Montag, 10. August 2020

 

Dienstag, 4. August 2020

 

Obwohl ich mit meinem Frühstück für meine Verhältnisse recht schnell und zeitig fertig bin, ist ein Großteil der benachbarten Schiffe schon ausgelaufen. Bei mir wird es dann doch wieder fast zehn Uhr, als ich die Leinen löse und unter Motor die enge Ansteuerungsrinne durchfahre, an deren Ende ich die Segel hochziehe. Der Wind ist ziemlich mau und so wird die Fock schon nach kurzer Zeit wieder geborgen und der Blister gesetzt. Damit erreiche ich zumindest schon mal 5 kn. Der Wind raumt immer mehr auf Südost und so wird der Blister kurzerhand zum Spi umfunktioniert. Damit geht es dann auch eine ganze Zeit ganz gut, bis auf einmal innerhalb einer Minute der Wind weg ist. Also wird der inzwischen nutzlose Spi geborgen, zumal auch vor Kalmar das Fahrwasser immer enger wird und für eventuelle Ausweichmanöver unter Spi kein Platz ist.

Ich ziehe zwar die Fock wieder hoch, stehe aber mehr oder weniger mit schlagenden Segeln auf der Stelle. Der Windex kreiselt wie wild im Masttopp. Es dauert ein wenig bis mir klar wird, dass ich genau unter einer Wolke und dem Zentrum eines Minitiefs liege. Also doch Motor an und ein Stück weiterfahren und nach nicht mal 5 Minuten ist wieder Wind da, jetzt allerdings aus West. Kurz vor Erreichen des engen Fahrwassers kommt ein Frachter von achtern auf. Ein Blick aufs AIS zeigt mir, dass er doppelt so schnell ist wie ich. Nach kurzer überschlägiger Berechnung stelle ich fest, dass er mich genau an der allerengsten Stelle überholen wird. Also einmal auf Gegenkurs gehen, den Frachter passieren lassen und wieder zurück auf den alten Kurs. Das Ganze hat mich gerade mal 10 Minuten gekostet, dem Steuermann des Frachters, der sich mit ein paar Huptönen bedankt, aber sicherlich einiges an Nerven gespart.



Kalmar Schloss muss heute leider mal links liegen bleiben

Beim passieren der Hafeneinfahrt nach Kalmar bin ich leicht in Versuchung, doch die Segel runterzuholen und in den Hafen einzulaufen. Andererseits ist gerade schöner Wind und Motivatie läuft mit 6 kn Richtung Kalmarsundbrücke. Nein! Es wird weitergesegelt! 



In der Abdeckung von Kalmar wird es etwas schwächer aber kurz darauf bläst der Wind mit etwa 4 Windstärken und das Wasser ist total glatt, keine Welle! Gegenüber der Halbinsel Skäggenäs liegt Stora Rör, das Wilfried Erdmann so toll fand. Hier rein? Ein Blick in den Hafenführer zeigt aber, dass der Hafen nach Westen hin offen ist und bei dem Westwind jetzt mit ordentlich Schwell im Hafen zu rechnen ist. Also geht es weiter bis Borgholm, dessen Schlosssilhoutte schon seit längerer Zeit erkennbar ist. In der Abend­sonne leuchtet Schloss Solliden wunderschön. Man könnte da ja am nächsten Vormittag auch noch mal hin und nachsehen, ob „Königs“ noch da sind.



Schloss Solliden wird schön von der Sonne beschienen und lädt auf einen Besuch ein!



Auch die Burgruine von Borgholm grüßt mit der bekannten wuchtigen Kulisse

Knapp 3 Stunden nach der Brückenpassage fahren wir in den Hafen von Borgholm, wo entgegen der Erfahrung bei früheren Besuchen viele Plätze frei sind.

 

Mittwoch, 5. August 2020

Brötchen zum Frühstück? Ja klar! Es gibt hier doch den tollen Bäcker am Ende der Fußgängerzone! Also hin und Brötchen und ein frisches Brot! Den mit frischen Himbeeren und grünem Marzipan vom berühmten „Drottningskaka“ (Prinzessinnentorte) verzierten Spandauern kann ich natürlich nicht widerstehen und so wandern zwei davon in eine Tüte. Auf den Nachmittagskaffee freu ich mich jetzt schon.

Nach dem Frühstück wird die Idee von der Sollidenbesichtigung in die Tat umgesetzt. Der Weg entlang des Kalmarsundufers ist der deutlich schönere und ist etwa nur 1,5 km lang und führt über Estelles Promenad zum Kaffeetorpet und nach weiteren 100 m erreicht man den Eingang zum Schlosspark. Der Park war wie schon beim letzten Mal sehr gepflegt und hier und da sah man die Gärtner bei ihrer pflegenden Tätigkeit. 



