Samstag, 5.
September 2015
Ausgeschlafen
nach langer und windiger Nacht begeben wir uns auf Entdeckungsreise. Heute ist
die Windmühle aus dem Jahr 1858 unser Ausflugsziel. Wir sind erstaunt über die
präzise Holzarbeit und Technik. Über die zentrale Achse werden 5 Mahlwerke
angetrieben; dazu wird die Windenergie auch genutzt, um den mit Lederriemen,
die über große Scheiben laufen, angetriebenen Lastenaufzug zu betreiben.
Bei einer der Regenschauern zwischendurch suchen wir Unterschlupf
in der „Vor Frue Kirke“, die von der dänischen Königin Margrethe I. im Jahr 1388
begründet, die gleichzeitig den Sieg über den Schwedenkönig Albrecht von
Mecklenburg und die Vereinigung der drei Reiche Dänemark, Schweden und Norwegen
in der Kalmarer Union markierte. Dies ist insofern von Bedeutung, da hiermit
für die Bevölkerung ein rund 100 Jahre andauernder Frieden erreicht wurde.
Umso erstaunlicher ist die bis heute erhaltene Tradition,
die Glocke täglich um 21:45 Uhr zu läuten. Sie soll die Dänen dazu anhalten,
noch vor Mitternacht einen Schweden zu erschlagen. Hauptsächlich verantwortlich
hierfür war der Tyrann König Christian II. Zum Glück wurde er im Jahr 1523
abgesetzt.
Sonntag, 6.
September 2015
Für heute
haben wir uns die Besichtigung des Schlosses vorgenommen. Im dortigen
Danehofsaal wurde 1282 das dänische Grundgesetz, die sog. „Handfeste“
unterzeichnet, wonach dem König nicht ausschließlich nicht die alleinige
willkürliche Herrschaft oblag, was natürlich in den folgenden Jahrhunderten nicht
beachtet wurde, sondern es wurde insbesondere vom tyrannischen König Christian
II nach Gutdünken hingerichtet und gemordet.
Wir können
nur froh sein, dass wir heute leben und nicht dieser Willkür ausgesetzt waren. Zudem
waren die Räumlichkeiten im Schloss ausgesprochen ungemütlich. Auch die
Tischsitten waren eher roh. So konnte es passieren, dass trotz des königlichen
Verbotes sich die rauen Gesellen mit den Holzbechern gegenseitig die Köpfe
einschlugen. Ebenso war es damals schon Tradition, sein Trinkglas nach dem
Anstoßen auf die Krönung des neuen Königs zu zerschmettern. Es ist belegt, dass
Christian II zu diesem Anlass die Anschaffung von 35.000 Gläsern orderte.
Nun aber
genug Mittelalter, wir kehren in die Gegenwart zurück. Der Wind brist in Böen
auf bis zu 8 Windstärken auf und drückt seitlich auf unser Schiff und wir
verlegen es im Hafen so, dass wir den Wind von vorn haben und die Sonne im
Cockpit im Windschutz der Sprayhood genießen können und verzehren dabei unsere
zuvor in der Danish Bakery mitgebrachten Törtchen – einfach köstlich.
Den Abend
verbringen wir mit unseren temporären Stegnachbar Frauke und Manfred von der „Harten
Lena“, einer Contest 42.
Montag, 7. September
2015
Das Wetter
hat sich beruhigt, die Sonne scheint, gute Windverhältnisse – auf nach
Svendborg! Zügig geht es vor dem Wind mit ausgebaumter Fock Richtung Süden an
Langeland vorbei. Wir passieren Lohals und Dagelökke auf Langeland an Backbord,
auf der Steuerbordseite ziehen wir an Lundeborg vorbei.
Die
schnelle Fahrt in den Svendborgsund ist insofern schnell beendet, als zum einen
ein kräftiger Gegenstrom herrscht und wir schon bald die Segel bergen müssen,
weil auch noch der Wind vierkant von vorne kommt.
Wir finden
einen Liegeplatz im Maritimt Center, einem kleinen Museumshafen, der eigentlich
ausschließlich traditionellen Holzbooten vorbehalten ist. Wir haben aber Glück
und dürfen für eine Nacht neben dem Schiff einer dort ebenfalls beheimateten
Segelschule festmachen.
Wir freuen
uns, morgen früh in dieser Kulisse – hoffentlich bei schöner Sonne im Cockpit –
frühstücken zu können.
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