Donnerstag,
16. Juli 2015
Von Grinda
aus geht es bei schönstem Sonnenschein weiter durch das Schärenfahrwasser,
vorbei an den Inseln Lillön und Karklö, Idholmen und Trångholmen. Bei
Söderholmarna müssen wir nach Backbord in das Fahrwasser in eine enge
Durchfahrt einbiegen. Hinter uns braut sich mächtig was zusammen, ein Gewitter
oder nur eine deftige Regenfront? Wir nehmen auf jeden Fall prophylaktisch mal
die Segel runter, damit uns eine etwaige Gewitterbö zumindest nicht gerade an
der engsten Stelle erwischt. Wir haben gerade Finnham passiert, als es dann
auch prompt losgeht. Erst eine Böenwalze, dann der Regen, anschließend weiter
Regen bei Flaute.
Wir
entschließen uns, in Blidö Wärdshus in Stemmarsund an der Gästebrücke
anzulegen. Wir haben gerade die Leinen fest, als es so richtig losgeht und mit
kräftigen Böen aus Kübeln gießt. Nachdem der Segen von oben beendet ist, treibt
uns unsere Pflicht (nämlich die Begleichung der Hamnafgift) in das Wirtshaus.
Spontan entschließen wir uns, die Bordküche mal kalt zu lassen und bestellen
uns Stekt Strömming mit Rårörd Lingon und Potatismus (auf gut deutsch: gebratering mit
Preisselbeerkompott und Kartoffelpüree). Etwas seltsame Kombination aber gar
nicht mal schlecht. Der Rabenvater (Likör aus dem Hause Thienelt) hinterher
hilft bei der Bewältigung des nachhaltigen Heringgeschmacks.
Den Abend
verbringen wir mit unseren Bootsnachbarn Konrad und Anne (Anne ist
Niederländerin) mit ihren Kindern Hanna und Maja bei uns an Bord, bei Rotwein
aus Schweden, Unterhaltung auf Niederländisch mit Anne, Hanna und Maja,
Englisch und sonstigem Mix mit Konrad. Bei der Rückfahrt wollen wir versuchen,
den vieren in ihrem Heimathafen Svinninge einen Besuch abzustatten,
Freitag,
17. Juli 2015
Den ganzen
Tag bläst es – wie angekündigt – recht kräftig. Kaum jemand verlässt, den Steg.
Am späten Nachmittag flaut es allerdings ab und kurzerhand machen wir wie auch
ein paar andere Segler bereits vor uns
gegen 16:30 Uhr noch die Leinen los, denn die sanitären Anlagen des zum
Wärdshus gehörenden „Hotells“ (wir hätten es allerdings so als Hotel nicht
erkannt, eher als Jugendherberge) versprechen keine erfrischende Dusche am
nächsten Morgen . Bei schönen 3 – 4 Windstärken aus Nordwest fahren wir weiter
den Sund zwischen Yxlan und Blidö hoch, lassen uns hinter Kapellskär von einem
Fähranleger für die Fährverbindungen nach Åland und Tallinn überraschen und
hängen kurzerhand auf der Kreuz einen Schärenkreuzer ab (grins!) und laufen
schließlich den Hafen Gräddö an. Der Gästesteg an der Westseite ist bereits
komplett belegt, also müssen wir auf die Ostseite. Konsequenz: langer Weg
einmal um die gesamte Bucht herum zum Hamnkontor und Servicegebäude, kein Strom
am Steg, dafür nette kostenlose Beschallung (Livemusik, von den Schweden
liebevoll Trubadurunderhällning genannt).Wir lassen uns von der Musik
animieren, an einem schwedischen Wochenendvolksfest teilzunehmen.
Erstaunlicherweise ist ab 23:00 Uhr schlagartig Ruhe, und es
wird wohl zu Hause weitergefeiert.
Samstag, 18. Juli 2015
Die im Buch von Gerti Clausen gepriesenen guten
Versorgungsmöglichkeiten haben sich uns nicht erschlossen. Stattdessen werden
uns statt der ausgewiesenen 200 kr für die „stromlose“ Variante am Oststeg 240
kr abgeknöpft. Na ja…. Übrigens: die Vorzüge der sanitären Versorgung haben wir
auch nicht genutzt. Bald brauchen wir auch mal wieder eine Dusche und hoffen
jetzt auf Norrtälje, das wir hauptsächlich wegen unseres leeren Kühlschranks
ansteuern.
Das Segeln im Sund erinnert fast an Talsperrensegeln: viele
Fallböen, Dreher, Landabdeckung, aber Spass gemacht hat es trotzdem.
Norrtälje ist eine typisch schwedische Kleinstadt mit vielen
alten Holzhäusern im Ortskern und zwei riesigen Silos direkt gegenüber vom
Gästhamn, die allerdings gerade abgebrochen werden, um Platz zu machen für eine
attraktive Bebauung mit Wohnhäuseren,
Restaurants und Freizeiteinrichtungen – bestimmt eine Bereicherung für
Norrtälje.
Nach zweimaligem Gang zum örtlichen ICA sind unsere Vorräte
aufgefüllt. In der Konditorei konnte ich natürlich nicht widerstehen und nehme
ein Stück des legendären giftgrünen Marzipan „Drottningskaka“ mit. Schmeckt
nicht so süß und giftig, wie er aussieht und kann durchaus empfohlen werden.
Viele Finnen, die neben uns liegen, und das Wochenende in
Norrtälje verbringen und mit einem Einkauf kombinieren und berichten und von
den finnischen Seekarten, die teils sehr veraltet sind und aufgrund der
Landhebung nicht mehr gegebene Wassertiefen ausweisen. Wir wollen trotzdem zu
den Ålands, haben aber leider immer noch keine Gastlandflagge (ja, die
Ålandinseln besitzen eine eigene Flagge!). Ist aber nicht so einfach zu
bekommen, zumal wir bisher kaum einen gescheit sortierten Bootszubehörladen
gefunden haben.
Sonntag, 19. Juli 2015
Der Häfen mit überzogenen Hafengebühren überdrüssig,
beschließen wir, heute mal die kostenlose Variante zu praktizieren. Arholma
Österhamn ist unser Ziel! Keine Pfähle, keine Bojen, Ankern ist angesagt!
Nach einer Expressfahrt bei achterlichem Wind mit bis zu 7,3
kn Speed durch den Sund sind wir recht zügig und bei voller Aufmerksamkeit
trotz Passieren einer Untiefentonne auf der verkehrten Seite und dennoch
ausreichendem Abstand zum gerade eben von Wasser überspülten Stein rund Arholma
und dort in die wunderschöne Bucht eingelaufen, wo wir einen einsamen
Ankerplatz vorfinden. Hehe, ca. 20 Schiffe am Steg, weitere 10 vor Anker, aber
für uns reicht der Platz allemal noch aus. Selbst ein letzter Nachzügler findet
um 20:30 Uhr noch einen Ankerplatz.
Ansteuerung von Arholma
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen