Donnerstag, 13. August 2015
Der frische Wind aus Nord während des Frühstücks verspricht
eine zügige Fahrt Richtung Süden. Leider lässt die Düsenwirkung von Nynäshamn
mindestens genau so zügig nach, der Wind flaut ab und dreht zu allem Überfluss
auch noch auf WSW, später auf SW. Nachdem unsere Zielgeschwindigkeit nach
Passieren des Leuchtturms Landsort auf unter 2 kn abfällt, müssen wird doch
wieder die Kolbensegel bemühen. Wir sind etwa auf Höhe Oxelösund, allerdings
recht weit draußen und steuern den Leuchtturm Gustav Dalén an.
Die Idee ist, im Schärengebiet vor Oxelösund eine passende
Ankerbucht aufzusuchen. Beim Stöbern in Seekarten und Handbüchern fällt uns die
ehemalige Lotsenstation auf der Insel Hävringe ins Auge, die ebenfalls einen
kleinen Hafen mit wenigen Gastliegeplätzen aufweist und in nur knapp 3 sm
Entfernung liegt. Bereits bei der Annäherung an die Insel stellen wir fest,
dass einige Boote bereits dort liegen. Wir gesellen uns zu den zwei deutschen
Segelbooten, einem schwedischen Motorboot und als später noch ein älteres
schwedisches Seglerehepaar reinkommt, ist der Hafen auch voll.
Ehemalige Lotsenstation Hävringe |
Wir verbringen einen sehr netten Abend an Bord der Sirrah
und diskutieren mit dem Eignerpaar aus Köln und zwei Seglern aus Bayern über
Gott und die Welt und die Griechen werden natürlich auch nicht ausgelassen.
Hierüber ist es 1 Uhr geworden. Ein phantastischer
Sternenhimmel bei Neumond lässt uns noch im Cockpit verweilen und tatsächlich
können wir einige Sternschnuppen beobachten.
Vielleicht
werden die heimlichen Wünsche in Erfüllung gehen, auch wenn wir bereits mehr
oder weniger wunschlos glücklich sind.
Freitag, 14.
August 2015
Die Sonne
meint es gut mit uns, Frühstück im Cockpit und allgemeine Aufbruchstimmung
macht sich breit. Der Wind ist wieder ziemlich schwach, so dass wir schon bald
wieder den Yanmar starten. Statt jedoch stupide über die Ostsee zu motoren,
steuern wir Arkö an, um dort in das Schärenfahrwasser zu gelangen. Zu unserer
Überraschung und Freude stellt sich dort
auch der Wind wieder ein und wir genießen eine wunderbare und
abwechslungsreiche Segelpartie durch die Schären, vorbei an Inseln, Inselchen und Granitbrocken.
Vor der Einfahrt von Harstena |
Von unseren
neuen Segelfreunden aus Köln wurde uns die kleine Insel Harstena als
lohnenswertes Ziel empfohlen, die sich zudem recht gut eignet, um von dort aus
Visby anzusteuern. Wir finden nach vergeblichem Suchen nach einer gut
geschützten Ankerbucht schließlich einen Platz am Steg neben zwei netten
Schweden und machen mit Heckanker fest.
Direkt
neben dem Boot tummelt sich ein Schwarm hunderter kleiner und mittelgroßer
Fische. Am nächsten Morgen um 7 Uhr ist Frühstückszeit für die Kormorankolonie.
Wir werden von den Geräuschen der auseinanderstiebenden Fische, wenn die
Kormorane im Angriffstauchgang auf ihre Beute zusteuern, geweckt.
Die kleine
Insel mit vielen alten, netten kleinen roten Häuschen, einem Restaurang (das
schreibt man hier wirklich so!), einer Bäckerei und dem in der ehemaligen
Volksschule untergebrachten Museum und einer Trankocherei vermitteln mal wieder
altbekannte Bullerbü-Feeling.
Samstag,
15. August 2015
Der frische
Ostwind zieht uns zeitig hinaus, ist unser Wunschziel für den heutigen Tag doch
das knapp 60 sm entfernte Visby auf Gotland. Bei Ostwind und einem Kurs von ca.
135 ° ein hehres Ziel. Bei schnell weiter Richtung Südost drehendem Wind und
einer konfus durcheinander laufenden See fällt schnell die Entscheidung,
zumindest für heute Visby fallen zu lassen und zurück in die Schären zu fahren.
Wenn wir
inzwischen auch einiges an Schärenfahrwassern kennengelernt haben und auch
Kreuzen in den Schären kein Fremdwort mehr für uns ist, hält die heutige Passage doch wieder ein paar
knifflige Abschnitte und Herausforderungen bereit.
