Donnerstag, 9. September 2021

Smaalands Fahrwasser, Langelands Belt, Svendborgsund, ein bisschen dänische Südsee und Ankunft in Kappeln

Von Nyord bleibt noch nachzutragen, dass wir dort auf Empfehlung einer "Mön Rangerin" dem lokalen Noorbo Handelen einen Besuch abstatteten. Dort gibt es neben diversen Whiskys, Ölen, Essigen und Balsamen vom Fass einen Original Mön Gin, der neben den von der Insel stammenden Botanicals auch Partikel vom legendären Möns Klint beinhaltet. Natürlich kann ich nicht widerstehen und nehme das ein oder andere - darunter auch Senf aus Mön - aber natürlich auch den Mön Gin mit. Auf der Terrasse nehmen wir noch gemeinsam einen Gin zu uns - jeder etwas unterschiedliches. Ich entscheide mich für den Navy Gin, der besonders kräftig und mit 48 Vol. % auch entsprechend stark ist. Danach sind wir alle erst mal ziemlich platt und verkrümeln uns zeitig aufs Boot und dort in die Koje.



Die erste von drei zu passierenden Brücken auf dem Weg ins Smaalands Fahrwasser - ob die Durchfahrtshöhe wohl passt? Die Seekarte gibt 25 m an - das sollte wohl reichen 


Imposantes Anwesen mit Blick auf den Grönsund


Schöne Replik eines Kutters, basierend auf Plänen aus dem Jahr 1904!



Kann man idyllischer wohnen?


Mit "Motivatie" voll motiviert auf der Kreuz durch das Smaalands Fahrwasser





Abendbrot mit Rowein, Brot und Käse auf Femö - nicht zu vergessen das Gin-Tasting mit Mön-Gin. Und das alles mal wieder gekrönt von einem phantastischen Sonnenuntergang


Ab hier trennen trennen sich die Wege von "Emaloca" und "Motivatie". Gerd und Ank wollen zurück durch den Guldborgsund und über Gedser zurück nach Orth auf Fehmarn. Ich will weiter durch das Smaalandsfahrwasser und über Omö und den Langelandsbelt, durch den Svendborgsund Richtung Kappeln. Drei schöne Wochen sind wir parallel gesegelt und viele gemeinsame Erlebnisse geteilt.



Spaziergang über die Insel Omö bei bestem Wetter. Wind ist momentan sowieso noch nicht. Landwirtschaft prägt die Insel - wahrscheinlich hoch subventioniert, Alte Gehöfte, die im vergangenen Jahr noch trostlos aussahen, haben sich inzwischen zu wahren Kleinoden gemausert, wie dieser Hof mit teilweise neuem Reetdach. 




Auch die kleine Inselkirche mit dem umliegenden Friedhof sieht frisch renoviert aus und strahlt in hellem weiß in der Sonne. Klar, dass auch hier Votivschiffe nicht fehlen.


Der Wind ist nicht besonders üppig, aber vielleicht reicht es ja für Lohals auf Langeland oder Lundeborg auf der gegenüberliegenden Seite auf Fünen. Mit gemächlichen 4 - 5 kn queren wir das Verkehrstrennungsgebiet, in dem heute nicht viel los ist. Kurz vor Erreichen der Nordspitze von Langeland wird der Wind aber immer schwächer und als die Fahrt durchs Wasser 2 kn unterschreitet, werden der Yanmar angeworfen und die Segel geborgen. Ich habe mich innerlich schon auf die Übernachtung in Lohals eingestellt, als sich der Wind erst zaghaft, dann aber stetig, jetzt allerdings aus süd-südwestlicher Richtung zurückmeldet. Also doch wieder die Segel hoch, mal sehen, wie weit wir damit kommen. Manchmal schaffen wir sogar 6 kn! Nach der Wende kurz vor der Küste von Fünen macht sich allerdings Gegenstrom bemerkbar, der die Fahrt über Grund auf gut 5 kn reduziert. Es macht aber so viel Spaß, dass ich sogar in allerbester Silverrudder-Manier in den Svendborgsund kreuze. Hinter Troense allerdings ist der Wind so schwach und wird auch vom Wald, der bis dicht ans Ufer reicht, so weit abgedeckt, dass ich zeitweise auf der Stelle stehe und gelegentlichen sogar vom Gegenstrom rückwärts getrieben werde. Nach einer Dreiviertelstunde gebe ich mich geschlagen und starte den Motor und bin nach einer halben Stunde im Hafen von Svendborg, wo ich am langen Steg noch einen Liegeplatz ergattere. 


Die ersten Häuser am Eingang vom Svendborgsund

Da es inzwischen mit Anlegen und Aufklarieren fast acht Uhr geworden ist, verzichte auf einen Gang in die Stadt. Ich hätte zwar schon noch Lust auf einen Burger, aber da in den Restaurants die Küche meist schon um acht schließt, ist das wohl kaum von Erfolg gekrönt. Also gibt es mal wieder Abendessen an Bord als Selbstversorger. 

