Mittwoch, 2. September 2020

Von Kalmar bis Ystad


Schnelle Fahrt von Kalmar nach Sandhamn - bei Böen von bis zu 7 Windstärken rast Motivatie teilweise mit über 8 kn durch den Kalmarsund



Der Hafenführer über den Hafen von Sandhamn: Dieser Hafen hat keine Atmosphäre. Stimmt!



Karlskrona hat dafür umso mehr! Hier das Vollschiff "Jarramas" im Marinemusem. Es ist wohl das kleinste jemals gebaute Vollschiff und wurde ausschließlich als Schulschiff genutzt 




Moderne Kunst am Marinemuseum



Alte und halb verfallene Steinpier an der Insel Norra Bollö



Hier die einzigen Inselbewohner







Der Leuchtturm von Hanö, einer wunderbaren Insel in der Hanöbucht, bei der Annäherung von Osten


Auf Hanö leben z. Zt. noch rund 30 Einwohner - und so ca. 100 Stück Rotwild, die bei einer Wanderung zum Leuchtturm regelmäßig vor mir Reißaus nehmen



Am Leuchtturm 
1906 erbaut, Höhe 16 m, Höhe über dem Meeresspiegel 74 m, Reichweite - dank Fresnel'scher Linse 20 sm 



hier die besagte Fresnel'sche Linse




Die Abendsonne lässt die roten Häuser am Hafen noch mal besonders schön aufleuchten



Wie immer auf den Bildern ist nicht zu erkennen, dass es hier gerade mit 7 Windstärken bläst und Motivatie mit immerhin 8 kn dahinrast



