Donnerstag, 18. Juli 2019

Von Lillesand nach Kristiansand durch die Blindleia - und danach?

Hafenfront in Lillesand
Repräsentatives Domizil direkt am Hafen von Lillesand
Motivatie im Gästehafen von Lillesand


Class 40 "Red" aus Kappeln


Zunächst ist mal nachzutragen, dass Lillesand mir noch viel besser gefallen hat als Risör. Wahrscheinlich lag es aber nicht nur am Ort, sondern auch an den sonstigen Umständen. Es begann damit, dass ein freundlicher norwegischer Segler bei dem ansonsten vollen Gästehafen anbot, bei ihm ins Päckchen zu gehen und auch gleich tatkräftig bei der Befestigung der Leinen und Ausbringen des Kabels für den Landstrom half. Auf Vorschlag der Hafenmeisterassistentin habe ich zwar anschließend noch mal verholt, lag dann aber auch viel ruhiger auf der Innenseite des Betonschwimmsteges. Und direkt hinter mir, wie auf einmal feststellte, die Class 40 "Red" - ebenfalls aus Kappeln.
Von Jun, besagtem norwegischen Segler, erhielt ich bei einem Glas Wein noch diverse Tipps, wo man gut anlegen kann, alternative Häfen in Oslo und auch Kristiansand und eine sehr empfehlenswerte Route von Lillesand nach Kristiansand durch das innere Schärenfahrwasser. "Stunning views" versprach er. Und er sollte Recht behalten.
Anfangs noch völlig harmlos gab es später Passagen, wo man erst mal den vor dem Wind ankommenden Gegenverkehr passieren lassen musste, bevor man weiterfahren konnte. So eng waren die Durchfahrten manchmal. Es begann schon mit der Brücke kurz hinter Lillesand. Hier waren sogar auf beiden Seiten der Brücke auf beiden Seiten des Fahrwassers nochmals Kummel als Baken errichtet. Und manchmal konnte man mit dem ausgestrecken Arm fast die Felsen berühren und hatte trotzdem noch 20 m Wassertiefe! Auf den Bildern kommt das leider nur sehr begrenzt zum Ausdruck!







Nachdem ich mich von einem norwegischen Segler habe verleiten lassen, ihm in der Annahme, dass er auch nach Kristiansand will, zu folgen, stehe ich irgendwann vor einer Brücke mit nur 12 m Durchfahrthöhe. Reicht An den Wellen kann man den Atem der Nordsee schon deutlich spüren. Es ist eine angenehme, lange Dünung, die natürlich trotzdem von den Wellen, verursacht durch den inzwischen recht kräftigen Westsüdwest, überlagert wird. Der Wind frischt weiter auf, ein Reff wird fällig. Mit gut 6 kn an der Kreuz bin ich mit meinem Speed recht zufrieden.
Nach zwei langen Schlägen folgt noch einmal ein kurzer Holeschlag, dann kann ich den Leuchtturm Grönningen, der die Ansteuerung von Kristiansand markiert, anliegen. Mit einem deutlichen Schrick in den Schoten düst Motivatie mit durchweg knapp 7 kn Kristiansand entgegen. Wie so häufig, geht es am Ende wieder viel zu schnell. Segel bergen, Leinen und Fender klar machen, Liegeplatzsuche im Gästehafen sind gewohnte Routine.
Blick aus dem Cockpit auf die alte Festung

Kristiansand präsentiert sich von der Wasserseite als moderne Stadt, hat aber auch einen alten Kern. Sehenswert sind die liebevoll gepflegten Holzhäuser der Altstadt Poseby, das alte Rathaus (das sich innen als modernes Gebäude entpuppt) und natürlich die Domkirche mit ihrem interessanten Holzgewölbe und einer imposanten Orgel mit über 4.500 Pfeifen, die übrigens vom renommierten Orgelbauer Klais in Bonn gebaut und 2013 eingeweiht wurde.



Ganz modern und architektonisch wiederum eine Augenweide ist das Konzerthaus direkt am alten Kai. Störend wirkt im Moment noch das alte Industriegebäude mit großen Silos und einem alten Kran, was aber noch etwas aufgehübscht werden soll.

Die Silhouette der Glasfassade soll an die vor der Küste liegenden Schären erinnern. Die schräg verlaufende Holzvertäfelung setzt sich im Gebäudeinneren nahtlos fort und lässt die Form der Besucherränge erahnen. 


Mit Kristiansand habe ich den westlichsten Punkt meines Norwegentörns erreicht. Von hier aus geht es jetzt zurück. Aber wie? Die eigentliche Idee war, von hier aus einen langen Schlag von rd. 98 sm nach Skagen oder evtl. sogar etwas über 120 sm nach Laesö zu machen. Das macht aber bei der derzeitigen Windvorhersage keinen Sinn. Bei südlichen Winden kann das eine üble Kreuz über das Skagerrak werden. Oder doch erste mal wieder ein Stück entlang der norwegischen Küste zurück Richtung Norden? Damit hätte man zum einen die Option, doch noch nach Skagen zu segeln, wenn der Wind entsprechend dreht oder aber von Larvik aus mit einem Schlag nach Strömstad in Schweden zu gehen. Von dort aus hat man wiederum die Option Laesö oder die Schärenküste des Bohuslän.
Vermutlich kann die Antwort mal wieder nur der Wind geben!

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