt die
Logge, Navionics hat 55,2 sm über Grund ermittelt. Gerade rechtzeitig vor dem
einsetzenden Regen sind die Segel abgedeckt und das Boot aufgeklart. Ich bin
mit der heutigen Tagesleistung sehr zufrieden und hab mir das Glas Weißwein als
Anlegerschluck redlich verdient.
Bilder krieg ich im Moment nicht weiter hochgeladen - Kapazität wahrscheinlich erschöpft!
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