Die ursprüngliche Idee, von Kristiansand in einem langen
Schlag nach Skagen oder evtl. sogar nach Laesö zu segeln, hatte ich aufgrund
der Wettterlage und der Windvorhersage, die am Ende eine lange Kreuz hätte
bedeuten können, aufgegeben. Es hört sich ein bisschen nach Kneifen an. Aber:
Norwegen hat mich einfach nicht losgelassen. Und das liegt nicht nur an dem
wunderschönen Land und der Natür und den Schären mit ihren zahlreichen
Wasserwegen, sondern an den Menschen, die ich als sehr freundlich, offen und
gastfreundlich kennen gelernt habe. Zudem gab es viele, die sich regelrecht
freuten, mal wieder deutsch sprechen zu können, sei es, weil sie früher für
eine deutsche Firma beruflich tätig waren oder einfach, weil sie es als zweite
Fremdsprache in der Schule gelernt hatten.
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Begegnung mit einer Express-Fähre im Sund vor Kristiansand. Express = 31,9 kn! |
Also ging es in Etappen entlang der südnorwegischen Küste
über Grimstad, Risör, eine Ankerbucht bei Skokleöya in der Nähe von Langesund
als letzte Station in Norwegen nach Ekenäs auf den Kosterinseln und damit
zurück nach Schweden. Versüßt wurde der Tag mit einem herrlichen Wind, bei dem
Motivatie mal wieder zeigen konnte, was in ihr steckt. Der Südwest blies mit geschätzten
5 Windstärken, ggfs. zeitweise auch mal mehr, so dass häufig das Speedometer
die 7 kn überstieg. So waren die 44 sm in etwas mehr als 7 Stunden abgesegelt.
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Grimstad hat die zweitgrößte Holzkirche Norwegens mit 1190 Sitzplätzen. Sieht von außen gar nicht so riesig aus! |
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Grimstad von der Wasserseite - der Hafen liegt links davon |
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Hier in Grimstad hat Ibsen mal gewohnt
Auf dem Weg von Risör im inneren Schärenfahrwasser hinter Kragerö
Liegeplatz für eine Nacht an einem einsamen Steg bei Skokleöya
Für den folgenden Tag gab es dann mal wieder weniger Wind.
Im Slalom ging es durch die Schären, wobei ich für die Nacht eine Ankerbucht
aufsuchen wollte. Beim ersten Versuch vor der Insel Lökholmen auf 8 m
Wassertiefe wollte der Anker partout nicht so recht halten. Also wieder weiter.
Bei Veddö sollte es auch eine Ankerbucht geben, wo auch einige tatsächlich
bereits vor Anker lagen. Auf gut 4,50 m sollte es eigentlich ganz gut gehen.
Mit Schleichfahrt um 1 kn macht es auf einmal rums, und ich hatte tatsächlich
einen Felsen, der in der Karte zwar eingezeichnet war, mir beim iPad aber nicht
angezeigt wurde, getroffen. Da es nur ganz langsam ging, kann eigentlich nichts
nennenswertes passiert sein. Ich hatte trotzdem die Nase voll und wollte nach
Fjällbacka in den Hafen, zumal der Ort ganz nett sein sollte. Mitten in einer
Inselpassage passierte dann noch folgendes: Ein Motorboot kam vorbei, wie
üblich mit full speed, und durch den heftigen Schwell löst sich der Anker aus
seiner Halterung und die gesamte Kette mit 35 m Länge rauscht aus, dazu noch
einige Meter Ankertau! So ein Sch….!