 Der Abendsonne entgegen Richtung Ystad


Die Fahrt von Kalmar nach Sandhamn, ein Hafen, der lt. Hafenführer keinerlei Atmosphäre aufweist, verläuft rasant. Der Spinnaker muss schnell runter, weil von hinten eine Front aufzieht, in der jede Menge Wind zu stecken scheint. Gerade rechtzeitig ist der Spi unten und die Fock oben, als Böen mit 7 Windstärken über den südlichen Kalmarsund fegen und uns eine rasante Fahrt mit max. 8,7 kn!!! bescheren. 
Der Hafen von Sandhamn bieten wirklich keine Atmosphäre! Trotzdem bleibe ich einen vollen Tag dort, weil es fast ohne Unterlass vom Himmel hoch regnet. Zwischenzeitliche Versuche, doch mal etwas von der Umgebung aufzunehmen, scheitern schnell, weil schon die nächste Regenschauer heranrauscht.
Am nächsten Tag bin ich froh, diesen Hafen verlassen zu können. Bei bestem Wetter, allerdings zunächst ohne Wind, geht es unter Motor durch ein wunderschönes und sehr enges Schärenfahrwasser entlang der Insel Senoren. Hinter der Brücke, die mit 18 m Durchfahrthöhe problemlos zu passieren ist, gehen die Segel noch und die letzten paar Seemeilen bis Karlskrona kann ich hoch am Wind bei glattem Wasser genießen. 
Der Hafen von Karlskrona ist wie schon bei der Hinfahrt ziemlich leer. Überrascht bin ich, als auch Emaloca von Gerd und Anke am Steg liegt. Und auch die "Bonnature" mit dem niederländischen Pärchen, mit denen ich auf der Hinfahrt eine kurze Unterhaltung hatte, liegt auch wieder dort.
Der Ort bietet neben hervorragenden Einkaufsmöglichkeiten, die ich zum Wiederauffüllen der Vorräte gerne nutze, ein vielfältiges Angebot an Besichtigungsmöglichkeiten. An allererster Stelle steht natürlich das weltweit in dieser Vielfalt an Exponaten wohl führende Marinemuseum, das ich allerdings schon vor fünf Jahren ausgiebig besichtigt habe. Ein Besuch des Blekinge-Museums kommt nicht in Frage, da es am Samstag bereits geschlossen ist und ich am Sonntag das gute Wetter für die Weiterfahrt nutzen möchte. Trotzdem gibt es natürlich einen kurzen Abstecher zum Marinemuseum zu den dort draußen liegenden Schiff n, wovon mich die "Jarramas", ein Minivollschiff, das lediglich als Schulschiff fungierte, natürlich am meisten interessiert
Zum Tagesabschluss laden mir Gerd und Anke noch auf einen Sundowner an Bord ihrer Emaloca ein. Ich genieße ihre Gesellschaft sehr und die Zeit vergeht wie im Flug. Zeit, Abschied zu nehmen, denn die beiden wollen noch ein wenig durch die Schären der Hanöbucht tingeln.
Für den Sonntag ist nur ein kurzer Trip bis nach Norra Bollö, einer kleinen Schäre südwestlich von Karlskrona geplant. Leider ist der einzige Felsen, an dem man mit dem Segelboot anlegen kann, bereits besetzt. Nach zwei Fehlversuchen an anderen Stellen bleibt wohl doch nur die halb verfallene Steinpier als Anlegemöglichkeit, allerdings auch mit Heckanker, da seitlich bereits jeweils ein Boot liegt und das Wasser dahinter schnell flach wird. 
Leider dreht der Wind auf Nord und ich kann hier nicht liegen bleiben. Also los und einen Ankerplatz gesucht. Der Ankere hält auf Anhieb und trotz Wind und einigermaßen Welle verbringe ich eine ruhige Nacht mit erholsamem Schlaf vor Anker. Am frühen Morgen stelle ich allerdings fest, dass bei zunehmendem Wind der Anker slippt. Also heißt es Anker auf, was sich aber als sehr schwierig herausstellt, da gefühlt mindestens ein Kubikmeter Seegras an der Kette und am Anker hängen, was wohl auch der Grund dafür ist, dass der Anker nicht mehr hielt. Mit halb aufgeholtem Anker erreiche ich mit voller Motorleistung die vom Schwedischen Kreuzerklub (SXK) ausgelegte Mooringtonne, wo ich mit dem Heck anlege und dann erst mal Stück für Stück die Ankerkette vom Seegras befreie und anschließend auch den Anker, an dem ein komplettes Seegrasbüschel samt Wurzeln hängt. 
Irgendwann ist es dann soweit - es ist geschafft. Jetzt erst mal frühstücken und danach geht es dann auch endlich weiter Richtung Hanö. Der Wind ist passabel, es läuft prima. Nur zum Schluss wird es dann vorübergehend schwächer, aber da bin ich auch schon an dem Steinhaufen Malkvarn, der kurz vor Hanö liegt  Kurze Zeit später muss ich schon die Segel bergen und kann in den Hafen einlaufen, wo ich problemlos einen Platz längsseits der Pier einnehmen kann. Im Gegensatz zu vor ein paar Jahren, wo der Hafen quasi komplett voll war, liegen jetzt hier nur 4 Boote!
Die Hafenmeisterin ist unverändert die selbe. Und immer noch sind die sanitären Anlagen in einem perfekt gepflegten Zustand und selbst die Blümchen auf Toilette und Dusche fehlen nicht!
Noch vor dem Abendessen gibt es einen Rundgang über die Insel, d. h. zumindest mal bis zum Leuchtturm hoch. Unterwegs sehe ich jede Menge Rotwild, Hirsche und auch Rehe, geschätzt so etwa 80 Stück. Natürlich nehmen sie Reißaus, sobald sie die Witterung aufgenommen haben. 
Vom 1906 erbauten Leuchtturm, der mit seinen 16 m Höhe 74 m über dem Meeresspiegel sein Lichtsignal, das 20 sm weit zu sehen ist, aussendet, hat man eine phantastische Aussicht. Nach dem Abendessen genehmige ich mir mit Andreas noch einen Gin. Danach verabschieden wir uns, denn sie wollen am nächsten Morgen zeitig los, ggfs. in einem Rutsch bis auf die deutsche Seite. Ehrgeizige Pläne.
Ich selbst will nach Ystad - immerhin auch gut 60 sm. Da passt der angesagte Nordostwind natürlich perfekt. 
Nach dem Frühstück heißt es Leinen los - ich bin mal wieder der letzte. Gleich nach dem Großsegel geht der Spi hoch, denn es ist nicht so viel Wind wie erwartet. Leider hält auch der nicht durch, so dass nach 1 3/4 Stunde schon der Yanmar-Wind helfen muss. Nach zwei Stunden kommt er allerdings zurück. Das Großsegel, das ich während der Motorfahrt geborgen hatte, weil es in der Dünung so furchtbar schlug, geht wieder hoch. Leider ist der Spi vertüddelt und lässt sich nicht klarieren. Also wieder runter damit und statt dessen die Fock hoch. Der Wind frischt schnell auf, so dass Motivatie mit gut 6 kn durchs Wasser zieht. Auf der Höhe von Simrishamn hat es so weit aufgebrist, dass ich beschließe, noch weiter zu fahren. Auch Skillinge, etwa 6 sm weiter, bleibt an Steuerbord liegen. Der Wind ist so gut, dass ich doch bis Ystad durchfahren kann. Der Wind hat sukzessive weiter zugenommen, die Wellen zeigen durchgehend Schaumkronen und manchmal erscheint auf dem Speedometer die 8, im Surf auch schon mal mehr. An der Ecke von Kaseberga, wo man wunderschön die Schiffssetzung oben auf dem Kliff erkennen kann, legt der Wind noch mal zu. Zudem muss ich etwas anluven auf Westkurs. Das Speedometer zeigt durchgängig 7 kn und mehr an. Entgegen der Erwartung bin ich doch noch kurz vor 20 Uhr, d.h. vor dem Sonnenuntergang vor der Hafeneinfahrt. und um 20:10 Uhr sind die Leinen am Steg im Gästhamn, wo nur wenige Boote liegen, fest. 60,7 sm in 10 Stunden - und das bei zeitweise deutlich geringerer Fahrt als der Schnitt von 6 kn. Ich bin mit mir und Motivaties Leistungen sehr zufrieden. 
Der Blogeintrag ist dann trotz angehängter Nachtschicht nicht mehr fertig geworden, sondern wird jetzt hier - in Klintholm inzwischen - vervollständigt.


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