Schloss Solliden von seiner schönsten Seite


Pavillonartige Ausstellungsstücke örtlicher Betrieben




Nach Besichtigung von ein paar pavillonartigen Installationen örtlicher Garten-, Dekorations- und Einrichtungsbetrieben mache ich mich wieder auf den Rückweg zum Hafen, denn ich will ja heute auch noch weiter – entweder zumindest bis Byxelkrok oder lieber noch in die Grankullaviken, eine tolle Ankerbucht an der Nordspitze von Öland.

Es ist dann doch wieder 14 Uhr durch, als ich die Leinen löse und aus dem Hafen fahre. Unter Großsegel und Fock geht es bei Wind aus West, später SSW nach Norden. Die ausgebaumte Fock zieht sauber mit. Zwei parallel laufende Schiffe, eine 39er mit Rollsegeln und eine etwas kleinere mit Spinnaker, fallen sukzessive zurück und laufen später auch den Hafen von Sandvik an, den ich aber an Steuerbord liegen lasse. Wir passieren Bla Jungfrun und als an Steuerbord Byxelkrok liegt, zeigt die Uhr inzwischen 19:30 Uhr. Doch hier rein? Nein, der Reiz, in Grankullaviken vor Anker zu übernachten, ist größer. Wo bleibt eigentlich Lang Erik, der Leuchtturm an Ölands norra udde? Es dauert doch bis 20 Uhr, als er endlich in Sicht kommt.


Leuchtturm Lang Erik an Ölands Norra Udde

Kurz danach kommt schon die Betonnung der Einfahrt in die Grankullaviken in Sicht. Segel runter, unter Motor rein! Inzwischen ist auch das rote Richtfeuer eingeschaltet, so dass die Einfahrt keine Probleme bereitet. Schließlich fällt um 20:45 Uhr der Anker auf 5 m. Nach dem üblichen Prozedere mit Segel abdecken, Ankerball setzen und Ankerlicht einschalten und einem kleinen Imbiss zum Abend heißt es für mich, in die Koje zu fallen, denn am nächsten Morgen soll es weitergehen nach Gotland!

  

Donnerstag, 6. August 2020

 

Um 9:15 Uhr geht der Anker hoch, viel Seegras bzw. sonstiges Grünzeugs hängen an Ankerkette und Anker. Da heißt es gleich erst mal wieder die Ankerrolle sauber machen. Nach der Ausfahrt aus der Bucht wird das Großsegel gesetzt. Der Wind – auch noch aus Südwest - könnte besser sein. Kommt zudem auch noch genau von achtern. Da ist das mit dem Vorwärtskommen eh schon schwieriger. Also gleich den Blister – geschotet als Spinnaker – gesetzt. Nachdem die Nordspitze Ölands bereits deutlich hinter uns liegt, dreht der Wind weiter auf Süd und da wir auch aus der Abdeckung raus sind, legt er etwas zu. Der Druck auf dem Spibaum und der Zug auf dem Achterholer ist schon ziemlich heftig. Also schnell wieder zum Blister umbauen. Damit erreichen wir zumindest schon mal 6 kn, zeitweise auch mehr und auch die 7 lässt sich ab und an blicken. Erst kurz vor Erreichen des Leuchtturms Stenkyrkehuk und nochmaligem Umschoten zum Spinnaker lässt die Fahrt dann doch deutlich nach. Anke und Gert von der Emaloca warten schon, haben eine Zeitlang die ankommenden Boote von der Huk aus beobachtet, aber ich war noch nicht dabei. Ich ziehe noch unter Segeln eben am Leuchtturm vorbei, aber dann geht die Fahrt auch schnell unter 4 kn und der Diesel muss zu Hilfe kommen.

Nach 9 ½ Stunden und 56,5 sm ist der Hafen von Lickershamn, auf dessen Mole Gerd und Anke schon stehen und mir zuwinken erreicht. Mit ihrer Hilfe ist schnell angelegt. Die freudige Begrüßung fällt natürlich coronamäßig aus, schmälert aber keineswegs die Freude über das Wiedersehen.

Zudem liegt Ankes Cousin Ernst mit seinem Schiff, das seinen Heimathafen in Västervik hat, ebenfalls im Hafen und so lerne ich noch mal neue, sehr nette und interessante Segler kennen. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen