Dienstag, 25. August 2015

Inselhopping nach Öland und Bornholm

Dienstag, 18. August 2015

Boot geschrubbt, Wassertank voll, Akkus geladen, Wetter prima – raus aufs Wasser! Unser Tagesziel heißt Borgholm auf Öland, der Insel der Windmühlen, der Reichen und Sommerurlaubsdomizil der Schweden schlechthin. Bei 4 – 5 Beaufort aus Ost passen Arbeitsfock und ein Reff im Großsegel perfekt. In Böen mit knapp 7 kn durchpflügen wir den Kalmarsund und haben in 5 Stunden 31,3 sm geloggt. In Anbetracht der ersten 3 Meilen unter Motor, bis wir freies Wasser unter dem Kiel haben, kein schlechter Schnitt.
„Lümmel“ (ein HR 36) und „Simply Red“ (die kleine Dicke mit 9 m Länge) folgen in unserem Kielwasser. Frauke und Andreas von der „Lümmel“ schießen bemerkenswerte Fotos von „Motivatie“ in ihrem Element.
Kleine Auswahl:
Motivatie in ihrem Element


Nach einem ersten Rundgang durch Borgholm mit nachsaisonbedingt leerem Hafen entscheiden wir uns für einen Grillabend an Bord der Motivatie mit Frauke und Andreas von der „Lümmel“. Peter von der „Simply Red“ musste erst noch sein Thai Curry vertilgen.

Mittwoch, 19. August 2015

Öland halten wir für zu sehenswert, um nur den Hafen und die direkte Umgebung kennen zu lernen. Wir mieten daher ein Auto und machen einen Ausflug in den Norden der Insel. Viele Steinbrüche zeugen noch heute vom früheren Exportschlager der Insel: Kalkstein, aus dem u.a. das Schloss in Kalmar erbaut wurde. Auch die Felder liegen bzw. lagen voller Steine und wurden von den Bauern zu Steinmauern aufgeschichtet, die gleichzeitig davor schützen, dass die Erde vom Wind abgetragen wird. Wir passieren auch eine ehemalige Wikingeransiedlung, die später von Fischern genutzt wurde und heute noch alte Fischerhütten und Utensilien beherbergt. Viele Steinhaufen spiegeln die Freude der Touristen am Errichten von kleinen Kunstobjekten und „Kümmelchen“ wider.

Eine der 400 verbliebenen Windmühlen

Steinmauer auf Öland

Lofta Stenhuggeri

Alte Fischerhütten in einer ehemaligen Wikingeransiedlung


Große Mühle in Sandvik
Ganz interessant sind die Raukare weiter im Norden. Hierbei handelt es sich um Korallenstöcke, aus denen im Laufe der Jahrtausende der weichere Muschelkalk vom Meer ausgespült wurde und so bizarre Formen hinterlassen hat.




Natürlich dürfen wir auch die Schlossruine in Borgholm nicht auslassen, die allein aufgrund ihrer schieren Größe recht imposant ist. Eine kleine Ausstellung zeugt von der Dekadenz der damaligen Herrscher, die Öland als Jagdrevier nutzten und die Bevölkerung ausnutzten und drangsalierten. Das vom König ausgesprochene Jagdverbot der Insulaner gipfelte in der Vorschrift, dass die Inselbewohner nur dreibeinige (d. h. amputierte) Hunde halten durften, die natürlich für die Jagd ungeeignet waren. Dafür wies der Hüftumfang des damaligen Herrschers auch stattliche 202 cm auf! Man sieht: man brauchte nicht mal McDonalds!



Donnerstag, 20. August 2015

Da wir noch das Mietauto zurückgeben müssen und vorher noch für einen Einkauf im örtlichen Netto und Systembolaget zum Auffüllen der Weinvorräte nutzen, wird es spät, bevor wir aufbrechen. Bis Kristianopel, das wir gerne sehen würden, sind es allerdings 44 sm. So laufen wir das 8 sm weniger weite, allerdings auch nichts sagende Bergkvara an. Wir verbringen den Abend mit Peter von der Simply Red.


