Donnerstag, 22. Juni 2017
Windvorhersage für heute: West, um 8 m/s, in Böen ab und an
etwas mehr, gegen Nachmittag nachlassend. Signal für uns: wir müssen zeitig los!
Um 06:35 Uhr lokaler Zeit wird abgelegt, um 06:50 Uhr passieren
wir die Molenköpfe. Wir müssen leider noch ein Stück motoren, können erst hinter
der zweiten roten Tonne die Segel setzen. Zwanzig Minuten später ist es dann
soweit, erst das Großsegel, dann die Fock hoch!
Zwischen zwei Ankerreeden geht es mit 20 ° am Kompass nach Norden.
Es läuft gut mit immer über 6 kn, manchmal kratzen wir an der 7. So macht das
Segeln wieder Spass. Nach gut zwei Stunden stehen wir an der Einfahrt zur Irbes
Strait. Im AIS (Automatic Identification System) können wir beobachten, welche
Schiffe unterwegs sind. Ein Frachter ist weit vor uns schon durch, ansonsten
können wir die Positionen von „Amelia“ und „Heimdall“, die ebenfalls im
Jachthafen von Ventspils lagen und nach uns ausgelaufen sind, beobachten.
Leider beginnt der Wind ein wenig zu schwächeln, außerdem
müssen wir um 20 Grad abfallen und sehen uns gezwungen, den Motor zu Hilfe zu
nehmen.
Nach der üblichen Mittagspause brist es wieder leicht auf. Der
Kurs passt für den Blister, der diesmal ohne Hakeln nach oben geht. Schnell haben
wir gute 5 kn Fahrt. Die können wir auch gut gebrauchen, schließlich liegen ja
noch über 30 sm vor uns.
Kuressaare - wir kommen! |
Leider erwischen wir einen Rechtsdreher, so dass der
Blister nicht mehr steht. Also runter mit dem Ding, Fock hoch. Es hat mit dem
Dreher wieder etwas aufgefrischt, recht flott haben wir die Ansteuerung von
Kuressaare erreicht. Leider finden wir die auf unserer Karte verzeichneten
Tonnen nicht. Mit Hilfe der Navionics App auf dem iPad ist die Ansteuerung aber
problemlos und um 18.00 Uhr liegen wir im Jachthaven von Roomassaare (vor dem
eigentlichen Ort Kuressaare) am Steg und werden von einem freundlichen
Hafenmeister auf deutsch begrüßt. 64 sm liegen hinter uns, in Summe jetzt 610.
Am Schwimmsteg in Roomassaare - Motivatie ganz rechts |
Modernes Hafengebäude von Roomassaare Sadam, rechts das Restaurant |
Parallel zur Hafeneinfahrt befindet sich die Einflugschneise
des Flughafens von Saaremaa. Kurz nach unserer Ankunft kommt eine kleine zweimotorige
Maschine an (schätzungsweise 6- oder 8-sitzig), aber zu unserer Überraschung
verlässt auch eine zweistrahlige Verkehrsmaschine den Flughafen.
Beim Hafenmeister reservieren wir uns Fahrräder für den
nächsten Tag, denn jetzt ist uns erst mal nach etwas essbarem, das wir aber im
nebenan gelegenen Restaurant preiswert (wenn auch nicht ganz so wie in
Ventspils) bekommen.
Freitag, 23. Juni 2017
Heute ist der Tag aller Tage in Estland:
Mittsommernachtsfeier, Johannisfeuer und gleichzeitig Siegesfeier nach der
Schlacht im Jahre 1918 gegen die unter deutschem Kommando stehende baltische
Landeswehr und Unabhängigkeit von Sowjetrussland.
Schon bei unserer Radtour ins 5 km entfernte Kuressaare
sehen wir den vorbereiteten Holzstapel, wollen jedoch erst einmal den Ort in
Augenschein nehmen. Auch hier ist der sowjetische Einfluss noch sichtbar, wenn
auch nicht so ausgeprägt wie in Ventspils. Die Tatsache, dass Kuressaare wohl
immer schon Kurort war, hat durchaus ihre positiven Auswirkungen, allerdings
auch preistreibenden Charakter. So sind hier die Preise im Restaurant mit denen
in Ventspils kaum vergleichbar, was uns allerdings nicht davon abhält, im Café Mosaiik
einen Salat und ein Glas Weißwein zu genehmigen.
Historische Bauten in Kuressaare |
Kleine Pause auf der Terrasse des Café Mosaiik auf der Tallinna |
Nach dem Abendessen im Restaurant am Jachthafen Roomessaare,
das dieses Mal leider ein Reinfall war, machen wir uns mit den Rädern wieder
auf den Weg nach Kuressaare, um das Johannisfeuer und die Feierlichkeiten zu
erleben. Moderiert von zwei jungen Männern werden verschiedene Spiele, zu denen
sich das Publikum melden kann, durchgeführt. Nach Abschluss dieser Spiele und
anschließender Preisverleihung wird das Johannisfeuer entzündet. Innerhalb
kürzester Zeit steht die gesamte Holzpyramide in Flammen und sorg auch bei
gehörigem Abstand für angenehme Temperaturen. Eine 3-Mann-Combo gibt auf der
Bühne ihr bestes, um die Stimmung anzuheizen, was nach einiger Zeit auch
gelingt. Auf der Rasenfläche wird getanzt und geschunkelt. Auch die kleinsten
sind mit Begeisterung dabei.
Eine tolle Reise.
AntwortenLöschenUnd das offenbar bei überwiegend bestem Wetter.
LG
Jü