Donnerstag, 6. August 2015
Der Ostwind gestern hätte uns für unseren Weg nach Westen
gutgetan, allerdings nicht in dieser Stärke. So müssen wir heute mit einem
leichten SSW-Wind um 3 Windstärken zufrieden geben. Durch das Schärenfahrwasser
stoßen wir südlich von Sottunga (übrigens mit 151 Einwohnern die kleinste
Gemeinde Europas) auf das Hauptfahrwasser, das auch die Fähren nutzen. Allerdings
ist auch dies streckenweise so eng, dass wir bei Wind von vorne die Kolbensegel
einsetzen.
Der Hafen in Degerby als auch die Marina Föglö sind
allerdings nicht sonderlich attraktiv. Außerdem haben wir ausreichend
vorgesorgt und können problemlos 2 Nächte vor Anker oder am Felsen verbringen,
was wir dann auch tun. In Möholmen an der Südspitze von Föglo finden wir eine gegen
alle Windrichtungen gut geschützte Bucht, in der wir – oh Wunder – natürlich nicht
alleine sind. Dafür werden unsere Vorleinen von freundlichen Dänen angenommen,
der Heckanker ist schon 3 Schiffslängen vorher gefallen.
Und wieder kommt der Grill zum Einsatz! Hier das Ergebnis:
Freitag, 7. August 2015
Bei wunderschönem Wetter und leichtem SW-Wind brechen wir zeitig
auf, um den Sprung an die schwedische Küste Richtung Idö zu machen. Gegen
Mittag brist es auf, so dass wir ein Reff einbinden. Die Sonne ist inzwischen
auch verschwunden, einzelne Wolken scheinen die Mastspitze zu streifen. Wir
denken noch, dass das kein gutes Zeichen ist und wenige Minuten später naht
dann von die Nebelwand. Innerhalb von Sekunden ist die Sicht weg, weniger als
50 m.
Rund um uns hören wir das Getute der Frachter und Fähren,
denn wir sind inzwischen nah an der Hauptschifffahrtsroute. Als sich der Nebel
einmal kurz lichtet, sehen wir knapp 100 m hinter unserem Heck schemenhaft
einen Frachter vorbeiziehen, der aber gleich wieder vom Nebel verschluckt wird.
Auf unserem AIS (Automatic Identification System) sehen wir, dass er kurz
darauf auf Parallelkurs zu uns geht. Wieder einmal Glück gehabt – er hat uns
wohl auf dem Radar gesehen und ein Ausweichmanöver gefahren.
Wir stehen ca. 5 sm vor der Küste und brettern zeitweise mit
7,5 kn durch die Suppe, nicht wissend, wen oder was wir möglicherweise treffen.
Deshalb ändern wir unseren Kurs, um uns entlang der Küste langsam Richtung
Schärengürtel zu nähern in der Annahme, dass die über den Inseln höhere
Temperatur den Nebel auflöst. Erfreulicherweise geht unsere Spekulation auf und
wir landen wieder in unserer Ankerbucht in Arholma Österhamn. Der Anker fällt
ziemlich genau an der selben Stelle wie vor 3 Wochen, als wir zu den
Alandinseln aufgebrochen sind.
Samstag, 8. August 2015
Schon wieder SSW um 3. Die Namen der vielen Inseln und
Schären ersparen wir euch; sie sind in den normalen Karten ohnehin kaum wieder
zu finden. Renate erweist sich ohnehin als Erfinderin neuer Namen für die vielen
Inseln: so wird auch Föglö schon mal Fögly, aus Bomarsund Burmasund usw.
Unser Zielhafen Langviken auf Möja mit 15 Gastplätzen ist
bereits voll, der Coop hat zu und die Tankstelle auch. Wir suchen uns eine
Ankerbucht weiter südlich und finden zwischen Bockö und Lökaö eine geeignete
Stelle, die uns so gut gefällt, dass wir gleich den Sonntag auch noch
dableiben. Hintergrund hierfür ist unser Plan, nach Sandhamn, das schwedische
Segler-Mekka zu gehen. Da an diesem Wochenende die Urlaubssaison in Schweden
endet, gehen wir davon aus, dass es besser ist, dort am Montag zeitig
einzulaufen, statt im ohnehin immer vollen Hafen am Sonntag einen Platz suchen
zu müssen.
Die Zeit nutzen wir
zum Schwimmer (!), Schlauchboot aufbauen, Exkursionen zum Land und dank
Schlauchboot die dringende Reinigung des Wasserpasses, der im Laufe der Wochen
inzwischen ziemlich siffig geworden war.