Freitag, 21. August 2015

Unsere weitere Planung sieht einen Besuch auf Bornholm vor. Geeignete Absprunghäfen hierfür sind Sandhamn, Torhamn oder Utklippan. Utklippan scheint uns bei dem schwachen Wind ein wenig zu weit zu sein, Sandhamn ist nur ein inzwischen verlassener Fischereihafen. Also entscheiden wir uns für Torhamn, das wir auf dem Weg von Karlskrona nach Kalmar bereits passiert haben. Der kleine Hafen ist ähnlich spektakulär wie Bergkvara. Vor uns liegt ein junges Pärchen: er Norweger, sie Litauerin, kommen von Stavanger und haben ihr gesamtes Hab und Gut zum Trocknen auf ihrem undichten Segelboot drapiert. Trotzdem sind sie entschlossen, ihren Törn nach Litauen fortsetzen zu wollen.
In der Zwischenzeit ist auch Peter mit seiner Simply Red eingetrudelt, Andreas und Frauke mit Lümmel sind noch auf dem Weg und kommen später. Peter hat viele nette Fotos von Motivatie unter Blister gemacht, die wir euch natürlich nicht vorenthalten wollen:




Samstag, 22. August 2015

Wie mit der Besatzung vom „Lümmel“ abgesprochen, starten  wir um 6 Uhr morgens, um die gut 60 sm bis Allinge an der Nordspitze von Bornholm hinter uns zu bringen. Leichter Frühdunst hält uns nicht vom Auslaufen ab. Je weiter wir uns von Torhamn entfernen, desto dichter wird der Nebel. Wir haben die Führung an Andreas abgegeben, der aufgrund seines Kartenplotters eindeutig im Vorteil ist. Wir sehen die Tonnen teilweise erst, als wir sie quasi schon passieren. Dabei ist das Fahrwasser äußerst tückisch und eng. Genau an der engsten Stelle ereilt Andreas das Schicksal. Wenige Sekunden unaufmerksamen Steuerns reichen, um 5 m neben der Steuerbordtonne Bekanntschaft mit den Steinen zu machen. Glücklicherweise bei wenig Fahrt, so dass ein beherztes Achteraus ausreicht, um rückwärts wieder in das richtige Fahrwasser zu gelangen. Wir hatten Gott sei Dank gerade noch rechtzeitig das Tonnenpaar ausgemacht. Wenig später hören wir die Schallsignale eines größeren Schiffes. Auf unserem AIS erkennen wir, dass dieses zwar unsere Kurslinie kreuzt, aufgrund deutlich höherer Geschwindigkeit jedoch für uns keine Kollisionsgefahr bedeutet. Über UKW-Funk können wir diese Information weitergeben und später auch absprechen, dass wir zunächst einmal Utklippan anzulaufen, um die weitere Entwicklung abzuwarten.




Die Hafeneinfahrt von Utklippan, einer weit vor der Küste liegenden Außenschäre, entpuppt sich als ausgesprochen trickreich. Es gibt keine Tonnen, die Sicht ist immer noch miserabel und vor der Einfahrt lauert ein Stein, den es zu umfahren gilt. Hier ein Foto, das wir später, nachdem sich der Nebel ein wenig gelichtet hat, gemacht haben:



Leider entwickelt sich der Wind nicht wie erhofft. Während wir selbst unter Segeln noch mit rd. 5,5 kn unterwegs sind, hat „Lümmel“ mit seinen rd. 7 Tonnen doch mehr Probleme, von der Stelle zu kommen. Auch der Versuch, mit dem Spinnaker einen Knoten mehr Fahrt zu machen, will nicht so recht gelingen. So segel-motoren wir uns in Anbetracht der immerhin noch gut 50 sm betragenden Entfernung von Utklippan bis Allinge durch die Ostsee. Mit dem letzten Licht erreichen wir Allinge, das aufgrund der komplizierten und engen Hafeneinfahrt bei der mageren Befeuerung nachts nicht anzulaufen ist.



