Mittwoch, 31. Juli 2019

Die Rückfahrt ab Kristiansand



Die ursprüngliche Idee, von Kristiansand in einem langen Schlag nach Skagen oder evtl. sogar nach Laesö zu segeln, hatte ich aufgrund der Wettterlage und der Windvorhersage, die am Ende eine lange Kreuz hätte bedeuten können, aufgegeben. Es hört sich ein bisschen nach Kneifen an. Aber: Norwegen hat mich einfach nicht losgelassen. Und das liegt nicht nur an dem wunderschönen Land und der Natür und den Schären mit ihren zahlreichen Wasserwegen, sondern an den Menschen, die ich als sehr freundlich, offen und gastfreundlich kennen gelernt habe. Zudem gab es viele, die sich regelrecht freuten, mal wieder deutsch sprechen zu können, sei es, weil sie früher für eine deutsche Firma beruflich tätig waren oder einfach, weil sie es als zweite Fremdsprache in der Schule gelernt hatten.
Begegnung mit einer Express-Fähre im Sund vor Kristiansand. Express = 31,9 kn!

Also ging es in Etappen entlang der südnorwegischen Küste über Grimstad, Risör, eine Ankerbucht bei Skokleöya in der Nähe von Langesund als letzte Station in Norwegen nach Ekenäs auf den Kosterinseln und damit zurück nach Schweden. Versüßt wurde der Tag mit einem herrlichen Wind, bei dem Motivatie mal wieder zeigen konnte, was in ihr steckt. Der Südwest blies mit geschätzten 5 Windstärken, ggfs. zeitweise auch mal mehr, so dass häufig das Speedometer die 7 kn überstieg. So waren die 44 sm in etwas mehr als 7 Stunden abgesegelt.


Grimstad hat die zweitgrößte Holzkirche Norwegens mit 1190 Sitzplätzen. Sieht von außen gar nicht so riesig aus!
Grimstad von der Wasserseite - der Hafen liegt links davon

Hier in Grimstad hat Ibsen mal gewohnt


Auf dem Weg von Risör im inneren Schärenfahrwasser hinter Kragerö





Liegeplatz für eine Nacht an einem einsamen Steg bei Skokleöya

Für den folgenden Tag gab es dann mal wieder weniger Wind. Im Slalom ging es durch die Schären, wobei ich für die Nacht eine Ankerbucht aufsuchen wollte. Beim ersten Versuch vor der Insel Lökholmen auf 8 m Wassertiefe wollte der Anker partout nicht so recht halten. Also wieder weiter. Bei Veddö sollte es auch eine Ankerbucht geben, wo auch einige tatsächlich bereits vor Anker lagen. Auf gut 4,50 m sollte es eigentlich ganz gut gehen. Mit Schleichfahrt um 1 kn macht es auf einmal rums, und ich hatte tatsächlich einen Felsen, der in der Karte zwar eingezeichnet war, mir beim iPad aber nicht angezeigt wurde, getroffen. Da es nur ganz langsam ging, kann eigentlich nichts nennenswertes passiert sein. Ich hatte trotzdem die Nase voll und wollte nach Fjällbacka in den Hafen, zumal der Ort ganz nett sein sollte. Mitten in einer Inselpassage passierte dann noch folgendes: Ein Motorboot kam vorbei, wie üblich mit full speed, und durch den heftigen Schwell löst sich der Anker aus seiner Halterung und die gesamte Kette mit 35 m Länge rauscht aus, dazu noch einige Meter Ankertau! So ein Sch….!
Also schnell nach vorn, Handschuhe an und dann Hand über Hand die Kette im Eiltempo nach oben gewuchtet. Schuld war ich natürlich eigentlich selbst: ich hatte das Sicherungsbändsel, das neben dem verschlossenen Ankerlukendeckel den Anker in seiner Halterung hält, noch nicht wieder angebracht und auch die Lukendeckelsicherung war nicht drin. Naja, der Abend wurde dann aber noch gerettet. Ich lag am Außensteg des Hafens von Fjällbacka neben einem Schiff mit norwegischer Flagge. Als die Mannschaft an Bord zurückkehrte, fragte ich vorsichtshalber, ob das mit dem Päckchenliegen ok wäre. Na selbstverständlich, war die Antwort des Skippers. Und aus dem Niedergang heraus kam dann noch eine Einladung zum Abendessen. Es würde noch etwas dauern, bis das späte Dinner fertig sei, aber ich sei herzlich eingeladen, mit bei ihnen an Bord zu essen. Das konnte ich natürlich nicht ausschlagen. Es wurde ein vergnüglicher Abend, in dessen Verlauf sich herausstellte, dass sie aus Tönsberg kamen, wo ich ja auch den Nachbau des Osebergschiffes gesehen hatte. Und als ich dann erzählte, dass ich aus Tönisvorst komme, was ja so ähnlich ist, trug das zur allgemeinen Erheiterung bei.