Zum krönenden Abschluss des schönen sommerlichen Wochenendes
kommt noch mal der Grill zum Einsatz.
Montag, 10. August 20156
Bei schönstem Wetter, nach morgendlichem Bad in unserer
Bucht brechen wir zeitig auf und sind bereits um 11 Uhr in Sandhamn. Offensichtlich
eine gute Zeit, man kann sich die Liegeplätze noch aussuchen, hat die
Unterstützung der Hafencrew, die die Vorleinen annehmen und die Mooringleine
(noch ein Novum für uns) übergeben, die dann anschließend auf der Achterklampe
belegt wird.
Sandhamn, das Segler-Mekka und „die“ Urlaubsinsel hat einen
ganz eigenen Charme. Pinienwälder, lauschige schwedische Sommerhäuser, kein
Autoverkehr lassen eine sehr gelassene Urlaubsstimmung aufkommen, obwohl
diverse Fähren in regelmäßigem Abstand Tagesgäste ausspucken, die die Cafès und
Restaurants bevölkern, um nach zwei bis drei Stunden wieder mit der Fähre
wieder zurückfahren. Die Zeit scheint hier ein wenig stehen geblieben zu sein. Altertümliche
Transportmittel, die Häuser mit einem Hauch Nostalgie. Die Kinder aus Bullerbü
und Michel aus Lönneberga könnten gleich um die Ecke kommen.
Aber auch hier werden spätestens Ende der Woche die meisten
Restaurants schließen, da die Urlaubssaison der Schweden zu Ende geht und die
Schule wieder beginnt.
Dienstag, 11. August 2015
Nach dem Trubel brauchen wir wieder eine stille Ankerbucht
für uns und sind der Meinung, dass wir jetzt nach Saisonende die Buchten für
uns alleine haben. Falsch gedacht. Bereits 10 Boote liegen teils vor Anker,
teils an den Felsen festgemacht. Wir finden trotzdem noch ein Plätzchen für
uns. Eine ideal auf Freibordhöhe liegende Stufe im Felsen und ein roter Ring für
die Vorleine sagen uns: hier müssen wir hin! Gesagt, getan. Renate geht an
Land, rutscht aber auf der vom Regen nassen Felsnase ab und hängt wie ein
Klammeraffe am Bugkorb. „Fahr vorwärts, weiter an Land, ich komme hier nicht
hoch!“ Trotz loser Heckankerleine und kräftig Vorwärts bewegt sich das Boot
nicht. Wir sitzen mit dem Kiel offensichtlich vor dem Felsvorsprung und kommen
nicht weiter. Renate versucht sich runterzuhangeln, landet mit den Beinen aber
trotzdem auf einem Vorsprung im Wasser und krabbelt die Felsen wieder hoch.
Ergebnis: Hose nach, Schuhe nass, leichte Schürfwunde an der linken Hand.
Endergebnis:
- Ein Dasein als Galionsfigur
scheint wohl doch nicht das richtige zu sein
- Wir holen den Heckanker wieder
hoch und ankern stattdessen mit dem Buganker auf 7 m Wassertiefe
- Die um uns herum liegenden
Schweden haben sicherlich ihren Spass gehabt, verkneifen sich aber jegliche
Kommentare und es gibt auch keine „standing ovations“
- Jetzt ist der „Rabenvater“ alle,
denn auf den Schreck gab es erst mal einen Schnaps
Mittwoch, 12. August 2015
Das Wetter ist trübe, leichter Regen, Motorfahrt bei wenig
Wind von vorn nach Nynäshamn. Ein belebter Fährhafen mit großer Marina und
guten Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe. Hier gibt es sogar eine Ersatzflasche
für unser Campinggaz: gold- bis platingerändert, 499,00 Kronen! Und das nur,
weil die Schweden ein eigenes System haben, bei dem die gleiche Menge Gas nicht
mal ein Drittel kostet. Obwohl wir eigentlich keine Bewertungen der sanitären
Anlagen vornehmen wollten, hier mal eine Ausnahme: Duschen und Toiletten in
ausreichender Zahl, Sauna und das alles auch noch relativ neu und in einem
gepflegten Zustand.
Für morgen ist Nordwind angesagt – gut für unseren Weg nach
Süden. Vielleicht schaffen wir es ja doch noch, nach Gotland zu segeln.
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