Dienstag,
18. August 2015
Boot
geschrubbt, Wassertank voll, Akkus geladen, Wetter prima – raus aufs Wasser!
Unser Tagesziel heißt Borgholm auf Öland, der Insel der Windmühlen, der Reichen
und Sommerurlaubsdomizil der Schweden schlechthin. Bei 4 – 5 Beaufort aus Ost
passen Arbeitsfock und ein Reff im Großsegel perfekt. In Böen mit knapp 7 kn
durchpflügen wir den Kalmarsund und haben in 5 Stunden 31,3 sm geloggt. In Anbetracht
der ersten 3 Meilen unter Motor, bis wir freies Wasser unter dem Kiel haben,
kein schlechter Schnitt.
„Lümmel“
(ein HR 36) und „Simply Red“ (die kleine Dicke mit 9 m Länge) folgen in unserem
Kielwasser. Frauke und Andreas von der „Lümmel“ schießen bemerkenswerte Fotos
von „Motivatie“ in ihrem Element.
Kleine
Auswahl:
Motivatie in ihrem Element |
Nach einem
ersten Rundgang durch Borgholm mit nachsaisonbedingt leerem Hafen entscheiden
wir uns für einen Grillabend an Bord der Motivatie mit Frauke und Andreas von
der „Lümmel“. Peter von der „Simply Red“ musste erst noch sein Thai Curry
vertilgen.
Mittwoch,
19. August 2015
Öland
halten wir für zu sehenswert, um nur den Hafen und die direkte Umgebung kennen
zu lernen. Wir mieten daher ein Auto und machen einen Ausflug in den Norden der
Insel. Viele Steinbrüche zeugen noch heute vom früheren Exportschlager der
Insel: Kalkstein, aus dem u.a. das Schloss in Kalmar erbaut wurde. Auch die
Felder liegen bzw. lagen voller Steine und wurden von den Bauern zu Steinmauern
aufgeschichtet, die gleichzeitig davor schützen, dass die Erde vom Wind
abgetragen wird. Wir passieren auch eine ehemalige Wikingeransiedlung, die
später von Fischern genutzt wurde und heute noch alte Fischerhütten und
Utensilien beherbergt. Viele Steinhaufen spiegeln die Freude der Touristen am
Errichten von kleinen Kunstobjekten und „Kümmelchen“ wider.
Eine der 400 verbliebenen Windmühlen |
Steinmauer auf Öland |
Lofta Stenhuggeri |
Alte Fischerhütten in einer ehemaligen Wikingeransiedlung |
Große Mühle in Sandvik |
Ganz
interessant sind die Raukare weiter im Norden. Hierbei handelt es sich um
Korallenstöcke, aus denen im Laufe der Jahrtausende der weichere Muschelkalk
vom Meer ausgespült wurde und so bizarre Formen hinterlassen hat.
Natürlich
dürfen wir auch die Schlossruine in Borgholm nicht auslassen, die allein
aufgrund ihrer schieren Größe recht imposant ist. Eine kleine Ausstellung zeugt
von der Dekadenz der damaligen Herrscher, die Öland als Jagdrevier nutzten und
die Bevölkerung ausnutzten und drangsalierten. Das vom König ausgesprochene
Jagdverbot der Insulaner gipfelte in der Vorschrift, dass die Inselbewohner nur
dreibeinige (d. h. amputierte) Hunde halten durften, die natürlich für die Jagd
ungeeignet waren. Dafür wies der Hüftumfang des damaligen Herrschers auch
stattliche 202 cm auf! Man sieht: man brauchte nicht mal McDonalds!
Donnerstag,
20. August 2015
Da wir noch
das Mietauto zurückgeben müssen und vorher noch für einen Einkauf im örtlichen
Netto und Systembolaget zum Auffüllen der Weinvorräte nutzen, wird es spät,
bevor wir aufbrechen. Bis Kristianopel, das wir gerne sehen würden, sind es
allerdings 44 sm. So laufen wir das 8 sm weniger weite, allerdings auch nichts
sagende Bergkvara an. Wir verbringen den Abend mit Peter von der Simply Red.