Also schnell nach vorn, Handschuhe an und dann Hand über
Hand die Kette im Eiltempo nach oben gewuchtet. Schuld war ich natürlich
eigentlich selbst: ich hatte das Sicherungsbändsel, das neben dem
verschlossenen Ankerlukendeckel den Anker in seiner Halterung hält, noch nicht
wieder angebracht und auch die Lukendeckelsicherung war nicht drin. Naja, der
Abend wurde dann aber noch gerettet. Ich lag am Außensteg des Hafens von
Fjällbacka neben einem Schiff mit norwegischer Flagge. Als die Mannschaft an
Bord zurückkehrte, fragte ich vorsichtshalber, ob das mit dem Päckchenliegen ok
wäre. Na selbstverständlich, war die Antwort des Skippers. Und aus dem
Niedergang heraus kam dann noch eine Einladung zum Abendessen. Es würde noch
etwas dauern, bis das späte Dinner fertig sei, aber ich sei herzlich
eingeladen, mit bei ihnen an Bord zu essen. Das konnte ich natürlich nicht
ausschlagen. Es wurde ein vergnüglicher Abend, in dessen Verlauf sich
herausstellte, dass sie aus Tönsberg kamen, wo ich ja auch den Nachbau des
Osebergschiffes gesehen hatte. Und als ich dann erzählte, dass ich aus
Tönisvorst komme, was ja so ähnlich ist, trug das zur allgemeinen Erheiterung
bei.
Fjällbacka in der Abendsonne
Die andere Seite von Fjällbacka am nächsten Morgen
Der folgende Tag, übrigens Renates Geburtstag, mal wieder
bei leichtem Wind und Supersonne in Badehose durch die Schärenfahrwasser
gekreuzt, was riesig Spass gemacht hat. Nach einem Stück über offenes Wasser
vor Smögen dann wieder in die Schären, zum Schluss allerdings unter Motor. Eine
Nase nach Kungshamn reingesteckt, das aber heiß, laut und voll war. Also schnell
wieder raus. Das Ankermanöver in einer Bucht bei Langöbaden hinter Smögen klappt
dann auf Anhieb. Jetzt gibt es nur eins: Badeleiter runter und ab ins Wasser,
das inzwischen angenehme 20 Grad aufweist und damit auch für einen
Nicht-Skandinavier (ich Weichei!!!) zum Baden geeignet ist.
Nach einer kleinen Privatregatta mit einer chicen Grand
Soleil 34 aus Deutschland, bei der mal der eine, mal der andere die Nase vorne
hat, geht es am nächsten Tag mal wieder in einen Hafen – nach Gullholmen. Hier
ist es erwartungsgemäß auch wieder rappelvoll. Ich erwische aber mal wieder
einen interessanten Nachbarn, bei dem ich als drittes Schiff ins Päckchen gehe.
Der dänische Eigner spricht perfekt deutsch und erzählt, dass er das ehemalige Match Racing Boot mit immerhin 37 Fuß seiner
restlichen Regattatruppe abgekauft hat und so leidlich ausgebaut hat, dass er
damit auch mal ein paar Tage mit seiner schwedischen Frau drauf leben kann. Die
Segel sind einfach Spitze, aber auch ganz neu. Motor? Fehlanzeige! Ist
spannend, wie er zugibt. Im nächsten Jahr soll wohl einer montiert werden.
Bei der Hitze im Moment gibt es erst mal wieder ein
kühlendes Bad. Inzwischen sind auch die kleinen roten Quallen verschwunden.
Mein Nachbar erklärt mir, dass die nur in kälterem Wasser überleben können. Ab
etwas 20 Grad verschwinden sie dann. Mit soll’s recht sein.
Kurze Zeit später kriege ich auch noch Nachbarn. Nach dem
üblichen woher und wohin bekomme ich den Tipp, ich solle auf dem Rückweg doch
auch mal Gottskär anlaufen. Ich erkläre, dass ich auf dem Hinweg schon dort
war, insbesondere weil Jens dort vor ein paar Jahren an der
Contender-Meisterschaft teilgenommen hat. Sie ist total überrascht und erzählt
mir, dass sie in Gottskär wohnt und im Segelklub Mitglied des
Organisationskomitees ist und auch bei der Contender-Meisterschaft mitgewirkt hat
und Catherine heißt. Und als ich erwähne, dass Jens quasi der PR-Manager der
deutschen Contender-Vereinigung ist, meint sie sogar, sich an ihn erinnern zu
können. We seem to live in a really small world!
Hier steht wenigstens noch ein Kummel drauf
Gullholmen in der Abendsonne
Schärenpanorama vor Gullholmen
Alte Lotsenstation auf Gullholmen
Regenbogen nach dem Gewitter in Gottskär
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