Sonntag, 3. Juli 2016
Heute ist die Besichtigung von Visby angesagt. Wir sind
gespannt, wie sich das bei der z. Zt. stattfindenden Politisk Veckan, zu der
alle namhaften Politiker Schwedens, diverse Vereinigungen aus dem Bereich
Gesundheitswesen, Organisationen aus Handel, Dienstleistung und Industrie sich
in Visby ein Stelldichein geben. Allein 3.700 Seminarveranstaltungen, Workshops
und Vorträge sind zu bewältigen. Wir haben nicht vo, daran teilzunehmen.
Wir beginnen unseren Rundgang am Nordende der mit 3,4 km
längsten noch erhaltenen Stadtmauer Europas, ohne diese jedoch in der Gänze
abzulaufen. An der Norra Porten (Nordtor) tauchen wir in die Altstadt ein. Es
ist zwar recht betriebsam, aber nicht übervoll. Die Altstadt ist bezaubernd,
mit vielen kleinen Gässchen, alten – oft an der Wehrmauer anhaftenden –
Häuschen. Die Wehrtürme (immerhin 44 an der Zahl) liegen nicht, wie man etwa
vermuten könnte, zur Seeseite, um Gefahren von außen abzuwehren, sondern zum
Binnenland, um sich gegen die arme Landbevölkerung abzuschotten und erfolgreich
zur Wehr zu setzen.
Zufällig treffen wir auf einen älteren deutschsprachigen
Herrn, einen der Bewohner der über 250 Jahre alten Häuser, die zum Schutz gegen
die Witterung mit Teer gestrichen wurden. Er machte einen recht fidelen
Eindruck und hätte uns sicherlich noch vieles über Visby erzählen können.
Wir setzen unseren Weg entlang der Mauer fort und genießen de
Blick auf die drei Türme des Doms St. Maria, die Dächer der vielen alten
Häusern und die Ruinen der Kirchen. Man hat den Eindruck, dass kaum eine Stadt
so viele Kirchen hatte wie Visby; allerdings wird nur noch im Dom eine Messe
gelesen, die anderen bestehen nur noch als Ruinen und werden allerdings gerne
für alle möglichen Events genutzt. Besonders eindrucksvoll sind St. Katharina
(Karin), St. Hans, Helge And (einzige achteckige Kirche Schwedens) und St.
Nicolai.
Ein Besuch im Dom St. Maria gehört natürlich zum
Pflichtprogramm mit Anzünden einer Kerze für alle unsere Lieben. Danach
brauchen wir erst mal was zum Durstlöschen. Was liegt näher, als uns im Munks
Kellaren eine Flasche Wisby Klosteröl von der Gotlands Bryggeri zu genehmigen.
Danach geht es weiter über den großen Marktplatz (Stor Torget), vorbei an der
mittelalterlichen Apotheke, dem Pakhuskellaren (einem Restaurant, das im
Liljehornska Huset untergebracht ist). Nach einem Imbiss in einem wunderschön
gelegenen Biergarten wandern wir auf der Seeseite entlang der Stadtmauer zum
Botanischen Garten, natürlich nicht, ohne die reizvollen Gässchen mit alten
Häusern und phantastischen Rosenstöcken bei bestem Sonnenschein und
sommerlichen Temperaturen zu genießen. Wir erleben an diesem Nachmittag noch
viele schöne Sachen und freuen uns, zurück an Bord ein wenig zu relaxen.
Zum Abend hin zieht es uns nochmals in die Altstadt,
beobachten von unserem Platz am Olivenbaum das bunte Treiben und werfen zum
Abschluss noch einmal einen Blick von einem besonders schön gelegenen Platz
über die Dächer der Altstadt auf die Ostsee.
Visby ist Visby, aber jetzt freuen wir uns auf unseren
Ausflug über Land mit dem Mietauto.
Montag, 4. Juli 2016
Rechtzeitiges Aufstehen ist angesagt, denn das Mietauto muss
bis 8 Uhr abgeholt sein, weil ab 8 Uhr die Innenstadt für den Autoverkehr
gesperrt wird. Politisk veckan (politische Woche) lässt grüßen
Unser erstes Ziel ist Lickershamn, wo wir die ersten Raukar
besichtigen wollen, u.a. die bekannte „Jungfrun“. Auf den Weg dorthin können
wir es natürlich nicht sein lassen, den einen oder anderen Stein mit Fossilien,
über die man hier permanent läuft, mitzunehmen.
Nicht nur der Anblick ist beeindruckend, sondern auch die
Erkenntnis, dass es sich hierbei um
Gebilde aus der Zeit des Silur handelt (vor ca. 416 – 439 Millionen Jahren
entstanden), also einem Zeitraum, der grob gerechnet mehr als das 10.000-fache
unserer aktuellen Zeitrechnung nach Christus entspricht.
Unser nächstes Ziel ist bereits Fårö, das wir von Fårösund
über die kostenlose Fähre zur Insel erreichen. Auch hier gibt es einige
beachtliche Raukar zu bestaunen. Die ausgefallenste davon ist der Hund. Ein
Bild sagt mehr als tausend Worte.
Die Fahrt dorthin erinnert in vielerlei Hinsicht an Öland:
endlos lange Mauern aus Kalkstein, die besonders gestalteten Zäune, auch hier
und da mal eine Windmühle. Die Schlichtheit und dennoch geniale Konstruktion
dieser Zäune haben uns sehr gut gefallen.
Ein weiteres Beispiel eines anderen Raukar, dem bekannten
Frauenkopf
Leider reicht der Platz nicht aus, hier alle bemerkenswerten
Raukar abzubilden.
Die Fahrt in den Süden Gotlands gestaltet sich weniger
spektakulär. Lange Passagen mit ausgedehnten Wäldern und ab und an einer
kleinen Ansiedlung, deren kleine Kirchen uns ob des bereits Gesehenen nicht
mehr so sehr begeistern, prägen unsere Fahrt an die Ostseite, die zum Meer hin
flach abfällt. Buchten mit Sandstränden prägen natürlich auch die vielfach aus
Ferienhäusern besteht. Zum Schluss reizt uns allerdings auch hier noch mal ein
Abstecher zu den Folhammaren, einer Raukaransammlung, deren eine herausragende
Figur in gewisser Weise an ET erinnert.
Wir beschließen den Tag nach unserem Einkauf in einem
riesigen COOP-Markt zur Aufstockung der Lebensmittelbestände mit einem Glas
Wein und etwas Käse am Bord.
Morgen ist nach Rückgabe des Mietwagens und Auschecken beim
Hamnkontor der zeitige Aufbruch zur Heimreise angesagt. Wir sind gespannt,
welche Winde uns hierbei begleiten.
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