Die Bilder vom letzten Blogeintrag
stammen aus dem letzten Hafen auf der Ostseite Gotlands, Vändburg. Die
Überlegungen, wohin man von hier aus segeln kann, gehen in verschiedene Richtungen:
Erst noch mal um die Südspitze zum Hafen von Burgsvik, und dann auf die
Ostseite Ölands? Die Häfen dort sehen nicht sonderlich attraktiv aus. Gleich
Richtung Ölands Södra Udde, also der Südspitze? Bei südwestlichen Winden genau
gegenan. Oder doch um die Nordspitze von Öland?
Zwischenzeitlich hat sich aber ein
kleines Windfenster mit Ostwind geöffnet, den wir ausnutzen, um doch noch
Burgsvik als Zwischenstation einzubauen. Überraschenderweise bietet der Hafen
hervorragende Bedingungen. Von der sehr mitteilungsfreudigen Hafenmeisterin –
im übrigen Volontärin – erfahre ich, dass statt des vorgesehenen Verkaufs an
einen kommerziellen Betreiber es gelungen ist, durch eine umfassende, umweltfreundliche
und vorsichtige Planung und Unterstützung durch EU-Mittel den Hafen in eine der
34 SMART-Marinas in Schweden umzuwandeln. Der neue Betonschwimmsteg mit Platz
für ca. 30 Boote ist gerade erst Ende Juni fertig gestellt worden und die
Sanitärräume kann man nur als erstklassig bezeichnen.
Emaloca und Motivatie am neuen Betonsteg in Burgsvik.
Leider haben die Möwen es wohl missverstanden: das ist ein Anlegesteg für Boote und keine Möwentoilette! Man kann bestenfalls versuchen, die frischen Hinterlassenschaften nicht zu treffen!
Außerdem gibt es in Burgsvik einen
erstklassig sortierten ICA Supermarkt, außerdem in einer Grönsakerbod
(Gemüsehütte) Tomaten und Gurken. Einheitspreis 45 Kronen pro Kilo. Bedienung
gibt es nicht. Man wiegt selber ab, trägt das Ergebnis in eine Kladde ein und
wirft den zu zahlenden Betrag in eine Blechkiste. Schön, dass es hier noch so
viel Vertrauen gibt!
Die Hafenmeisterin hatte u.a. auch
erzählt, dass Schwedens derzeit populärste Fernsehserie in Burgsvik, nämlich im
dringend zu empfehlenden Restaurant und Hotel „Grå Gåsen“ (zu deutsch
Graugänse) gedreht wird.
Dank Ankes Bereitschaft, mir ihr Fahrrad auszuleihen, ist der Besuch des ca. 2 km entfernten ICA und entsprechend üppigem Einkauf ein Kinderspiel. Später am Nachmittag unternehme ich dann doch noch einen Spaziergang zum „Grå Gåsen“, wo der Koch gerade zwei Lämmer über dem offenen Holzfeuer grillt und ab und an mit einer Marinade bestreicht, wofür er einen Büschel aus Rosmarin- und Thymianzweigen verwendet. Natürlich werden diese beiden auf der Unterseite längs aufgeschlitzten Lämmer nicht auf Verdacht, dass ausreichend Gäste erscheinen, gegrillt. Vielmehr ist eine geschlossene Gesellschaft angesagt. Keine Chance, hiervon etwas ab zu bekommen!
Am Abend sitzen wir zusammen an
der Hafensauna mit Blick auf die Ostsee, genießen ein wenig Rotwein, Brot und
Käse und genießen wieder mal einen großartigen Sonnenuntergang. Auch wenn es
vielleicht langweilig werden sollte: Hier ist er!
Inzwischen schreiben wir den 21.
August. Ich muss mir wohl langsam mal Gedanken darüber machen, wie ich den
Rückweg Richtung Kappeln antrete.
