Von Stora Rör soll es jetzt schnell weiter südlich gehen, da der nördliche Wind nicht ewig anhalten wird. Es weht nur schwach aus Nord mit 2, zeitweise auch mal 3 Windstärken. Gerd und Anke sind schon zeitig los und haben ihren neuen Gennaker gesetzt. Orange mit einem gelben Stern - sehr schön und nicht zu übersehen.
Ab Kalmar geht es mit Groß und Fock weiter, zeitweise brist es mal auf, und dann geht es auch mit 6 kn durch den Sund. Hinter mir kommen zwei größere Boote mit Gennaker auf . Bei dem einen handelt es sich um eine XC 42, die die andere mal locker in Lee überholt. Sieht schon nett aus, auch als sie an mir vorbeiziehen.
Auch ein interessantes Schiff, wenn auch nicht so schnell wie die XC 42
In der Zwischenzeit sind auch Gerd und Anke eingetroffen. Da kann ich mich jetzt wenigstens mal für die vielen Male, als sie meine Vorleinen angenommen haben, revanchieren.
Am späteren Abend statte ich der "Moana Manu" einen Besuch ab. Die beiden, Klaus und Claudia, sind begeistert von den Bildern, die ich später per E-Mail und WhatsApp weiterleite. Es stellt sich heraus, dass sie bereits eine Weltumseglung mit einem anderen Schiff hinter sich haben, die für 4 Jahre geplant, dann aber 16 Jahre - teilweise in Etappen mit zwischenzeitlichem Aufenthalt zu Hause - gedauert hat.
Als ich von der Oldtimer-Rallye auf Öland erzähle, bekommen beide große Augen und wollen alle Bilder sehen, die ich gemacht habe. Sie besitzen selber ein paar Oldtimer und hätten es bestimmt in vollen Zügen genossen, die Prachtexemplare erleben zu können.
Kristianopel in der Morgensonne
Am nächsten Morgen ist zunächst so gut wie kein Wind. Da aber für den folgenden Tag mit kräftigen Böen um 7 - 8 zu rechnen ist, wollen wir auf jeden Fall nach Karlskrona. Unter Motor geht es an Sandhamn vorbei, danach durch das enge Fahrwasser von Langören. Nachdem ich die Seilfähre passiert habe, scheint zumindest eine schwache Brise aufzukommen. Also dann doch hoch mit den Segeln. Es reicht zwar anfangs nur für 3 kn, gelegentlich auch mal mehr, aber trotzdem ist die Fahrt sehr gemächlich, was viel Zeit zum Schauen und Fotografieren lässt.
Nach dem Durchzug des Gewitters in Karlskrona wird die Szene in ein wahnsinnig intensives Licht getaucht, das durch den Gewitterhimmel nochmals verstärkt wird.
Noch immer graue Wolken - aber morgen geht es weiter!
Bereits um 7:40 Uhr bin ich unterwegs - bemerkenswert früh für meine Verhältnisse. Aber es liegen ach knapp 60 sm vor mir bis Simrishamn - einmal quer über die Hanöbucht, die auch den Ruf hat, die Biskaya Schwedens zu sein. Auf Höhe des Fähranlegers werden die Segel gesetzt, Nordwind treibt Motivatie mit Backstagsbrise durch die Durchfahrt zwischen Aspö und Hägnudden. Vorsicht ist bei der unter Wasser verlaufenden U-Boot-Sperre geboten. Diese ist aber mit einer unübersehbaren, organge-rot markierten Bake versehen. Es läuft ganz ordentlich mit durchweg 6,5 kn. Leider lässt der Wind um die Mittagszeit sukzessive nach. Als die Geschwindigkeit 3,5 kn unterschreitet, wird in Anbetracht der noch vor mir liegenden Strecke der Motor gestartet. Dabei habe ich noch rd. 25 sm vor mir.
Nach gut zwei Stunden unter Maschine weht die Flagge wieder nach vorne aus. Wind? Ja! Schnell die Segel hoch und die Maschine aus. Erst noch ein wenig verhalten, aber immer besser werdend, geht es unter Segeln weiter. Es dauert nicht sehr lang, bis wir wieder die 6 auf der Logge haben. Leider eine halbe Stunde vor Simrishamn dann doch noch Regen ein - wäre nicht nötig gewesen!
Gerd und Anke sind schon da. Gerd lässt sich trotz des kräftigen Regens nicht nehmen, meine Vorleinen anzunehmen. Anke hat einen wärmenden und sehr leckeren Eintopf zubereitet, zu dem ich eingeladen werde. Da kann und will ich nicht absagen! Da es inzwischen dunkel wird und es unverändert regnet, verzichte ich ausnahmsweise auf Segelpersenning. Die nassen Klamotten sind dank effektiver Leistung meiner Dieselheizung weitgehend trocken und können bald weggeräumt werden.
Am nächsten Morgen - Nebel. Pottendick. Gerd und Anke fahren gerade raus, obwohl sie weder Radar noch AIS - weder aktiv noch passiv - haben. Ich will zumindest einen Versuch wagen. Vielleicht sieht es draußen ja gar nicht so schlimm aus. Ich bin noch keine 100 m aus der Hafenausfahrt raus, als diese auch schon wieder vom Nebel verschluckt wird. Unter diesen Bedingungen weiterfahren? Kommt für mich nicht in Frage. Also 180 Grad Kehrtwendung und zurück in den Hafen. Ich bin gerade zwischen den Molenköpfen, als ca. 30 m hinter mir ein Fischkutter ebenfalls auf die Hafeneinfahrt zu strebt. Den hatte ich weder gesehen noch gehört!
Ich warte noch einige Zeit ab, ob der Nebel sich lichtet. Nachdem ich dann inzwischen für eine weitere Nacht online gebucht und bezahlt habe, klart es auf. Aber dann wäre es für Ystad - rund 30 Meilen weiter - auch schon zu spät gewesen. Stattdessen mache ich einen Bummel in die Stadt, kaufe ein schönes Brot und Drottningskaka. Wer jetzt meint, das wäre was fieses: nein, es ist der Prinzessinenkuchen, der mit einer giftgrünen Marzipanschicht bedeckt ist. Die Schweden nennen ihn auch Schwiegermuttermörder!
In einem Delikatessenladen, in dem man auch ein offensichtlich sehr schönes Mittagsbüffet zu sich nehmen kann, kaufe ich an der üppig bestückten Käsetheke zwei schöne Stücke Käse, die aus der lokalen Produktion stammen.
Am Spätnachmittag mache ich mich dann noch mal auf zu einem Spaziergang entlang der Küste zum Stenshuvud. Hier gibt es zunächst mal einen Sandstrand mit zwar grobkörnigem Sand, allerdings auch zusätzlich ein Freibad, das nur rd. 100 m von der Ostsee entfernt ist!
Stenshuvud ist eine Anhäufung von Felsen mit einer interessant erscheinenden Struktur. Es sieht so aus, als hätte man die Felsen mit einem überdimensionalen Messer karreeförmige Schnitte angebracht.
Damit man trotz Nebel immer noch weiß, wo man gerade ist, hat man am Hafen die Koordinaten von Simrishamn unauslöschlich hinterlassen.
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