Sonntag, 23. August 2015

Nach gut durchschlafener Nacht, einem morgendlichen Spaziergang durch Allinge und Einkehr im Café entscheiden wir uns, nachmittags doch zur Hauptstadt von Bornholm, Rönne, weiterzusegeln, denn der Wind ist phantastisch. Außerdem ist der Hafen für die beiden als Ausgangspunkt für den Sprung nach Rügen günstiger.
Der Superwind beschert uns eine schnelle Überfahrt. Knapp 17 sm in 2 ½ Stunden können sich sehen lassen. Wir sind so mit Segeln beschäftigt, dass wir gar nicht zum fotografieren kommen. Wir entscheiden uns nicht für die Marina Nörrekas, sondern steuern den Haupthafen an, wo wir in einem separaten Hafenteil neben einem gut restaurierten Zweimastgaffelsegler mit Blick auf die St. Nicolaikirche und den alten Leuchtturm liegen.

St. Nicolai Kirche Rönne
Alter Leuchtturm Rönne
Am Abend ein kleiner Rundgang durch Rönne und Abendessen in einem typisch dänischen Lokal mit anschließendem Abschiedsabsacker auf der Motivatie, denn Andreas und Frauke wollen am nächsten Morgen weiter nach Rügen.

Montag, 24. August 2015

Der Windfinder erklärt uns, dass es besser ist, bis Mittwoch in Rönne zu bleiben. Für Dienstag ist Regen angesagt, aber ab Donnerstag ist mit Südost günstiger Wind für die Überfahrt zur schwedischen Küste zu erwarten. Wir erkunden ein wenig die Stadt, insbesondere die Straßen und Gassen der Altstadt, bilden uns im kuklturhistorischen Museum, wo wir eine Menge über die Entstehung und Besiedlung von Bornholm erfahren. Nach einem stärkenden Mittagessen bei Gustavs Café (der Gustavburger ist 1a im Geschmack und eine vollwertige Mahlzeit) setzen wir die Kulturtour mit einem Besuch des Keramikmuseums, der ehemaligen Keramikfabrik Hjort fort. Interessant war, dass die Bornholmer Standuhrenwerke ihr Spezialwissen auf den Fund eines gesunkenen englischen Schiffes voller Standuhren begründeten. Und zwar so gut, dass sie eigene Standuhren als Bornholmer Standuhren entwickelten, die bis Ende des 19. Jahrhunderts europaweit einen besonderen Ruf hatten und exportiert wurden.

Dienstag, 25. August 2015

Ankündigungsgemäß ist es morgens trüb und es regnet ein wenig -  Gelegenheit zum Ausschlafen. Kleiner Bummel im Städtchen und die Sonne kommt raus. Zu schade, um den Tag nur an Bord zu verbringen. Da Johannes die Busfahrpläne lesen kann, entscheiden wir uns zu einer Bustour nach Svaneke auf der Ostseite der Insel. Hier gibt es eine Vielzahl von Künstlern, die interessante Dinge aus Glas, Keramik, Holz und Textilien herstellen und im ACAB, der Arts & Crafts Association Bornholm, zusammengeschlossen sind.
Nach Stärkung durch einen obligatorischen „Bornholmer“, einem frisch geräucherten Hering, versuchen wir, für Renate ein passendes Outfit für die bevorstehende Hochzeit zu finden.


Bei Bente Hammer finden wir einige interessante Dinge, können uns aber nicht so recht entscheiden. Aber wir haben ja morgen noch einen Tag, an dem wir mit dem Mietauto problemlos noch mal nach Svaneke düsen können. Auf dem Friedhof von Svaneke entdecken wir auch unseren ersten großen Runenstein.

Mit der Buslinie 5 vollenden wir die Inselrundfahrt über Nexö, Balka (berühmt für feinsten weißen Sand), Snogebaek und Aakirkeby nach Rönne, wo wir zeitgleich mit der Katamaranfähre Leonora Kristina, die eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Mantarochen nicht leugnen kann, eintreffen.




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