Mittwoch,
14. Juni 2017
Heute
wollen wir auf jeden Fall nach Byxelkrok, einem urigen Hafen im Norden Ölands,
den wir schon von unseren Törns in den beiden Vorjahren kennen. Außerdem eignet
er sich als idealer Absprunghafen für die Überfahrt nach Gotland. Schon zeitig verlassen
wir den Hafen, setzen Segel und müssen feststellen: das reicht nicht, um bis
Byxelkrok zu kommen. Es hilft alles nichts, der Motor muss mal wieder helfen. Als wir Blå Jungrun
passiert haben, setzt leichter Wind ein, der zunächst aus Ost, später nach
kurzer Atempause aus Süden kommt. So ist es uns vergönnt, zumindest die letzten
4 sm unter Segeln zurückzulegen.
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Hafenkulisse Byxelkrok |
Donnerstag, 15. Juni 2017
Schon wieder flau! Wir mieten uns Fahrräder und machen eine
Radtour in den Norden. Öland norra udde, der Lång Erik (Ölands Leuchtturm im
Norden), rund um die Bucht Grankullaviken und dann zum Trollskogen, einem Wald
mit sehr bizarr geformten Bäumen, der uns von der Verkäuferin im Keramikshop im
Solliden als sehenswert empfohlen worden war.
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Leuchtturm Langer Erik auf Ölands Nordspitze "norra udde" |
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Baum im Trollwald bei Grankullavik |
Zurück geht es durch den Wald über einen gut beschilderten
Radweg. Natürlich kommen wir an der einen oder anderen Windmühle vorbei. Steinmauern
gibt es auch zuhauf. Die kennen wir aber ja auch schon von unserem Ölandbesuch
während unseres Törns 2015.
Rund 30 km haben wir so bei bestem Wetter zurückgelegt. Zur „Belohnung“
gibt es am Abend im kleinen Restaurant direkt am Hafen eine Pizza.
Freitag, 16. Juni 2017
Um 6 Uhr morgens schmeißen wir die Leinen los. Obwohl der
Wind noch recht schlapp ist, setzen wir vor dem Hafen Segel und schleichen mit
3 kn Richtung Nordspitze Ölands. Immerhin haben wir um 07:15 Uhr den Leuchtturm
passiert. Einige Zeit später brist es dann erfreulicherweise auf. So kommen wir
mit halbem Wind sehr gut voran. Um die Mittagszeit gibt es eine kleine
Schwächephase, vermutlich die übliche Mittagspause, die aber auch nicht allzu
lange andauert. Um 14:15 Uhr bergen wir vor der Einfahrt in den Hafen die Segel
und liegen bereits um 14:30 Uhr im Visby Gaesthamn, der überraschend leer ist,
vor Heckboje mit dem Bug am Steg.
Nach dem Besuch beim Hamnkontor machen wir natürlich einen
Bummel durch die Stadt. Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist es auch dort
relativ ruhig, obwohl im Hafen ein Kreuzfahrtschiff liegt. Natürlich geht es
nicht ohne Besuch in der Eisdiele ab, von deren Terrasse man einen tollen Blick
über die Dächer der Stadt und auf die Ostsee hat.
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Blick über die Dächer der Stadt Visby auf Gotland |
Am großen Marktplatz gönnen wir uns in einem der Straßencafés
ein Glas Wein und schauen dem Treiben rund um den Marktplatz zu.
Für den nächsten Tag ist auch mal wieder nicht mit
gescheitem Wind zu rechnen. Wir beschließen daher, noch einen Tag in Visby zu verbringen.
Samstag, 17. Juni 2017
Bestes Wetter, strahlender Sonnenschein. Die Beschaffung von
frischen Brötchen gerät zur Stadtbesichtigung, weil die uns empfohlene Bäckerei
leider geschlossen ist. Allerdings auch mal interessant, eine derartige Stadt
zu erkunden, in der das Leben so langsam erwacht.
Nach dem Frühstück beschließen wir spontan, uns noch mal ein
Mietauto zu leisten, um damit einen Ausflug auf den Nordteil der Insel zu
unternehmen.
Wir statten dem Fischerdorf Själtsö einen kurzen Besuch ab,
wobei wir die alten Fischerhäuschen, die als solche allerdings nicht mehr alle
genutzt werden, besonders reizvoll finden.
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Fischerhütten in Själtsö |
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Kleiner Fischkutter in Själtsö
Bei Hallshuk wagen wir uns bis an die Kante des hohen
Kliffs, das dort um die 40 m senkrecht nach unten geht.