Freitag,
21. August 2015
Unsere
weitere Planung sieht einen Besuch auf Bornholm vor. Geeignete Absprunghäfen
hierfür sind Sandhamn, Torhamn oder Utklippan. Utklippan scheint uns bei dem
schwachen Wind ein wenig zu weit zu sein, Sandhamn ist nur ein inzwischen
verlassener Fischereihafen. Also entscheiden wir uns für Torhamn, das wir auf
dem Weg von Karlskrona nach Kalmar bereits passiert haben. Der kleine Hafen ist
ähnlich spektakulär wie Bergkvara. Vor uns liegt ein junges Pärchen: er
Norweger, sie Litauerin, kommen von Stavanger und haben ihr gesamtes Hab und
Gut zum Trocknen auf ihrem undichten Segelboot drapiert. Trotzdem sind sie
entschlossen, ihren Törn nach Litauen fortsetzen zu wollen.
In der
Zwischenzeit ist auch Peter mit seiner Simply Red eingetrudelt, Andreas und
Frauke mit Lümmel sind noch auf dem Weg und kommen später. Peter hat viele
nette Fotos von Motivatie unter Blister gemacht, die wir euch natürlich nicht
vorenthalten wollen:
Samstag,
22. August 2015
Wie mit der
Besatzung vom „Lümmel“ abgesprochen, starten
wir um 6 Uhr morgens, um die gut 60 sm bis Allinge an der Nordspitze von
Bornholm hinter uns zu bringen. Leichter Frühdunst hält uns nicht vom Auslaufen
ab. Je weiter wir uns von Torhamn entfernen, desto dichter wird der Nebel. Wir
haben die Führung an Andreas abgegeben, der aufgrund seines Kartenplotters
eindeutig im Vorteil ist. Wir sehen die Tonnen teilweise erst, als wir sie
quasi schon passieren. Dabei ist das Fahrwasser äußerst tückisch und eng. Genau
an der engsten Stelle ereilt Andreas das Schicksal. Wenige Sekunden
unaufmerksamen Steuerns reichen, um 5 m neben der Steuerbordtonne Bekanntschaft
mit den Steinen zu machen. Glücklicherweise bei wenig Fahrt, so dass ein
beherztes Achteraus ausreicht, um rückwärts wieder in das richtige Fahrwasser
zu gelangen. Wir hatten Gott sei Dank gerade noch rechtzeitig das Tonnenpaar
ausgemacht. Wenig später hören wir die Schallsignale eines größeren Schiffes.
Auf unserem AIS erkennen wir, dass dieses zwar unsere Kurslinie kreuzt,
aufgrund deutlich höherer Geschwindigkeit jedoch für uns keine Kollisionsgefahr
bedeutet. Über UKW-Funk können wir diese Information weitergeben und später
auch absprechen, dass wir zunächst einmal Utklippan anzulaufen, um die weitere
Entwicklung abzuwarten.
Die Hafeneinfahrt
von Utklippan, einer weit vor der Küste liegenden Außenschäre, entpuppt sich
als ausgesprochen trickreich. Es gibt keine Tonnen, die Sicht ist immer noch
miserabel und vor der Einfahrt lauert ein Stein, den es zu umfahren gilt. Hier
ein Foto, das wir später, nachdem sich der Nebel ein wenig gelichtet hat,
gemacht haben:
Leider entwickelt
sich der Wind nicht wie erhofft. Während wir selbst unter Segeln noch mit rd. 5,5
kn unterwegs sind, hat „Lümmel“ mit seinen rd. 7 Tonnen doch mehr Probleme, von
der Stelle zu kommen. Auch der Versuch, mit dem Spinnaker einen Knoten mehr
Fahrt zu machen, will nicht so recht gelingen. So segel-motoren wir uns in
Anbetracht der immerhin noch gut 50 sm betragenden Entfernung von Utklippan bis
Allinge durch die Ostsee. Mit dem letzten Licht erreichen wir Allinge, das
aufgrund der komplizierten und engen Hafeneinfahrt bei der mageren Befeuerung
nachts nicht anzulaufen ist.