In einer
besonders engen Passage kommt uns zu allem Überfluss auch noch ein Trimaran
entgegen, der für sich schon fast die komplette Fahrwasserbreite benötigt. Da
er auf Backbordbug ankommt, drehen wir eine kleine Warteschleife und können
danach passieren, die Granitbrocken fast
in Reichweite.
Nach knapp 40 sm konzentrierten Segelns fällt der Anker in einer
kleinen Bucht vor Loftahammar auf 6 m Wassertiefe auf 57 ° 52,5 ’ N und
16 ° 42,6 ’ E. Man merkt, dass
Wochenende ist und so passieren bis in den frühen Abend die Motorboote und
Jetskis mit full speed unseren Ankerplatz.
Sonntag,
16. August 2015
Immer noch
Ostwind und kräftig auffrischend. Die High Aspect Fock wird ab- und die
kleinere Arbeitsfock angeschlagen. Da wir zunächst im inneren Schärenfahrwasser
bleiben, geht es gemächlich zu und auch das vorsorglich eingebundene Reff
scheint hier gar nicht so recht angebracht zu sein. Nachdem wir aber die ersten
offenen Buchten queren, bereuen wir unsere Segelwahl überhaupt nicht mehr. Bei
zeitweise 6,5 kn am Wind und moderater Schräglage kommt richtig Segelfreude auf
– auch nach immerhin acht Wochen auf dem Boot!
Unseren
Plan, Klintemåla anzulaufen, haben wir aufgegeben, da die Versorgungsmöglichkeiten
dort doch nicht so prickelnd sind und der Hafen wenig Schutz bei Ostwind
bietet. Unsere Wahl fällt auf Figeholm etwas weiter südlich. Wir passieren auf
Höhe Västervik wieder die enge Durchfahrt, bei der wir auf der Hinfahrt noch
die Segel geborgen hatten, diesmal jedoch unter Segeln und kommen problemlos
trotz Abdeckung durch den luvseitigen Berg durch.
Besonders
trickreich wird am Ende das Fahrwasser südlich vom Kernkraftwerk Simpevarp und
entpuppt sich als reiner Granitbrockenslalom. Dank Renates präzisen Anweisungen:
„Jetzt kommen erst zwei rote Tonnen an Steuerbord und danach eine grüne an
Backbord, dann ein Tonnenpaar rot und grün, danach wieder zwei grüne an
Backbord“, permanentem Finger auf der Seekarte und gemeinsamem Ausschauhalten
nach den Tonnen und knapp unter der Wasseroberfläche lauernden Felsen haben wir
schließlich die Einfahrt nach Figeholm erwischt. Jetzt nur noch in der freien
Fläche der Fågelfjärden vor dem Hafen die Segel runternehmen und in den Hafen
einlaufen. Doch wo sind die nächsten Tonnen? Die tief stehende Sonne blendet
und wir können fast nichts erkennen. Auf einmal tauchen hinter einer Insel noch
mal zwei Tonnenpaar auf. Hier durch? Nach dem vorherigen Tonnenslalom wundert
uns nichts mehr. Mit langsamer Fahrt unter Motor tasten wir uns heran – und da
passiert es dann auch: Es rummst und knirscht, wir laufen erst mal mit dem
Kiel, dann noch kurz mit dem Ruderblatt auf den Felsen. Motivatie on the rocks!
Beherzt rückwärts, noch zweimal rumms und knirsch, dann sind wir wieder frei
und folgen einem anderen Segler, der gerade um die Ecke kommt und mit Speed auf
den Hafen zuläuft. Nichts wie hinterher, der scheint sich hier auszukennen.
Granitbrockenslalom |
Wie wir
hinterher bei einem gemeinsamen Glas Wein bei uns an Bord hören, hatten sie
sich auch schon gewundert, was wir denn dort hinter der Insel wollten. Einen
Ankerplatz suchen? Die Erklärung: siehe oben.
Montag, 17.
August 2015
Immer noch
Ost. Heute mal mit 5 - 6, in Böen 7, Welle 1,5 m – Hafentag. Ausgiebig Duschen,
Wäsche waschen, Boot schrubben, Einkaufen und ansonsten relaxen. Noch was? Blog
pflegen, klar! Und zum Abschluss noch auf ein Bierchen zu den Nachbarn rüber. Die gut gewürzte Elchbratwurst hat recht durstig gemacht.
Das liest sich ja spannend, wie Ihr durch die Inselwelt segelt, und macht Lust auf Schweden. Man kommt da doch sicher auch per Straße hin? ;-) (wir haben schließlich max. 3 Wochen und nicht 3 Monate Urlaub :-))
AntwortenLöschenLG Jü