 Fjällbacka in der Abendsonne



 Die andere Seite von Fjällbacka am nächsten Morgen

Der folgende Tag, übrigens Renates Geburtstag, mal wieder bei leichtem Wind und Supersonne in Badehose durch die Schärenfahrwasser gekreuzt, was riesig Spass gemacht hat. Nach einem Stück über offenes Wasser vor Smögen dann wieder in die Schären, zum Schluss allerdings unter Motor. Eine Nase nach Kungshamn reingesteckt, das aber heiß, laut und voll war. Also schnell wieder raus. Das Ankermanöver in einer Bucht bei Langöbaden hinter Smögen klappt dann auf Anhieb. Jetzt gibt es nur eins: Badeleiter runter und ab ins Wasser, das inzwischen angenehme 20 Grad aufweist und damit auch für einen Nicht-Skandinavier (ich Weichei!!!) zum Baden geeignet ist.
Nach einer kleinen Privatregatta mit einer chicen Grand Soleil 34 aus Deutschland, bei der mal der eine, mal der andere die Nase vorne hat, geht es am nächsten Tag mal wieder in einen Hafen – nach Gullholmen. Hier ist es erwartungsgemäß auch wieder rappelvoll. Ich erwische aber mal wieder einen interessanten Nachbarn, bei dem ich als drittes Schiff ins Päckchen gehe. Der dänische Eigner spricht perfekt deutsch und erzählt, dass er das ehemalige  Match Racing Boot mit immerhin 37 Fuß seiner restlichen Regattatruppe abgekauft hat und so leidlich ausgebaut hat, dass er damit auch mal ein paar Tage mit seiner schwedischen Frau drauf leben kann. Die Segel sind einfach Spitze, aber auch ganz neu. Motor? Fehlanzeige! Ist spannend, wie er zugibt. Im nächsten Jahr soll wohl einer montiert werden.
Bei der Hitze im Moment gibt es erst mal wieder ein kühlendes Bad. Inzwischen sind auch die kleinen roten Quallen verschwunden. Mein Nachbar erklärt mir, dass die nur in kälterem Wasser überleben können. Ab etwas 20 Grad verschwinden sie dann. Mit soll’s recht sein.
Kurze Zeit später kriege ich auch noch Nachbarn. Nach dem üblichen woher und wohin bekomme ich den Tipp, ich solle auf dem Rückweg doch auch mal Gottskär anlaufen. Ich erkläre, dass ich auf dem Hinweg schon dort war, insbesondere weil Jens dort vor ein paar Jahren an der Contender-Meisterschaft teilgenommen hat. Sie ist total überrascht und erzählt mir, dass sie in Gottskär wohnt und im Segelklub Mitglied des Organisationskomitees ist und auch bei der Contender-Meisterschaft mitgewirkt hat und Catherine heißt. Und als ich erwähne, dass Jens quasi der PR-Manager der deutschen Contender-Vereinigung ist, meint sie sogar, sich an ihn erinnern zu können. We seem to live in a really small world!





Hier steht wenigstens noch ein Kummel drauf


Gullholmen in der Abendsonne




 Schärenpanorama vor Gullholmen



Alte Lotsenstation auf Gullholmen


Regenbogen nach dem Gewitter in Gottskär






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