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Hallshuk |
Noch spektakulärer ist allerdings Högklint im Süden von Visby
mit seiner 48 m hohen Steilwand.
Getvältaren ist die Bezeichnung für die bis vor ca. 30 Jahren
dort noch vorhandenen Ziegenweiden. Manche Ziegen schafften es, geschickt auf die
tiefer liegenden Absätze mit vermeintlich besonders leckeren Gräsern zu springen,
nicht ahnend, dass sie damit ihr Todesschicksal besiegelt hatten, denn für sie gab
es keinen Weg mehr zurück.
Interessant ist auch die Höhle, in der der Räuber Lilja sich
im Steilhang vor seinen Verfolgern versteckt hat.
Den Tag beschließen
wir mit einem Bummel über die Uferpromenade entlang der Stadtmauer und durch
die Gassen der Stadt zurück zum Hafen.
Heute bläst es anständig aus Süd, für uns aus der richtigen
Richtung, um eine schnelle Überfahrt zum 38 sm entfernten Fårösund zu
gewährleisten. Es macht richtig Spass, unter Großsegel und ausgebaumter Fock entlang
der Küste, die wir am Vortag noch teilweise auf unserer Autotour von der
Landseite kennengelernt haben, vorbeizusegeln.
Motivatie gibt auch ihr bestes. Auf Höhe Kappelshamn gibt es
eine laute Detonation, die uns wirklich erschreckt. Weiter draußen auf See gibt
es schließlich ein Schießgebiet, in dem allerdings laut Aushang im Hafen bis auf
weiteres keine Schießübungen stattfinden. Aber man weiß ja nie! Vermutlich war
es dann doch eine Sprengung in den rund um Kappelshamn liegenden Steinbrüchen? Sonntags?
Na ja, wir werden wohl nicht mehr dahinter kommen, was es wirklich war.
Wir setzen unsere Fahrt fort und passieren den roten Leuchtturm
vor der Einfahrt in den Fårösund, der am Ende einer Reihe von knapp unter
Wasser, teils aber auch die Wasseroberfläche durchbrechenden Granitbrocken
markiert. Die Ansteuerung ist bei den guten Sichtverhältnissen recht einfach.
Allerdings gibt es hier doch einige Böen, die das Boot bei dem jetzigen Halbwindkurs
recht kräftig krängen lassen, dafür aber auch mit über 7 kn in die enge, von
dicht beieinander liegenden Bojen markierten Durchfahrt schießen lassen. Als
wir wieder abfallen können und es so richtig Spass macht, müssen wir leiden
schon die Segel bergen, denn Farösund Marina liegt direkt hinter der
Fährverbindung Fårösund nach Fårö. Der Hafen ist bis auf ein Segelboot und ein
kleines Motorboot leer und macht auch einen etwas verwahrlosten Eindruck. Die
300 Kronen Hafengebühr, die man uns dort abknöpft, sind nun wirklich nicht
gerechtfertigt. Aber wir wollen ja am nächsten Morgen ganz zeitig los und den Sprung
ins 85 sm entfernte Ventspils in Lettland wagen.
Montag, 19. Juni 2017
Abfahrt ist um 04:45 Uhr! Nur unter Großsegel passieren wir
vor dem Wind die enge Passage vor der vorgelagerten Insel Bungeör, danach wird
die Fock dazugesetzt und ausgebaumt. 80 sm liegen so bis zur Ansteuerung
Ventspils vor uns.
Wechsel der Gastlandflagge
Um die Mittagszeit wird es mal wieder schwierig, den Kurs
platt vor dem Wind bei der jetzt doch recht beträchtlichen und ziemlich konfus
durcheinander laufenden Welle mit gescheiter Fahrt zu halten. Letztlich müssen
wir dem Wind mal wieder mit 2.500 Umdrehungen unseres Dieselmotors zu Hilfe
kommen. Leider für die kompletten restlichen 35 sm.
Kurz vor der Hafeneinfahrt absolvieren wir die laut Beschreibung
im Hafenhandbuch obligatorische Anmeldung bei der Hafenbehörde. Ventspils
Vessels Traffic scheint allerdings über unsere Anmeldung ein klein wenig
verwundert zu sein, heißt uns jedoch in gutem Deutsch herzlich in Ventspils
willkommen.
Um 20:40 Uhr liegen wir schließlich nach 87 sm und nicht
ganz 16 Stunden vor Heckboje an der renovierten Jaht Osta (Yachthafen) Ventspils
und werden von einem sehr freundlichen Hafenmeister begrüßt.
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