Sonntag,
23. August 2015
Nach gut
durchschlafener Nacht, einem morgendlichen Spaziergang durch Allinge und
Einkehr im Café entscheiden wir uns, nachmittags doch zur Hauptstadt von
Bornholm, Rönne, weiterzusegeln, denn der Wind ist phantastisch. Außerdem ist
der Hafen für die beiden als Ausgangspunkt für den Sprung nach Rügen günstiger.
Der
Superwind beschert uns eine schnelle Überfahrt. Knapp 17 sm in 2 ½ Stunden
können sich sehen lassen. Wir sind so mit Segeln beschäftigt, dass wir gar
nicht zum fotografieren kommen. Wir entscheiden uns nicht für die Marina
Nörrekas, sondern steuern den Haupthafen an, wo wir in einem separaten
Hafenteil neben einem gut restaurierten Zweimastgaffelsegler mit Blick auf die
St. Nicolaikirche und den alten Leuchtturm liegen.
St. Nicolai Kirche Rönne |
Alter Leuchtturm Rönne |
Am Abend
ein kleiner Rundgang durch Rönne und Abendessen in einem typisch dänischen
Lokal mit anschließendem Abschiedsabsacker auf der Motivatie, denn Andreas und
Frauke wollen am nächsten Morgen weiter nach Rügen.
Montag, 24.
August 2015
Der
Windfinder erklärt uns, dass es besser ist, bis Mittwoch in Rönne zu bleiben.
Für Dienstag ist Regen angesagt, aber ab Donnerstag ist mit Südost günstiger
Wind für die Überfahrt zur schwedischen Küste zu erwarten. Wir erkunden ein
wenig die Stadt, insbesondere die Straßen und Gassen der Altstadt, bilden uns
im kuklturhistorischen Museum, wo wir eine Menge über die Entstehung und
Besiedlung von Bornholm erfahren. Nach einem stärkenden Mittagessen bei Gustavs
Café (der Gustavburger ist 1a im Geschmack und eine vollwertige Mahlzeit)
setzen wir die Kulturtour mit einem Besuch des Keramikmuseums, der ehemaligen
Keramikfabrik Hjort fort. Interessant war, dass die Bornholmer Standuhrenwerke ihr
Spezialwissen auf den Fund eines gesunkenen englischen Schiffes voller
Standuhren begründeten. Und zwar so gut, dass sie eigene Standuhren als
Bornholmer Standuhren entwickelten, die bis Ende des 19. Jahrhunderts
europaweit einen besonderen Ruf hatten und exportiert wurden.
Dienstag,
25. August 2015
Ankündigungsgemäß
ist es morgens trüb und es regnet ein wenig -
Gelegenheit zum Ausschlafen. Kleiner Bummel im Städtchen und die Sonne
kommt raus. Zu schade, um den Tag nur an Bord zu verbringen. Da Johannes die
Busfahrpläne lesen kann, entscheiden wir uns zu einer Bustour nach Svaneke auf
der Ostseite der Insel. Hier gibt es eine Vielzahl von Künstlern, die interessante
Dinge aus Glas, Keramik, Holz und Textilien herstellen und im ACAB, der Arts
& Crafts Association Bornholm, zusammengeschlossen sind.
Nach
Stärkung durch einen obligatorischen „Bornholmer“, einem frisch geräucherten
Hering, versuchen wir, für Renate ein passendes Outfit für die bevorstehende
Hochzeit zu finden.
Bei Bente
Hammer finden wir einige interessante Dinge, können uns aber nicht so recht
entscheiden. Aber wir haben ja morgen noch einen Tag, an dem wir mit dem
Mietauto problemlos noch mal nach Svaneke düsen können. Auf dem Friedhof von
Svaneke entdecken wir auch unseren ersten großen Runenstein.
Mit der
Buslinie 5 vollenden wir die Inselrundfahrt über Nexö, Balka (berühmt für
feinsten weißen Sand), Snogebaek und Aakirkeby nach Rönne, wo wir zeitgleich
mit der Katamaranfähre Leonora Kristina, die eine gewisse Ähnlichkeit mit einem
Mantarochen nicht leugnen kann, eintreffen.
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