Nach einem Tag Pause, an dem auch
der Wind mal wieder Pause macht, geht es schließlich doch weiter zur Nordspitze
von Öland. Die Bucht Grankullaviken ist das Ziel. Emaloca ist natürlich mal
wieder deutlich vor mir unterwegs, aber da ist wohl auch erst mal nur mit dem
Volvo-Wind zu arbeiten. Als ich nach dem Ablegen die Segel oben habe, komme ich
gerade mal mit knapp 3 kn von der Stelle. Bei rund 45 sm Tagesdistanz muss bei
mir auch erst mal das Kolbensegel, sprich der Yanmar-Wind, ran. Erst nach einer
Stunde regt sich etwas mehr als das bisher nur laue Lüftchen. Die Fock geht
runter, der Spi hoch. Während das Sumlog anfangs trotz der großen Blase gerade
mal 4 kn anzeigt, wird es sukzessive immer besser. Der aus südlicher Richtung
kommende Wind lebt auf. Weit, weit vor mir ist ein Segel zu erkennen. Das muss
wohl Emaloca sein. Obwohl das Sumlog inzwischen auch mal die 7 kn anzeigt,
dauert es doch noch bis 15:10 Uhr, als ich Emaloca einhole und anschließend
auch überhole. Es gibt schöne Bilder von der Motivatie unter Spinnaker, aber
auch gute Bilder von der Emaloca. Es ist ja bekanntlich immer etwas besonderes,
schöne Bilder vom eigenen Boot unter Segeln zu bekommen.
Zum Schluss wird es dann noch
interessant. Der Wind legt gefühlt noch mal zu und Motivatie stürmt mit 7,5 kn,
im Surf auch schon mal mehr, Richtung Lang Erik, dem Leuchtturm an der
Nordspitze von Öland. Der Rest ist dann schnell erzählt: Spi runter, nur unter
Großsegel in die Einfahrt von Grankullavik, im dot ruhigen Wasser Großsegel
runter, Ankerplatz auf der Luvseite aussuchen, Anker auf 3,50 m Wassertiefe,
fertig. Nachdem die Persenninge auf den Segeln sind, gönne ich Motivatie noch
eine Reinigungsaktion mit Meerwasser, dann ist auch Feierabend. Ein weiterer
phantastischer Sonnenuntergang lässt den Abendhimmel förmlich erglühen. Und als
die Sonne vollends untergegangen ist, zeigt sich am Abendhimmel eine
wunderschöne Mondsichel des gerade erst im Anfangsstadium befindlichen
zunehmenden Mondes, begleitet von einem mal nicht durch Streulicht gestörten
Sternenhimmel.
In der Nacht hat es irgendwann
bereits geregnet. Auch der Morgen ist grau, der Regen lässt nicht lange auf
sich warten. Gerd und Anke wollen an eine Schäre, Lilla Vippholmen, ca. 18 sm
in nordwestlicher Richtung. Dort könnte man zum Abschied noch mal schön grillen,
bevor ich mich auf die Rückreise Richtung Süden machen. Ich warte noch eine
besonders kräftige Schauer ab, schmeiße mich in mein volles Ornat, d.h. Ölzeug,
Stiefel, Rettungsweste. Eigentlich viel zu warm, aber wenn man erst mal
durchnässt ist, ist das Frieren auch nicht mehr weit! Natürlich gerate ich
schon beim Anker aufholen ins Schwitzen. Rund 25 m Kette + 12 kg Anker müssen
erst mal hoch. Da ist das anschließende Segelsetzen ein Kinderspiel! Bei dem
schönen Südwestwind und einem Windeinfallswinkel von rd. 60 ° ist es trotz
zwischenzeitlicher Regenschauer ein Genuss, die durch die Wellen voranstürmende
Motivatie zu steuern. Segeln at it’s best!
