Mittwoch, 29. Juli 2020

Von Christiansö nach Gudhjem


Dienstag, 28. Juli 2020

Für heute Spätnachmittag und die beiden folgenden Tage ist viel Wind vorhergesagt, mit Böen bis hoch in die 30 kn. Spitzenböen sogar bis 38 kn. Deshalb will ich wieder zurück nach Bornholm und zwar nach Gudhjem, von wo aus man sicherlich einiges an den beiden windreichen Tagen an Land unternehmen kann. Ich bin schon zeitig auf und bereits 9:00 Uhr ist Motivatie segelklar.Ich warte noch kurz den Durchzug einer kräftigen Bö ab, aber um 9:15 Uhr lege ich ab, wobei mein freundlicher Nachbar die an Land belegte Vorleine übernimmt. Draußen empfängt mich heftiger Schwell. Das Einholen der Leinen und Fender dauert länger als gewohnt. Nachdem alles in der Backskiste verstaut ist, wird das Großsegel, gleich mit einem Reff versehen, gesetzt. Sofort werden die Bewegungen angenehmer, die stabilisierende Wirkung des Großsegels macht aus der vorher bockenden Motivatie wieder ein gescheit segelndes Boot. Jetzt noch mal kurz über Stag gehen, damit ich die an Backbord liegende Fock setzen kann, wobei das insofern praktischer ist, weil ich so das Fall auf der Steuerbordseite und somit von der Luvseite bedienen kann. Nachdem die Fock steht, wir wieder gewendet haben und jetzt auf Steuerbordbug mit 210 ° Kompasskurs Richtung Gudhjem unterwegs sind, rauscht Motivatie mit gut 6 kn und sicherlich 20 ° Schräglage los. Der Kurs ist zwar eigentlich etwas zu hoch, aber ich erwarte, dass der Südostwind kurz vor Erreichen der Küste etwas nach rechts dreht und ich dann die Reservehöhe gut gebrauchen kann. Nicht ganz unerwartet fallen etwa 2 sm vor der Küste heftige Böen ein, die thermisch bedingt sein dürften und tatsächlich dreht der Wind recht. Das Großsegel geht schnell runter und nur unter Fock laufe ich mit unverminderter Geschwindigkeit auf den Hafen zu. Etwa 500 m vor der Hafeneinfahrt wird auch die Fock geborgen, Leinen und Fender ausgebracht und mit Brassfahrt geht es in die nicht gerade üppig breite Hafeneinfahrt, die zudem vorher noch mit Granitbrocken rechts und links gespickt ist. Als ich nach Backbord in das Hafenbecken eindrehe, steht schon ein junger Kerl auf und bedeutet mir, dass neben ihm noch Platz ist. Es ist eine junge schwedische Crew mit einer X 99. Einer nimmt meine Vorleinen an, der nächste reicht mir die Mooringleine rüber und der dritte stellt mir eine Büchse Bier als Willkommensgruß an Deck. Einfach Klasse! Die drei sind aus Lomma, etwas nördlich von Malmö und studieren wohl alle in Lund, einer bekannten schwedischen Universitätsstadt. Wir unterhalten uns kurz über das woher und wohin, dann werden die drei von einer ihrer Familien, die wohl auf Bornholm Urlaub machen, abgeholt.
Nach Aufklarieren des Bootes mache ich mich auf zu einem Bummel durch das belebte Gudhjem, genehmige mir ein leckeres Eis und genieße die Aussicht von den schnell erklommenen Felsen auf die vor mir liegende Ostsee mit Christiansö am Horizont. 



Die Segel stehen, mit gut 6 kn geht es Richtung Gudhjem

Eine Bö fällt ein, leicht anluven, um sie zu parieren - der Gegenbauch im Großsegel nimmt den Druck raus

Hafenansicht von Gudhjem

Stockrosen auch hier - das rote Haus suggeriert: die könntest auch schon in Schweden sein!

Hafen von oben 

Über den Dächern von Gudhjem
                            

Rechts und links der Hafeneinfahrt lauern die Granitbrocken

Als Steinbock muss man da einfach hoch!

Die untergehende Sonne taucht alles in ein rotgoldenes Licht



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