Es wäre aber nicht Svendborg, wenn ich nicht - einem fast schon rituellen Gang folgend - beim Bäcker oben an der Treppe Brötchen und auch zwei leckere Schnecken für den Nachmittagskaffee holen ginge. Die sind zwar nicht im entferntesten mit Brötchen, wie wir sie kennen, vergleichbar, aber einzigartig und lecker. 

Prächtige Häuser prägen das Ufer im Svendobrgsund

Gut gestärkt werfe ich die Leinen los und fahre erst mal gegen den kräftigen Westwind durch den Svendborgsund, durch die Brücke bis Rantzausminde, wo sich das Fahrwasser etwas weitet. Das Großsegel wird gleich mit einem Reff versehen, die Fock folgt unmittelbar. Es ist schon eine sportliche und anspruchsvolle Kreuz gegen den strammen Westnordwest. Vor Avernakö muss ich mich entscheiden: weiter gegen Westen und vor Lyö dann auf Südkurs oder vor Avernakö abfallen und durch die enge Passage bei Revtrille? Ich entscheide mich für letzteres und - da ich bei dem herrlichen Wetter noch so wenig Lust verspüre, nach Kappeln durchzufahren - falle ich noch mal ab und steuere Ärösköbing, wo ich schon gefühlt seit Ewigkeiten nicht mehr war, an. 

Das Anlegemanöver klappt dank über die Mittelklampen auf die Winschen geführten Achterleinen perfekt. Wie schön war es doch in den schwedischen Häfen mit den Heckbojen! Seit Rückkehr in die dänischen Gewässer muss man sich wieder mit den hier üblichen Heckpfählen anfreunden.

Ich will gerade den Weg in den Ort antreten, als ich eine Scalar den Hafen ansteuern sehe. Zur Erläuterung: Scalare sind die Yachten, die bei Henningsen & Steckmest, meinem Heimathafen, gebaut werden; traumhafte und hochwertigste Schiffe nach traditionellem Bootsbauverfahren, die mit Ausnahme des GFK-Rumpfes komplett aus Holz gefertigt werden. Es sind die Eheleute Steckmest, die mit ihrer inzwischen leicht modifizierten "Rhapsody in Blue" in den Hafen kommen. Klar, dass ich bereitstehe und die Vorleinen annehme!


Der Marktplatz in Arösköbing - jetzt wieder erfreulich belebt


Wohl eines der meistfototgrafierten Häuser von Ärösköbing. Hier kann man ohne weiteres mit ausgestrecktem Arm an die Dachrinne greifen




Im Innenhof des auf Initiative einer jungen Einwohnerin von Ärö wiederbelebten Kaufmannsladens genieße ich eine besondere Spezialität: ein Single Malt Whisky mit Ingredienzien ausschließlich von der Insel und auch hier destilliert. Hat allerdings auch seinen Preis: die 500 ml-Flasche gibt es zum Schnäppchenpreis von DKK 890,00. Umgerechnet etwa 130,00 €. Schmeckt phantastisch und hat natürlich auch Alleinstellungscharakter!




Bekannt ist Ärösköbing auch für seine bunt angestrichenen Strandhütten

So, jetzt ist er angebrochen - der letzte Tag meines Segeltörns. Es ist der 4. September und damit der 66. Tag unterwegs - entsprechend meinem Alter! Mit achterlichem Wind geht es erst mal in nordwestliche Richtung zur Nordspitze von Ärö mit dem Leuchtturm auf Skjoldnäs. Erst mit ausgebaumter Fock, später mit dem als Spinnaker geschoteten Blister.


Leider setzt auf Höhe von Kegnaes vor der Flensburger Förde das Gebläse aus. Also leider wieder runter mit dem Blister, der wenige und zum Segeln nicht ausreichende Wind kommt jetzt genau von vorne. Also muss ich zum Schluss doch wieder die Kolbensegel bemühen. Nach gut 2 1/2 Stunden Motorfahrt erreiche ich meinen Heimathafen in Kappeln bei Henningsen & Steckmest. Schade, dass der Törn jetzt vorbei ist, schön aber auch, wieder zu Hause zu sein.



Bei einem Glas Wein stelle ich fest, dass ich genau 66 Tage unterwegs war - entsprechend meinem Lebensalter. Es verwundert mich noch nicht mal besonders, als ich feststelle, dass die gesamten zurück gelegten Seemeilen der Abschnitte Kappeln bis Kalmar, Kalmarsund rauf und runter mit Renate, bis Gotland hoch und zurück nach Kappeln bei exakt 1.366 sm liegt. 

Während ich die letzten Zeilen dieses Berichtes schreibe, bin ich schon wieder unterwegs. Zu schön ist das Wetter, um im Hafen liegen zu bleiben. Und zum Silverrudder, das morgen in einer Woche startet, will ich ohnehin bis spätestens Mittwoch wieder in Svendborg sein. 

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