Die Kardinaltonne Bläckan ist
schnell erreicht. Den Leuchtturm auf Vinö Bredhäll knapp an Backbord lassen, um
der bis auf 1 m Wassertiefe aufragenden Felsspitze an Steuerbord zu entgehen,
der Rest ist Genuss pur! Ich nehme einen intensiven Duft der Kiefernwälder war,
den ich bisher so noch nicht erlebt habe. Das Eintauchen in die Schärenwelt ist
wieder eine total andere Erfahrung als die der letzten beiden Wochen auf
Gotland. Ich genieße es in vollen, gleichwohl stillen Zügen, an den
Granitbrocken entlang zu segeln. Bis Vippholmen ist es nur noch eine knappe
Meile. Eine sich nach Backbord öffnende Bucht lädt förmlich dazu ein, hier in
Ruhe das Großsegel zu bergen. Nach einer weiteren Viertelstunde biege ich in
Richtung Lilla Vippholmen ab, wo ich mit Gerds Unterstützung einen perfekten
Platz am Felsen finde, nachdem kurz vorher der Heckanker fallen gelassen wird.
Gegen Abend packt Gerd den Grill
aus und hat dafür einen wunderschönen Platz oben auf der Schäre ausgesucht. Auf
der einen Seite liegen Emaloca und Motivatie, auf der anderen Seite diverse
andere Segler, die sich im Laufe des Samstagnachmittages dort eingefunden
haben. Spätestens beim Blick über die Bucht in der wunderschönen Abendsonne
begreift man, warum diese Bucht unter den schwedischen Seglern „Paradiesbucht“
genannt wird.
Wir genießen einen wunderschönen
Grillabend. Das noch von Gotland mitgebrachte Lamm wird von Gerd perfekt
gegrillt. Dazu Kartoffeln, Salat, Gemüse und Anke hat sogar noch einen
Nachtisch gezaubert. Das Ganze wird zum Schluss noch gekrönt von dem von Gerd
kredenzten und hervorragenden Calvados. Was fehlt einem mehr zum glücklich
sein?
Am nächsten Morgen ist dann der Abschied nicht mehr zu vermeiden. Anke und Gerd wollen heute noch bleiben; ich will den guten und in Böen durchaus kräftigen Wind nutzen, um im Kalmarsund ein Stück weiter nach Süden zu kommen.
Nachdem Leinen und Fender verstaut sind, der Heckanker gesichert ist, fahre ich erst mal nur unter Fock und bin erstaunt, dass auch allein damit bei dem glatten Wasser schon 5 kn drin sind. Trotzdem geht in einer sich nach Steuerbord öffnenden Bucht das Großsegel hoch, wird aber sehr schnell mit einem Reff versehen, denn schon in der Abdeckung und bei glattem Wasser krängt das Boot stark und macht trotzdem knapp 7 kn.
Sieht so eigentlich ganz harmlos aus!
Im Hafen angekommen, bin ich doch überrascht: ganze 2 Boote liegen hier! Später kommt noch ein weiteres Boot rein. Damit insgesamt 4! Der erweiterte Hafen bietet immerhin Platz für 70 Schiffe!
Alte Windmühle südlich von Byxelkrok Hafen
Seezeichen in einer Hütten am Hafen
Flagge von Götland - der historischen Jagdinsel der schwedischen Könige!
Heute ist Hafentag angesagt. Es
weht immer noch so wie gestern. An Auslaufen ist nicht zu denken. Der Tag
vergeht mit Spaziergängen, Einkaufen, Aufräumen und gründlicher Reinigung des
Vorschiffes, das es mal wieder nötig hat. Am späten Nachmittag mache ich mich
noch mal auf den Weg in nördlicher Richtung. Knapp 3 km nördlich vom Hafen
liegt „Neptuni Åkrar“: ein aus Korallen bestehendes Kalksteinplateau knapp über
dem Meeresspiegel. Es würde Mühe bereiten, mal nicht auf Fossilien zu wandeln.
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