Dienstag, 28, Juli 2015
Eigentlich wollten wir ja nach Kökar, d.h. in südöstlicher
Richtung. Bei Wind aus Südost keine besonders gute Idee. Von unseren finnischen
Nachbarn hören wir, dass sie nach Iniö im Nordosten wollen und schwärmen von
der besonders interessanten und abwechslungsreichen Route durch die Schären.
Außerdem soll dort ein ganz neu renovierter Hafen sein, der alle möglichen
Serviceangebote beinhaltet. Schnell überlegt, Karten gewälzt und eine Route
ausgesucht. Kurz nach 11.00 Uhr Leinen los, auf nach Iniö. Wir segeln durch ein
Gebiet mit noch mehr Weite und Stille, unberührte Natur und kaum noch Bebauung.
Umso erstaunlicher, dass eine Inselfähre mit uns auch in die
kleinsten Fahrwasser einbiegt, um an Milchtonne 37 noch Fahrgäste aufzunehmen
und abzusetzen. Also scheint das Gebiet wohl doch besiedelt zu sein.
Einige Seemeilen vor Iniö treffen wir einen Segler aus
Strande, der vom Norden kommt; zudem treffen wir Segler wieder, die ebenso wie
wir aus Seglinge gestartet sind.
Der Hafen ist wunderschön, eine in dieser Qualität bisher
weder in Schweden noch in Finnland gesehene Steganlage, ein neues
Servicegebäude mit Sauna, Tvättstuga (Waschküche), Duschen und – wieder nur 3
Toiletten.
Zuerst sieht es allerdings so aus, dass wir keinen Platz
mehr bekommen. Schließlich winkt uns jedoch ein freundlicher Motorbootfahrer an
den letzten Platz am Seitensteg. Mal wieder Glück gehabt. Wir bunkern erst mal
Wasser in Hochdruckbetankungsmanier, Landstrom für die Batterien. Duschen ist
für morgen angesagt. Mit einem Glas Wein im Cockpit bei Käse, Knäckebrot und
Oliven beschließen wir den Abend.
Mittwoch, 29. Juli 2015
In Anbetracht der großen Schiffe, die die Schweden und
Finnen häufig fahren (40 Fuß ist eher die Regel), sind Qualität und Quantität
der sanitären Anlagen eher von untergeordneter Bedeutung, Hauptsache eine Sauna
ist da, die auch gerne und intensiv genutzt wird.
Morgens gibt es tatsächlich frische Croissants im nahegelegenen „Lanthandel“ (Dorfladen) – allerdings zu Freudenhauspreisen.
Morgens gibt es tatsächlich frische Croissants im nahegelegenen „Lanthandel“ (Dorfladen) – allerdings zu Freudenhauspreisen.
Nachdem wir noch mal Wasser und Diesel aufgefüllt haben,
zieht es uns weiter Richtung Turku, wobei wir zwischendurch noch mal eine Nacht
in einer stillen Ankerbucht verbringen wollen. Je näher wir Turku kommen, desto
mehr nimmt die Bebauung mit Ferien- und sonstigen Häusern zu, was das Auffinden
einer geeigneten Ankerbucht, in der wir niemandem zur Last fallen, nicht gerade
einfacher gestaltet. Schließlich werden wir jedoch fündig und lassen den Anker auf
5 m Wassertiefe vor Karholuoto fallen. Die Sonne scheint und fordert den
Skipper zu einem sommerlichen Bad heraus. Es braucht eine gewisse Überwindung
und dauert auch seine Zeit, bis er endlich komplett drin ist. Wie die Finnen
selber, wird aber nur einmal kurz eingetaucht, 5 – 8 Züge geschwommen, und dann
schnell wieder raus.
Mit einem wunderschönen Abendrot in der lauschigen
Ankerbucht beschließen wir den Tag.
Donnerstag, 30. Juli 2015
Regen und stärkerer Wind in der Nacht lassen uns mehrmals in
der Nacht kontrollieren, ob der Anker noch hält. Aber er sitzt fest und bei 25
m Kette sind wir bei drehendem Wind einmal um den Anker geschwoijt. Am nächsten
Morgen haben wir einige Mühe, ihn wieder freizubekommen. Erst mit Hilfe der
Maschine und kräftig Gas brechen wir den Anker aus – der graue Klei klebt
wahrscheinlich in den letzten Ritzen immer noch dran.
Bei gutem, kühlem aber auch sonnigem Wetter und gutem Wind
setzen wir unseren Weg Richtung Turku fort. Als wir in das Hauptfahrwasser vor
Turku einbiegen, begegnet uns eine ganze Reihe von historischen Yachten, was
die Vermutung einer Regatta für Klassiker nahe legt. Hier ein besonders schönes
Exemplar eines großen Schärenkreuzers:
Bei der Ankunft im Turun Vierasatama (Turku Gästhamn)
erfahren wir vom Hafenmeister, dass in Turku alle Häfen aufgrund der
Jubiläumsregatta zur 150-Jahrfeier des ausrichtenden Vereins des Baltic Sea
Race und des Classic Yacht Race komplett belegt sind. Komplett? Nein! Es gibt
noch eine soeben freigewordene Box am Anleger des Gästhamn mit Strom und
Wasser. Die Pfähle müssen wir zwar etwas auseinanderdrücken, aber wir passen
rein! Schon wieder Glück gehabt!
Der Gästhamn liegt Ostufer des Flusses Aura, die „Föri“
(Fähre, kostenlos) ist nur wenige Schritte entfern. Die Ukkopekko, ein immer
noch unter Dampf fahrendes Passagierschiff, die rote Lily, Kökar und Aspö
passieren regelmäßig unseren Liegeplatz. Am späteren Nachmittag trudeln
reihenweise die Regattateilnehmer wieder ein: ORC Klasse A, B und C,
insbesondere aber die Classic Yachts ( 6mR, 8mR, 12er, mittelgroße und große Schärenkreuzer,
d.h. bis 150 qm, diverse sonstige Yachten). Es herrscht ein reges Treiben,
Segel werden getrocknet, aufgefaltet, die Ergebnisse diskutiert, ein Bier
getrunken - insgesamt eine schöne Atmosphäre.
Freitag, 31. Juli 2015
Hilfe, unsere Toilette zieht Wasser von der Aura (Fluss, der
durch Turku läuft)! Zum Glück gibt es einen gut sortierten Wassersportartikelladen,
der den nötigen Dichtungssatz parat hat. Und wie es sich für einen richtigen (ehemaligen)
Firmenkunderberater gehört, sind auch Grundkenntnisse in GaWaSch vorhanden, die
für den Ausbau der defekten und Einbau der neuen Dichtungen ausreichen. Erfreulicherweise
gibt es auch ein paar neue Bootsschuhe, so dass die alten kaputten jetzt
endlich entsorgt werden können.
Auch hier wie in Stockholm gibt es auch hier wunderschöne
alte Saluhallen, in denen man nicht nur tolle Spezialitäten kaufen kann,
sondern auch gut essen kann. Leider von uns zu spät entdeckt; stattdessen wird
dann nur noch ein bisschen Käse für den Abend eingekauft.
Am Nachmittag ist Kultur angesagt: Besichtigung der 700
Jahre alten Burg Turku, die durch eine ausgefallene Architektur und Lage auf
einer ehemaligen Insel, die aufgrund der Landhebung inzwischen mit dem Festland
verbunden ist, besticht. Außerdem diente sie im vergangenen Jahr als Kulisse
für den in Kürze erscheinenden Kinofilm „The Girl King“, der die Geschichte des
bewegten Lebens einer der Töchter Gustav II erzählt. Viele Requisiten des Films
sind Gegenstand einer umfangreichen Ausstellung.
Auf dem Rückweg zum Boot können wir die ersten Exemplare des
am Wochenende stattfindenden riesigen Harley-Treffens der finnischen Harley
Owners Group begutachten. Bei einem Glas Bier ergibt sich die Gelegenheit, mit
einem norwegischen ehemaligen „Lastkraftwagenfahrer“ (so wie er sich selbst
vorstellte) zu plaudern. Er hatte die Reise vom „Arctic Chapter Norway World Northernmost“,
nämlich den Lofoten angetreten.
Und zum krönenden Abschluss noch ein bisschen Schiffe
gucken, Klassiker, 6er, 8er usw.
Samstag, 1. August 2015
Die Saison ist abgelaufen! Mit der Regatta und dem abendlichen
Feuerwerk wird die Saison beendet. Positiver Nebeneffekt: die Hafengebühr sinkt
von € 33 auf € 29!
Vorher ist aber noch mal Kultur angesagt. Turku hat noch
sehr viel mehr zu bieten, ist sie doch die älteste Stadt Finnlands und außerdem
ehemalige Hauptstadt. Insofern fällt es uns leicht, unseren Aufenthalt noch mal
zu verlängern.
Imposant war das ganz alte Bergdorf auf dem Klosterberg (finnische
Bezeichnung Luostarinmäki), das den großen Brand 1827 überstanden hat. Hier
sind von ursprünglich 27 Höfen immerhin 17 erhalten geblieben, die heute größtenteils
historische Handwerksbetriebe aus der damaligen Zeit beherbergen.
Auf dem Grasdach wurden die Ziegen am Schornstein zum Grasen angebunden! |
Nicht minder interessant war auch das Apothekermuseum im
sozusagen einzigen vom großen Feuer versehrt gebliebenen Holzhaus inmitten der
Stadt.
Falls ihr den Dom zu Turku in unserer Berichterstattung
vermissen solltet: auch da waren wir, war aber im Gegensatz zu den beiden
anderen Stätten nicht soooo beeindruckend. Halt so eine Kirche, die immer mal
wieder abgebrannt, aufgebaut, stilistisch verändert und schließlich auch noch zu
einer lutheranischen Kirche konvertiert wurde.
Den Weg zurück machen wir nicht per pedes, sondern per Föli
(das ist der Bus im ÖPNV von Turku).
Sonntag, 2. August 2015
Lange geschlafen, weil hier im Hafen Ende der Regatta mit
Feuerwerk, gleichzeitig Ferienzeitende gefeiert wurde. Und wie! Erst gegen 6:00
Uhr kehrt Ruhe von der Lautstärke und vom Schwell vorbeifahrender Motorboote ein.
Um 12:00 öffnet der auf der anderen Flussseite liegende Supermarkt Valintatalo,
wo es erst mal frische Croissants gibt. Mit der von 6 bis 23 Uhr verkehrenden „Föri“,
der Kettenfähre, eine Sache von wenigen Minuten.
Föri ist immerhin schon 112 Jahre alt - Baujahr 1903 und zählt zu den Attraktionen der Stadt |
Der Tag vergeht mit Aufräumen, Wäschewaschen, Boot putzen,
Planung der nächsten Segeltage einschließlich Routenplanung, Heraussuchen der
Karten, Blogpflege.
Wir planen, in 3 Etappen nach Schweden zurückzusegeln.
Hoffentlich spielt der Wind wie vorhergesagt mit!
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