Dienstag, 20. Juni 2017
Nach dem gestrigen langen Tag lassen wir uns mit dem
Aufstehen Zeit. Die Duschen im Jahtu Osta sind überraschen gut und neu und
machen den verwahrlosten Eindruck des sicherlich noch aus der russischen
Okkupation rührenden Gebäudekomplexes mehr als wett.
Jahtu Osta Ventspils (Jachthafen Ventspils) |
Wir können auch zwei Fahrräder bekommen und machen uns auf
den Weg in die noch unbekannte Stadt. Dies Straßen und Wege sind schon neu
gemacht und in einem prima Zustand. Unser Weg führt entlang eines schönen
Parks, der bestens gepflegt ist. Die Gebäude hingegen sind von ganz schlecht
und verwahrlost bis hin zu recht chic gemachten Neubauten zu kategorisieren.
Hierzu später sicher noch mehr. Im Zentrum der Altstadt kommen wir am Markt vorbei
und finden schließlich in den Ratsstuben ein nettes Restaurant, ebenfalls renoviert
und mit neuer Innenausstattung versehen.
Frühstück bekommen wir zwar nicht mehr, da es inzwischen
11:30 Uhr durch sind. Wir haben halt die für das Baltikum geltende zusätzliche
Stunde Zeitverschiebung wohl doch noch nicht auf dem Schirm. Die junge und
engagierte und gleichzeitig freundliche und zuvorkommende Bedienung verspricht,
für uns in der Küche etwas Passendes zu zwei Spiegeleiern zaubern zu lassen. Inzwischen
lassen wir uns einen hervorragenden Kaffee schmecken, der nach dem in Schweden
üblichen Gebräu eine echte Wohltat ist. Wenige Minuten später serviert sie uns
zuerst mal geröstete Brotscheiben mit pürierten und überbackenen Tomaten, dann
kommt sie auch schon mit zwei Tellern mit Spiegeleiern, nett angerichtet mit
Tomaten, Salat, Schnittlauch, Gurken, Salat und zwei undefinierbaren, aber sehr
leckeren Klößchen, die in gewisser Weise an die Markklößchen meiner Oma
erinnern. Das ganze gibt es incl. 5 Tassen Kaffee für € 25,00!
Beim anschließenden Bummel über den Marktplatz und durch die
Markthallen, wo es u.a. noch zwei Metzger gibt, die Schweinefleisch nach
herkömmlicher Art und Weise verkaufen, d.h. auch ganze Schweinsköpfe, Pfötchen,
Haxen, Schwänzchen, viel fettige Schwarte aber natürlich auch Schnitzel,
Kotelett und Co. Auf dem Marktplatz erstehen wir an einem Obststand eine Schale Erdbeeren (1 kg
für 5 €). In einem kleinen Supermarkt, den wir auf dem Weg zum Jachthafen
zufällig entdecken, kaufen wir ein wenig Sahne. Wir sind überrascht über das
reichhaltige Angebot an unterschiedlichsten Biersorten, Weinen, Sekt (u.a.
natürlich auch Krimsekt) und insbesondere Spirituosen (Wodka verschiedener
Hersteller, aber auch Whisky, Rum, Gin, Cognac etc.). Und das Ganze zu irre
günstigen Preisen!
An Bord wird erst mal Sahne geschlagen, natürlich von Hand
und mit dem Kilo Erdbeeren verputzt.
Spätnachmittags fahren wir mit unseren Leihfahrrädern noch
mal los, um den Ort weiter zu erkunden. Direkt gegenüber vom Jachthafen liegt
der Strand, der dem der niederländischen Strände in punkto Ausstattung und
Sauberkeit und ganz feinem Sand in nichts nachsteht.
Am Strand von Ventspils - hier nur ein kleiner Ausschnitt |
Wir wollen aber weiter in den Park, um dem im Reiseführer
beschriebenen Ankerpark zu folgen. In der Tat sind dort wohl um die 30
tonnenschweren Anker unterschiedlichster Form und Herkunft mit jeweils ein paar
Meter Ankerkette aufgestellt. Einer davon trägt sogar noch gut sichtbar ein
Hakenkreuz. Auch ansonsten ist der Park sehr schön angelegt und mit diversen
Attraktionen für Kinder ausgestattet. Hierbei kommen wir zufällig auch am
Fischerei- und Freilichtmuseum vorbei, in dem u.a auch diverse historische Fischerboote
ausgestellt sind. Bei € 2,80 Eintritt (für zwei Personen) können wir nicht
widerstehen und gehen rein. In diversen Hütten und Häusern wird das Leben und
Arbeiten in den früheren Jahrhunderten gezeigt. Schade nur, dass wir das meiste
nur in lettischer Sprache beschriebene nicht verstehen.
Auch eine Windmühle, in der u.a.alte deutsche Getreidebearbeitungsmaschinen und sogar eine alte Schmalspureisenbahn mit eigenem kleinen Bahnhof fehlen nicht.
Einer von den 36 Ankern |
Ein weiteres Exemplar - der hier wiegt 4.500 kg! |
Eines der "neueren" Fischereifahrzeuge - immerhin schon mit Motor! |
Zum Abendessen kehren wir im Hotel "Juras Brize" ein und
werden für € 25,00 incl. Getränke rundum satt. Es ist wohltuend, wie sehr sich
die zumeist jungen Leute im Service sich bemühen, ihren Gästen den Aufenthalt
angenehm zu machen trotzdem versuchen, auch ihr Angebot an den Mann bzw. die
Frau zu bringen.
Mittwoch, 21. Juni 2017
Aufgrund der immer noch strammen Windstärke wollen wir heute
noch in Ventspils bleiben, zumal die Stadt der Blumen und Brunnen noch viel Unentdecktes
zu bieten hat.
Frühstück leisten wir uns aufgrund der Erfahrung
vom Vorabend im „Juras Brize“. Ein Bauernfrühstück kostet € 3,00! Nachdem wir
das verputzt haben, werden wir so nett gefragt, ob wir nicht noch etwas Süßes
hinterher haben möchten, dass wir einfach nicht nein sagen können. Das Ergebnis
sehen wir hier:
Auf dem Weg in die Stadt machen wir einen Abstecher in den Bezirk
Ostgals. Da dieser Bereich zu versanden drohte, zwangen die sowjetischen Besatzungsmächte
Anfang des 20. Jahrhunderts die Bauern, sich dort anzusiedeln und damit der Versandung
entgegenzuwirken. Heute befinden sich dort immer noch die vor gut 100 Jahren errichteten
Holzhäuser, die zwar vielleicht nicht mehr so ärmlich wirken, trotzdem aber vom
heutigen Standard noch weit entfernt sind.
alte Holzhäuser im Bezirk Ostgals |
Diese beiden Objekte befinden sich allerdings in unmittelbarer Nähe des Altstadtzentrums |
In unmittelbarer Hafennähe besichtigen wir die Ordensburg
des livonischen Ordens, der als strukturell eigenständiger Teil des
Deutschritterordens im Baltikum bezeichnet wird. Die Burg stammt wohl aus dem
11. Jahrhundert und ist architektonisch auf den ersten Blick nicht besonders
reizvoll, entpuppt sich aber in ihrem Inneren mit mehreren Etagen, Innenhof und
Turm als für damalige Verhältnisse ausgeklügelt angelegt.
Burg des Livonischen Ordens in Ventspils |
Auf eine Besichtigung des Olympiazentrums, auf das Ventspils
ganz stolz ist, haben wir verzichtet. Hier
zumindest ein Hinweis auf die Bobaktivitäten:
Allerdings fanden wir den Besuch des erst 2016
fertiggestellten Brunnens in Form der Fregatte „Walfisch“ ganz interessant.
Nebenbei
entdeckten wir den Brunnen des Schiffsbeobachters und eines weiteren Brunnens mit
Schiffsbezug in einem Park in der neuen Stadt.
Der Schiffsbeobachter - für den nicht Eingeweihten nicht sofort verständlich! |
Ganz zufällig kommen wir an der orthodoxen Basilika vorbei,
wobei uns ein Besuch aufgrund eines dort wohl gerade stattfindenden
Trauergottesdienstes verwehrt wird.
Am Abend dieses erlebnisreichen Tages und quasi zum Abschluss unseres Ventspils-Aufenthaltes gönnen wir uns noch mal ein Abendessen im Juras Brize, denn am nächsten Morgen soll es zeitig weitergehen. Ziel ist erst mal Kuressaare im Süden der Insel Saaremaa, von wo wir aus dann weiter nach Süden Richtung Riga wollen.
Gegrilltes Schweinesteak mit Beilagen - € 8.50!!! |
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